Ein Bluff-Catcher ist eine Hand, die ihre Equity ausschließlich daraus zieht, dass sie einen Bluff schlagen kann.
Eine solche Hand ist nicht stark genug für eine Value Bet, weil der Gegner mit einer schlechten Hand nicht bezahlen wird.
Außerdem ist die Hand nicht stark genug für einen Call gegen die Value Bet Range unseres Gegners, denn wenn er für Value setzt, hat er uns geschlagen.
Der einzige Wert unserer Hand besteht also darin, dass sie einen Bluff schlagen kann.
Wie man einen Bluff-Catcher erkennt
Um einen Bluff-Catcher richtig zu spielen, muss man zunächst wissen, woran man ihn erkennt.
Unsere Hand kann nur auf dem River zum Bluff Catcher werden.
Technisch gesehen kann sie zwar auch auf dem Turn schon zu dieser Kategorie gehören, aber wir müssen wahrscheinlich eine weitere Bet auf dem River bezahlen.
Ein echter Bluff-Catch beendet die Action in einer Hand. Mit unserem Call ist die Hand beendet, und die Karten werden gezeigt.
Wie immer in Texas Hold’em kommt es auf mehrere Faktoren an, ob unsere Hand als Bluff-Catcher durchgeht: von der Spielweise unseres Gegners über unser Tischimage bis hin zum bisherigen Spielverlauf.
Es kommt auf alles Mögliche an, also auch darauf, am Tisch aufmerksam zu sein.
Wir müssen unsere Gegner also ständig beobachten und ihre Spielstile analysieren.
Wenn wir die Betting Range des Gegners abschätzen können, wissen wir auch, ob unsere Hand gegen diese Range vorn oder zurück liegt.
Liegt sie zurück, halten wir einen Bluff-Catcher.
Die Bluff-Frequenz des Gegners
Bei einer Bet unseres Gegner sollten wir besser wissen, wie oft dieser Bluffs ansetzt.
Wenn unsere Hand gegen die typische Betting Range nicht gut ist, muss unser Gegner sehr häufig bluffen, damit wir profitabel callen können.
Alles hängt davon ab, wie gut wir die Bets und Raises unserer Gegner gelesen und interpretiert haben, und wie sie auf einen Call reagieren.
Wir definieren zuerst, bei wem es sich am Tisch um tighte ABC-Spieler handelt, wer die guten LAGs sind und wer die schwachen LAGs.
Wir achten auf jeden Spielzug. Mit welchen Karten bluffen sie, mit welchen checken sie?
Haben wir eine konkrete Vorstellung davon gewonnen, wann unser Gegner zu Bluffs neigt, wird es sehr viel einfacher, ihn mit einem Bluff Catcher zu überraschen.
Wenn wir in einer entsprechenden Situation zu 50% mit einem Bluff rechnen und zu 50% mit einer Value Bet, und wenn der River uns 2,5:1 Odds gibt, und wenn unsere Berechnungen korrekt sind, ist der Call profitabel.
Ein Beispiel:
6-max, Blinds $1/$2, effektive Stacks $200
Wir erhöhen aus dem Small Blind auf $8 mit J♥ T♥. Unser Gegner bezahlt aus dem Big Blind.
Der Flop fällt 4♥ 6♥ 8♦. Wir setzen $10 und bekommen einen Raise auf $35.
Wir bezahlen mit einem Flush Draw, und auf dem Turn fällt die T♠. Wir checken und unser Gegner setzt $66. Call.
Auf dem River fällt die 8♠. Wir checken. Der Gegner setzt $100.
Sollten wir hier bezahlen?
Nun, zunächst müssen wir uns klarmachen, dass wir nun einen Bluff-Catcher halten. Zwar haben wir Top Pair, aber unser Kicker ist nicht sehr gut, und wir sind mit Bets auf allen drei Straßen konfrontiert.
Wenn die River Bet eine Value Bet ist, sind wir in 100% der Fälle geschlagen.
Es gibt innerhalb seiner Range keine Hand, die auf allen drei Straßen auf einem solchen Board setzt und schlechter ist als unsere.
