Spieler mit relativ wenig Erfahrung, die gerne schnell aufsteigen wollen, neigen dazu, den Check-Raise überzustrapazieren, sodass er sie schließlich Geld kostet. Zunächst werden wir die häufigsten Spots beschreiben, in denen Spieler checkraisen.
Der Check-Raise mit der besten Hand
In einer No Limit Partie ist ein Checkraise mit der besten Hand selten der profitabelste Spielzug. Ein Check-Raise sagt dem Gegner, dass wir eine starke Hand halten. Der Spielzug soll möglichst viel Geld in den Pot bringen, er wird deshalb zumeist von dem Spieler angewandt, der die größte Equity hat.
Wenn wir die wirklich bestmögliche Hand halten, möchten wir den Gegner nicht verlieren. Also sollten wir ihm keine Angst machen. Vielmehr möchten wir ihn in Sicherheit wiegen.
Es gibt drei typische Situationen, auf die man trifft, wenn man mit der besten Hand einen Check-Raise ansetzt. Wir werden hier in allen drei Fällen denselben Flop verwenden, und jedes Mal floppen wir die Nuts und gehen dann heads-up auf den Flop.
Flop: T♠ J♣ Q♦
Situation 1: A ♥ K♦ gegen 5♠ 6♣
Unser Gegner ist drawing dead. Er kann die Hand nur mit einem Bluff gewinnen, aber wir können ihn nur dann dazu bringen, mehr Geld zu investieren, wenn wir ihn zu diesem Bluff veranlassen. Wenn wir checken und er sich tatsächlich zu einem Bluff entscheidet, werden wir mit einem Check-Raise mit fast 100%-iger Wahrscheinlichkeit kein weiteres Geld gewinnen.
Ein Check-Call wird uns wahrscheinlich ebenfalls kein weiteres Geld bringen, aber es besteht zumindest die Chance, dass der Gegner auf dem Turn ein weiteres Mal setzt. Falls unser Gegner uns auf einen Draw setzt, könnte er versucht sein, uns durch eine weitere Bet aus dem Pot zu bluffen.
In Situation 1 verlieren wir durch den Check-Raise Geld.
Situation 2: A ♥ K♦ gegen 9♣ Q♣
Unser Gegner hat nun ein Paar und einen Open ended Straight Draw. Die Gewinnchance liegt bei unserem Gegner nur bei 7%, die Chance auf einen Split Pot liegt nur bei 1%. Wir sind also weit vorn, aber der Gegner kann trotzdem glauben, dass wir eine Hand halten. Bei einem Check stehen unsere Chancen gut, dass er noch einmal setzt.
Ein Check-Raise gibt dem Gegner die Chance, seine Hand hier wegzuwerfen. Falls er den Check-Raise bezahlt, wird er die späteren Straßen checken und nur bezahlen, wenn er seinen Draw trifft. Das Beste, was wir hier tun können, ist seine Bluffs zu bezahlen und zu hoffen, dass er die untere Seite der Straight trifft.
Indem wir nicht checkraisen, erlauben wir dem Gegner, uns weiter anzuspielen und ein paar Bets auf einem Bluff wegzuwerfen oder sogar mehr, wenn er etwas trifft. Ein Check-Raise würde ihm nur den Wind aus den Segeln nehmen, selbst eine Made Hand wird hier möglicherweise gebremst. Selbst wenn sie sich verbessern, werden viele Spieler nun den Pot kleinhalten, nachdem sie so viel Stärke gezeigt haben.
In Situation 2 verlieren wir durch den Check-Raise Geld.
Situation 3: A ♥ K♦ gegen Q♠ Q♣
Unser Gegner hat eine starke Hand gefloppt Top Set und immerhin 35% Gewinnchance gegen unsere Nuts. In diesen Pot wollen wir so viel Geld wie möglich bekommen. Unser Gegner wird hier eher darum besorgt sein, gegen einen Draw zu verlieren, als gegen die gefloppten Nuts.
Es ist ziemlich wahrscheinlich, dass wir hier einen großen Pot bekommen, unabhängig davon, wie wir die Hand spielen. Kein Spielzug steht so sehr für eine starke Hand wie der Check-Raise, und deshalb bremst auch kein Spielzug die Action so stark. In dieser Situaiton sollten wir unseren Gegner anspielen, callen und raisen, anstatt ihn zu checkraisen.
In Situation 3 verlieren wir Geld abhängig davon, ob unser Gegner in der Lage ist, eine starke Hand zu folden.
Da man nur auf Bluffs, Draws und Made Hands treffen kann, wenn man die beste Hand hält, müssen wir uns auch nur diese drei Situationen vergegenwärtigen.
Wie Sie sehen, verlieren wir mit dem Check-Raise mehr Geld als mit jedem anderen Spielzug. Mit der besten Hand einen Check-Raise zu spielen, ist fast immer die falsche Idee.
Mit der besten Hand zu checkraisen, ist wirklich nur dann eine Option, wenn wir und vollständig auf einen Read. Manche Spieler sind davon überzeugt, dass wir sie mit einem Check-Raise nur herumschubsen wollen, und setzen deshalb gerne eine aggressive 3-Bet an.
Solche Spieler sind allerdings relativ selten. Es dürfte nicht einmal 1% aller Spieler sein, gegen die wir antreten (es sei denn, wir spielen High Stakes shorthanded). Gerade wenn Sie noch ein Anfänger sind, sollte ein Check-Raise selbst mit den Stone Cold Nuts die letzte Option sein.
