Bis heute gilt Tom Dwan als der Spieler, der seine Hände maximal polarisieren und seine Gegner so vor maximal Probleme stellen konnte. In einem Duell mit Phil Hellmuth aus der legendären Fernsehsendung „Poker After Dark“ geht Dwan am Ende All-in und bringt seinen Gegner dazu zu glauben, sein lumpiges Paar Neunen könnte tatsächlich zum Sieg reichen!
Bis heute gilt Tom Dwan als der Spieler, der seine Hände maximal polarisieren und seine Gegner so vor maximal Probleme stellen konnte. In einem Duell mit Phil Hellmuth aus der legendären Fernsehsendung „Poker After Dark“ geht Dwan am Ende All-in und bringt seinen Gegner dazu zu glauben, sein lumpiges Paar Neunen könnte tatsächlich zum Sieg reichen!
Ausgangslage und Spiel bis zum River
Wir steigen wie erwähnt in eine Hand aus „Poker After Dark“ ein. Unter anderem sitzen Doyle Brunson, Gus Hansen und Eli Elezra am Tisch, aber im konkreten Fall sind nur Tom Dwan und Phil Hellmuth in den Pott verwickelt.
Vor dem Flop bringt Hellmuth vom Button einen Raise mit
und callt den anschließenden Reraise von Dwan aus dem Small Blind. Im Pott sind $34.300, und die effektiven Stacks betragen noch $147.600 (das Geld, das Dwan vor sich stehen hat).
Der Flop bringt
Dwan checkt, Hellmuth checkt. Im Pott sind weiterhin $34.300.
Nach der
auf dem Turn setzt Dwan von vorn $27.600 und Hellmuth callt. Im Pott sind $89.500, und die effektiven Stacks betragen knapp $120.000.
Der River bringt die
Dwan zögert eine Weile und geht dann mit knapp $120.000 All-In. Hellmuth überlegt mehrere Minuten und callt dann.
Er verliert gegen
und der Pott mit knapp $330.000 geht an Dwan.
Hier die Hand ab dem Flop in bewegten Bildern:
Analyse und Bewertung
Ein krasser Call von Phil Hellmuth, der aus dem Zusammenhang gerissen wie völliger Irrsinn aussieht. Schauen wir uns die Hand deshalb noch einmal genau an und untersuchen, warum Dwan hier von einer äußerst dürftigen Hand die volle Auszahlung bekommt.
Der erste wichtige Moment ist die Action vor dem Flop, die leider nicht in bewegten Bildern festgehalten ist.
Dwan ist ein Spieler, der mit sehr vielen Händen aus dem Small Blind reraist und es seinen Gegnern damit sehr schwer macht, sein Spektrum möglichst gut einzugrenzen.
Gegen einen sehr tighten Spieler könnte Hellmuth daher seine ziemlich schwachen 97o folden, aber gegen Dwan muss er nicht nur Hände wie AA bis 77 oder hohe Broadway-Karten befürchten, sondern kann von einem recht breiten Spektrum ausgehen, in dem sich auch Hände wie A4s befinden.
Abkühlung auf dem Flop
Der Flop ist äußerst drawlastig und hat beide Spektren gut getroffen. Als Dwan checkt, muss sich Hellmuth fragen, warum ein so aggressiver Spieler wie Dwan hier keine Bet bringt.
Mit sehr starken Händen wie AA, KK, AQ, KQ, allen Sets und starken Draws wie etwa K♦ J♦ würde Dwan auf jeden Fall setzen, daher hat er entweder eine mittelprächtige Hand wie JJ, 99 oder eine Zehn, mit der er den Pott nicht aufblähen will, oder rein gar nichts.
Aus diesem Grund bringt auch eine Bet mit Bottom Pair recht wenig, da Hellmuth zwar alle Bluffs schlägt, aber von keiner schlechteren Hand ausbezahlt werden kann.
Sein Check ist also korrekt.
