In diesem Artikel erläutern wir die häufigsten Formen des Betrugs beim Online-Poker, wer sich der Methoden bedient hat und wie Sie sich davor schützen können.
Betrug beim Online Poker ist ein großen Themenfeld: Collusion, Hacking, Scamming, Bots, Ghosting und DDoS-Attacken. Wir erklären, welche Betrugsmöglichkeiten es gibt und wie wirksamer Schutz dagegen aussieht.
1. Multi-Accounting
Was ist Multi-Accounting?
Ist wohl das älteste aller Betrugsphänomene beim Online Poker. Es bezeichnet das Eröffnen mehrerer Pokerkonten auf einer Pokerseite durch eine Person. Noch bis vor ein paar Jahren galt das so genannte Multi-Accounting vor allem als Problem für die Anbieter von Online Poker, die dadurch angebotene Einzahlungs-Boni mehrfach auszahlen mussten.
Unter den Spielern lange als Kavaliersdelikt behandelt, wird das Multi-Accounting nach einigen prominenten Skandalen (siehe unten) mittlerweile einhellig als Betrug gewertet. Diese Einschätzung betrifft vor allem den Fall, dass ein Spieler mit verschiedenen Konten an einem Turnier oder Sit`n Go oder einem Cash Game teilnimmt.
Durch Nutzung verschiedener Accounts bekommt der Betrüger beim Cash Game Einsicht in mehr als zwei Hole Cards und hat beim MTT oder Sit`n Go mehr als ein Turnierleben.
Wie kann man sich gegen Multi-Accounting schützen?
Nahezu alle Pokerräume versuchen das Multi-Accounting wirksam zu unterbinden. Deshalb werden beispielsweise bei Erstauszahlungen Ausweiskopien der betreffenden Klienten verlangt. Geschickte Multi-Accounter, die Familienmitglieder und Freunde in ihr System einbeziehen, können somit allerdings nicht gestoppt werden.
Darüber hinaus verfügen viele Räume über eine technische Sperre, für den Fall, dass ein Spieler dasselbe Turnier oder denselben Tisch vom gleichen PC aus über zwei Accounts betreten will.
Grundsätzlich aber gilt: geschnappt werden nur diejenigen, die nicht wissen wie sie ihre IP-Adresse technisch verschleiern sollen. Das stellt mittlerweile allerdings kein großes Problem mehr dar.
Es dürfte daher auch in der Zukunft schwierig für die Onlinepokerräume werden sich vor geschickteren Multi-Accountern zu schützen.
Den Spielern bleibt nur die allgemeine Aufmerksamkeit und der Instinkt. Sollten sich immer wieder die gleichen Kontrahenten an den Tischen wieder finden und sich auffällig unterstützen oder schonen, dann sollten die Service-Teams der betreffenden Pokerräume informiert werden.
Fallbeispiele für Multi-Accounting
1. Mark thev0id Teltscher
Zweifelhafte Berühmtheit als Multi-Accounter erlangte Teltscher, als er beim Main Event der World Championship of Online Poker 2008 für einen der größten Skandale der Online Poker Geschichte verantwortlich war.
Er spielte das Turnier mit fünf verschiedenen Accounts und konnte letztlich mit dem Namen thev0id den ersten Platz belegen. Der Account lief offiziell auf seine Schwester Natalie Teltscher. Die Siegesprämie von mehr als 1,3 Millionen Dollar wurde nach wenigen Tagen dem Zweitplatzierten zugesprochen.
Natalie Teltscher strengte daraufhin im Juni 2008 eine Klage gegen PokerStars an, zog diese aber im August 2008 zurück. Sie gab zu nicht selbst gespielt zu haben.
2. Josh JJProdigy Fields
Josh Fields war unter seinem Nick JJProdigy einer der besten Online-Tournament-Player in den frühen Tagen des Pokerbooms. Und er hat es als einer der Wenigen geschafft, mittlerweile von fast jedem existierenden Pokerroom gesperrt zu sein.
Zwischen 2007 und 2009 ist er so oft beim Muli-Accounting erwischt worden, dass Online-Legende Alex Kamberis ihn bei einem Live-Turnier lautstark als „beschissenen Drecksack“ beleidigte.
Mittlerweile haben PokerStars und auch partpoker Fields auch von ihren Live-Events ausgeschlossen. Trotzdem traut sich der Amerikaner immer noch an die Live-Tische. Bei der WSOP 2012 erreichte er relativ unentdeckt einen Final Table.
Ebenfalls wegen mehrfachen Multi-Accountings (vorübergehend) gesperrt: Brian Townsend, Sorel Mizzi und Justin Bonomo.
Casino mit dem besten Schutz vor Multi-Accounting
Besonders streng gegen Multi-Accounting geht 888poker vor. Dort ist die Zahl der maximal spielbaren Tische stark beschränkt und die Seite achtet penibel darauf, dass kein Spieler dieses Limit künstlich umgeht, indem er einen zusätzlichen Account einrichtet. Es gab seit 2007 keinen einzigen (bekannten) Fall von Multi-Accounting bei 888.
✔ Zahl der parallel bespielbaren Tischen bei 888 auf 4 beschränkt
✔ Multi-Accounting auch mit VPN nicht möglich
» 888poker Review
2. Collusion beim Online-Poker
Was ist Collusion?
Von Collusion wird beim Poker gesprochen, wenn zwei oder mehr Spieler an einem Tisch kooperieren. Dabei wird sich entweder geschont, sich der Wert der eigenen Hole Cards übermittelt oder ein oder mehrere Gegner absichtlich ausgenommen.
Eine solche Form des Zusammenspiels ist - wenn sie wirklich nennbaren Nutzen bringen soll – zeitaufwändig.
Das so genannte Multitablen ist dabei kaum möglich. Collusion beim Online-Poker macht deswegen eher auf höheren Echtgeld-Limits Sinn.
Für diese Form des Betrugs sind eher Cash Games und Single Table Sit`n Go`s anfällig. Technisch lässt sich Collusion auch von den Pokerrooms kaum ausschließen oder verhindern.
Die Kommunikation zwischen kooperierenden Spielern erfolgt via Telefon, Handy, Skype oder Messenger-Programmen. Collusion ist auch beim Online Poker Betrug und ist von den Pokerräumen in ihren AGB`s, unter Androhung scharfer Strafen verboten.
Ein klassischer Fall von Collusion ist zum Beispiel, wenn bei Double or Nothing Turnieren so genanntes Chip-Dumping eingesetzt wird. Der Unterschied zwischen Chip-Erwartungswert und Gewinn-Erwartungswert ist hier an der Bubble enorm groß.
