Fedor Holz ist der Spieler der Stunde. Der junge Deutsche crusht seit Monaten unter dem Namen „CrownUpGuy“ die Onlineturniere, führt aktuell das PocketFives Ranking als erfolgreichster Online-Turnierspieler der Welt an, und nun scheint er seinen unglaublichen Lauf auch live bei der WPT Wien fortzusetzen. Bei nur noch 17 verbliebenen Spielern ist er derzeit Chipleader. Wir haben das sympathische Ausnahmetalent dort getroffen, eine spannende Handanalyse bekommen, und mit ihm ein sehr interessantes Interview über Live Reads, High Stakes Cash Games, Staking und darüber geführt, worum es für ihn im Leben wirklich geht.
Das Interview mit Fedor Holz
PokerZeit: Bei der WPT Wien scheinst du deinen unglaublichen Online Run fortzusetzen. Was für ein Gefühl hast du fürs Main Event, könnte das der große Wurf werden?
Fedor Holz: Ja, in der Tat fühle ich mich aktuell sehr gut. Momentan investiere ich auch online einiges an Zeit, um besser zu werden und spiele sehr viel unter der Woche. Dadurch hat man dann auch beständigere Ergebnisse und nicht die ganz große Varianz, wodurch natürlich das Selbstbewusstsein steigt. Daher habe ich ein gutes Gefühl und hoffe natürlich, dass ich es bis an den Final Table schaffe.
PZ: An Tag 1A hast du in vielen Situationen gutes Timing bewiesen. In einer Situation hast du mit King-High eine große Bet auf dem River gecallt und lagst vorn. Könntest du die Hand noch einmal Revue passieren lassen und deinen Gedankengang bei dieser Entscheidung analysieren?
FH: Ich habe vom Cut-off mit eröffnet und bekomme von David Abramov am Button die 3-Bet, der mich bereits fünf Mal preflop gereraist hatte und ich habe zuvor fünf Mal weggeschmissen. Im Small Blind bezahlte ein schwächerer Spieler und ich callte ebenfalls. Der Flop kam runter mit und es wurde zum Preflop 3-Better gecheckt. Daraufhin setzte dieser 3.500 in einen Pot von 9.500, was schon ein Zeichen dafür ist, dass er eher blufft, als dass er stark ist, vor allem 3-way auf einem Board mit Flushdraw. Ich bezahle den Einsatz, nachdem der dritte Spieler gefoldet hatte und der Turn bringt die Abramov setzte nach meinem Check nun 8.000 mit ungefähr 18.000 behind. Ich denke, dass er in dieser Situation zu viele Bluffs hat und generell einfach Hände, die da eigentlich nicht reingehören sollten, mit denen er Flushdraws oder eine getroffene Neun zum Folden bringen will. Daher calle ich erneut und der River bringt mit der eine Blank. Ich checke abermals und nun setzt er 11.000 mit einem Stack von 18.000. In dieser Situation kam mir die Betsize sehr verdächtig vor, denn niemand würde 11.000 setzen, wenn er wirklich stark ist. Das macht gar keinen Sinn, es sein denn er verwandelt eine Hand wie Kings in einen Bluff, und vom Timing her hat er den River ziemlich schnell gesetzt, was er auch nicht tun würde, wenn er eine starke Hand hält, denn dann würde er länger überlegen, welche Betsize die beste wäre. Daher habe ich mich zum Call mit King-High entschieden und lag vorn, denn er hatte alle drei Streets mit geblufft.
PZ: Bei der Mega Poker Series Wiener Neustadt hast du ebenfalls einen grandiosen Call gegen Gerald Karlic gemacht. War das eine ähnliche Situation und würdest du solche Reads als eine deiner größten Stärken bezeichnen?
FH: Ja absolut. Gerade live habe ich ein ziemlich gutes Gefühl, wie die Spieler ticken. Generell spielen bei meinen Entscheidungen mein Instinkt und mein Gefühl für der Situation immer eine große Rolle. Gerade zu Beginn meiner Karriere habe ich selbst sehr viele Fehler begangen, wie etwa die 3-Bet von Abramov mit T5o, was ich jetzt nicht mehr tue. Daher habe ich oftmals ein gutes Gespür, wenn meine Gegner ihrerseits solche Fehler begehen. Beim Call gegen Gerald Karlic war das ähnlich, da seine Hand meiner Meinung nach in der Situation nichts zu suchen hat und es ein Fehler war. Wenn man Preflop diese Hände spielt, bringt man sich zwangsläufig häufig in ungünstige Situationen. Die Hand von Gerald war einfach zu schwach und da wir beide Chipleader waren, machte es gar keinen Sinn, mit so einer Hand zu bluffen. Da ich Gerald zudem noch sehr gut kenne und er mir wie Abramov durch seine Betisze und das Timing auf dem River einiges verraten hat, habe ich mich zu dem Call entschieden.
PZ: Online legst du ja seit mehreren Monaten einen unglaublichen Lauf hin. Auf PocketFives führst du derzeit das weltweite Ranking mit Gewinnen von mehr als $2.8 Millionen Gewinnen an. Bei Live Events trifft man dich ebenso regelmäßig. Was macht dir persönlich mehr Spaß, Live- oder Online Poker?
