Soll ich callen, raisen oder folden? Das sind die Fragen, die sich jemand stellt, wenn er zum ersten Mal Poker spielt. EPT Champion Anton Wigg gibt euch die Antworten und sagt euch, worauf es bei Multi-Table-Turnieren (MTTs) ankommt.
Diese Frage ist sehr verblüffend, da sie im Grunde sehr einfach zu beantworten ist, wenngleich sich Pokerspieler oft einbilden, sie wäre schwierig.
Willst Du ein besserer Pokerspieler werden, musst du für ein solides Fundament sorgen. Ein Teil dieses Fundaments ist die Handauswahl.
Von diesem Sprungbrett gehen alle weiteren Aktionen aus, daher habe ich mit Anton Wigg einen der besten Turnierspieler der Welt darum gebeten, Dir dabei zu helfen, das Fundament zu errichten.
Spiele keine schwachen Hände in früher Position
Der größte Fehler, den Einsteiger beim Poker begehen, ist, zu viele Hände zu spielen.
Poker ist ein Spiel und natürlich möchte man möglichst viel mitmischen. Dieser Gedanke wird noch unterstützt, weil es öfter Flops gibt, auf denen man einen Volltreffer gelandet hätte, und glaubt, alle drei Gemeinschaftskarten hätte immer einen Wert für einen.
“Der größte Fehler von Einsteigern ist”, so Wigg, „in früher Position schwache Hände zu spielen. Unterm Strich haben sie dann nach dem Flop keine Position und eine schlechtere Hand als ein besserer Spieler hinter ihnen.“
„Das gilt besonders vor Einführung der Ante, da sich der Pot ohnehin kaum lohnt.“
Die Handauswahl hängt von vielen Faktoren ab, und man muss dabei bedenken, dass Poker kein starres, fest umrissenes Spiel ist. Beim Poker gibt es keine Lösung, die immer passt.
Um sich als Einsteiger ein solides Fundament zu schaffen, ist es aber sinnvoll, sich an folgenden Ansatz zu halten, bis man genug Erfahrung gesammelt hat.
Mach dir das Leben leichter mithilfe von Starthandtabellen
Ein optimaler Einstieg sind Starthandtabellen (Starting Hand Charts), an die man sich beim Pokern halten kann. Diese Tabellen zeigen an, welche Hände man in welcher Position spielen sollte.
Später werden deine Entscheidungen von den Stackgrößen und den Fähigkeiten und Tendenzen der Gegner beeinflusst, doch die Tabelle ist ein guter Ausgangspunkt.
„Tabellen zur Handauswahl sind eine ausgezeichnete Methode, um die Grundlagen des Spiels vor dem Flop zu erlernen“, meint Wigg. „Zu diesem Zeitpunkt geht es nur darum, ein solides Fundament zu errichten.“
“Mit welchen Händen man sein Geld investiert, ist eine sehr wichtige Frage, und gute Spieler sind in diesem Teilbereich sehr stark. Je weiter sich Poker entwickelt, desto geringer werden die Vorteile, die sich die besseren Spieler verschaffen.“
“Auch wenn man am Anfang eine Tabelle zur Handauswahl benutzt, muss man sich immer im Klaren sein, dass sie einem nur begrenzt weiterhilft“, so Wigg weiter. „Erfahrung ist in diesen Situationen immer das Wichtigste, daher sollte man spielen, Spaß haben und aus seinen Fehlern lernen.“
Wie erstellt man eine Tabelle zur Handauswahl? Zur Vereinfachung ist es am besten, man unterteilt die Handauswahl in die drei Positionen am Tisch: frühe Position, mittlere Position und späte Position.
Frühe Position – Entwickle dich nicht zur Calling-Station!