Die überraschende Bet auf dem Turn
Nach der zweiten Zehn auf dem Turn beginnt die interessanteste Phase der Hand. Nachdem Dwan auf dem Flop noch passiv spielte, setzt er nun auf einmal rund drei Viertel des Pottes.
Aus Hellmuths Sicht kann dies nur heißen, dass er entweder eine Zehn getroffen hat oder blufft, da alles andere gemäß der Analyse auf dem Flop keinen Sinn ergäbe.
Ein Call ist daher logisch, denn natürlich kann Hellmuth eine Hand, die sämtliche Bluffs schlägt, mit Pot Odds von 2,3 zu 1 nicht beim ersten Windhauch folden – und schon gar nicht, wenn dieser von Tom Dwan kommt.
Mit einem recht großen Pott von $89.500 geht es damit auf den River, der mit der 5♠ eine völlig bedeutungslose Karte bringt.
Dwans Meisterstück auf dem River
Nach einer kleinen Denkpause geht Dwan schließlich All-in und polarisiert damit sein Spektrum maximal.
Aus Hellmuths Sicht gibt es eigentlich nur zwei plausible Möglichkeiten, mit denen Dwan so spielen kann: eine Zehn oder nichts.
Mit einer Dame würde Dwan weder so gespielt haben (Check auf dem Flop) noch jetzt All-In gehen und auch mit gefloppten Sets (die nun ein Full House oder sogar Quads sind) hätte er auf dem extrem gefährlichen Flop fast sicher nicht gecheckt.
Natürlich ist Hellmuths Hand äußerst bescheiden, aber gegen das beschriebene Spektrum von Dwan – Trips Zehnen oder nichts – schlägt sie alles außer den Zehnen und ist damit effektiv nicht schlechter als eine Dame.
An dieser Stelle lohnt es sich, die Perspektive zu wechseln und sich die Hand aus Dwans Sicht anzuschauen. Für ihn gibt es ebenfalls zwei Möglichkeiten, was Hellmuth haben kann:
1. Einen geplatzten Draw mit zwei Karo bzw. KJ, 98 oder eine ähnliche Hand
2. Ein mittelmäßige Hand wie QJ, A7 oder 88
Gegen dieses Spektrum ist ein All-In optimal, da Hellmuth alle geplatzten Draws ohnehin nach jeder Bet foldet, mit den guten Händen aber am ehesten einen Bluff vermutet, je höher die Bet ist.
Wichtig ist natürlich, dass Hellmuth weiß, dass Dwan zu solchen Bluffs imstande ist. Wäre Dwan ein Erbsenzähler, der nie seine Hände zu polarisieren weiß und zu keinerlei krassen Bluffs imstande ist, wäre eine niedrigere Bet besser.
Ist der Call richtig oder falsch?
Hellmuth hat die Hand sicher gut analysiert und nach einigen Minuten den Hero Call ausgepackt.
Bei erfahrenen Spielern sind dies meist Bauchentscheidungen, denn ein Richtig oder Falsch gibt es hier nicht.
Sicher ist nur: Liegt man wie Hellmuth falsch, sieht man genauso dämlich aus, wie man zum großen Helden wird, wenn das lausige Paar Siebenen zum Sieg reicht.
Ein absoluter Grenzfall eben, da es hier nur wenige Value Hände mit einer Zehn gibt, die so spielen können.
Fazit
Diese Hand gegen Phil Hellmuth illustriert das Erfolgsgeheimnis, das Tom Dwan lange zu einem der gefürchtetsten NLHE-Spieler der Welt machte – man muss ihm immer einen Bluff zutrauen und er spielt sehr starke Hände genau gleich wie kompletten Schrott.
Phil Hellmuth will hier mit einem krassen Call zum großen Helden werden, doch am Ende ist er einfach nur sprachlos – auch das gibt es beim Poker Brat, der sonst um keinen Spruch verlegen ist.