FH: Das ist schwer zu sagen. Livepoker macht mir generell in der späten Turnierphase extrem viel Spaß, wenn man einen großen Stack, einen guten Lauf und ein hervorragendes Gefühl hat. Ein solcher Deeprun macht mir viel mehr Spaß, als der tägliche Online Grind. Das ist ein richtig geiles Gefühl. Auch dieser Moment, wenn man den Sieg einfährt und den Pokal in der Hand hält. Das ist schon was ganz anderes, als die eher anonymen Siege im Internet, auch wenn man dort die wesentlich größeren Siegprämien erhält.
PZ: Kann ich daraus schließen, dass du in Zukunft verstärkt Live Events spielen wirst?
FH: Ich spiele schon seit Längerem regelmäßig Liveturniere, nur blieb bisher der große Major-Sieg leider aus. Doch das wird sich hoffentlich bald ändern. Als nächstes stehen auf jeden Fall die EPT Malta und dann das EPT Grand Final in Monte Carlo auf dem Programm, worauf ich mich sehr freue, und dann natürlich die WSOP im Sommer.
PZ: Ende 2014 hast du deine gewohnte Umgebung der Onlineturniere verlassen und mehrere Shots auf den High Stakes Cash Games gewagt. Wie kam es dazu und welche Erfahrungen hast du dort gesammelt?
FH: Ich spiele Cash Game mittlerweile seit circa einem Jahr und zwar genau aus demselben Grund, warum ich auch Heads-Up und Sit and Gos spiele. Man fängt durch diese Varianten an, wieder neu und mit einer anderen Perspektive über das Spiel nachzudenken. Durch Erfahrungen beim Cash Game nimmt man extrem viel mit für Turnierpoker. Beim Heads-Up beispielsweise lernt man mit weiteren Ranges zu spielen und generell ist es sehr gut für das Postflop-Spiel. Ich hatte zuvor schon sehr viel Cash Game $2/$5 und $5/$10 Zoom gespielt und hatte auch einige gute Freunde, mit denen ich Statistiken geteilt und Hände analysiert habe. Daher habe ich mich auf den Midstakes überaus wohl gefühlt und auch sehr viel Geld gewonnen. Dann habe ich mich entschlossen, Shots auf den High Stakes zu versuchen, um einfach mal meine Grenzen auszutesten und durch das Spiel gegen die Besten zu sehen, wo ich mich selbst noch verbessern kann. Ich hatte mir eine Verlustgrenze von $50.000 gesetzt, dann hätte ich wieder aufgehört. Auf jede Session habe ich mich extrem gut vorbereitet und viel Zeit in mein theoretisches Spiel investiert. Insgesamt habe ich sehr loose gespielt, was auch am Anfang ziemlich gut lief, da die Gegner zu oft gefoldet haben, bis sie sich dann angepasst haben. In den großen Pots habe ich hingegen eher zurückhaltend agiert. Insgesamt würde ich sagen, dass es eine wichtige Erfahrung für mich war, aus der ich viel gelernt habe, die mir aber auch die Grenzen aufgezeigt hat, da die Gegner auf diesen Limits spieltheoretisch auf höchstem Niveau agieren und kaum Fehler machen.
PZ: Bei deinem Sieg beim WCOOP Main Event hast du vorher 40% deiner Action auf PokerStrategy verkauft. Machst du das nach dem gigantischen Cash in Höhe von $1,3 Millionen Dollar immer noch oder ist das nun nicht mehr nötig?
FH: Bei mir hängt das Verkaufen von Action weniger von meinen Gewinnen ab sondern davon, wie viel „freies Geld“ ich habe. Große Teile meiner Gewinne habe ich natürlich angelegt oder beispielsweise in meine Wohnung investiert. Generell habe ich aber sicherlich früher mehr verkauft. Damals hatte ich meist so $3.000 bis $5.000 an jedem Turnier und mittlerweile sind es eher $10.000 bis $15.000.
PZ: Du bist ja bekannt für deinen „sozialen Ansatz“ von Poker. Du hast ein Charity Projekt und hältst ehemaligen Stakern die Treue, auch wenn du deren Support eventuell gar nicht mehr bräuchtest. Wie kommt es zu dieser Haltung?
FH: Für mich hat das einfach was mit der Lebenseinstellung zu tun. Ich halte mir immer vor Augen, wie glücklich ich bin so ein Leben zu haben und dafür waren hauptsächlich die Menschen um mich herum verantwortlich. Dafür bin ich sehr dankbar und daher möchte ich immer etwas zurückgeben. Und eigentlich würde ich liebend gerne noch viel mehr tun, denn Taten sind viel wichtiger als Geld. Da das Leben als Pokerprofi jedoch viel Zeit in Anspruch nimmt, versuche ich wenigstens durch meine finanziellen Möglichkeiten zu helfen.
PZ: Ist dieser Ansatz auch der Grund dafür, dass du leidenschaftlicher Coach und Staker bist?
FH: Ja, definitiv. Für mich ist das einfach sehr wichtig, anderen Menschen etwas weiterzugeben, auch wenn es nur was Kleines ist. Es gibt einfach bestimmte Fähigkeiten und Eigenschaften, von denen jeder Mensch viel mehr haben sollte und diese zu vermitteln, sehe ich derzeit als mein Ziel und meine Lebensaufgabe.
Zu guter Letzt spricht Fedor noch über sein Charity-Projekt: