Seitdem mit dabei: der Livestream. Moderatoren kommentieren während eines Turniers live über oftmals viele Stunden die Action am Tisch und müssen dabei redegewandt, unterhaltsam und analytisch zugleich sein.
Was vor zehn Jahren genau bei einem Pokerturnier passierte, konnte nur in stark reduzierter Form von Magazinen oder mündlich weitergegeben werden. Doch während der WSOP 2005 wurden erstmals TV-Formate ausprobiert, die es bis dahin so noch gar nicht gegeben hatte.
Kommentatoren wie zum Beispiel der Amerikaner Joe Stapleton beschreiben die Situation heute so:
„Ich war 2002 nach Los Angeles gegangen, um Comedy Writer zu werden und hatte für das Homegame von mir und einigen Freunden einen regelmäßigen Newsletter verfasst, der vor allem bizarre Witze über die Teilnehmer enthielt. Diesen Newsletter zeigte meine Freund Scott Huff einigen Redakteuren vom Cardplayer, und die engagierten mich vom Fleck weg. Das Ganze war dann eine reine Improvisation, weil es für eine solche TV-Coverage gar keine wirklichen Erfahrungswerte gab.“
Auch der Deutsche Martin Pott – den man im deutschsprachigen Raum vor allem mit dem Livestream der EPT-Turniere in Verbindung bringt – kam zu seinem Job, wie die Jungfrau zum Kinde.
„Ich hatte schon eine längere, mehr oder weniger professionelle Karriere als Pokerspieler auszuweisen und 2004 vor allem viel online gespielt. Irgendwann erhielt ich eine E-Mail von PokerStars, die nach Co-Kommentatoren suchten, die ab Januar 2005 die EPT-Sendungen begleiten konnten.
Ich bewarb mich und fand mich zusammen mit Horst Koch, Matthias Ronacher (erster deutscher Braceletgewinner) und zwei Anderen in der letzten Auswahlrunde wieder. Mein Vorteil bestand darin, dass ich als Einziger keinen Dialekt sprach. Und so bekam ich den Job.“
Allerdings sollte es noch zwei Jahre dauern, bis PokerStars bei seinen EPT-Turnieren einen Livestream anbot, bei dem Zuschauer im Internet das Turniergeschehen – in verschiedenen Sprachen kommentiert - verfolgen konnten.
Und auch hier war Martin Pott ein Mann der ersten Stunde. „Während der EPT-Dortmund (deren Main Event ich mitgespielt hatte) wurde ich gefragt, ob ich Lust hätte den deutschen Part des Livestreams zu übernehmen. Es sollte eigentlich sofort losgehen.
Ich fand mich also in der dafür vorgesehen Zone ein und dort saß auf meinem Stuhl schon Markus Krahwinkel, der über Eddy Scharf von Sport1 gecastet worden war. Wir haben dann spontan entschieden es gemeinsam zu machen und sind für die nächsten sechs Jahre ein Team geblieben.“
Seit einem halben Jahr ist Martin Pott im deutschsprachigen Live-Stream der EPT-Turnieren allerdings ein Einzelkämpfer und holt sich deshalb immer wieder bekannte Co-Kommentatoren dazu.
Dabei haben sich neue Zweierkonstellationen entwickelt, die der 48-Jährige aus Bielefeld sehr zu schätzen weiß.
„Fachlich am stärksten ist diesbezüglich sicherlich George Danzer. Ein besonderes Vergnügen ist die Arbeit auch mit Jamila von Perger oder Christopher Frank. Und wenn es darum geht, ein Gewitter von guten Jokes zu produzieren, geht nichts über die Teilnahme von Jens Knossalla.“
Und die profitieren natürlich mittlerweile alle von der jahrelangen Berufserfahrung Martin Potts. Der sagt über die besonderen Qualifikationen des Livestream-Kommentators:
„Du musst vor allem permanent reden können. Das ist wie bei der Kommentierung eines Fußballspiels. Du brauchst eine Vorbereitung, musst also zum Beispiel über die Teilnehmer recherchiert haben, aber dann darf dir einfach die Spucke nicht wegbleiben.“
Neben Eloquenz sind allerdings auch kommunikative Fähigkeiten gefragt. Immerhin muss der Livestream-Kommentator sofort mit verschiedensten Charakteren auf einer Funklänge ankommen. Und er darf dabei auch fachlich nicht unter die Räder geraten. Für Martin Pott ist auch das nie ein Problem gewesen.
„Ich hatte es ja bereits vor Chris Moneymaker zweimal in Las Vegas mit der professionellen Spielerkarriere probiert. Außerdem spielte ich quasi professionell, Limit Poker auch online. Ich war mit der Szene, ihrem Slang und den ganzen fachlichem Wissen deshalb bereits überaus vertraut. Ein so tiefer Sprung ins kalte Wasser wie für viele andere in dem Bereich war das deshalb für mich nicht.“
Mittlerweile gilt Martin Pott innerhalb der Pokerszene als „Mister Livestream“ und wird auch für andere Poker-Formate engagiert.
Bei „Let‘s play poker“, einem MyVideo-Format, war er mit seiner Stimme ebenso präsent wie beim Eureka-Event im tschechischen Kings Casino.
Coole Pokerjobs – die Serie
Teil 1 – Masseurin
Teil 2 – Dealer/in
Teil 3 – Coach
Teil 4 – Blogger
Teil 5 – Ernährungsberater
Teil 6 – Pokerroom-Manager
Teil 7 - Journalist
Teil 8 - TV-Moderator
Teil 9 - Pokeragent
Teil 10 - Floorman
Teil 11 - Consultant
Teil 12 - Fotograf
Teil 13 - Turnierleiter
Teil 14 - Live-Event-Moderator
Teil 15 - Livestream-Kommentator