Der Name Max Altergott war lange Zeit nur den Onlinespielern ein Begriff. Unter dem Screenname „altiFC“ spielte er die höchsten Limits und war im World Wide Web ein gefürchteter Gegner. Im Mai 2013 spielte er mit dem €100.000 Super High Roller beim Grand Final in Monte Carlo sein erstes großes Liveturnier, und gewann dieses auf Anhieb samt 1,7 Millionen Euro! Mittlerweile ist er Stammgast bei den High Roller Events und hat innerhalb von nur zwei Jahren über 5 Millionen Dollar bei Liveturnieren gewonnen. Wir haben uns mit ihm bei der WSOP in Las Vegas über das teuerste Turnier des Jahres und die ultimative Freiheit, die ihm Poker gibt, unterhalten.
„Ein guter Pokerspieler behandelt jedes Turnier gleich“
PZ: Wie war es beim Super High Roller Bowl, dem mit einem Buy-In von $500.000 teuersten Turnier des Jahres mit dabei zu sein?
MA: Ich war nicht mehr aufgeregt als bei jedem anderen Turnier, da man, um bei einem Turnier mit einem Buy-In von $500k dabeizusein, einen Großteil seiner Action verkauft.
Deshalb habe ich persönlich nicht viel mehr Geld investiert und gewinnen können als bei anderen High Roller Events.
Allerdings verändert dieses hohe Buy-In die Dynamik des Turniers komplett. Für einige Teilnehmer war es das teuerste Turnier ihres Lebens und daher etwas ganz Besonderes und das wirkte sich auch auf deren Spielweise aus.
Ein guter Pokerspieler behandelt aus emotionaler Sicht jedes Turnier gleich. Da mir aber bewusst war, dass ein paar Teilnehmer sehr aufgeregt und außerhalb ihrer Komfortzone sein werden, konnte ich einige Anpassungen vornehmen, die mir eine bessere Chance gegeben haben weit zu kommen.
„Es gab einen Zeitpunkt an dem ich, wenn ich alles verloren hätte, mit Poker aufgehört hätte“
PZ: Wie bist du zum ersten Mal mit Poker in Kontakt gekommen?
MA: Ich habe zum ersten Mal mit Freunden gespielt so wie wohl die meisten anderen auch. Anschließend habe ich dann damit begonnen online Low Stakes zu spielen und meine ersten hundert Dollar gewonnen. Daraus wurde dann immer mehr.Vor seiner Livekarriere spielte Max unter dem Namen "altiFC" online die höchsten Limits, wie hier beim $200/$400 No-Limit Hold'em gegen "patpatman".
Allerdings hatte ich auch viel Glück, denn es gab einen Zeitpunkt an dem ich, wenn ich alles verloren hätte, wohl mit Poker aufgehört hätte, und die Chance, dass das passiert ist relativ hoch.
Das liegt nicht daran, dass ich nicht an mein Spiel glaube, sondern, dass man gerade online auch Glück braucht nicht zu viel zu verlieren und dann frustriert zu sein.
Außerdem wollte ich nie Schulden haben, und konnte das zum Glück vermeiden, deshalb glaube ich, dass ich einfach unglaubliches Glück hatte, dass es nie soweit gekommen ist.
„Ich möchte für etwas arbeiten, wo ich mehr Gutes tun kann, als irgendwo anders“
PZ: Was würdest du machen, wenn es mit Poker nicht so gut funktioniert hätte?
MA: Ich war immer ein sehr strategisch denkender und ehrgeiziger Mensch. Vermutlich hätte ich wohl studiert und dabei einige interessante Menschen kennengelernt.Auch Altergott spendet 2% seiner Gewinne für die Poker Charity Organisation REG von Philipp Gruissem, Liv Boeree und Igor Kurganov.
Im Moment kann ich es mir absolut nicht vorstellen in einer großen Firma zu arbeiten. Ich möchte etwas machen, an das ich glaube.
Nach meiner Pokerkarriere könnte ich mir gut vorstellen für eine Wohltätigkeitsorganisation, von deren Nutzen und guter Arbeit ich überzeugt bin wie z.B. REG tätig zu sein.
Ich möchte für etwas arbeiten, wo ich mehr Gutes tun kann, als irgendwo anders. Damit ich stets motiviert bin und immer versuche mein Bestes zu geben und meine Qualitäten so effektiv wie möglich zu nutzen, um möglichst vielen Menschen zu helfen.
PZ: Versuch dich bitte einmal gedanklich zurückzuversetzen zu dem Zeitpunkt als du mit dem Pokerspielen angefangen hast. Was glaubst du wäre, unter Berücksichtigung deines jetzigen Wissen, das Überraschendste für dich am Lifestyle eines Highrollers gewesen?
MA: Sehr wahrscheinlich, dass den Highrollern Geld nicht so viel bedeutet. Damals dachte ich die High Stakes Spieler haben einen übertrieben luxuriösen Lifestyle. Tatsächlich besteht diese Szene aber aus vielen jungen Spielern, die eine sehr strategische und analytische Denkweise haben.
In den Gesprächen geht es nie um Geld, und es ist für niemanden von entscheidender Bedeutung. Das hätte mich damals sehr überrascht, dass es viel mehr darum geht, was man erreicht hat, und wie man durch logisches Denken mehr erreichen kann als andere.
„Ich bin momentan sehr glücklich”
PZ: Bist du dankbar einen Job zu haben, der dir so viel Freiheit gibt?
MA: Es ist sehr angenehm keine festen Verpflichtungen wie Meetings zu haben oder arbeiten zu müssen, wenn man keine Lust hat. Durch Poker die Freiheit zu haben zu tun, was man will, ist wunderbar!
Das fühlt sich einfach unglaublich an, dass niemand etwas von mir erwartet, sodass ich je nach Tagesform mein Bestes geben kann.
Das gibt diesen Menschen auch die Möglichkeit über den Tellerrand zu schauen. Wenn man jeden Tag dasselbe macht, dann schaltet das Gehirn irgendwann in den Autopilot-Modus und einige Menschen verlieren sich darin.
Menschen, die dagegen diese Freiheit genießen, können alles neutraler und differenzierter sehen, und frei entscheiden, was sie mit ihrem Leben machen wollen, wodurch sie dies bezüglich auch leidenschaftlicher werden. Ich glaube, das ist das Faszinierende an der Szene.
Ich bin momentan sehr glücklich. Meine Freundin ist Schwanger und jeder fragt mich, ob ich bereit dafür bin Vater zu sein und ob ich mich darauf freue.
Alles, was ich dazu sagen kann ist, dass ich sehr dankbar dafür bin, wie sich mein Leben in den letzten drei Jahren entwickelt hat, und ich daher keinen Grund dafür sehe in der Zukunft noch glücklicher zu sein.“