Nach etlichen Händen No-Limit Hold’em beschäftigen wir uns bei der Hand der Woche wieder einmal mit Pot-Limit Omaha. Eines der ewigen Duelle auf den Highstakes findet zwischen Ben Bttech86 Tollerene und Viktor Isildur1 Blom statt – die beiden stehen für einen angriffslustigen Stil und interessante Konstellationen.
Ausgesucht haben wir eine Hand, die die ganze Komplexität und Attraktivität der Variante Pot-Limit Omaha zeigt.
Sie ist ein Lehrstück dafür, wie schnell sich bei PLO die Verhältnisse ändern können und was für unterschiedlich gute Starthände es gibt.
Das sorgt immer wieder für spektakuläre Konstellationen wie im vorliegenden Fall. Wir nehmen dabei zunächst die Perspektive Viktor Bloms ein und schauen uns anschließend beide Positionen an.
Ausgangssituation und Spiel bis zum River
Gespielt wird Heads-Up Pot-Limit Omaha mit Blinds von $500/$1.000, die Einsätze sind auf $40.000 pro Spieler begrenzt, was gewisse dynamische Einschränkungen nach sich zieht. Auf dem Button bekommt Blom
und raist damit auf $2.000. Ben Tollerene reraist aus dem Big Blind auf $6.000 und Blom callt. Im Pot sind $12.000 und beide Spieler können somit noch $34.000 setzen. Der Flop bringt
und Tollerene ist am Zug. Er setzt mit $12.000 Pot, Isildur1 geht mit $34.000 All-In und Tollerene callt. Der junge Amerikaner dreht
um und liegt damit noch vorne. Vereinbarungsgemäß werden Turn und River zweimal ausgeteilt, das erste Mal kommt
und das zweite Mal
womit Viktor Blom den gesamten Pot mit $80.000 gewinnt.
Analyse und Bewertung
Viktor Blom bekommt auf dem Button eine schöne, spekulative Omaha-Hand. 6543 ist eine sehr gut verbundene Folge mit vielen Straight-Chancen, außerdem hat er in Kreuz die Möglichkeit einen Flush zu bekommen.
Sein Raise vom Button ist obligatorisch – er würde allein aus positionellen Gründen mit fast allen Händen raisen.
Nicht nur für ein Heads-Up hat Ben Tollerene eine ausgezeichnete Hand im Big Blind, sie gehört zu den besten Starthänden überhaupt – Asse plus zwei verbundene gleichfarbige Karten – diese Hand kann mit dem besten Paar (und natürlich Top Set), einer Nut Straight und einem Nut Flush gewinnen, und hat noch viele weitere Gewinnmöglichkeiten.
Selbst im Big Blind sollte diese Hand daher auf jeden Fall gereraist werden, zumal durch das 40BB-Cap der Weg zum All-In gegenüber einer Deepstack-Situation deutlich verkürzt ist.
Tatsächlich ist Tollerene mit seiner Hand 65 zu 35 Favorit gegen Blom, dabei muss man aber bedenken, dass er nach dem Flop keine Position mehr hat und Blom sein Blatt auf dem Button annähernd optimal spielen kann.
Vermutlich sind die Chancen im Sinne des Erwartungswerts deshalb ausgeglichen.
Der Flop bringt aus Sicht von Tollerene ein recht unkoordiniertes Board, auf dem er fast immer noch vorne liegt. Er hat seinen Beschluss ohnehin schon vor dem Flop gefasst – er wird mit dieser Hand um die kompletten $80.000 spielen.
Nachdem Tollerene Pot gespielt hat, muss Blom seine Chancen sehr genau abschätzen, da jede Aktion mit einem All-In (sofort oder auf dem Turn) endet. Er hat Bottom Pair plus Flush Draw in Kreuz sowie einen Gutshot mit einer Sieben getroffen.
Nur gegen wenige Hände liegt Blom somit klar zurück – es gibt zwar einige Worst-Case-Szenarien wie ein Set Damen oder Achten bei Tollerene oder ein Overpair plus dominierender Flush Draw –, aber das ist nur ein kleiner Teil von Tollerenes Spektrum.
Mit seinem All-In zwingt Blom seinen Gegner zu einem Call (da Tollerene Pot Odds von 58 zu 22 bzw. 2,6 zu 1 erhält) und bekommt auf jeden Fall alle beiden Karten zu sehen.
Tollerenes Hand, die vor dem Flop noch ein echtes Monster war, hat gegen Bloms Hand momentan noch die Führung inne, sie wird aber nur noch in 35 Prozent der Fälle bis zum River vorne liegen.
Ausschlaggebend sind die vielen Möglichkeiten für Two Pair, die Blom mit der getroffenen Vier bekommen hat.
Fazit
Diese Hand zeigt sehr schön, wie eng die Starthände bei Pot-Limit Omaha beieinander liegen und wie wichtig es ist, seine Hand mit dem gegnerischen Spektrum abzugleichen, wenn es um die finale Entscheidung geht.
Beide Spieler machten in diesem Fall alles richtig. Merken sollte man sich als PLO-Anfänger, dass Bloms Hand auf dem Flop bereits klar vorne lag und selbst ohne Flush Draw (also z.B. mit der 4♠) über 44 Prozent Pot Equity gehabt hätte.
Hier können Sie die Hand noch einmal in unserem Odds Calculator nachstellen.