Mike Six spielt hauptsächlich PLO 200-2000. Er ist seit Mitte 2005 aktiv und ein überzeugte Vertreter korrekter Spielauswahl und guten Bankroll-Managements. Daneben widmet er sich gerne ungewöhnlichen Pokervarianten wie Badugi, Baduci und Chinese Poker.
Schnell fiel ihm auf, dass die meisten Online-Spieler Badugi nicht beherrschen, also begann er, zu dokumentieren, wie die wenigen gewinnenden Spieler sich verhielten, und brachte sich die Variante selbst bei.
Falls Ihnen die Badugi-Regeln nicht geläufig sind, finden Sie sie auf unserer Seite Badugi-Regeln und Spielablauf.
Im Gegensatz zu anders lautenden Gerüchten ist Badugi nicht das koreanische Wort für „schlechter Pokerspieler“, obwohl die meisten Badugi-Spieler tatsächlich in diese Kategorie fallen.
Da es bisher nicht allzu viele Informationen über diese Variante gibt, sind die wenigen kompetenten Spieler deutlich im Vorteil.
Badugi wird derzeit nur auf PokerStars angeboten. Es gibt bisher noch kein WSOP-Event in dieser Disziplin, aber das Commerce Casino hat bereits $1k-Turniere veranstaltet, und bei der SCOOP 2011 kam ein Badugi-Event auf einen Preispool von $28.000.
Aufgrund der wachsenden Popularität haben sich bereits einige bekannte Spieler erfolgreich darin versucht, z. B. Shaun Deeb und Jean-Robert Bellande. In Las Vegas findet man die Variante sowie ihre engen Verwandten Baduci und Badacey bereits in einer Reihe von Mid und High Stakes Partien.
Bellande behauptet übrigens, der Erfinder von Baduci zu sein, aber bestätigt wurde dies bisher nicht.
Nach meiner Erfahrung gehören die meisten Spieler auf Online Pokerseiten in eine der folgenden Kategorien:
1. Spieler, die keine Ahnung haben, wie das Spiel funktioniert. Solche Spieler stellen merkwürdige Dinge an. Z. B. ziehen sie zu einem 3-Karten-Buben (three card jack) und entscheiden sich dafür, den Buben zu halten, weil sie damit drei verschiedene Kartenfarben halten.
Diese Spieler können den Wert der Position nicht einschätzen und wissen auch nicht, wie man damit umgeht. Außerdem kennen sie den Unterschied zwischen einer smooth und einer rough Hand nicht. Sie werden auch niemals einen starken 3-Karten-Badugi vor dem Draw 3-betten. Weitere Eigenschaften dieser Spieler sind:
- Sie glauben, dass man einen Badugi hat, wenn man Stand Pat steht, egal ob man ihn hat oder nicht.
- Sie bluff-raisen nicht, um schwache Badugis aus dem Pot zu drängen.
- Sie folden schwache Badugis nicht, selbst wenn sie offensichtlich geschlagen sind. Sie glauben, dass sie einem Suck-out erlegen sind, wenn ihr toller Q-T-5-A Badugi einen großen Pot verliert.
2. Spieler, die schlechte Entscheidungen treffen. Online legen sich diese Spieler oft schon fest, bevor sie überhaupt gesehen haben, was die Spieler vor ihnen machen.
Sie machen geradezu absurde Spielzüge, z. B. Calls von Raise und Re-Raise vor dem ersten Draw, und dann einen Fold auf eine kleine Bet nach dem Draw, obwohl sie in dieser Situation schon 7:1 oder noch bessere Odds bekommen. Manche dieser Spieler open-raisen vor dem Flop und folden dann auf eine 3-Bet. Wenn Ihnen ein solcher Spieler begegnet, sollten Sie eine Weile am Tisch bleiben und darauf hoffen, dass er nachkauft, wenn er seinen Stack verloren hat.
3. Spieler, die zu geradlinig spielen. Diese Spieler passen sich nicht an, variieren nicht und spielen ausschließlich ABC-Poker.
In Heads-up Pots setzen sie nach dem zweiten Draw selten mit einer großen Bet fort, weil sie die Implied Odds nicht beachten oder die Möglichkeit einbeziehen, dass der Gegner bluffen könnte. Man erkennt diesen Spielertyp oft auch in dreihändigen, vor dem Draw geraisten Pots. Wenn der erste Spieler, der an der Reihe ist, nach dem Draw setzt, dann erhöhe ich häufig mit einer breiten Range, inklusive guter drei Card Badugis.
Der ABC-Spieler hinter mir wird in den meisten Fällen folden, weil er die zusätzliche Bet nicht bezahlen will. Ein deutliches Spielmuster zeigt sich auch darin, dass diese Spieler konsequent entweder mit allen 3 Carrd Badugis callen oder mit überhaupt keinem.
Wenn diese Spieler „Snow“ spielen – d. h. erst „Stand Pat“ zu stehen und dann zu setzen, um einen guten Badugi zu repräsentieren – machen Sie sich eine Notiz, denn dieser Gegner wird beim nächsten Snow denselben Spielweg wählen. Dann können Sie sich eine Konterstrategie ausdenken und ihn dominieren.
Zuletzt komme ich auf einen Spielertyp zu sprechen, der es versteht, sich auf seinen Gegner einzustellen. Solche Gegner sind sehr schwierig zu spielen. Sie sind in der Lage, Snows und Calls mit Three Card Badugis in ihre Spielstrategie einzubauen.
Häufig erhöhen sie in Position, wobei sie mehr Wert auf ihre Position legen als auf ihre eigentliche Hand. Gute Dreier sind ihnen vor dem ersten Draw eine 3-Bet wert. Manchmal setzen sie Bluff-Raises ein, um schwache Badugis zu einem weiteren Draw oder gar einem Fold zu zwingen. Dies sind die härtesten Gegner, auf die sie treffen können.
Für typische multi-Tabler ist Badugi nicht die ideale Variante, denn es ist hier viel schwieriger, mehrere Tische im Auge zu behalten, als in anderen Varianten. Ich selbst fühle mich in anderen Varianten bei 12 Tischen durchaus wohl und habe auch schon bis zu 24 Tische simultan gespielt.
Wenn ich aber auch nur einen zweiten Badugi-Tisch öffne, setze ich damit fast meine gesamte Edge aufs Spiel und spiele weit unter Wert. Ein Hobbyspieler, der Spaß haben will und eine anständige Gewinnrate erzielen möchte, ist Badugi aber eine sehr schöne Abwechslung.
- Mike Six, cardrunners.com
Die Cardrunners-Serie auf PokerZeit:
1. Poker Tracking Software – eine Einführung
2. ICM und Supershortstackstrategie
3. Badugi Strategie – Wie man drei klassische Spielertypen schlägt
4. Großer Gewinn - was nun?
5. Das harte Leben als Pokerprofi (1)
6. Das harte Leben als Pokerprofi (2)
7. Shortstack-Turnierstrategie