Die Karriere von Norman Chad ist "inconseivable", der WSOP-Kommentator hat den ESPN-Broadcast vom Main Event geprägt wie kein anderer. In den letzten 15 hat er die Pokerwelt so entscheidend mitgestaltet.
Pokerfans rund um den Globus schalten ein, hören sich Witze über seine Ex-Frau an und freuen sich über Ausrufe wie z. B. “Whamboozled!”
Chad und McEachern schaffen es, das Spiel so simpel wie möglich zu erklären, damit auch absolute Freizeitspieler verstehen, was passiert.
Norman Chad spielt selbst Poker, besonders gerne Split-Pot-Varianten wie Omaha-8. PokerListings hat den Moderator in einer Pause beim $1.500 HORSE der WSOP getroffen und mit ihm über die aktuelle Situation von Poker, das Ende der November Nine und seine Lieblingsmoderatoren geplaudert.
PokerListings: Lass uns über Deine Vorliebe für Nicht-Hold'em-Games sprechen. Was magst Du an ihnen?
Norman Chad: 1. Ich mag kein Hold'em. 2. Ich bin aufgewachsen und habe dabei alles außer Hold'em gespielt.
Ich habe immer nur andere Games gespielt und sie machen mir auch mehr Spaß. Ich bin einfach nicht gut im Hold'em.
PokerListings: Was ist zurzeit dein Lieblings-Game?
Norman Chad: Irgendwas zwischen Stud-8 und Omaha-8. Wenn ich in Los Angeles im Casino bin, spielen wir einen Mix aus Stud-8/Omaha-8, das sind meine Favoriten.
PokerListings: Du warst zuletzt beim $111k One Drop Livestream. Ist es eine Umstellung im Vergleich zum normalen ESPN-Broadcast?
Norman Chad: Ja klar es ist komplett anders. Wenn wir die normalen Sendungen aufnehmen, kann ich jederzeit aufs Klo gehen (lacht).
Ja, es ist schon anders und macht Spaß. Wir sprechen ja nur über Hold'em, was eigentlich ein Problem für mich ist, da ich es nicht kenne. Ich mag es nicht und kann es nicht analysieren, deswegen haben wir Leute, die was davon verstehen.
PokerListings: Denkst Du, Poker ist momentan in einem guten Zustand?
Norman Chad: Abgesehen davon, dass wir in den USA seit mehreren Jahren kein Online-Poker haben, läuft es besser als man denkt. Poker musste eine Menge Tiefschläge einstecken, die Leute wollen aber immer noch spielen – und das weltweit.
Den Cardrooms in den USA geht es gut genug, und sollte Online Poker wieder legal werden, haben wir mit Sicherheit einen kleinen Pokerboom.
PokerListings: Denkst Du immer noch, dass Smartphones und Tablets am Pokertisch ein Problem sind?
Norman Chad: Sie sind ein großes Problem. Selbst wenn ich in Los Angeles spiele, empfinde ich es als unangenehm. Nicht nur die jungen Leute hängen an ihren Telefonen, es sind auch die älteren.
Ich spreche die Leute oft an: "Schau mal nach links und nach rechts. Wir sind Menschen, Du kannst mit uns reden."
Eine der schönen Sachen am Poker ist doch, dass es ein soziales Spiel ist. Es gleicht dem Golf, man kann mit den Leuten quatschen, mit denen man spielt und eine gute Zeit haben.
Es verdirbt irgendwie das Spiel, wenn sich jeder mit seinem Smartphone, seinen Kopfhörern oder anderen Geräten beschäftigt.
PokerListings: Du bist schon lange beim ESPN-Broadcast des Main Events. Gibt es etwas, worauf Du schon lange wartest?
Norman Chad: Früher hätte ich gern gesehen, dass Phil Ivey gewinnt. Jetzt ist er für mich gestorben, er taucht ja nicht mal mehr bei der WSOP auf.
Es wäre halt spannend gewesen. Es war aber auch aufregend, den Sieg von Chris Moneymaker oder Qui Nguyen zu sehen. Es sind Extreme.
PokerListings: Wie denkst Du über die Entscheidung, die November Nine aufzugeben?
Norman Chad: Es sollte gut für das Spiel sein. Die November Nine hatten einen Sinn und waren auf ihre Art gut. Trotzdem waren die Leute nicht glücklich mit der 100 Tage langen Pause.
Für die Vermarktung der Spieler waren die November Nine natürlich gut. Aber jetzt gibt es auch zwei Tage Pause.
