Was ist Staking?
Aufgepasst, die englischen Vokabeln Stacking und Staking sehen ähnlich aus und werden dementsprechend oft verwechselt, bedeuten aber etwas völlig anderes.
Beim Stacken geht es um die Chips am Tisch (der Begriff kommt von engl. Stack = Stapel) und mit dem Begriff an sich ist gemeint, einem Gegner seine gesamten Chips abzunehmen.
Staking dagegen, und darum soll es in diesem Text gehen, bedeutet im Englischen Anteil oder Beteiligung.
Beim Staking oder Staken geht es also darum, sich an einem Spieler, der an einem oder mehreren Pokerturnieren bzw. Cashgames teilnimmt, zu beteiligen.
Der Vielfalt von Möglichkeiten sind dabei kaum Grenzen gesetzt. Allgemein geht es darum, dass ein Spieler einer oder mehreren Personen Anteile verkauft bzw. anders herum, dass eine oder mehrere Personen einem Spieler Geld zur Verfügung stellt.
Das kann für eine bestimmte Anzahl von Turnieren sein, aber auch für eine für eine bestimmte Anzahl von Händen beim Cashgame.
Hintergrund des Geschäfts ist einerseits, dass der Spieler (der Stakee) bei MTTs seine Varianz reduziert bzw. beim Cashgame höhere Limits spielen kann, als seine Bankroll es erlauben würde, und andererseits dass der Investor (der Staker) sich eine Rendite verspricht, weil der gestakte Spieler als stärker als seine Gegner angesehen wird.
Staking in der Praxis
Wie beschrieben, gibt es viele Möglichkeiten, wie Spieler und Investoren sich einigen können. Am besten eignen sich Beispiele, um zu illustrieren, wie Staking funktioniert und welche Begriffe dabei verwendet werden.
Fullstaking mit Cut 50/50
Wie der Name schon vermuten lässt, bedeutet Fullstaking, dass ein Spieler sämtliche Anteile verkauft. Der sogenannte Cut regelt, wie mit den Gewinnen verfahren wird, nachdem die Beteiligungen zurückbezahlt wurden.
Beispiel 1: Erwin verkauft ein Paket mit 10.000 Dollar komplett an Staker und einigt sich auf einen Cut von 50/50. Aus den 10.000 Dollar macht er beim Turnier 20.000 Dollar.
Erst erhalten dann die Staker ihre 10.000 Dollar zurück und anschließend erhalten Spieler und Staker jeweils die Hälfte des Gewinns (der Spieler bekommt also 5.000 Dollar und die Staker teilen ihre 5.000 Dollar Gewinn entsprechend ihren Anteilen auf).
Beispiel 2: Erwin verkauft ein Paket mit 10.000 Dollar komplett an Staker und einigt sich auf einen Cut von 50/50. An Preisgeld gewinnt er allerdings nur 4.000 Dollar. Da er komplett gestaket wurde, erhält er von dieser Summe nichts, sondern sie wird unter den Stakern (die natürlich Verlust gemacht haben) aufgeteilt.
Staking mit Mark-Up
Eine beliebte und im Grunde unkomplizierte Methode ist das Staking mit dem sogenannten Mark-Up.
Hier nimmt der Spieler quasi eine Provision oder einen Aufschlag, die/der in der Regel gleich bei Abschluss des Geschäfts kassiert wird.
Beispiel: Erwin verkauft 50 Prozent eines Turnierpakets von 10.000 Dollar mit einem Mark-Up von 1,2. Für die 50 Prozent, die er verkauft, erhält er 6.000 Dollar, bezahlt also im Endeffekt nur 40 Prozent selbst. Erzielt er Gewinn, wird dieser aber 50 zu 50 geteilt.
Diese Beispiele sind nur eine Auswahl der Möglichkeiten, die es beim Staking gibt. Im Grunde handelt es sich um eine Beteiligung, wie man sie aus der freien Wirtschaft kennt, etwa Geschäftsanteile etc.
Der Fall Geshkenbein
Die wichtigsten Faktoren beim Staking sind Vertrauen und Zuverlässigkeit. Im Falle des EPT-Siegers von Saalbach-Hinterglemm 2011 Vladimir Geshkenbein hat das, vorsichtig formuliert, nicht ganz funktioniert. Vor der WSOP verkaufte Geshkenbein immerhin 40 Prozent seiner gesamten Turniere, die er in Las Vegas spielen wollte.
40 Prozent der Startgelder von 38 Turnieren im Gesamtwert von 62.491 Dollar (der Betrag ist wegen des One Drop-Turniers für 1.111 Dollar so krumm) hatte Geshkenbein wegen Mark-Ups von 1,25 bis 1,6 (für das Main Event der WSOP) für 33.602 Dollar (40% von insgesamt 84.005 Dollar Buy-ins incl. Mark-Ups) verkauft, doch kurz vor dem Main Event ließ er die Bombe platzen.
