Ist das wirklich erst gut fünf Jahre her? Diese Frage stellt sich gewiss manchem Betrachter, wenn er sich unser Video der Woche ansieht.
Mittendrin sind zwei Heroen des Pokerbooms, Patrik Antonius und Tom Dwan, und man kann durchaus sagen, dass das Geld hier bei beiden Spielern ziemlich locker sitzt. Am Ende liegen über $286.000 in der Mitte, und schon ein Paar Neunen reicht zum Gewinn.
Wer, wann, wo
Wir tauchen ein in die sechste Staffel der legendären Fernsehshow „Poker After Dark“. Zum vorletzten Mal trafen sich im Golden Nugget von Las Vegas die damals bekanntesten und besten Pokerspieler der Welt – Phil Ivey, Phil Galfond, Doyle Brunson und als Protagonisten in unserer Hand, Patrik Antonius, Eli Elezra und Tom Dwan.
Zu dieser Zeit war Full Tilt Poker neben PokerStars noch Marktführer und seine Vertragsspieler mit fantastischen Kontrakten ausgestattet, daher wundert es auch nicht, dass die Spieler in dieser Cashgame-Runde als Starting Stack $150.000 auf den Tisch legten.
Eine ganz normale Hand …
Vor dem Flop ist unser kleines Privatduell zwischen Antonius und Dwan nichts Besonderes, außer vielleicht, dass der Finne hier erst loose mit Q9s reraist und dann die 4-Bet von Dwan callt.
Aber Antonius weiß nicht nur, dass Dwan selbst sehr loose ist, sondern er hat neben guten Pot Odds auch das wichtigste Gut beim Poker auf seiner Seite: Position.
Mit gut $50.000 geht es so auf den Flop und der bringt mit 9♥ 5♠ 3♣ eines der unschuldigsten Boards, das man sich vorstellen kann.
… bis Dwan callt
Auch danach geht es zunächst normal weiter. Dwan bringt die klassische Continuation Bet, worauf Antonius sich verschärfte Gedanken macht.
Der Finne überlegt hier schlicht, ob er mit seiner passablen, aber keineswegs prickelnden Hand den ganzen Weg gehen will, und entscheidet sich dann fürs All-In.
Über diesen Move könnte man durchaus diskutieren, da doch höchst fraglich ist, welche schwächere Hand callen soll und man von einem mehr oder weniger sofortigen Ende des Duells ausgeht, doch dann geschieht das Ungeheuerliche.
Dwan callt hier tatsächlich mit Ass hoch mehr als $100.000 und löst damit nicht nur beim Kommentator ungläubiges Staunen aus.
Über die letztlichen Gründe für diesen Call kann man natürlich nur spekulieren, aber gegen Antonius‘ exakte Hand (und die ist deutlich schlechter als etwa ein Set) ist sein Blatt so klarer Außenseiter und die Pot Odds von nicht einmal 2 zu 1 viel zu schlecht, als dass ein Call auch bei großzügiger Berücksichtigung etwaiger Bluffs nur annähernd korrekt sein kann.
Aber wie wir wissen: Auch die Götter können einmal irren!