Vor einigen Jahren musste man im Pokerfloor Berlin Hasenheide bei der Turnieranmeldung noch Schlange stehen und es kam regelmäßig zu längeren Wartezeiten mit Unzufriedenheit bei den Turnierinteressierten. (Nur am Rande, mittlerweile ist der Turnierzugang deutlich besser organisiert).
Ich wurde während des Wartens in der Schlange damals einmal unfreiwillig Zeuge einer Unterhaltung zweier Spieler.
„Das ist hier ja schlimmer wie im Jobcenter“, ließ ein junger Typ vor mir hören. Mein erster Gedanke dazu war: „Komparativ immer mit „als““. Das eigentlich Interessante ergab sich allerdings im weiteren Gespräch der beiden.
Der Unterhaltung war eindeutig zu entnehmen, dass beide „Kunden“ des bezirklichen Jobcenters Neukölln waren und von dort Sozialleistungen bezogen.
Nun sind nach meiner Information diese Sozialleistungen („Hartz IV“) bewusst knapp bemessen und die Knappheit der Mittel erlaubt es nicht, daraus die Buy-Ins für Pokerturniere oder Bares für Cashgames abzuzweigen.
Woher also kam das Geld? Vermutlich aus Pokeraktivitäten oder irgendwelchen anderen Verdiensten. Die beiden beschrieben sich gegenseitig ihre spielerischen Erfolge in Online-Pokerräumen. Und sie feixten darüber, dass diese Einkünfte ihnen als Ergänzung zu den Zahlungen der Jobcenter ein durchaus angenehmes Leben ermöglichen.
Unabhängig davon, dass mir Berichte über Online-Pokergewinne bei den meisten Zeitgenossen eher suspekt sind, muss hier Folgendes deutlich gesagt werden:
Die zwei berichteten in ziemlich naiver Weise davon, dass sie massiv Sozialbetrug betrieben, indem sie Einkünfte aus Pokerspielen den Sozialbehörden nicht miteilten. Dazu sind Sozialleistungsempfänger aber nach gültiger Rechtslage verpflichtet, denn jede Form von Einkünften, die die Sozialtransferzahlungen schmälern könnten, müssen der Behörde gemeldet werden.
Wer das nicht tut, begeht nicht etwa ein Kavaliersdelikt sondern Betrug und das ist eine Straftat.
Ähnliche Informationen habe ich in den letzten Jahren vielfach aufschnappen können. Viele pokerspielende Mitmenschen beziehen Sozialgelder, können es sich aber offensichtlich leisten, nebenher dem Kartenspiel um Geld zu frönen. Gewinne werden wie selbstverständlich nicht angemeldet, unweigerlich auftretende Verluste können offenbar verkraftet werden. Es existiert keinerlei Unrechtsbewusstsein.
Streng genommen dürften diese Leute überhaupt nicht zum Spiel zugelassen werden, denn der Besuch einer Spielbank ist an die Bedingung geknüpft, dass man sich in „wirtschaftlich geordneten Verhältnissen“ befindet. Diese Erklärung gibt jeder automatisch mit der Registrierung beim Eintritt ab. Früher, zu Zeiten von Eintrittskarten aus Papier, stand es (kleingedruckt aber lesbar) auf jedem Billet.
Wer aufgrund existenzieller Nöte in unserem Land auf Hilfe angewiesen ist, dem garantiert das Sozialrecht die Finanzierung einer Grundsicherung mit Übernahme der Kosten von Wohnraum, Kranken- und Rentenversicherung. Das ist eine grundsätzlich noble Angelegenheit und man kann froh sein, in einem Land zu wohnen, das solche Systeme eingerichtet hat.
Vollkommen inakzeptabel ist aber die Haltung gewisser Schmarotzertypen, die sich mittels Staatsknete die Grundbedürfnisse sichern lassen, dabei ihre Zusatzeinkünfte aus Pokergewinnen verschweigen und sich so ein angenehmes Nichtstuerleben ermöglichen.
Kann dagegen etwas unternommen werden? Leider ist an dieser unerträglichen Situation kaum etwas zu ändern, es sei denn die Sozialbetrüger gerieten plötzlich wegen moralischer Bedenken in eine Krise und offenbarten sich. Es wäre jedoch höchst illusorisch, einen solchen Sinneswandel zu erwarten.
Von Seiten der beteiligten Behörden kann kaum eine Änderung dieser Zustände erwartet werden. Sie können erst aktiv werden, wenn ihnen Missbrauchsfälle bekannt werden. Das jedoch würde eine Art Denunziantentum voraussetzen. Und das wäre - genau so wie Sozialbetrug - eine höchst verabscheuenswürdige Aktivität.
Ergänzend treten unsere Datenschutzrichtlinien auf die Bremse. Sie erlauben keinerlei Informationsaustausch zwischen den Spielbanken und den Sozialbehörden.