Etwa jedes achte Mal floppt man mit einem Paar ein Set und wer mit einer solchen Hand nicht zum All-In bereit ist, hat laut Altmeister Dan Harrington etwas falsch gemacht. In unserer Hand der Woche von der partypoker Million in Montreal trifft der Inder Nipun Java tatsächlich ein Monster, muss dann aber feststellen, dass er direkt ins Verderben gerannt ist. Wir schauen uns an, ob er etwas anders machen konnte.
Ausgangslage und Spiel bis zum River
Bei der partypoker Million in Montreal sind noch 40 Spieler dabei, die allesamt schon C$30.000 Preisgeld sicher haben, aber natürlich ein Wörtchen um den Turniersieg und die garantierte Million mitreden wollen.
Die Blinds betragen 300.000/600.000 plus 75.000 Ante, und am Tisch sitzt unter anderem Ex-Weltmeister Carlos Mortensen.
In zweiter Position bekommt Nipun Java (21,9 Mio Chips = 36 BB)
und raist damit auf 1,3 Millionen. Hinter ihm callt Jean-Pascal Savard im Cut-Off, und auch Ha Van Nguyen im Small Blind bezahlt. Mit drei Spielern und 5,025 Millionen Chips im Pott geht es auf den Flop, der bringt
Nguyen checkt. Java setzt 2,4 Millionen und Savard callt, während Nguyen foldet (ein starker Fold ohne Position mit Q9, den sicher nicht jeder gemacht hätte).
Damit sind 9,8 Millionen im Pott, die effektiven Stacks betragen gut 18 Millionen und der Turn bringt die
Java setzt weitere 7,2 Millionen, Savard setzt ihn mit über 18 Millionen All-In und Java callt nach kurzem Nachdenken.
Savard präsentiert
und gewinnt nach dem A♠ auf dem River den Pott mit über 46 Millionen Chips. Später holt er auch den Turniersieg.
Hier die gesamte Hand in bewegten Bildern:
Analyse und Bewertung
Eine bittere Situation, in die Nipun Java da hineingeraten ist, doch wollen wir uns die Hand trotzdem noch einmal komplett anschauen, um zu überprüfen, ob es wirklich keinen Ausweg gab.
Mit seinen 37 BB hat Java noch einen absolut intakten Stack und versucht völlig zu Recht, mit seinem niedrigen Paar weitere Chips zu akkumulieren. Mit dem Stehlen der Blinds und Antes (immerhin fast 1,5 Millionen Chips) könnte er schon zufrieden sein, aber natürlich kann er sich auch den Flop anschauen.
Mit Savard, dessen Spektrum auf dem Cut-Off sehr breit ist, und dem Small Blind Nguyen bekommt Java zwei Caller, womit bei einem normalen Flop natürlich Vorsicht geboten ist.
Monster auf dem Flop
Mit Bottom Set floppt Java zwar nicht die Nuts – mit 87, 99 und 66 gibt es drei bessere Hände – aber es handelt sich nichtsdestotrotz um ein veritables Monster.
Slowplay wäre hier aber nach Nguyens Check aus mehreren Gründen verfehlt, da die Gegner zum einen mit 88, 77 oder zwei Karo aussichtsreiche Draws haben können und andererseits viele schlechtere Hände wie JJ, TT, 99, eine Neun etc. haben können, mit denen sie eine Bet bezahlen.
Eine normale C-Bet, die Java vielleicht in 80 Prozent ohnehin bringen würde, ist genau richtig, da das Monster gut verschleiert ist und sie alles Mögliche bedeuten könnte.
Als Savard callt, sagt dies zumindest aus, dass er irgendetwas hat, denn mit Nguyen im Rücken würde er hier nur selten mit Float-Ideen oder einer schwachen Hand callen.
Nguyen macht daraufhin mit Q9 einen äußerst disziplinierten Fold, da er bereits geschlagen sein könnte und mit seiner marginalen Hand ohne Position wenig Freude in den kommenden Setzrunden hätte.
Provokation des All-In …
Mit der 3♥ kommt auf dem Turn eine Karte, die Java gut gefällt. Ein eventuelles Overpair hat kein Set bekommen, der Flush kam nicht an und auch eine Straight ist sehr unwahrscheinlich, da der Gegner 74 bzw. 42 also völlig unerwartete Hände haben müsste.
Im Pott sind nach den Aktionen auf dem Flop 9,8 Millionen, und Java hat noch 18,2 Millionen, die er natürlich gern unterbringen möchte.
Er setzt nun 7,2 Millionen und lässt sich 11 Millionen übrig, was aus Sicht seines Gegners nichts anderes bedeutet, als dass der Rest auf dem River in die Mitte wandert.
Eine etwas niedrigere Bet hätte es allerdings auch getan, denn ein Flush Draw zum Beispiel hat nun nur noch knapp 20 Prozent und könnte selbst bei einer Bet in halber Pottgröße nicht korrekt callen.
Würde Java zum Beispiel 5 Millionen setzen und würde gecallt, wären 20 Millionen auf dem River im Pott und er könnte dann noch zwei Drittel der Pottgröße setzen – das wäre etwas günstiger.
Auf diese Weise könnte er vielleicht auch leichter Bluffs von Kombo Draws wie A♦ 7♦ oder Ähnliches bzw. reinen Bluffs, die sich zu einem gewissen Prozentsatz in jedem Spektrum befinden, provozieren.
… und der Gegner macht dankend mit
Zu Javas Pech hat Savard ausgerechnet eine der drei realistischen Hände, die ihn schlagen, und dabei sogar eine der beiden, gegen die mit nur einem Out mausetot ist.
Das All-In von Savard ist zwar nicht schön, da die Wahrscheinlichkeit für diese Hände steigt, aber ein Fold kommt dennoch nicht infrage.
Zwar hätte Java mit 11 Millionen Chips und ca. 18 Big Blinds durchaus noch einen spielbaren Stack, aber das Board ist einfach zu drawlastig und ermöglicht damit zu viele Semi-Bluffs, um ein Set wegwerfen zu können.
Zudem könnte Savard 87 haben, wonach ein Call mit zehn Outs zum Full House bzw. Vierling bei Pot Odds von 3,5 zu 1 unter Berücksichtigung plausibler Bluffs sowieso korrekt wäre.
Unterm Strich gab es für Nipun Java also kein Entrinnen und er ging so unter, wie es Dan Harrington in seinem Lehrbuch als richtige Spielweise postuliert.
Fazit
In einem (alb-)traumhaften Szenario gelingt es dem späteren Turniersieger Jean-Pascal Savard seinem Gegner Nipun Java sämtliche Chips abzunehmen.
Für den Inder war bereits alles zu spät, als er die ersten Anzeichen, dass er möglicherweise geschlagen sein könnte, wahrnahm.