Ein großer Vorteil ist, dass wir jetzt das ganze Main Event über live sind. Man bekommt ja auch denselben dreitägigen Finaltisch, er findet jetzt eben im Juli statt.
PokerListings: Hast Du irgendwelche persönlichen Highlights aus der Ära der November Nine?
Norman Chad: Auf den ersten Blick scheint Poker ja nicht unbedingt ein Zuschauersport zu sein - die Leute sitzen normalerweise in irgendwelchen Hinterzimmern und spielen – aber im großen Penn & Teller Theater zu sein, fühlt sich schon anders an.
Jeder der Spieler hatte eine Menge Fans im Publikum, die sich verrückte Sachen angezogen hatten. Es war eher wie bei einem Rugby- oder College-Football-Game – großartig.
PokerListings: Vermisst Du irgendwas aus der früheren Pokerwelt?
Norman Chad: Als ich angefangen habe, kannte ich Turnierpoker ja nicht, ich vermisse aber trotzdem das Binion’s Horseshoe. Ich habe es schon vermisst, als wir noch da waren. Es fühlte sich an wie das alte Las Vegas, es hatte dieses Gambling-Feeling.
Es roch immer ein bisschen nach Pisse, es war aber das alte Las Vegas. Gambling ungeschminkt in Downtown. Ich vermisse das Binion's.
PokerListings: Du und Lon McEachern seid die Poker-Moderatoren schlechthin. Hörst Du Dir andere Übertragungen an? Und wenn ja, welche?
Norman Chad: Ich höre sie mir fast alle an. Es ist ja eine kleine Community. Ich schaue gerne die EPT und liebe James Hartigan and Joe Stapleton. Dazu die WPT, ich mag Mike Sexton und ich hätte gerne seine Stimme. Sie klingt irgendwie nach Poker, ich weiß nicht warum.
Ich schaue auch Poker Night in America, wo Stapes mit Chris Hanson zusammen moderiert, auch das mag ich. Ali Nejad and Nick Schulman haben beim High Roller Bowl einen guten Job gemacht. Sie sind besser als Lon und ich und deswegen könnte Ihnen bald etwas zustoßen (lacht).
PokerListings: Wie lange wirst Du noch Poker kommentieren? Hast Du schon schon an Ruhestand gedacht?
Norman Chad: Ich habe keine Ahnung. Als wir es das erste Jahr gemacht haben, dachte ich, dass es nicht weitergeht. Dann dachte ich, dass es nach fünf Jahren wahrscheinlich zu Ende ist.
Ich meine, als wir angefangen haben, gab es überhaupt kein Poker im Fernsehen. Warum sollte man es auch machen? Wer würde sich Poker im Fernsehen anschauen?
Ich dachte mir, dass ich es für fünf Jahre machen werde, weil das ungefähr die Zeit ist, die ich mich in meinem kreativen Dasein mit Dingen beschäftige. Jetzt geht es aber schon 15 Jahre und ich kann nichts anderes mehr (lacht).
Ich bin erst in meinen Fünfzigern, bis zu meinem Ruhestand dauert es noch ein bisschen.
PokerListings: Macht es immer noch Spaß?
Norman Chad: Ich habe immer noch Spaß, ich liebe es, Broadcast zu machen. Es ist kreativ, es ist Entertainment und ich mag sowas.
Wenn wir nur Analyse und Strategie besprechen würden, wäre ich direkt raus. Das kann ich nicht und ich schaue es nicht gerne an. So macht es aber eine Menge Fun.
PokerListings: Eine letzte Frage. Was hat es damit auf sich, dass Du am Pokertisch Starburst verteilst?
Norman Chad: Ich habe vor ein paar Jahren damit angefangen. Ich habe es als Snack mitgebracht. Manchmal fühlen sich die Turniere an wie ein Begräbnis oder wie in einer Leichenhalle.
Die Leute sind einfach zu ernst. Ich habe festgestellt, dass alles ein wenig lockerer wird, wenn man ihnen Starburst anbietet.
In fast allen Turnieren biete ich Starburst an. Ich sage, dass sie es nicht essen dürfen und es als Glücksbringer dienen soll. Manche kamen im nächsten Turnier wieder an und wollten noch eins, da es ihnen tatsächlich Glück gebracht hatte.
Es soll einfach die Atmosphäre auflockern, wir sollten eine gute Zeit am Pokertisch haben. Ich bekomme auch kein Geld von Starburst, ist einfach eine billige Art, den Tisch aufzulockern.