Hat der Dealer an seinem Pokertisch ein Problem ruft er in jedem Casino der Welt „Floor“. Dann kommt der Floorman oder die Floorwoman zum Einsatz. Dieser Poker-Beruf hat ein klar umrissenes Aufgabenfeld und dennoch ist vor allem die Fähigkeit zur Improvisation gefragt.
Insgesamt gilt: Floorman wir man nicht durch eine Ausbildung, sondern durch Leistung und Interesse.
Es scheint, als wäre Johnny Lütkenhorst im Casino groß geworden. 2003, mit gerade mal 22 Jahren, hatte der Wiener entschieden, genau dort Karriere zu machen.
In einem Alter, wo andere – mit einer ähnlichen Passion – noch die Untiefen der Spielsucht ausloten, plante Johnny Lütkenhorst bereits seine Karriere.
Und die kam – nach dem obligatorischen Dealerkurs und einer dreijährigen Dealertätigkeit im Concord Casino Wien und Linz – vor allem durch den Pokerboom richtig in Schwung:
„Mit dem Boom wurden sofort die großen Pokerturniere aktuell und das hat mir die Gelegenheit gegeben die Karriereleiter um eine Sprosse höher zu steigen. Erst habe ich zwei Jahre als Turnierleiter gearbeitet und dann durch die starke Expansion sogar die Eventorganisation durchgeführt.“
Was der Floorman sagt, gilt.
Und das hieß für Johnny Lütkenhorst nichts Anderes, als die Aufgaben eines Floorman zu übernehmen. Die sind umfangreich und dafür gibt es im Casino-Business auch keinen Kurs.
Der Floorman ist der Vertreter von Casinoleitung und Pokerroom-Manager und muss bei einem 24 Stunden-Betrieb (natürlich in zwei 12-Stunden-Schichten) immer da sein.
Dabei ist der Floorman (oder die Floorwoman) - oftmals auch kurz „Floor“ genannt - ganz allgemein gesagt, jene Person, die für den reibungslosen Ablauf der Spiele eines bestimmten „gaming floors“ verantwortlich ist.
Die Aufgaben des Floor-Personals sind zwar von Casino zu Casino leicht verschieden, aber insgesamt lassen sich folgende Aufgaben festhalten:
1. Der Floorman sorgt dafür, dass die Tische besetzt werden und später, dass nachrückende Spieler von der Warteliste ordentlich platziert werden.
2. Der Floorman ist dafür verantwortlich Beschwerden aufzunehmen und Konflikte im Sinne der Hausregeln zu schlichten.
3. Der Floorman ist der unmittelbare Vorgesetzte der Dealer und hat diese sowohl zu führen und zu überwachen, als auch zu unterstützen.
4. Der Floorman hat sich um alle, den Spielfluss beeinträchtigende Probleme zu kümmern (z.B. defekte Mischmaschine).
5. Der Floorman kümmert sich um den regelmäßigen Austausch der Kartendecks.
Ein typischer Floorman kann bis einem bis zwanzig Tische gleichzeitig managen. Einen Floorman gibt es selbst in den allerkleinsten Casinos. Das wird deutlich, wenn Dealer auf der ganzen Welt bei Problemen an ihrem Tisch „Floor“ rufen.
Für Johnny Lütkenhorst, der den Concord Casinos treu geblieben ist, birgt der Job des Floorman große Vorteile, als auch einige Schwierigkeiten.
„Man hat das Recht sehr umfangreiche Entscheidungen zu fällen und ist bei einem 24-Stunden-Betrieb auch wirklich die letzte Instanz, wenn es darum geht die Hausregeln durchzusetzen. Dafür muss man es dann aushalten, dass natürlich immer einer überhaupt nicht einverstanden damit ist.“
Natürlich steht in jedem Regelwerk, dass die Entscheidungen des Floorman endgültig sind. Und natürlich muss es auch Johnny Lütkenhorst wichtig sein, dass ihm allgemein Respekt entgegen gebracht wird. Aber ein guter Floorman wird es mit der Autoritätsfrage auch nicht übertreiben.
Der Floorman hat vielfältige Aufgaben
„Ein Floorman muss in der Regelkunde sehr sattelfest sein und ein großes Spielverständnis mitbringen. Aber mindestens ebenso wichtig ist es die allgemeine Atmosphäre an einem Tisch richtig einschätzen zu können, um auch mal instinktiv entscheiden zu können, wenn das angebracht ist.“
Für die Interpretation seiner Rolle als Floorman nennt Johnny Lütkenhorst drei Vorbilder, die ihn vor allem in Wien geprägt haben: Thomas Kremser, Thomas Lamatsch und Peter de Jong. Und obwohl der 32-Jährige sagt, dass man innerhalb der Casino-Hierarchie nicht viel weiter kommen kann, als Floorman bildet er sich permanent weiter.
„2012 habe ich eine zweiwöchige Reise nach Las Vegas unternommen, um mir mal anzusehen, wie das die amerikanischen Kollegen so machen. Und ich musste feststellen, dass wir mittlerweile in Europa viele Dinge besser umsetzen.“
Den All-In Button hat Johnny Lütkenhorst trotzdem als Innovation mitgebracht. Und noch einen elementaren Unterschied hat er zwischen Amerika und Europa wahrgenommen.
„Hier sind viele Floormen unter 30, während in den USA diese Tätigkeit ein klassischer Rentnerjob ist. Ich bin deshalb selber gespannt, wie unsere – inklusive meine – Karriere in den nächsten Jahren weitergeht. Auf Erfahrungen aus dem ‚Mutterland‘ können wir jedenfalls nicht zurückgreifen.“
Coole Pokerjobs – die Serie
Teil 1 – Masseurin
Teil 2 – Dealer/in
Teil 3 – Coach
Teil 4 – Blogger
Teil 5 – Ernährungsberater
Teil 6 – Pokerroom-Manager
Teil 7 - Journalist
Teil 8 - TV-Moderator
Teil 9 - Pokeragent
Teil 10 - Floorman
Teil 11 - Consultant
Teil 12 - Fotograf
Teil 13 - Turnierleiter
Teil 14 - Video-Presenter
Teil 15 - Livestream-Kommentator