Der Jungleman über die durrrr-Challenge, die berüchtigte “GTO Dream Machine”, natürlich High Stakes Poker und privates Coaching.
Wir treffen Dan Cates gegen Ende des zweiten Tages des WSOPC Main Event in Tiflis. Da ihm die angebotenen Cashgames nicht hoch genug sind, kann er sich ein wenig Zeit für uns nehmen.
Die unendliche Geschichte oder durrrr-Challenge reloaded
PokerListings: Wird die durrrr-Challenge irgendwann vorbei sein oder läuft sie sogar noch?
Dan “jungleman12” Cates: Ich weiß nicht. Ich hoffe, dass sie irgendwann weitergehen wird. Tom sagt, er möchte das auch, und akzeptiert die Strafen, daher vermute ich, dass wir irgendwann weiterspielen werden.
Da er aktuell stark mit privaten Dingen beschäftigt ist, weiß ich aber nicht wann.
PL: Gibt es eine endgültige Frist?
DC: Nein, das wäre aber gut. Vielleicht sollten wir eine festlegen. Mir ist die Challenge immer noch wichtig. Ich möchte sie gewinnen, ich spiele, um zu gewinnen.
Selbst wenn ich gegen Dwan kaum einen Vorteil habe, geht es für mich um eine Menge Geld.
PL: Online-Challenges, bei denen es um viel Geld geht, scheinen allerdings aus der Mode gekommen zu sein.
DC: Da es heute schwieriger geworden ist, Geld zu gewinnen, kommen sie selten zustande.
PL: Gibt es einen Spieler, den du gern zu einer Challenge herausfordern würdest?
DC: Vielleicht, aber darüber müsste ich genau nachdenken. Ich würde gegen niemanden wetten, sofern ich nicht sicher bin, dass ich gegen ihn gewinne.
PL: Was ist die legendäre “GTO Dream Machine”, über die du in Foren sprichst?
DC: Eine GTO Dream Machine? (lacht) Das war einfach nur ein Spaß. Ich wollte einfach nur, dass sich alle auf 2+2 ärgern.
Eine GTO Dream Machine würde dir einfach in jeder Situation sagen, was der spieltheoretisch optimale Spielzug (GTO steht im Englischen für Game Theory Optimal, also spieltheoretisch optimales Vorgehen Anm. d. Red.) ist.
Zumindest für PLO gibt es das meines Wissens nicht. Es handelt sich einfach nur um einen blödsinnigen Begriff, den ich erfunden habe.
Ich denke, es war ziemlich offensichtlich, dass ich nur Unsinn machen wollte.
PL: Reden wir über Online-Poker. Hältst du Viktor Blom für einen guten Spieler?
DC: Oh ja, er ist ein guter Spieler. Er zählt zu den Spielern, die in ihren besten Varianten sehr schwer zu schlagen sind.
Der Unterschied zwischen einem grandiosen und einem sehr guten Spieler ist in puncto EV deutlich geringer als der zwischen einem Durchschnittsspieler und einem sehr schlechten Spieler.
Die Unterschiede sind kleiner geworden, und man muss mehr Aufwand betreiben, um besser zu werden. Um es mit wenigen Worten auszudrücken, führt dies dazu, dass weniger Geld auf der Straße herumliegt.
PL: Was kannst du uns über die Highstakes-Partien in Macao erzählen?
DC: Nicht viel. Es finden einige sehr hohe Privatrunden statt, über die ich nicht reden kann.
Kürzlich wollte ich mal wieder nach Macao fliegen, entschied mich dann aber, an der LAPC teilzunehmen. Da ich Macao aber sehr mag, werde ich sicher bald wieder dort sein.
PL: Gut, dann erzähl uns doch mal eine richtig interessante Highstakes-Hand.
DC: Ich spielte mit einem sehr aggressiven Typen $300/$600 Stud. Er hatte eine offene Vier und ich eine offene Zwei, aber in meinen beiden verdeckten Karten hatte ich Buben.
Er setzt, ich raise, er geht drüber und ich bezahle. Auf der vierten Straße bekommt er ein Ass und ich eine Vier. Er setzt, ich glaube ihm nichts und raise, aber er reraist wieder. Ich calle natürlich.
Seine nächste Karte ist eine Vier, damit hat er zwei offene Vieren, und ich bekomme eine Acht oder eine andere völlig wertlose Karte.