Ein umfangreicher Stack, der sich mit großer Sicherheit einfach ins Geld folden könnte, kann einem seinem Kollegen mit kleinem Stack mühelos Chips zuspielen, indem er im richtigen Moment foldet.
Der kleine Stack profitiert dabei sehr stark, während der Big Stack minimal verliert. Die Verlierer am Tisch sind die Medium Stacks, die nun weniger sicher ins Geld kommen.
Beispiele für Collusion beim Online Poker
Situation 1:
Hier machen die Colluder durch ihr abgekartetes Spiel den Pot deutlich fetter, als er normalerweise werden würde.
Colluder 1 bekommt die schlechteste Starthand: 7 2 . Das Collusion-Opfer hat K K . Der zweite Colluder bekommt 6 6 . Der Flop zeigt J 9 6 Rainbow. Colluder 1 setzt nun, obwohl völlig ohne Chance. Das Opfer raist und Colluder 2 reraist hier folgerichtig.
Dass aber Colluder 1 nun noch einmal darüber geht und sich das Spiel bis zum Turn wiederholt ist ein klares Zeichen für die Absprache. Allerdings foldet Colluder 1 jedes Mal seine Hand nach einer Bet am River, um die Collusion nicht auffliegen zu lassen.
Wird ein Spieler auf diese Weise wiederholt in die Zange genommen, sollte er diesen Fall (Tisch und Uhrzeit notieren) beim Pokeranbieter melden.
Situation 2:
In einer anderen Variation raisen die beiden Colluder ihren Kontrahenten Stück für Stück aus dem Pot.
Colluder 1 bekommt hier beispielsweise 7 2 . Das Opfer hält aussichtsreiche J J und Colluder 2 6 5 . Auf dem Flop kommt A 10 2 .
Normalerweise würde hier das Opfer immer noch in guter Position sein. Aber die Colluder fühlen der Sache auf den Zahn und bringen ihr Opfer durch Raise und Reraise mit hoher Wahrscheinlichkeit zum Fold.
Wie kann man sich vor Collusion schützen?
Obwohl alle größeren Pokerräume Anti-Collusion Programme verwenden, gilt ähnlich wie beim Multi-Accounting gilt auch hier, dass die allgemeine Wachsamkeit der Spieler-Community den besten Schutz darstellt.
Schon oft waren es Diskussionen in großen Poker-Foren, bei denen signifikantere Fälle von Collusion aufgedeckt wurden. Die wachsamen Spieler melden Auffälligkeiten in den Statistiken.
Nach der Anforderung von Hand Histories wird dann oft eine kollektive Recherche betrieben, welche die wichtigsten Fakten zusammenbringt. Sieht man alle Hände der verdächtigen Spieler lässt sich Collusion relativ zweifelsfrei aufdecken.
Von Collusion betroffene Spieler sollten also zunächst prüfen, ob sich die Auffälligkeiten häufen. Dann sollten die Serviceteams der Pokerrooms und auch die Poker-Community via der bekannten Foren, wie TwoPlusTwo.com informiert werden.
Fälle von Collusion beim Online Poker
1. Nick Grudzien
Nick „stoxtrader“ Grudzien war bis Anfang 2010 nicht nur ein respektierter Highstakes-Spieler, sondern auch viel gelesener Buchautor und Lehrmeister auf seiner selbst gegründeten coaching-site www.stoxpoker.com. Mittlerweile ist sein Name allerdings eher mit einem Skandal verbunden:
Grudzien hat nach erdrückender Beweisführung seitens User NoahSD letztlich zugegeben auf FullTilt (stoxtrader, 40putts, kinetica) und auch PokerStars (stoxtrader, knockstiff, littlezen) auf mehreren Accounts gespielt zu haben.
Anfänglich habe er die anderen Accounts nur genutzt, um Trainingsvideos für stoxpoker zu produzieren, später allerdings auch bespielt. Noch im Januar 2010 hatte er sich zu weiteren Namenswechsel entschlossen und mit bulltf0rdtuff und gr3atvlewbr0 weitere Identitäten hinzugefügt.
Gerade die Accounts 40putts und knockstiff standen mehrfach unter Collusion-Verdacht. So sollen Aktionen zwischen den oben genannten Accounts über freundliches Setzverhalten und Softplay weit hinausgegangen sein. Bestätigt konnte der Verdacht nie werden, aber Stoxtrader Grudzien wies gerade diese Vorwürfe entrüstet weit von sich.
Nachdem innerhalb der TwoPlusTwo-Community nie wirklich belastbare Statistiken generiert werden konnten, entschloss sich User NoahSD an die Seite PokerTabelRatings zu wenden, um Zugriff auf deren Database zu erhalten.
Grudzien konnte so nachgewiesen werden, gerade mit Business Partner Robert Papps verdächtig viele synchrone Sessions gespielt zu haben. Die oben genannten Accounts haben nach NoahSD gegeneinander genauso agiert, wie Betrüger gegeneinander gespielt hätten.
Vor allem die Preflop-Action der von Grudzien bevorzugten Short-Stack-Strategie wies gigantische Anomalien auf. Insgesamt haben die vier hauptverdächtigen Accounts über eine Million Dollar mit ihrem Collusion-Play von ihren ahnungslosen Kontrahenten ergaunert.
2. Die 49 Chinesen
Lange blieb dieser Fall von Collusion unaufgedeckt. Ein Betrüger-Kollektiv aus China hatte von Sommer 2009 bis Anfang 2012 in den Sit`n Go`s bei PokerStars bei Buy Ins von 52 Dollar und bis 108 Dollar Collusion in bis dahin ungeahntem Ausmaß betrieben und sich dabei insgesamt 750.000 Dollar erschlichen.
Der Fall wäre wohl unter dem Teppich geblieben, wenn nicht einer der Spieler, mit dem Nick Jane0123 versucht hätte, via TwoPlusTwo-Forum die Aufhebung seiner Sperre bei PokerStars zu erwirken, die der Marktführer über ihn und seine Kompagnons verhängt hatte.
Doch so erfuhr es die komplette Spieler-Community, dass insgesamt 49 Spieler bei den beliebten Double or Nothing Sit`n Go`s gemeinsame Sache gemacht und dabei anderen Spielern schweren Schaden zugefügt hatten.
Die Kompagnons hatten sich immer zu mehreren gleichzeitig an dieselben Tische gesetzt und dann versucht, möglichst viele „ihrer“ Spieler ins Preisgeld zu manövrieren.
Das klappte so gut, dass PokerStars irgendwann die Accounts sperrte, auf denen sich allerdings nur noch 85.000 Dollar befanden. Der Pokerroom erstattete den geschädigten Spielern nach dem unfreiwilligen „Coming out“ trotzdem insgesamt 587.000 Dollar.
Casino mit dem besten Schutz vor Collusion
2017 hat partypoker letztmals einen ganzen Ring von Spielern, die Collusion betrieben ausgeschlossen und deb geschädigten Spielern Gelder zurückerstattet. In Highstakes-Turnieren spielten dort mehrere Spieler miteinander und erhöhten so ihre Chancen gegen Gegenspieler auf unerlaubte Art und Weise. Nachdem partypoker der Fall bekannt wurde, sperrte der Anbieter alle betrügerischen Accounts, zog deren Geld ein und zahlte es den geschädigten Spielern zurück. Seitdem arbeitet partypoker eng mit aktiven Spielern zusammen, um solche Fälle von Collusion früh zu erkennen und im Keim zu ersticken.
✔ Automatisches System zur Erkennung von Collusion
✔ Schnelle Aufklärung von Collusion-Fällen
3. Hacking
Was heißt Hacking beim Online Poker?
Es gibt mehrere Möglichkeiten, Opfer eines Hacking-Angriffs zu werden:
Phishing beim Poker in Internet
Die Absender von so genannten Phishing-Mails gehen immer nach dem gleichen Muster vor. In einem offiziell und glaubhaft wirkenden Schreiben werden die Empfänger aufgefordert, Benutzernamen, Passwörter, PINs oder TANs auf einer verlinkten, gefälschten Webseite einzugeben.
Hat der Nutzer seine Daten herausgegeben, werden diese in den meisten Fällen dazu genutzt um finanzielle Transaktionen durchzuführen.
So erhielten beispielsweise im Mai 2009 alle Kunden von „bwin“ eine Mail, in denen ihnen mitgeteilt wurde, dass sie etwas gewonnen hätten und sich nur noch auf einer Internetseite namens „bwim“ (man achte auf das „m“) zu registrieren hätten. „Bwim“ ähnelte der Original-Seite bis auf wenige Einzelheiten.
Solche leicht zu identifizierbaren Phishing-Anschläge gelten mittlerweile als Auslaufmodell. Doch nicht nur die Nutzer, auch die Täter haben dazugelernt. Mittlerweile wurde das klassische Phishing zum so genannten DNS-Spoofing oder Pharming weiter entwickelt.
Dabei zeigt der Browser bei der gefälschten Website die eigentlich korrekte Internet-Adresse an, obwohl die dargestellte Webseite auf einem Computer des Betrügers liegt.
Inzwischen gibt es auch SMS-Phishing (SmiShing). Dabei werden SMS-Nachrichten verschickt, in denen die Empfänger ebenfalls aufgefordert werden, zum Beispiel ein “abgeschlossenes Abo” auf einer bestimmten Webseite durch Eingabe ihrer Daten zu bestätigen.
Social Engineering
Der „Online-Dieb“ kann sich den Zugang zu ihren Konten und Passwörtern mittels Gewalt verschaffen, indem er Millionen von Kombinationen probiert, oder per Trojaner oder Virus in ihr „Online-Haus“ einbricht – oder – er ruft sie einfach an.
Oftmals geben sich die Betrüger – auch gern im Chat-Fenster – als IT-Administratoren aus, bitten um die Übergabe des Account-Passworts, weil sie ansonsten das Konto vorübergehend sperren müssten.
Einsatz von Trojanern und Keyloggern
Das heutzutage deutlich am häufigsten benutzte Online-Werkzeug der Betrüger ist der Einsatz von Viren, Trojanern und Keyloggern. Dabei werden nicht nur ein paar Informationen „geklaut“, sondern gleich der komplette Rechner gekapert.
Über eine als Keylogger bezeichnete Software kann der Angreifer dann jede Tastatureingabe des Benutzers protokollieren - auch die von Passwörtern oder Kreditkarten-Nummern.
Trojaner und Viren können den Spielfluss im Allgemeinen immens beeinträchtigen. Auch dadurch können vom Angreifer beabsichtigte Nachteile entstehen.
Über Viren und Trojaner ist es „Angreifern“ außerdem möglich, Einsicht auf deinen Bildschirm und so auch in deine Holecards zu erhalten.
Viren, Trojaner und Keylogger, die im Bereich des Online-Poker eingesetzt werden, sind oftmals auch ganz spezifisch für Online Poker geschrieben und lassen sich deshalb nur schwer von Antivirenprogrammen entdecken.
Wie kann man sich gegen Hacking beim Poker schützen?
Ganz allgemein lässt sich sagen: Einen 100% Schutz gibt es nicht. Diverse Scanner in die Richtung spüren zwar die bekannten Trojaner und Keylogger eventuell auf, aber wenn jemand einen Trojaner (wie im Fall Max Ashkar) neu programmiert, muss dieser natürlich erst wieder entdeckt werden.
Die Hacker sind also immer einen Schritt voraus.
Regeln zum Schutz gegen Hacking
✔ Nie Passwörter an Dritte weitergeben. Diese sind auch bei den großen Pokeranbietern verschlüsselt, so dass ein so genannter IT-Administrator diese nicht kennt oder mit ihnen etwas anfangen kann.
✔ Den Laptop oder Computer nicht für längere Zeit in den Händen von Unbekannten lassen.
✔ Immer eine aktuelle Anti-Virus-Software aktivieren, die automatisch nach Updates im Netz sucht (z. B. Spybot).
✔ Die Installation von Routern schützt vor vielen Angriffen aus dem Internet, da sie diese abblocken. Dabei gilt: Hardware Firewalls sind gegen Angriffe weitaus resistenter als Software-Firewalls.
✔ Keine unbekannten Dateianhänge in Emails öffnen.
✔ Keine Spam-Mails anklicken.
✔ Auch bei bekannten Absendern nur dann Attachements öffnen, wenn der Inhalt schon vorher bekannt oder abgesprochen ist.
✔ Kettenbrief-Mails am besten ungelesen aus dem Posteingang löschen und nicht weiterleiten. Selbst wenn der Aberglaube noch so sehr an einem zerrt.
✔ Bei Dateiempfang via Instant Messaging Clients besonders auf den Absender achten und keine unbekannten Sendungen zulassen.
✔ Alle Daten immer auch extern sichern, denn sollte ein Virus die Daten infiziert haben ist es immer noch möglich, mit der „sauberen" Version die „infizierten" Version zu überschreiben.
✔ Alle Accounts- und Kreditkartenbelege regelmäßig überprüfen ob es vielleicht Unregelmäßigkeiten gibt. Gilt auch für kleine Beträge.
