In diesem Pokerjob schwebt der Akteur in einer besonderen Spannungslage: Er muss sich auf der einen Seite in der Materie sehr gut auskennen und auf der anderen Seite versuchen, nicht zum Fachidioten zu werden.
Vor etwas mehr als zehn Jahren erreichten die Fernsehzuschauer im deutschsprachigen Raum erstmals Bilder einer Welt, die sie vorher ins Reich der Spielhöllen und Hinterzimmer verortet hätten.
Im DSF-Nachtprogramm saßen ziemlich unsportliche Personen, die mit regungslosen Mienen zehntausende Dollar an Pokertischen verschoben.
Obwohl den meisten Zuschauern die Wertigkeiten der Kartenkombinationen und auch Begriffe, wie „Raise“ und „Bluff“ ein Begriff waren, blieb es doch relativ undurchschaubar, was da an den Tischen eigentlich vor sich ging.
So blieb es oftmals am TV-Moderator hängen, ob der Zuschauer verharrte oder gelangweilt weiterzappte.
Einer, der an dieser Front seit dem ersten Tag seinen Dienst tut und bis heute, so etwas wie DER TV-Moderator von Poker im deutschsprachigen Raum ist, heißt Michael Körner.
Der gebürtige Hagener war da, als Poker auftauchte, er wurde mit der jungen Szene erwachsen und ist heute so etwas wie der Grandseigneur des deutschsprachigen Pokerfernsehens.
Körner, 45, hat das journalistische Handwerk von der Pike auf gelernt. Schon vor dem Studium arbeitete er beim Radio und als vor 25 Jahren die ersten Privatsender gegründet wurden, war der „Lehrling“ bei den ersten Schritten mit dabei.
„Bei all der Improvisation in der Pionierzeit habe ich eine ausgezeichnete Ausbildung erhalten“, so Körner. „Moderation, Beiträge, Live-Berichterstattung, all das kann ich seitdem.“
Nach einem gewonnenen Casting bei Vox ging Körner mit dem neuen Sender 1993 auf Sendung und war ab dann in den verschiedensten Sparten des deutschen Privatfernsehens unterwegs. Zwei Jahre Moderation bei „Jump Run“, dem Basketball-Magazin von Sat1, Kinoredakteur bei Premiere und auch als privater Unternehmer versuchte sich Körner.
„Und dann hatte DSF 2004 ein Rechtepaket von einem englischen Sender erworben, in dem auch Sendungen über Darts und Poker enthalten waren. Da wurde dann unter den Sportredakteuren herumgefragt, wer sich damit auskennen würde“, erinnert sich der Moderator an diese Zeit.
„Bei mir war bekannt, dass ich schon immer ein wenig der Gamblertyp war und auch großes Interesse für Galopprennen sowie Pferde- und Sportwetten hatte. Mein Vorgesetzter sprach mich also direkt an und ab da war Poker gewissermaßen mein Schicksal.“
Für Michael Körner war Poker von da ab nicht nur Beruf, sondern auch Mission.
„Ich habe mich vom ersten Tag an stark engagiert und auch in meiner Freizeit mit kaum etwas Anderem beschäftigt. Es war mir schnell klar, dass man sich in der Materie sehr gut auskennen muss, um nicht gleich vom ersten Tag im Sperrfeuer der Experten und Nerds zu stehen.“
Die Kritik ließ natürlich trotzdem nicht lange auf sich warten. Man merke schon, so bekam Körner in Mails oder Forumsbeiträgen immer wieder zu hören, dass er sich noch nicht so richtig auskenne. Korrekturen, Verbesserungsvorschläge und natürlich auch Häme gab es gratis hinterher.
Für Michael Körner war das alles dennoch hoch motivierend. Er lernte mit der rasant wachsenden Szene, nur eben noch ein bisschen schneller.
„Und dann stand ich auf einmal vor einer ganz anderen Herausforderung“, so der Sauerländer. „Ich musste auf einmal fachliche Grenzen ziehen, weil ich merkte, dass man als Poker TV-Moderator einfach nicht so ‚kompetent‘ werden darf wie die Diskutanten in den Fachforen. Es war auf einmal wieder wichtig, den Erstzuschauer in seiner Moderation mitzunehmen.“
Lernen kann man da natürlich vor allem von den Amerikanern. Die ESPN-Produktionen, National Heads-up Championship oder die WSOP sind im Aufbau sowieso schon für die breitere Masse konzipiert und halten auch absolute Laien bei der Stange.
Bei EPT-Livestreams oder dem TV-Format German High Roller sitzt Michael Körner dann auch mit absoluten Experten wie Jan Heitmann oder George Danzer zusammen und kann dann auch mal den „Profis“ zeigen, dass er was vom Geschäft versteht.
Zumal er bei all den berufsbedingten Lernstunden natürlich auch selber mittlerweile ein ernstzunehmender Amateurspieler geworden ist.
Zweimal spielte er einen EPT-Main Event (Snowfest) und hatte nicht das Gefühl, unterlegen zu sein. Beim Cash Game befindet er sich auf dem Limit $2/$4 in der Wohlfühlzone, und online liegt ihm besonders Heads-Up-Poker.
„Ich spiele gern viele Hände und beweise mich Postflopspiel“, erklärt Michael Körner diese Eigenart.
Auch bezüglich der Poker-Moderationen musste der „Veteran“, der deutschen Pokerberichterstattung noch mal umlernen. Mittlerweile kommentiert er die Poker-Sendungen für Sport1 nicht mehr nur, sondern schneidet und übernimmt auch große Teile der Postproduktion.
„Sendungen wie zum Beispiel die von der EPT, die andere kommentieren, habe ich dann meist selber komplett bearbeitet. Das heißt natürlich auch, dass Poker mittlerweile schon den Riesenanteil meines Berufslebens ausmacht.“
Im deutschsprachigen Fernsehen steht Michael Körner als Poker-Moderator mittlerweile ziemlich allein auf weiter Flur. Seine von ihm geschätzten Kollegen Markus Krawinkel und Martin Pott (letzterer deckt auch noch ein paar Sendungen auf Eurosport ab) komplettieren den „kleinen Kreis“.
Warum das so ist, macht Körner vor allem an der juristischen Situation fest: „Man muss schon sehr genau wissen, worauf man sich da einlässt. Und genau vor diesen Schwierigkeiten zucken doch dann die meisten Sender zurück“
Michael Körner selbst setzt bezüglich seines Berufslebens auch mehr und mehr auf Sicherheit. „Wenn ich jetzt 20 wäre, würde ich bestimmt in irgendeiner Poker-WG in England hocken. Aber ich hab eine Frau und vier Kinder. Und da gebe ich mich innerhalb der Pokerwelt damit zufrieden, der Mann hinter dem Mikro zu sein.“
Coole Pokerjobs – die Serie
Teil 1 – Masseurin
Teil 2 – Dealer/in
Teil 3 – Coach
Teil 4 – Blogger
Teil 5 – Ernährungsberater
Teil 6 – Pokerroom-Manager
Teil 7 - Journalist
Teil 8 - TV-Moderator
Teil 9 - Pokeragent
Teil 10 - Floorman
Teil 11 - Consultant
Teil 12 - Fotograf
Teil 13 - Turnierleiter
Teil 14 - Video-Presenter
Teil 15 - Livestream-Kommentator