Im zweiten Teil dieses Artikels sprechen wir über den Check-Raise als Bluff oder Semi-Bluff, den Check-Raise in Limit Hold’em und den Check-Raise im Verhältnis zu unserem Tischimage.
Fürs erste aber lautet der Rat: Checkraisen Sie nicht mit den Nuts, es sei denn, Sie wollen nicht mehr als eine Bet gewinnen.
Für profitables Poker ist das Tischimage live noch wichtiger als online.
Der Check-Raise kann das Tischimage beeinflussen - er verändert die Sichtweise der Gegner. Gemeinhin sehen Spieler den Check-Raise als feindseliges Manöver an. Er lässt uns trickreich, stark, aggressiv und gefährlich aussehen.
Ein solches Tischimage ist nicht unbedingt hilfreich. Je mehr Spaß die Spieler am Tisch haben, desto mehr Geld sind sie bereit auszugeben.
Wenn der Check-Raise nur eine von mehreren Möglichkeiten ist, und nicht einmal unbedingt der beste Spielzug, sollte man eine weniger aggressive Spielweise wählen, um das eigene Image nicht zu verderben.
Der Check-Raise als Bluff
Es gibt drei verschiedene Typen von Bluffs, die wir hier besprechen müssen. Der erste ist der „Naked Bluff“, der reine Bluff. Bei diesem hat man absolut gar nichts auf der Hand, kein Paar, keinen Draw und keine Gewinnmöglichkeit, außer den Gegner zum Fold zu zwingen.
Da der Check-Raise soviel Stärke zeigt, kann ein Check-Raise als Bluff durchaus erfolgreich sein. Wobei „erfolgreich“ hier auf das Verhältnis von Calls zu Folds abzielt, das wir durch unser Spiel erzielt haben.
Leider ist dieses Verhältnis für uns Pokerspieler nur von bedingter Bedeutung. Was wir vor allem wissen müssen ist, ob unser Spielzug Erfolg verspricht. Der Einfachheit halber siedeln wir unsere Beispiele hier im Heads-up Play an.
Wenn wir den Flop checken, hat unser Gegner zwei Möglichkeiten – welche davon er nutzt, hat für uns dramatische Konsequenzen. Nehmen wir an, der Gegner setzt. Dank dieser Bet können wir nun unseren Check-Raise Bluff anbringen.
Nach diesem Raise hat unser Gegner plötzlich drei Optionen. Foldet er, gewinnen wir seine Bet, wenn er re-raist verlieren wir unsere (also vermutlich das Dreifache seiner Bet). Bei einem Call gehen kommen wir zum Turn, unsere Optionen hängen dann von der neuen Situation ab.
Sollte nach unserem Check auf dem Flop der Gegner aber hinterherchecken, sehen wir auf dem Turn schon schwächer aus. Ein Bluff könnte dort viel schwieriger sein, denn der Gegner wird annehmen, dass wir mit wenigsten Top Paar sicher den Flop gesetzt hätten.
Nur eine Scare Card kann uns jetzt noch eine gute Situation für einen Bluff schaffen. Erscheint eine solche Scare Card, wird ein einfacher Steal möglich (siehe dazu auch den Artikel zu Floatern).
Bis hierher scheint der Checkraise eher eine Verlustgeschichte zu sein, vor allem, wenn wir ihn mit der einfachen Bet auf dem Flop vergleichen.
In dieser Situation, wenn wir also auf dem Flop setzen, geben wir unserem Gegner wieder drei Optionen. Entweder er foldet (keine Gewinne außer der Pre-Flop Action), er raist (wir verlieren unsere Bet) oder er callt.
Bei einem Call gehen wir als Aggressor auf den Turn. Wir haben jetzt die Potkontrolle, und der Pot ist kleiner als er wäre, wenn wir nach einem Check-Raise gecallt worden wären.
Wenn wir nicht gut genug spielen, um solche Situationen richtig lesen zu können und eine zweite oder dritte Salve abzufeuern, um den Pot zu gewinnen, dann ist der Check-Raise immer –EV.
Sind wir aber stark genug, um Schwäche vorzutäuschen und dies dann auszunutzen, können Check-Raise Bluffs die Verluste wieder ausgleichen, die wir erleiden, wenn unser Check-Raise nicht durchgeht.
Ein Spielzug, den alle Profis in ihrem Arsenal haben, ist der CheckRaise mit einem Draw. Der Spielzug ist im Grunde ein Freecard-Manöver mit Check-Raise.
Checkt unser Gegner hinter uns auf dem Flop, sehen wir den Turn umsonst. Sollte er aber betten und dann unseren Check-Raise bezahlen, sehen wir wahrscheinlich den River umsonst, weil unser Gegner nicht noch einmal geraist werden möchte.
Der Check-Raise in Limit Hold’em
Limit Hold’em erfordert eine vollkommen andere Herangehensweise als NLHE. Der Check-Raise ist dort eine besten Waffen, um einen Pot aufzubauen und einen Bluff anzusetzen.
In einem Spiel, in dem es fast unmöglich ist, zu schlechte Pot Odds für einen Call vor dem Flop zu haben, wird der Bluff ohne Showdown eine reine Demonstration der Stärke.
Man muss dem Gegner vermitteln, dass man ihn geschlagen hat, und zwar so deutlich, dass die Odds gar keine Rolle mehr spielen. Wenn man nur $10 in einen $120 Pot setzen kann, ist der Check-Raise fast die einzige Möglichkeit, einen Versuch zu starten, den Pot vorzeitig zu gewinnen.