Bekannte Fälle von Hacking beim Online Poker
1. Max Ashkar
Ende 2010 installierte der Deutsche Max Ashkar laut Aussagen mehrerer Spieler bei persönlichen Treffen unbemerkt einen Trojaner auf deren Computern. Wie sich später herausstellte, konnte er damit die Holecards seiner Opfer sehen.
Schon wenig später fielen den Bewohnern einer Poker-WG in England erste Unregelmäßigkeiten auf. Bei einigen Online-Gegnern hatten sich schmale Value Bets, gewagte Hero Calls und Four Bet Bluffs gehäuft, die immer von Erfolg gekrönt waren.
Nach genaueren Recherchen stellte sich heraus, dass die Computer der Community mit einem Trojaner infiziert waren, der ihnen offenbar zur selben Zeit installiert worden war. Durch die Feststellung des Installations-Zeitpunktes geriet schnell ein Hauptverdächtiger (Max Ashkar) ins Visier.
Nach fachkundiger Untersuchung der infizierten Festplatten stellte sich heraus, dass der Trojaner für die Opfer „maßgeschneidert“ wurde und somit für Antivirenprogramme sehr schwer zu entdecken gewesen sei.
Wie sich später herausstellte, waren mehrere Accounts in den Betrugsfall verwickelt. Die Accounts spielten ausschließlich untereinander oder in kurzen (unverdächtigen) Sessions gegen die Opfer.
Gespielt wurden hauptsächlich Mixed Games, die von Pokertableratings nicht getrackt wurden.
Ein betroffener Spieler schätzte den Gesamtschaden des Trojaner-Angriffs auf zwei Millionen Dollar. Ein Schweizer Highroller wurde um rund 350.000 Dollar erleichtert, ein Wiener Spieler (Niki Jedlicka) um weitere 40.000 Dollar. Insgesamt waren 20 Personen betroffen.
Die Sache hatte allerdings ein dramatisches Nachspiel: während der Poker EM 2011 im österreichischen Baden kam es zu einem zufälligen Zusammentreffen zwischen Opfern und Täter Max Ashkar.
Zwei der Betroffenen (darunter Niki Jedlicka) stellten den Hauptverdächtigen, um ihn mit ihren Recherchen zu konfrontieren. Nachdem sie Maximilian Ashkar ein Geständnis abnehmen und aufzeichnen konnten, gingen sie gemeinsam zur örtlichen Polizeistelle um den Betrug zur Anzeige zu bringen.
Vor den Beamten erklärte der Münchner allerdings zu dem Geständnis genötigt worden zu sein und erstattete seinerseits Anzeige, wegen Nötigung und Freiheitsentzug.
Gegen Max Ashkar wurde danach wegen Betruges ermittelt.
2. Highgrind22
Im TwoPlusTwo-Forum meldete Anfang 2012 ein Spieler namens MicahJ, dass ihm von seinem Lock-Poker Account fast 150.000 Dollar gestohlen worden seien.
Der Hacker Highgrind22 hatte MicahJ den Vorschlag unterbreitet Teile seiner Lock Poker Bankroll zu kaufen. Zum Beweis seiner finanziellen Potenz für diesen Deal schickte Highgrind22 den Screenshot eines Online-Kontoauszuges.
Ein Blogger namens 4Flush`s TJ Gill erklärte den Fall folgendermaßen: „Unglücklicherweise war der Screenshot, den MicahJ herunter lud ein .exe.file und höchstwahrscheinlich ein Keylogger-Programm.
Solch ein Download kann für jede halbwegs signifikante Online Poker-Bankroll den Todeskuss bedeuten.
Keylogger sind für den Diebstahl von Hundertausenden Dollar von Online-Poker Konten verantwortlich.“
Highgrind22 begann gleich nach der Installation des Keyloggers mit dem Transfer von MicahJ`s Bankroll. Er schaufelte sich 54.000 Dollar auf sein eigenes Konto und verzockte außerdem von MicahJ`s Konto weitere 90.000 Dollar. Insgesamt wütete der Hacker drei aufeinander folgende Tage auf dem Account seines Opfers.
Lock Poker verfolgte den Fall, ohne des Täters habhaft werden zu können. Übrig blieb der Ratschlag an MicahJ sich einen anderen Computer zuzulegen, alle Passwörter zu ändern und seinen alten Rechner von jeglicher (verseuchten) Software zu befreien.
4. Scamming beim Poker im Internet
Was bedeutet Scamming beim Poker?
Als Scamming werden vor allem jene Aktivitäten angesehen, mittels derer ein Online-Pokerspieler seine wahre Identität, Spielstärke und finanzielle Potenz verschleiert, um aus dieser Täuschung auf illegale Weise Nutzen zu ziehen. Scams sind auch Angebote an Mitspieler, die in betrügerischer Absicht vorgetragen werden.
Die am häufigsten vorkommenden Fälle betreffen das Leihen von Geld, den von der jeweiligen Pokerseite nicht autorisierten Austausch von Geld, das Tauschen von Turnieranteilen (Swaps) und das Angebot von SideBets.
Werden solcherlei Deals mit Spielern gemacht, zu denen man keinen direkten persönlichen Kontakt hat, sind die vorher mühsam ergrindeten Dollar meist weg.
Beispiele aus der Vergangenheit zeigen, dass ambitionierte Scammer meist große Geduld zeigen, um sich das Vertrauen ihrer Opfer zu erschleichen.
Oftmals werden dabei falsche, Vertrauen erweckende Nicks oder in der Pokerszene bekannte „Freunde“ ins Spiel gebracht. Außerdem wird mit dem Faktor „Gier“ gearbeitet. Unrealistische Gewinnraten oder zu verführerische Odds haben schon so manchen Dollar ins Nirgendwo fließen lassen.
Wie kann ich mich gegen Scams beim Poker schützen?
Wenn die Pokerseite den Geldtransfer oder den Betrug im Allgemeinen nicht nachweisen kann, wird sie sich kaum in den Disput einmischen.
Der Spieler sollte deshalb für sich selbst ein paar Standards setzen, um nicht Opfer von zu großer Freundlichkeit oder Gier zu werden. Grundsätzlich sollte kein Geld zu anderen Spielern transferiert werden.
Geldanfragen via ICQ, IRC, MSN, Forum, Chat, Skype etc. sollten grundsätzlich ignoriert werden. Auch wenn Sie vom besten Kumpel in der Buddy List kommen.
Das gleiche gilt für angebotene Sidebets, die von keinem offiziellen Operator betreut werden. Du magst für deine verlorene Wette bezahlen, umgedreht gilt das oftmals nicht.
Grundsätzlich sollten alle länger andauernden „Kommunikationsattacken“ von Mitspielern mit Vorsicht genossen werden.
Auch bezüglich ausgefallener Vorschläge sollte man stets auf der Hut sein. So ist es beispielsweise besser, Pokerbücher mit den „10 besten Pokertricks“ nicht zu erwerben. Auch von der Software, mit der man angeblich die Hole Cards der Gegner angezeigt bekommt, lässt man besser die Finger.
Der älteste Scammer Trick der Welt ist übrigens der Alt-F4-Trick. Soll auch immer wieder mal wieder am Pokertisch funktionieren.
Dem Opfer wird meistens vorgegaukelt, durch Alt-F4 könnten beide den Pot absahnen. In Wirklichkeit wird damit allerdings (bei Windows) das laufende Programm beendet. Ohne Disconnect-Protection hat man den Pot damit fast sicher verloren.
Beispiele für Scamming in der Pokerwelt
Nick Gaskin
Vor Jose Macedo hat wohl kein Online-Pokerspieler soviel Zeit und Mühe verwendet, um eine falsche Identität im Internet aufzubauen wie Nick Gaskin.
Ab 2008 wandte er mehrere Monate dafür auf, um sich im 2+2 Forum als Ex-Profigolfer und heiß laufender Midstake-Spieler zu profilieren.
Am Ende prellte er die Community lediglich um ein paar Tausend Dollar, ging aber als einer der ambitioniertesten Online Poker Cheater in die Geschichte ein.
Jose „Girah“ Macedo
Ist der wohl berühmteste Fall von Scamming in der Geschichte des Online-Poker. Hier eine ausführliche Chronologie:
Februar 2011: Jose Girah Macedo taucht im TwoPlusTwo-Forum auf. In seinem ersten Post schreibt er: „Ich bin José, das so genannten portugiesische Poker-Wunderkind“.
Er veröffentlichte Graphs und Statistiken, mit denen er nachweisen wollte, wie er aus 30 Dollar angeblich in 800.000 Händen eine Bankroll von zwei Millionen Dollar aufgebaut hatte.
Ab März 2011: Im TwoPlusTwo-Forum entwickelt sich eine rege Diskussion über den märchenhaften Aufstieg des 18-Jährigen. Viele angesehenen Online-Pros und Lehrer auf Online-Pokerschulen erklären die Geschichte für wahr und schätzen Macedos Fähigkeiten hoch ein.
Schnell macht sich Girah unter High-Stakes-Spielern Freunde. Er wird Mitglied exklusiver Gruppen von Spielern, die online über Skype Strategien diskutieren.
Anfang April 2011: Cardrunners-Coach Haseeb INTERNETPOKERS Qureshi ist von den Fähigkeiten Girahs derart angetan, dass er quasi als Agent für den jungen Portugiesen tätig wird.
Er betreut dessen Blogs und tut alles, um den „Shooting Star“ in die Pokercommunity zu integrieren. Macedo beginnt damit, Haseeb mit Lobhudeleien zu manipulieren und vergleicht dessen Schreibstil gar mit dem von US-Schriftsteller Francis Scott Fitzgerald.
Qureshi kommt gemeinsam mit Kumpel Daniel jungleman12 Cates zu der Überzeugung Macedo staken zu können, nachdem man analysiert hatte, dass der die 6-Max-Games auf den $25/$50 Limits mit hohem Gewinn schlug.
Mitte April 2011: Macedo stellt sich immer ehrgeizigere Ziele und verliert langsam den Boden unter den Füßen: Er will eine durrrr-Challenge annehmen und auch im Superstar-Showdown gegen Viktor Blom antreten.
Daniel Cates schien den Braten allerdings zu riechen. Er sagt Tage nach Aufdeckung des Betrugsskandals:
„Mir gefiel nicht, wie Jose um sich herum diesen Hype aufbauen wollte. Die durrrr-Challenge, die Isildur1-Challenge, jedem Spieler anzubieten, ihm auf 200/400 1BB zurück zu geben – all das war in keiner Weise von seinen spielerischen Fähigkeiten gedeckt.”
LockPoker nimmt Jose Girah Macedo unter Vertrag.
Mai 2011: Nur wenige Tage, nachdem der Neuprofi als Gewinner der Bluff Pro Challenge präsentiert wurde (da er im Monat April mit $104.824 das Leaderboard auf Lock Poker gewonnen hatte, gegen 966 Spieler, in einer Challenge, die von Cash Games bis zu Sit and Gos alle Poker-Varianten eingeschlossen hatte), erkennt sein Sponsor ihm den Sieg wieder ab.
Auf Josés Account Girah soll sich ein zweiter Spieler von einem anderen Ort eingeloggt haben und ebenfalls $25/$50 PLO Tische bespielt haben.
Macedos Mentor Haseeb Qureshi gibt nach Aufdeckung des Betrugsskandals zu, nach dem Black Friday mit Josés Account $25/$50 Pot-Limit Omaha gespielt zu haben.
Er hätte im Gegenzug José mit seinem iPoker-Account spielen lassen. Haseeb wird wegen dieses Geständnisses als Cardrunners-Coach entlassen.
Juni 2011: PokerStrategy gibt bekannt, dass das portugiesische Wunderkind ab sofort Teil des renommierten Coaching Teams ist und englische Lehr-Videos produzieren wird.
Juli 2011: Durch seine mittlerweile erworbene Reputation als Wunder-Spieler bekommt Macedo die Möglichkeit, andere Spieler zu „sweaten“, das heißt, ihnen beim Spiel zuzusehen und Kommentare abzugeben, eine unter sich vertrauenden Spielern weit verbreitete Trainingsmethode.
Macedo leitet seine „Sweat-Kollegen“ immer öfter zielstrebig zu Heads-Up-Partien mit einem Spieler namens Sauron1989. – einem angeblich sehr schlechten Heads-Up-Spieler im iPoker-Netzwerk.
Allerdings verlieren seine Partner gegen diesen Spieler innerhalb kürzester Zeit vergleichsweise viel Geld.
Anfang August 2011: Betrugsopfer jajay1963 fallen in seinen Sessions gegen Sauron1989 verschiedene Merkwürdigkeiten auf.
Zum einen verliert er in einem $25/$50 Match gegen den sehr schlecht spielenden Kontrahenten $22k, also vier komplette Buy-ins.
Zum anderen bemerkt er, dass der geheimnisvolle Mr. X sich immer genau dann aus- und einloggt, wenn das der jayjay1963 über die Schultern schauende José Macedo auch tut.