Er setzt und ich denke „Mist“, aber dann calle ich, weil der Typ einfach verrückt ist. Schließlich setzt er auf dem River wieder, und ich calle. Er sagt: „Ich habe ein Paar Vieren.“
Er hat also mit nichts etliche Bets gebracht. So aggressiv spielen manche auf diesem Niveau.
PL: Adjarabet hat dich zu diesem Turnier eingeladen. Meinst du, diese Region hat Potential?
DC: Ja, ich denke schon. Zwar laufen keine hohen Partien, aber sie hat sicher Potential. Es gibt noch andere interessante Orte, die nicht erschlossen sind, wie etwa Indien.
PL: Full Tilt Poker wird in Zukunft nur noch eine andere Oberfläche von PokerStars sein. Ist das das Ende einer Ära?
DC: Naja, Full Tilt war schon lange kaputt. Da auch immer weniger Highstakes-Partien auf PokerStars stattfinden, scheint es, dass diese aussterben.
Ein paar laufen auch im Microgaming-Netzwerk, aber sie sind niedriger als die auf PokerStars.
Heute gibt es weniger Fische. Viele sind verschwunden, weil sie kein Geld mehr haben oder aus anderen Gründen.
PL: Du spielst professionell Live-Highstakes-Partien. Gelegentlich scheinst du dich dabei zu ärgern. Ist das ein Schwachpunkt in deinem Spiel?
DC: Das kann sein, aber es schadet meinem Spiel nicht zwangsläufig. Normalerweise ärgere ich mich nicht lang, was beim Live-Poker, das sehr langsam ist, dann auch keine große Rolle spielt.
Online kann es dagegen teuer werden, da es selbst dann zehnmal so schnell geht, wenn man nur einen Tisch spielt.
Außerdem ärgere ich mich meist nicht nur über eine Hand. Es müssen noch andere Dinge vorgefallen sein.
Es bahnt sich eine Zeitlang an und bricht dann in einer Hand aus, aber es wäre falsch zu denken, ich wäre nur wegen eines Vorkommnisses verärgert.
PL: Hast du Schwächen in deinem Spiel?
DC: Es gibt einige Dinge, die ich nicht gut kann, und sogar noch einiges mehr in Varianten, die ich nicht gut kenne.
In der Tat, ich habe Schwächen. Jeder hat sie. Sich einen perfekten Spieler vorzustellen, wäre bekloppt.
PL: Wer sind die drei besten Spieler der Gegenwart? Du kannst dich auch selbst nennen.
DC: Dazu bin ich leider nicht eingebildet genug.
Ben Tollerene ist ein sehr guter PLO-Spieler und sauce123 (Online-Pseudonym von Ben Sulsky) hat zuletzt auch sehr gut gespielt.
Und OTB_redbaron wird deutlich unterschätzt. Sein Ansatz bei No-Limit Hold’em mit mehreren Spielern ist vermutlich der korrekteste überhaupt.
Ike Haxton ist ebenfalls sehr gut. Soweit ich weiß, spielt er mathematisch perfekt.
PL: Ist Poker generell im Abwärtstrend?
DC: Beim Live-Poker ist es immer noch einfacher als beim Online-Poker, aber es ist auch langsamer und daher meist weniger effizient.
Bis wieder neue Fische auftauchen, wird dieser Trend aber weitergehen. Würden zum Beispiel die Inder auftauchen, würde das sehr helfen.
PL: Wohin verschlägt es dich nach der WSOPC in Georgien?
DC: Entweder nach Hongkong oder nach Europa.
In diesem Moment muss Dan weg, da ein Online-Schüler auf ihn wartet. Cates arbeitet eigentlich nicht als Trainer, aber er macht Ausnahmen.
PL: Wie viel verlangst du?
DC: Das hängt von der Spielstärke ab.
PL: Nehmen wir an, ich spiele ziemlich krasses $0,10/$0,20.
DC: …
PL: Gut, vielleicht ist es besser, wenn du mir ein Beispiel nennst.
DC: $1.000 pro Stunde ist normal.
PL: Und auf welchem Level müsste ich dafür spielen?
DC: Vermutlich $2/$4 oder $3/$6.
PL: Danke, dass du dir die Zeit genommen hast.