“Spielt man in früher Position, erzeugt man automatisch ein Problem, da man den Großteil der Entscheidungen nach dem Flop ohne Position treffen muss.“ Und Wigg weiter: „Angesichts deiner geringeren Erfahrung ist wichtig, dass du mit stärkeren Händen auf den Flop kommst als dein Gegner.“
“Du solltest aus dieser Position recht tight spielen, sofern der Tisch nicht so günstig ist, dass sich das Abweichen von dieser Strategie empfiehlt. Da du nach dem Flop möglichst einfache Entscheidungen haben willst, solltest du diese Hände spielen:
- AA-88
- KQs
- KJs und QJs
- AK-AQo
- ATs
“Die Grundregel lautet, nur mit starken Händen zu spielen, damit du auf dem Flop die bessere Hand als dein Gegner hast und deine Entscheidungen leichter werden.
In deinem Spektrum befinden sich mehr gleichfarbige Hände, da du mit ihnen etwa 5% mehr Equity hast. Noch wichtiger aber ist, dass du mit ihnen deutlich öfter einen Draw bekommst und dadurch deine Hände aggressiver und profitabler spielen kannst.
Du spielst nicht alle Paare, da sie nach dem Flop nur sehr wenig Equity haben. Einem Einsteiger kann es leicht passieren, dass er Sets jagt und dann zur Calling Station wird, weil er zwar nichts getroffen hat, aber immer noch glaubt, er hätte die beste Hand.
Meist jedoch hat man nur zwei Outs und das ist keine gute Strategie. Viele Spieler haben auch die Tendenz, es dann mit Bluffs zu versuchen, aber auch das ist keine Methode, um seine Strategie zu vereinfachen.“
Mittlere Position – Behalte deine tighte Starthandauswahl bei
“Du solltest weiterhin tight sein", meint Wigg, "um deinen Mangel an Erfahrung zu kompensieren.“
"Du kannst noch KTs und QTs hinzunehmen, wenn du dich an deinem Tisch wohlfühlst und deine Gegner nicht sehr aggressiv sind. Außerdem Paare bis 55, KQo und AJo – ansonsten aber gilt dieselbe Prämisse wie bei dem Spektrum aus früher Position.“
Späte Position – Passe dich deinem Tisch an und konzentriere dich auf die Stärke deiner Range
“In später Position musst du die Tendenzen der Spieler in den Blinds berücksichtigen, aber das ist nicht so wichtig wie die Stärke deines Spektrums.
Sind deine Gegner sehr aggressiv, solltest du etwas tighter werden. Beim Poker geht es vor allem darum, sich seinem Tisch anzupassen und anhand der vorhandenen Informationen die bestmögliche Entscheidung zu treffen.“
„Du kannst nun mit allen guten Händen spielen – allen Paaren und vielen Suited Connectors. Du hast in später Position nicht mehr so viele Gegner, daher ist es weniger wahrscheinlich, dass du in eine gute Hand rennst.
Sind die Spieler in den Blinds sehr passiv und folden viel, solltest du mehr Hände spielen. Teste die Grenzen aus, bis du Grund hast, wieder tighter zu werden.“
„Denk daran: Poker ist kein Spiel, bei dem man Punkte für jeden gewonnenen Pot bekommt. Konzentriere dich darauf, starke Hände zu spielen und die großen Pots zu gewinnen“, so Wigg weiter.
Small Blind – Verwende das Spektrum für die mittlere Position
“Der Small Blind ist ein sehr interessanter Ort, da man bei einem Call meist keine starke Hand hat und ein guter Spieler im Big Blind dies erkennt.“
„Hat der Small Blind ein breites Spektrum und der Big Blind ist aufmerksam, kann Letzterer viel Druck ausüben und dich vor eine schwierige Entscheidung stellen.