5. August 2011: Haseeb INTERNETPOKERS Quresh schreibt in seinem Blog, dass er mit seinem Freund Daniel jungleman12 Cates nach Kanada auswandern wolle, was an der Grenze allerdings scheiterte.
Daraufhin schreibt Qureshi: „Wir haben uns wirklich auf Phil Galfond & Co. in Vancouver gefreut. Doch jetzt mussten wir unsere Pläne ändern. Wir fliegen irgendwann nächste Woche nach Portugal, höchstwahrscheinlich nach Lissabon, und werden mit Jose Girah Macedo in einer Poker-WG leben.“
6.-8. August 2011: Jose Girah Macedo wird im TwoPlusTwo-Forum mit Betrugsvorwürfen konfrontiert. So soll er zusätzlich im Merge-Netzwerk unter dem Nick dollarman223 und im OnGame-Netzwerk unter dem Nick ifonlyouknew operiert haben.
Der Portugiese streckt die Waffen und gibt zu, $30.000 mit seiner Masche ergaunert zu haben. In seinem Geständnis stellt sich Macedo als jung und charakterlich ungefestigt dar.
Er schreibt: „Ich bin jung, ich habe einen Fehler begangen und hoffe, dass ich nicht über diesen Fehler definiert werde, sondern über meinen Umgang mit dieser Angelegenheit.“
PokerStrategy.com und LockPoker entlassen das einst gefeierte Wunderkind umgehend.
Haseeb Qureshi und Daniel Cates canceln den geplanten Umzug nach Portugal und distanzieren sich von den „idiotischen Aktionen“ ihres einstigen Schützlings.
Manche High Staker behaupten, dass José Girah Macedo nur eine Marionette von Haseeb gewesen ist und weit weniger gespielt hat als bisher angenommen.
Daniel KingDan Smith geht in seinem Blog auf Leggopoker soweit, zu spekulieren, dass das portugiesische Wunderkind nur ein Mid-Stakes-Spieler gewesen sei, der seine Accounts mit Dogishead (Haseeb Qureshi) und Jungleman12 (Daniel Cates) geteilte habe“.
Qureshi, so Smith, sei der wahre „kriminelle Mastermind” hinter dem künstlichen Konstrukt Girah.
5. Einsatz von Poker-Bots beim Online Poker
Was sind Poker Bots?
Bei Poker Robotern, oder kurz Pokerbots handelt es sich um Computerprogramme, die statt wirklicher Spieler online Poker spielen. Pokerbots begleiten die Online-Pokerwelt seit ihrer Entstehung. Seitdem Mike Caro – einer der Pioniere der Online-Pokerwelt – mit „Orac“ den ersten Pokerbot programmierte, hat es auf diesem Gebiet gewaltige Innovationen gegeben.
Zwischen 1988 und 1998 bevölkerten vor allem Computerfreaks, die sich gerade entwickelnde Online-Gambling Welt. Diese leiteten ihre analytischen Skills betreffs des Pokerspiels nahezu ausschließlich aus Computerprogrammen ab. Bereits damals gab es Bots und zahlreiche Programme, mit denen diese Bots gefüttert wurden.
Dabei waren die ersten Programme – ähnlich wie bei der Entwicklung der Schachcomputer nicht kommerziell, sondern eher unter dem Vorzeichen der künstlichen Intelligenz entwickelt worden.
Doch schon im Jahr 2001 waren die ersten Pokerbots käuflich zu erwerben. Dabei handelte es sich allerdings um Programme, die nur von ausgewiesenen Software-Experten bedient werden konnten.
Die heute angebotenen Versionen (Kosten zwischen 70 und 150 Dollar) sind hingegen deutlich leichter anzupassen und haben einen großen Teil der Basisstrategien schon implementiert.
Experten trauen den besten Pokerbots bei Spielen, wie NLHE und PLO noch nicht zu den Menschen wirklich gefährlich werden zu können. Deutlich effektiver sollen die Maschinen allerdings bei Limit Holdem sein.
Die meisten Spieler lehnen den Einsatz von Pokerbots komplett ab. Aber es gibt auch Stimmen, wie die von Barry Greenstein, der den Einsatz von Pokerbots grundsätzlich erlauben will, dabei aber die klare Kennzeichnung der Automaten fordert. Jeder solle selbst entscheiden dürfen, ob er sich zutraut den Roboter schlagen zu können.
Am wirksamsten ist der Einsatz von Pokerbots beim Abspielen von Poker Boni in Verbindung mit einem Rakeback-Deal. Benötigt wird dafür lediglich ein so genannter Breakeven-Bot, welcher langfristig zumindest kein Geld verliert.
Der Gewinn entsteht mit einem Breakeven-Bot aus dem Rakebackertrag sowie den abgespielten Boni. Für die niedrigeren Limits, wo oftmals tightes Standard-Poker gespielt wird, ist es möglich einen Bot zu programmieren, der die Breakeven-Zone erreicht.
Weil Bots prinzipiell nicht müde werden, ist es ein Leichtes auch im Mikrobereich Boni abzuspielen.
Dabei ist es jedoch nicht zu empfehlen einen Bot 24 Stunden durchspielen zu lassen, da das mit Sicherheit die „Wachmannschaft“ der Pokerseite alarmieren wird.
Wie kann man sich vor Poker-Bots schützen?
Der Einsatz von Pokerbots ist auf allen größeren Pokerseiten verboten und wird mit drakonischen Strafen – bis zur Auflösung des Accounts – geahndet. Die Pokerseiten beschäftigen ganze Abteilungen (bei partypoker sollen es bis zu 100 Mitarbeiter sein), die sich mit dem Aufspüren von Pokerbots beschäftigen.
Allerdings liefern sich die Programmierer von Bots und Pokerseiten dabei ein Katz und Maus-Spiel, bei dem ähnlich wie beim Wettrüsten immer neuere und bessere Technologien entwickelt werden.
Software-Experten sehen allerdings bei allen Pokeranbietern Verbesserungsbedarf, was den Schutz gegen Pokerbots betrifft. So würde den Pokerbots die Wirksamkeit entzogen, wenn das Tracking von Spielerdaten insgesamt verboten werden würde.
Allerdings würde die Online Pokerwelt damit auch ihre Transparenz verlieren und jede externe Analyse von Unregelmäßigkeiten unmöglich machen.
Eine weitere – nicht genutzte – Schutzmöglichkeit der Pokerräume wäre das zufällige regelmäßige Verändern kleiner Details auf der Benutzeroberfläche.