Obwohl er mit Preisgeldern von 62.787 Dollar gar nicht so schlecht abgeschnitten hatte, gab Geshkenbein in einem Forum bekannt, dass er das Startgeld des Main Event nicht mehr bezahlen könne, da er pleite sei.
Böses Erwachen für die Staker, die für das wichtigste aller Pokerturniere mit Mark-Up immerhin 6.400 Dollar (für den Anteil von 40 Prozent) investiert hatten und nun erfahren mussten, dass ihr Spieler erstens nicht mehr für sie antreten und zweitens auch die Gewinne aus den vorausgegangenen Turnieren nicht erstatten konnte.
Als sei der Ärger nicht schon groß genug, kam es für die Staker sogar noch schlimmer. Im selben Forenbeitrag gab Geshkenbein bekannt, dass er beim Main Event von einem Freund gestaket werde, der praktisch das gesamte Startgeld übernehme und fast die komplette Action an ihm halte. Der Rest ist bekannt – Geshkenbein legte einen mächtigen Lauf hin und landete immerhin auf Platz 62, der „ihm“ 123.597 Dollar einbrachte.
Für die ursprünglichen Staker hätte das eine nette Ausschüttung von knapp 50.000 Dollar bedeutet, so aber blieb ihnen nur Geshkenbeins Versprechen, zumindest die Einsätze zurückzuzahlen.
Video (eng): Der Einfluss von Staking beim Poker
Vor- und Nachteile des Staking
Das Beispiel Geshkenbein zeigt die Nachteile des Staking aus Sicht der Investoren mehr oder weniger komplett. Die Staker setzen in einen Spieler in doppelter Hinsicht Vertrauen – zunächst als Spieler an sich und dann als Verwalter ihres Geldes.
Ist ein Spieler noch so gut, bringt es allerdings nichts, wenn er das anvertraute Geld verspekuliert, verzockt oder sonst irgendwie vergeigt.
Genau das ist im Fall Geshkenbein geschehen, und womöglich hätten die Staker sich gar nicht erst beteiligt, wenn sie gewusst hätten, auf welch dünnem Eis der EPT-Sieger bereits vor der WSOP unterwegs war.
Umgekehrt bot das Staking in diesem Fall dem Spieler Geshkenbein die Chance auf den großen Wurf, die er ansonsten aufgrund seiner arg gebeutelten Bankroll so gar nicht mehr hätte suchen können. Ein einseitiger Vorteil ist beim Staking aber nie eine gute Ausgangslage.
Eigentlich sind die Vorteile des Staking beidseitig und bestehen für den Spieler darin, die Varianz abzufedern und seine Investitionen, die im internationalen Turnierkalender sehr hoch sein können, im Rahmen zu halten.
Die Investoren dagegen bekommen die Möglichkeit, sich prozentual gleich an mehreren Spielern zu beteiligen und dadurch mehrere Pferde ins Rennen zu schicken.
Am besten lässt sich das am Main Event der WSOP illustrieren. Ein Staker beteiligt sich an zehn Spielern mit jeweils 5 Prozent und bezahlt dafür insgesamt 6.000 Dollar. Neun Spieler scheiden vor dem Geld aus, doch einer legt einen Lauf hin und gewinnt 250.000 Dollar. Der Staker erhält 12.500 Dollar und hat ein gutes Geschäft gemacht.
Fazit
Nicht erst seit dem Fall Geshkenbein ranken sich um das Thema Staking wilde Geschichten. Der Niederländer Constant Rijkenberg, der 2009 die EPT San Remo gewann, hatte angeblich 137% seiner Action verkauft und konnte sich am Preisgeld von 1,5 Millionen Euro nicht recht erfreuen.
Es geht aber auch anders. Wer sich näher und seriös mit dem Thema Staking befassen will, findet zum Beispiel mit mypokersquad.com eine interessante Anlaufstelle.
Dort kann man Anteile von renommierten Spielern wie Marius Pospiech, Ismael Bojang, Erich Kollmann oder Gerald Karlic kaufen und sich sicher sein, dass das Geld nicht veruntreut wird.
Aber natürlich geht es auch ganz konservativ, indem man sich an befreundeten Spielern beteiligt – so wie es in der deutschen, aber auch internationalen Pokerszene gang und gäbe ist.
Danke Pokerzeit für diesen tollen Beitrag. Ich selber habe ein paar % an Spieler auf pokermarket.com gekauft und bin nach 17 Stakings leicht im Plus 🙂 Ich stake dort nur User mit einem “Trusted Badge”, da gibt es zwar auch keine Versicherung, dass man nicht gescammt wird, aber mein Vertrauen in die Spieler ist schon ein wenig größer.