Als Brad Willis, einer der Pioniere von Pokerstarsblog.com, Ende 2011 einen langen Bericht zur Geschichte dieser Website veröffentlichte, machte er noch einmal eindrucksvoll klar, aus welchem Nichts die gesamte, uns heute so selbstverständlich vorkommende Poker-Berichterstattung um das Jahr 2004 entstanden ist.
Von Pokerturnieren waren bis dahin maximal Tagesendberichte bekannt. Was genau bei den Events vor sich ging, konnte nur mündlich, geschweige denn irgendwie live an die rasant wachsende Community überall in der Welt übermittelt werden.
Und für die gesamte Strategie von PokerStars war die gerade ins Leben gerufene European Poker Tour ein wichtiges Element. Die Möglichkeit sich über billige Online-Satellites für Major-Turniere qualifizieren zu können, brachte PokerStars schnell immense Marktanteile.
Nun musste das jeweilige Live-Spektakel nur noch in die Wohnzimmer der Daheimgebliebenen transportiert werden.
Und warum sollte das, was man vom Schach kannte – nämlich das sofortige Übertragen der einzelnen Spielzüge – nicht zumindest auch ansatzweise für Pokerturniere funktionieren?
Das Beispiel des Pokerstarsblog, der erstmals bei der PCA 2005 an den Start ging, machte danach schnell Schule.
Wo am Anfang noch vereinzelte Blogger auf dem Boden hockten, entstanden professionell ausgestattete Media-Räume und auch die Zahl der Blogger aus aller Herren Länder stieg rasant an. Der Pokerboom hatte einen neuen Beruf geschaffen.
DER Veteran unter den deutschsprachigen Poker-Bloggern ist zweifellos Robin Scherr (siehe Bild ganz oben). Seit 2007 (damals noch für intellipoker) betreut er den deutschsprachigen Pokerstarsblog und berichtet seitdem nonstop von den Turnieren der European Poker Tour. Wie alle seiner Kollegen ist auch er – wenn auch mit journalistischer Vorbildung – ein Quereinsteiger.
Poker-Blogger müssen seiner Ansicht nach vor allem drei wichtige Qualitäten mitbringen:
„Man braucht natürlich eine gewisse Poker-Vorbildung. Ohne die kannst du das Geschehen bei einem größeren Live-Turnier überhaupt nicht ordentlich einschätzen. Dann sollte man das in einer Viertelstunde aufgenommene in eine lesbare, dramaturgisch ordentliche Form bringen können. Und letztlich muss man gut zu Fuß sein. Oftmals sind die Media-Räume weit vom Turniergeschehen entfernt. Und wenn man alle 15 Minuten einen Blog setzen will, kann man sich vorstellen, was man da am Tag an Kilometern zurücklegt.“
Der Blogger steht pausenlos unter immensem Aktualitätsdruck. Meist nutzen die Leser verschiedene Quellen und entscheiden sich am Ende für die schnellst und genaueste.
Seiten, wie pokernews.com gelten bezüglich des Bloggens als Referenz-Medium, treten bei großen Major Turnieren in Mannschaftsstärke an und sind damit den „Ein-Mann-Armeen“ der anderen Seiten logischerweise überlegen.
Achim Schotte, auch bekannt unter seinem Alias Robbie Quo ist einer, der anderen wenigen Turnier-Blogger, die noch aus den „Gründerjahren“ übrig geblieben sind. Der einstige Speditionskaufmann ist für die Pokerfirma im Schnitt aller 14 Tage auf einem Turnier und arbeitet dann die Woche voll durch.
Auf die Frage, wie gut man das Spiel beherrschen muss, um ein guter Blogger zu sein, fällt seine Antwort sachlich nüchtern aus.
„Ob man wirklich gut sein muss, ist natürlich bei jedem „Poker-Beruf“ anzuzweifeln. Denn wenn man es wäre, würde man wahrscheinlich eher professionell spielen. Aber man sollte ein solides Grundverständnis haben, von dem was da am Pokertisch passiert.
Ich zum Beispiel schreibe relativ schnörkellos die Hände auf, ohne das großartig zu analysieren.
Andere Blogger wiederum bauen ihre Handbeschreibungen lieber in eine kleine Geschichte mit ein paar Nebeninformationen ein. Dazu müssen zum Teil noch Fotos gemacht werden.
Das Ganze ist für den Blogger körperlich und geistig fast eine ebensolche Kraftanstrengung wie für den Pokerspieler selber.“
Natürlich sei es von Vorteil, so Robbie Quo, wenn man als Blogger selbst leidenschaftlicher Spieler sei. Man befände sich dann nämlich während der Arbeit quasi in seinem natürlichen Lebensraum.
„Ich kann sehr häufig dabei sein, wenn in Europa um die großen Preisgelder gepokert wird. Dort bekommt man die Möglichkeit stundenlang hochklassiges Live-Poker zu beobachten. Dann ist man Teil des Pokerzirkus und trifft permanent interessante Menschen.
Und man ist ständig auf Reisen. Obwohl das natürlich auch gleichzeitig Nachteil ist. Denn bei der extremen Arbeitsbelastung habe ich meistens gar keine Zeit die jeweilige Stadt wirklich zu besichtigen.“
Das Honorar für diese Tätigkeit liegt nach Ansicht des Hannoveraners im Rahmen des im Journalismus Üblichen.
Bei der Frage, ob er denn nicht manchmal daran denke, bei all dem Wissenszuwachs seine Pokerkarriere fortzusetzen, muss Achim Schotte alias Robbie Quo trotzdem nicht lange nachdenken:
„Ich habe den Schritt, ein, zwei Mal gewagt, bin aber gescheitert. Das muss man am Ende akzeptieren. Jetzt geht der Ehrgeiz eben in eine andere Tätigkeit, die mit Poker zu tun hat. Das ist auch spannend.“
Coole Pokerjobs - die Serie
Teil 1 - Masseurin
Teil 2 - Dealer/in
Teil 3 - Coach
Teil 4 - Blogger
Teil 5 - Ernährungsberater
Teil 6 - Pokerroom-Manager
Teil 7 - Journalist
Teil 8 - TV-Moderator
Teil 9 - Pokeragent
Teil 10 - Floorman
Teil 11 - Consultant
Teil 12 - Fotograf
Teil 13 - Turnierleiter
Teil 14 - Video-Presenter
Teil 15 - Livestream-Kommentator