Da der Bot die sichtbare Oberfläche zur Identifizierung und der Kreation eines Codes benötigt, könnte die nicht vorhersehbaren Modifikation den Bot komplett lahm legen.
Das wäre bereits der Fall, wenn beispielsweise aus einem „Queen of Hearts“ ein „Q ueen of Hearts“ würde.
Für die Spieler selber ist der einzige Schutz gegen Pokerbots ihre eigene Aufmerksamkeit: es gibt nämlich klare Indizien, die auf die Existenz der automatischen Spielprogramme schließen lassen:
Eine auffällig ähnliche Spielweise unterschiedlicher Accounts, ähnliche VPIP-Werte, gleiche Betting-Patterns, synchrones Wechseln der Limits oder identische Zeiten beim „Überlegen“. Sollte jemanden die allzu roboterhafte Spielweise eines Kontrahenten auffallen, ist in jedem Fall der Pokeranbieter zu informieren.
Fallbeispiele für Bots beim Poker im Netz
1. Der Pokerbot-Ring auf Pokerstars
2010 flog mit vergleichsweise großem Mediengetöse ein Pokerbot-Ring bei PokerStars auf. Nach einem Tipp eines Users bei twoplustwo.com wurden insgesamt zehn Accounts beim Marktführer als Bots identifiziert und gesperrt. Bis dahin hatten die „Roboter“ bereits 60.000 Dollar Profit gemacht.
Zu auffällige Gemeinsamkeiten in den Statistiken ließen den Betrüger am Ende auffliegen. Die User 7emenov, bakabar, craizer, mvra, nakseon, kozzin, demidou, koldan, Daergy und feidmanis spielten fast identisches Poker. Sie wechselten synchron die Limits und wiesen beispielsweise ähnliche VPIP-Werte auf.
Dazu waren ihre Betting-Patterns, beispielsweise der Big-Blind in Pots, die nicht erhöht wurden, nahezu identisch. Der Vergleich mit einer großen Sample-Size menschlicher Spieler deutete am Ende klar auf den Einsatz von Automaten hin.
Für ihre am Ende recht simple Programmierung waren die Pokerbots bei PokerStars überaus erfolgreich. Insgesamt hatten die „Maschinen“ 8.320.121 Hände, auf den Limits $0,25/ $0,50, $0,50/ $1 and $1/ $2 gespielt und dabei 186.572 Dollar an Rake produziert. Das wohl Erstaunlichste war allerdings, dass am Ende ein wirklicher Gewinn von fast 60.000 Dollar stand und somit den Beweis für die erfolgreiche Programmierung der Bots erbracht war.
2. Die Schweden-Bots
Anfang 2013 gab es beim staatlichen Glücksspielanbieter Schwedens, Svenska Spel bei 14 Accounts derartig verdächtige Unregelmäßigkeiten, dass sogar die Polizei Ermittlungen aufnahm.
Die Untersuchung hatte schon zirka vier Monate vorher begonnen. Wie sich herausstellte, spielten auf allen 14 Accounts derselbe Pokerbot und erbeutete in Cash Games, bei Limits von NLHE $0,25/ $0,50 bis NLHE $25/ $50 insgesamt knapp 300.000 Dollar.
Svenska Spel übernahm am Ende die Verantwortung für den Fall und versprach, alle geschädigten Spieler in voller Höhe zu entschädigen.
Casino mit dem besten Schutz vor Bots
Als größter Anbieter im Netz ist PokerStars regelmäßig der Bot-Problematik ausgesetzt. Von allen Anbietern geht PokerStars am intensivsten gegen Bots und Botringe vor. Die Seite hat eine umfangreiche Erkennungssoftware, die Bots frühzeitig erkennt und Account von verdächtigen Spielern einfriert. Im Falle des Nachweises des Einsatzes von verbotener Software sperrt PokerStars die Konten der betrügerischen Spieler und erstattet die Gelder an die geschädigten Spieler zurück.
✔ Verbot sämtlicher automatisierter Spielsoftware
✔ Umfangreiche Erkennungsmethoden zur Abwehr von Fremdsoftware
✔ Schnelle Abwicklung von Rückzahlungen im Falle von Bot-Angriffen
6. Ghosting bei Pokerturnieren
Als „Ghosting“ wird das Beraten und allgemeine Assistieren eines Spielers während einer laufenden Cash Game-Partie oder einem Poker-Turnier bezeichnet. Was beim Live-Poker ebenso verboten wie praktisch unmöglich ist, kann beim Online-Poker keiner wirklich kontrollieren.
„Ghosting“ kann betrieben werden, indem ein Berater oder Coach sich direkt neben den Spieler setzt oder sich online zuschaltet. Mit Software-Programmen, zum Beispiel Teamviewer kann der komplette Bildschirminhalt eines Computers auf einem anderen Computer dargestellt werden.
Ein weniger souveräner Spieler kann sich mittels seines „Ghost“, bei kniffligen Situationen eine zweite Meinung einholen. Durch den Berater läuft der Spieler außerdem auch deutlich weniger Gefahr, auf Tilt zu gehen.
Das „Ghosting“ wird vor allem dann eingesetzt, wenn ein Spieler um, für ihn eigentlich zu hohe Geldsummen spielt. Das ist vor allem dann der Fall, wenn es in höherpreisigen Turnieren in der Endphase um signifikante Preisgeldsprünge geht.
Das „Ghosting“ ist die – vor allem im Online-Poker – wohl am häufigsten gebrauchte Betrugsart. Dennoch ist der Schaden des Gegners vergleichsweise gering. Außer einer „zweiten Meinung“ zieht ein Spieler keinen weiteren unwerten Vorteil aus dieser Praxis.
Ein Schutz gegen „Ghosting“ gibt es nicht. Sollte man seinen eigenen Fähigkeiten in der kritischen Phase eines Turniers oder Cash Games nicht trauen, muss man sich wohl eher selbst um einen eigenen „Ghost“ bemühen.
7. Buttoning beim Cashgame
Wenn ein Spieler beim Cash Game einen neuen Tisch eröffnet, erhält er, beim Dealen der ersten Hand automatisch den Button.
Beim so genannten „Buttoning“ spielt dieser Spieler lediglich solange, bis ihn der Blind erreicht und verlässt dann den Tisch, um den nächsten Tisch zu eröffnen und das Spiel zu wiederholen.
Diese Art des Betruges macht vor allem dann Sinn, wenn die Blinds das so genannte „Nosebleed-Niveau“ erreichen, also Hunderte oder sogar Tausende Dollar wert sind.
Der Spieler kann damit solange warten, bis er eine echte Premium-Hand hält, ohne dass ihn dieses Warten Geld kostet.
