Die neue Staffel von „Poker Night in America“ lässt sich gut an, denn die gemischte Cashgame-Runde aus dem Rivers-Casino mit Jennifer Tilly und Maria Ho sowie Shaun Deeb oder Matt Glantz hatte schon in der ersten Folge einige Höhepunkte zu bieten. Wir sehen uns zum Auftakt an, wie Maria Ho zum ganz großen Schlag ausholt und Jennifer Tilly vielleicht nicht das Maximum herausholt.
Ausgangslage und Spiel bis zum River
Im Rivers Casino von Pittsburgh sitzt eine illustre Runde zusammen, und vor allem Shaun Deeb hat bei Blinds von $25/$50 einen echten Lauf.
In unserer Hand raist er nach einem $100-Straddle von Jennifer Tilly aus erster Position auf $300 und bekommt vier Caller.
Maria Ho callt im Hijack, dahinter callen auch Dave Eldridge auf dem Button, Matt Glantz im Big Blind und Jennifer Tilly im Straddle, die
hat.
Damit sind fünf Spieler im Pott mit $1.525, und der Flop bringt
Glantz checkt, Tilly checkt, Deeb checkt, Ho checkt, Eldridge setzt $800, Glantz foldet, Tilly callt, Deeb foldet, aber Ho raist auf $2.800. Eldridge foldet, und Tilly callt.
Damit sind $7.925 im Pott und der Turn bringt die
Tilly checkt, Ho setzt $4.7000 und Tilly callt. Mit $17.325 geht es auf den River, und der bringt die
Tilly setzt $6.100 und Ho foldet ihren kompletten Bluff mit
Jennifer Tilly gewinnt den Pott mit über $23.000.
Die ganze Hand könnt ihr euch hier ab Minute 8 in bewegten Bildern ansehen:
Analyse und Bewertung
Maria Ho versuchte hier eine sehr starke Hand zu repräsentieren und hatte das Pech, dass Jennifer Tilly genau diese hatte.
Schauen wir uns die Hand noch einmal komplett an, um die Spielweise beider Kontrahentinnen näher zu untersuchen.
Vor dem Flop bringt Shaun Deeb einen seiner loosen Raises, und natürlich callt Maria Ho mit ihrem schönen Suited Connector mit einer Lücke – in Position ist eine solche Hand bei großen Stacks sehr vielversprechend.
Und auch für Jen Tilly gibt es keine Alternative. Sie hat ein niedriges Paar und kann bei astronomischen Pot Odds wunderbar auf Set Value spielen.
Der Flop mit 753 in drei Farben ist ziemlich trocken, doch nach lauter Checks versucht Dave Eldridge mit dem niedrigen Straight Draw einen Semi-Bluff.
Glantz foldet, aber Tilly callt mit zwei Spielern im Nacken. Nach Deebs Fold entscheidet sich Maria Ho zu einem Move – sie hat womöglich keine Outs, aber die gegnerischen Spektren sind ziemlich schwach und sie kann für einen günstigen Preis (sie investiert $2.800, um $3.100 zu gewinnen) den Steal versuchen.
Eldridge gibt nun seinen Draw auf – eine kluge Entscheidung, da ihm nur ein Ass richtig weiterhilft und er vermutlich gar nicht erst hätte setzen sollen.
Vorentscheidung auf dem Turn
Richtig interessant wird es aber nun nach Tillys Call, der Ho ziemlich gute Auskünfte über deren Spektrum gibt.
Da Tilly vor dem Flop mit monströsen Pot Odds im Straddle bezahlt hat, ließ sich ihr Spektrum so gut wie gar nicht eingrenzen, aber nun teilt es sich in drei Gruppen auf:
1. Monster und Two Pairs mit 77, 55, 33, 75, 53 und 64
2. Mittlere Overpairs wie 88, 99 oder gar TT
3. Draws mit 86 oder Mischungen aus Draw und Treffer wie 76, 65 oder Ähnliches
Ein zweimaliger Call (erinnern wir uns, erst setzte Eldridge und dann raiste Ho) spricht eher für eine stärkere Hand, doch ist das nur eine Tendenz.
Viel klarer wird es aber auf dem Turn. Der bringt mit der 3♣ ein Paar aufs Board und nach Tillys Check beschließt Ho, noch einmal zu feuern.
Hätte sie besser checken und aufgeben sollen? Gegen einen sehr tighten Spieler wäre das vermutlich korrekt, aber Tilly kann hier eben noch Hände wie 76 oder 88 haben, die sie bei großer gegnerischer Aggressivität vielleicht aufgibt.
Insofern ist Hos Bet nicht zu tadeln, denn erst als Tilly callt, wird deren Spektrum richtig klar.
Was wäre wenn?
Die schwächsten Hände wie 76 oder gar 65 kann man nun ausschließen, da Tilly damit sicher nicht noch eine weitere Bet auf dem River bezahlen wollen würde, und auch Hände wie 66 kommen nicht mehr infrage, kurzum ihr Spektrum ist nun sehr stark geworden.
Der letzte kritische Moment kommt nach der fast(!) belanglosen Zwei auf dem River. Die Frage lautet, ob Tilly setzen oder einen weiteren Bluff provozieren sollte.
Sie entscheidet sich recht schnell zu einer Bet mit knapp einem Drittel der Pottgröße, aber gegen Hos Spektrum verspricht dieser Spielzug nicht viel, denn es gibt außer vielleicht einigen Backdoor Flushes in Kreuz und exakt 64 keine einzige schlechtere Hand, die diese Bet callen kann.
Overpairs wie 88 oder 99 sind nicht in Hos Spektrum (damit hätte sie kaum eine solche Welle gemacht), dafür aber etliche Bluffs, die vielleicht noch einen verzweifelten Versuch gestartet hätten.
Was also wäre nach dem korrekten Check von Tilly passiert? Nun, vermutlich hätte Ho ihre Hand aufgegeben und das Endresultat wäre dasselbe gewesen.
Immerhin hat Tilly seit dem Turn ein sehr starkes Spektrum, dessen schwächste Hände mit Flush Draws jetzt auch noch getroffen haben.
Vielleicht hätte Ho aber noch einen letzten verzweifelten Versuch gestartet, Tillys Hand zu repräsentieren, und weiteres Geld verloren – in jedem Fall wäre ein Check von Tilly der beste Spielzug gewesen, wenn man die sehr niedrige Anzahl der Hände, die callen können, mit der großen Anzahl von Händen vergleicht, die einfach nur Schrott sind.
Fazit
Maria Ho versucht mit Position, Fantasie und Gewalt, einen Pott zu stehlen, der schon auf dem Flop aussichtslos verloren war.
Ob sie auf dem River auch noch die letzte Salve abgefeuert hätte, blieb dem Zuschauer leider verborgen, da Jennifer Tilly mit einer etwas übermotivierten Value Bet weiteres Geld zu gewinnen versuchte, das allenfalls mit einem Check zu gewinnen war.