Viele Spieler reraisen mittlerweile im Small Blind mit einem Großteil ihrer Hände, da sie nach einem Call die restliche Hand ohne Position spielen müssen. Wichtig ist, daran zu denken, dass man seine guten Hände reraist, für einen Einsteiger ist es daher absolut in Ordnung, die schwächeren Hände zu folden.“
“Man kann auch mit einigen starken Händen nur callen, wenn man merkt, dass der Big Blind dazu neigt, mit sehr schwachen Händen zu raisen. Kümmere dich auf keinen Fall um das Geld, dass du schon investiert hast. Es ist nicht dein Geld, nur dein Zwangseinsatz. Betrachte dieses Geld als Verlust, den du in jeder Runde machst.“
“Folden vor dir alle, hast du nur noch den Big Blind vor dir und solltest dir Gedanken über dessen Spielweise machen. Aufgrund der sehr unterschiedlichen Dynamik ist es schwer, dafür generelle Ratschläge zu erteilen, aber eine gute Faustregel für Anfänger lautet, bis zum Auftauchen eines Grunds für das Gegenteil das Spektrum für die mittlere Position zu spielen.“
Verteidigung im Big Blind – Vorsicht vor Assen mit niedrigen Beikarten
“Vor der Einführung der Antes gibt es wenig Grund, seinen Big Blind zu verteidigen“, meint Wigg. "Als Einsteiger solltest du einmal mehr dafür sorgen, dass deine Entscheidungen möglichst einfach sind. Das gelingt dir, indem du in Position spielst und dafür sorgst, dass dein Gegner die schlechtere Hand hat.”
“Diese Ziele erreichst du nicht, indem du dich im Big Blind mit einem Ass plus niedrige Beikarte verteidigst. Was zum Beispiel machst du, wenn du dich mit A2o verteidigst und ein Ass triffst?“
Bluffen – Mach es nicht zu kompliziert
“Für einen Bluff sollte ein Einsteiger gute Gründe haben und eine überzeugende Geschichte erzählen können. Mach es nicht zu kompliziert“, meint Wigg.
Reraises – Bau den Pot mit deinen stärksten Händen auf
“Beim Thema Reraises geht es für dich nur darum, mit deinen stärksten Händen den Pot aufzubauen. Auch hier solltest du es dir leicht machen.“
„Raist ein Gegner aber mit sehr vielen Händen, musst du mit mehr Händen reraisen, solltest aber besonders auf die gegnerische und deine Position achten.“
"Denk daran, wenn der Raise aus früher Position kommt und du in mittlerer Position bist, musst du mit deinem Reraise noch 5 bis 6 Spieler überwinden.“
„Bluffst du mit deinem Reraise, ist es ideal, wenn du einen Stack mit 22 bis 26 BB hast, da du damit dem Raiser das Leben schwer machst. Nehmen wir an, er raist auf 2 BB und du reraist auf 5 BB, dann kann er im Grunde nur noch All-In gehen oder folden.“
„Er muss 25 BB riskieren, um 8 BB zu gewinnen, und muss sehr oft erfolgreich, um profitabel abzuschneiden“, so Wigg.
Stehlen der Blinds und Antes - Einfache Mathematik
“Achte immer auf Stackgrößen zwischen 5 BB und 18 BB. Sind viele solcher Stacks hinter dir, solltest du tighter spielen, da diese Spieler auf Situationen warten, in denen sie All-In gehen können.
„Du kannst nicht raisen und folden, sondern musst nach einem Reraise callen und dabei profitabel abschneiden.“
„Nach Einführung der Antes musst du in später Position aggressiver sein, sprich mit mehr Händen raisen. Das ist einfache Mathematik.
Du musst die Blinds und Antes nur einmal pro Runde stehlen, um deine Stackgröße zu bewahren. Suche dir die richtige Situation aus und schlage zu. Alles dreht sich darum, durch die Vergrößerung deines Stacks zu überleben.“
Limper – Versuche immer der Aggressor zu sein
“Einer der wichtigsten Punkte, den man beim Poker lernen muss, ist, möglichst immer der Aggressor zu sein. Limpt jemand vor dir, solltest du raisen“, meint Wigg.
"Für einen Call nach einem Limper braucht man einen sehr guten Grund. Deine Gegner sollten dazu gezwungen sein, schwierige Entscheidungen zu treffen, nicht du!“
Für einen Anfänger sind viele Begriffe nicht nur unverständlich, sondern auch nicht nachvollziehbar. Anfänger benötigen eine verständliche Sprache. Wenn schon Fachausdrücke verwendet werden müssen, sollte Anfängern eine Erklärung mitgeliefert werden. Was ist reraisen ? Was ist Suited Connectors ? Was ist tight sein ? Wegen dieser vielzu professionellen Ausdrucksweise kommt diese Anleitung bei mir nicht an. Ich werde nach einem anderen Anbieter suchen. Mfg.