Bezüglich des „Buttonings“ ist, wie bei vielen anderen Online-Scams die eigene Aufmerksamkeit gefragt. Es sollte schnell auffallen, wenn ein Spieler stets vor dem Erbringen der Blinds den Tisch wieder verlässt.
Alle Pokerräume drohen bezüglich des „Buttonings“ mit drakonischen Strafen, bis zum Entzug des Accounts. Insgesamt ist dieser Cheat nicht allzu häufig gebraucht, da das „Buttoning“ nur auf den hohen Limits wirklich gewinnbringend ist und dort ein solches Verhalten verhältnismäßig schnell auffliegt.
Außerdem ist dieses strafbare Verhaltensmuster per Hand Histories gut nachweisbar.
Fallbeispiele für Buttoning
Im Frühjahr 2013 sorgte ein Online-Spieler aus Russland, mit dem seltsamen Nick Jama-Dharma für Aufsehen. Lediglich zweieinhalb Stunden und 822 Hände im $2.000/$4.000 Fixed Limit Holdem hatte der Moskauer in der ersten Maiwoche gebraucht, dann hatte er seinem berühmten Kontrahenten Viktor Blom $787k abgenommen.
Jama-Dharma spielte vorwiegend Limit Holdem und dort die höchsten Limits. Er war sowohl im TwoPlusTwo-Forum als auch auf der russischen Community-Seite gypsyteam.ru ein überaus aktiver Diskutant.
Im September 2011 half er sogar tatkräftig mit, den Online-Pro Darren Woods der Collusion zu überführen.
Doch dann erwischte es Jama-Dharma selber. Im Juli sperrte ihn PokerStars auf Lebenszeit. Sein Vergehen: „Buttoning“.
Der Russe hatte auf den Nosebleed-Limits immer wieder frische Tische aufgemacht und dort regelmäßig den Button erhalten. Doch bevor er dann den Big Blind bezahlen musste, war Jama-Dharma, bei nicht spielbaren Startkarten verschwunden. Dafür hatte PokerStars ihn vorgewarnt und nach wiederholtem Vergehen später komplett gesperrt.
8. All-In Abuse
Eine, mittlerweile nicht mehr ganz so gebräuchliche Methode des Table Cheats ist der so genannte „All In Abuse“.
Er stammt vor allem aus Zeiten instabiler Internet-Verbindungen. Das Geld, das der Spieler bis zur Unterbrechung in den Pot investiert hatte, bekam er zurückerstattet.
Spieler hatten die All In-Protection zu oft missbraucht, um bereits investiertes Geld nicht durch Call oder Fold riskieren zu müssen. Mittlerweile haben fast alle Pokerräume ihre „All-in Protection“ abgeschafft und den Spielern dafür einen größeren Zeitraum (meistens eine Minute) eingeräumt, um ihr Verbindungsproblem zu lösen.
Bei nicht rechtzeitiger Wiederherstellung der Internet-Verbindung wird die Hand nun, bei einem Move des Gegners gefoldet.
Fallbeispiele für All-In-Abuse
Bereits im März 2013 hatte ein Spieler von seltsamen Vorgängen in High Stakes Cash Games des iPoker und Microgaming-Netzwerkes berichtet. Im Duell mit unterschiedlichen Spielern kam es $50/$100 und $200/$400 ständig zu unterbrochenen Internet-Verbindungen. Der Poster ownage4u benannte daraufhin folgende, für ihn verdächtige Accounts:
FTP: PookLook2, YOLOYOLO
ipoker: BartonPro1,powerhaus55,niftytilter
microgaming: gelato308
skype: william-holmberg
Hinter allen Accounts vermutete er ein und dieselbe Person, nämlich William Holmberg. Dieser hatte sich vorher bei verschiedenen High Stakes-Regulars, wie Douglas WCGRider Polk oder Alexander Kanu7 Millar als schwedischer Poker-Journalist ausgegeben und dabei stets um einen Skype-Kontakt gebeten.
Auf Anfrage von Millar reagierte lediglich FullTilt und versprach Untersuchungen in der Angelegenheit anzustrengen.
Im Juni wurde dann der nächste entsprechende Thread veröffentlicht. Mirage666 beschrieb einen ähnlichen Angriff bei Hyper-SnG`s im Bereich $100-$1000 Buy In.
Ein Spieler namens JizzTrigger soll ihn und andere Mitspieler bereits zu Beginn der Partien mit zum Teil 10-minütigen Internet-Unterbrechungen außer Gefecht gesetzt haben.
Am Ende soll JizzTrigger 14 dieser hochpreisigen SnG`s gewonnen und dabei von zahllosen Internet-Unterbrechungen seiner Kontrahenten profitiert haben.
9. Denial of Service-Attacke (DDos)
Diese Praxis hat nun offenbar die nächsten Cheater auf den Plan gerufen. Im Forum von TwoPlusTwo wird seit Beginn 2013 vermehrt davon berichtet, dass es Spielern offenbar möglich ist, nach Herausfinden der IP-Adresse ihrer Kontrahenten - meist über akzeptierten Skype-Kontakt – deren Internet-Verbindung gezielt zu unterbrechen, um so größere Pötte, meist auf den hohen Limits für sich zu entscheiden.Im Gegensatz zu ersten Befürchtungen, dass lediglich das Herausfinden der IP-Adresse genügen könnte, um entsprechend manipulierende Software zu installieren, erwiesen sich bei genauerer Sicht als haltlos.
Vielmehr scheint es sich hierbei um eine so genannte „denial of service (DoS)-Attacke“ zu handeln. Dabei wird das Infrastruktursystem eines Computers mittels eines dieser überfordernden Daten-Bombardements lahm gelegt.
Normalerweise werden mittels dieser Daten-Attacken größere Systeme, wie Banken oder andere Zahlungssysteme angegriffen.
Das Ganze funktioniert allerdings auch bei Privat-Personen. Die Einleitung der „denial of service-Attacke“ dauert lediglich wenige Minuten, genug um während eines größeren Pots die Internet-Verbindung zu unterbrechen.
Das Einfallstor für den IP-Spion ist hautsächlich ein akzeptierter Skype-Kontakt. Allerdings ist mit der momentan noch gebräuchlichen Skype-Version die IP-Adresse mittels einfacher Web-Dienste auch herauszufinden, wenn die Person lediglich online ist, aber nicht Teil meiner Kontaktliste.
In der neuesten Skype-Version ist dieses Sicherheitsloch allerdings gestopft. Das Aktualisieren der Skype-Software stellt also schon mal einen sehr wirksamen Schutz gegen die „Denial of Service-Attacke“ dar.