Für Annie LePage ist die WSOP seit fast zehn Jahren fester Bestandteil ihres persönlichen Jahres-Kalenders. Las Vegas ist ihre Heimatstadt und sie selbst hat sich hier seit 2004 ganz passabel als professionelle Cash Game-Spielerin durchgeschlagen.
Doch seit dem vergangenen Sommer ist für die Mittdreißigerin alles anders. Statt im Rio Poker zu spielen, hat Annie lieber in der Küche gestanden. Zwei Monate lang, jeden Tag bis zu zwölf Stunden.
Sie hat gekocht, Ess-Pakete geschnürt und diese persönlich ausgefahren. Und neben den zahlreichen Pokerspielern der WSOP, die sie mit vegetarischen, glutenfreien, nährreichen Mahlzeiten versorgte, hat sie auch ihr eigenes „Baby“ genährt.
Annie LePage hatte nach der WSOP 2012 eine Pause vom Poker genommen, um ein lange geplantes Kochbuch zu schreiben.
Irgendwann ist ihr dabei klar geworden, dass sie, die an verschiedenen ernährungswissenschaftlichen Instituten gelernt und auch gelehrt hatte, zwei Leidenschaften miteinander verbinden konnte: Küche und Poker.
Und das Projekt nahm ziemlich schnell konkrete Formen an:
„Beim Pokerspielen geht es um Konzentration, Kraft und Ausdauer. Und dafür gibt es bessere und weniger vorteilhafte Ernährungsmöglichkeiten. Von überteuerten Fett-Burgern, Pizza, Sandwichs und Cola haben sich die Pro`s lange genug ernährt und nicht wenige sind innerhalb kürzester Zeit verfettet und krank geworden. Doch das ist vorbei“, resümiert Annie den aktuellen Trend innerhalb der Community.
„Viele Pros haben gerade in den vergangenen zwei Jahren ihre Ernährung komplett umgestellt. Man braucht sich nur mal Spieler wie Daniel Negreanu, ElkY oder auch Phil Ivey heute und vor fünf Jahren anzusehen, um den immensen Unterschied zu bemerken.
Die, die sich nicht umgestellt haben, sind vor allem die Catering-Agenturen der Casinos und großen Poker-Turniere.“
Und Annie LePage stieß bei den Pokerspielern in Las Vegas offenbar schnell offene Türen ein. „Ich kannte so viele Pokerspieler persönlich, dass ich sofort einen recht großen Kundenstamm hatte. Und damit war auch klar, dass sich meine Küche ganz konkret an den Bedürfnissen von Pokerspielern ausrichten wird.“
Mittlerweile kocht LePage selber den ganzen Tag und liefert das Essen – mit Hilfe von ein paar Mädchen auch selber aus. Klienten sind sowohl Spieler, als auch Casinos. Dabei hat Annie schon jetzt eine lange Liste von täglichen Kunden.
Ihr Fazit nach ein paar Monaten: „Der Bedarf nach gesundem, nährreichen, oftmals auch streng vegetarischen Essen innerhalb der Pokerszene ist immens.“
Noch steckt das Poker-Catering von Annie LePage in den Kinderschuhen und ist trotz gut zahlender Pokerspieler noch nicht wirklich lukrativ. Aber die Chancen das allgemeine Catering für Pokerveranstaltungen mit zu revolutionieren, stehen nicht schlecht.
Das Bewusstsein dafür ist innerhalb der Pokerszene längst da. Was fehlt, sind die Strukturen.
Allein ein Blick in die einschlägigen Poker-Foren reicht, um zu erkennen, dass sich seit Beginn 2012 die vorher nicht sonderlich intensiv bearbeiteten Threads zu Poker&Ernährung rasant mit Beiträgen füllen.
Und wer auf diesem Gebiet ein kompetenter Berater und Zulieferer sein will, sollte sich – wie Annie LePage - mit ernährungswissenschaftlichen Fragestellungen ebenso auskennen, wie mit den Spezifikas der Pokerszene.
Die Chefin von „Annie`s Kitchen LV“ hat dazu klare Vorstellungen: „Zu verstehen, welchen Herausforderungen sich Spieler an einem langen „Arbeitstag“ – ob in einem Turnier oder bei Cash-Game-Sessions zu stellen haben, ist absolut notwendig, um zu verstehen, welche Art von Ernährung sie dafür brauchen.
Ich packe zu jeder Hauptmahlzeit noch Snacks oder Dinge wie Traubenzucker, damit die Spieler auch was haben, wenn sie noch mal der kleine Hunger packt oder sie Mangelerscheinungen, gerade auch bezüglich der Konzentration zeigen.
Auch beim Ausliefern sollte man mit den Gepflogenheiten vertraut sein, wissen, dass man so wenig wie möglich die Spielabläufe stört und weiß wie der Tagesrhythmus ist und wann die Pausen stattfinden.“
Zwar lässt sich Annie LePage bezüglich ihrer Küche genauso ungern in die Karten sehen, wie beim Poker, aber ein paar ganz simple Ernährungstricks verrät sie den Pokerspielern auch gratis:
Der Pokertag sollte, ob online oder im Casino mit einem eiweiß- und kohlenhydratreichem Frühstück beginnen. Wer allgemeine Fitness und Konzentration im oberen Bereich konservieren möchte, sollte sich an Bohnen, Getreide, Vollkornreis, Gemüse, Meeresfrüchte, Eier und mageres Fleisch halten.
Und bei Getränken ginge nichts über das gute, alte Leitungswasser.
Coole Pokerjobs - die Serie
Teil 1 - Masseurin
Teil 2 - Dealer/in
Teil 3 - Coach
Teil 4 - Blogger
Teil 5 - Ernährungsberater
Teil 6 - Pokerroom-Manager
Teil 7 - Journalist
Teil 8 - TV-Moderator
Teil 9 - Pokeragent
Teil 10 - Floorman
Teil 11 - Consultant
Teil 12 - Fotograf
Teil 13 - Turnierleiter
Teil 14 - Video-Presenter
Teil 15 - Livestream-Kommentator