Bluff oder kein Bluff?
Wir haben nicht wirklich ausreichend Informationen. Das ist der Moment, in dem wir uns unseren Gegner und sein Spielverhalten genau vor Augen führen müssen.
Haben wir es mit einem ABC/TAG zu tun, blufft er nie häufig genug, um einen Call profitabel zu machen.
Es handelt sich in diesem Fall mit 99%-iger Sicherheit um eine Value Bet. Wir können beruhigt folden.
Spielen wir aber gegen einen super-aggressiven Gegner, der gerne mit Draws erhöht und dann immer weiter setzt, unabhängig davon, ob er das Board noch trifft oder nicht, dann sollten wir einen Call in Erwägung ziehen.
Wir müssen die gegnerische Bluff Range gegen seine Value Betting Range abwägen.
Sind in seiner Range mehrheitlich Bluffs, macht das einen Call wahrscheinlicher.
In dieser speziellen Hand ist es eine sehr knappe Entscheidung.
Auf dem River fällt mit der 8 ein Paar auf das Board, sodass wir nun gegen viele Hände mit Paar und Draw verlieren, die auf diesem Flop erhöhen könnten, z. B. 8-7 oder 8-5.
Fällt auf dem River dagegen eine Blank wie die 2♦, sollten wir wahrscheinlich bezahlen.
Noch ein Beispiel:
6-max, Blinds $1/$2, effektive Stacks $200.
Wir erhöhen aus dem Cut-off mit A ♥ 2♥ auf $8. Ein looser, schwacher Spieler bezahlt vom Button, die Blinds folden.
Der Flop fällt A ♦ 6♦ 8♠. Wir setzen $12 und er insta-callt.
Auf dem Turn fällt die 3♥. Wir setzen $25, er überlegt und bezahlt.
Der River ist der J♣. Wir checken, und unser Gegner setzt $55.
Wie sieht seine Bluff-Range aus?
Auch hier ist ziemlich klar, dass wir es mit einem Bluff-Catcher zu tun haben.
Wir setzen auf zwei Straßen mit Top Pair ohne Kicker. Spielen wir gegen ein zufälliges Two Pair, haben wir verloren.
Also sehen wir uns seine Bluffing-Range an und überlegen uns, mit welchen Händen er auf zwei Straßen callen würde.
In dieser Range sind auf jeden Fall Asse, mit einem Paar, mit zwei Paaren und mit allen möglichen Flush und Straight Draws.
Nach der Bet auf dem River können wir die schwachen Ein-Paar-Hände ausschließen, denn sogar Fische begreifen, dass sie damit Showdown Value haben.
Mit einer Hand wie A ♠ 7♦ oder 7♣ 8♠ wird unser Gegner gern in den Showdown gehen und hoffen, dass seine Hand gut ist.
Bleiben also die Value Hände und Bluffs.
Da in dieser Hand so viele Draws möglich sind (Flush Draws, 7-9s, 5-7, 4-5s usw.), die alle geplatzt sind, können wir hier eine sehr hohe Bluffwahrscheinlichkeit voraussetzen.
Es gibt viele schwache Spieler, die geplatzte Draws immer betten, wenn zu ihnen auf dem River gecheckt wird.
Diese Informationen rechtfertigen für unseren Bluff-Catcher hier einen Call.
Den Gegner auf eine Range setzen
Wenn wir erfolgreich spielen wollen, müssen wir lernen, wie man den Gegner auf eine Range setzt.
Wenn wir in der Lage sind, die Karten unseres Gegners relativ exakt zu bestimmen, verschafft uns das einen enormen Vorteil.
Nun können wir unserem Gegner eine Bluff-Frequenz zuordnen, indem wir uns die geplatzten Draws und schwachen Hände in seiner Range ansehen und dies in Bezug zu seinem Spielstil setzen.
Wir halten diese Bluffwahrscheinlichkeit in einer Schätzung in Prozent fest. Stehen die Pot Odds zu unseren Gunsten, bringen wir den Call und schauen zu, wie unsere Bankroll wächst.