Journalisten, die regelmäßig über Poker schreiben gibt es tatsächlich schon seit den 1970er Jahren. Ihr Tätigkeitsbereich war allerdings auf Las Vegas beschränkt. Manchmal verirrte sich dahin auch ein Journalist auf der Suche nach einer interessanten Reportage.
Aber diesbezüglich von „Poker-Journalismus“ zu sprechen, wäre diesen Vertretern der schreibenden Zunft wohl etwas sehr weit hergeholt vorgekommen.
Doch mit dem Poker-Boom kam auch das Bedürfnis der Spieler mehr zu erfahren. Über die Profis und ihre Welt, aber auch über Turnierwochen an exotischen Orten oder die facettenreiche Geschichte des Spiels.
Und die großen Poker-Onlineseiten und Live-Veranstalter unterstützten das Entstehen einer eigenen medialen Szene. Den Anfang machten die ersten eigenen Magazine in deutscher Sprache.
Etwa zeitgleich kamen im Sommer 2007 die von Horst Koch herausgegebene Zeitschrift „Poker-Tribune“ und die deutsche Ausgabe des „Bluff“-Magazins auf den Markt.
Dabei haben die ersten Hefte des „Bluff“ bis heute hohen Sammlerwert, da fast der komplette Inhalt per google-Übersetzung aus dem Englischen ins Deutsche übertragen und dabei schamlos ein bizarres Kauderwelsch publiziert wurde.
Doch schon bald kamen auch innerhalb dieser Journale (später noch „Pokerblatt“, Royal Flush“, „ACE-Magazin“ und „donkmag“) versiertere Schreiber zum Einsatz und bezeichneten sich mit einem gewissen Recht, als Poker-Journalisten. Einer, der die Entwicklung von Anfang an mitgemacht hat, ist der Regensburger Jürgen Bachmann.
Der 37-Jährige ist schon vor zwanzig Jahren ins grenznahe Marienbad gefahren, um Black Jack oder Five Card Draw gegen die Bank zu spielen.
Um die Jahrtausendwende fing Jürgen Bachmann dann ein Studium der Informationswissenschaften und Philosophie an und machte außerdem erstmals Bekanntschaft mit Texas Holdem.
2004 gründete der „Spieler aus Leidenschaft“ dann den Pokerclub Regensburg und lernte den Besitzer des Gamblerstore Detlef Erhard und den Poker-Theoretiker Stephan Kalhamer kennen.
„Mit dem Spiel war ich zu diesem Zeitpunkt schon ganz gut vertraut, aber die beiden haben mir auch einen weiteren Blickwinkel auf Poker verschafft.“ Und der erwies sich in der Zukunft auch recht brauchbar.
2009 hatte sich Jürgen Bachmann für die WPT in Venedig qualifiziert und Jan Schwarz, damals Redakteur beim Pokerblatt fragte bei ihm an, ob er nicht einen Turnierbericht verfassen könnte.
„Geschrieben hatte ich schon immer gern. Und wie sich herausstellte, machte mir das auch Spaß. Danach hab ich mich beim Royal Flush-Magazin beworben und seitdem da fest gearbeitet.“
Bachmanns Vorteil bestand darin, dass er als Semi-Pro bei vielen Turnieren sowieso vor Ort war. Und gerade als Poker-Journalist wird man von der Community noch schneller integriert. Die Szene ist unter sozialen Gesichtspunkten sehr offen.
Man kommt sehr unproblematisch an die wichtigsten Protagonisten, muss allerdings an anderer Stelle auch sehr vorsichtig sein.
„Immer auch Teil der Community zu sein, ist Segen und Fluch des Poker-Journalisten“, so Jürgen Bachmann.
„Man muss höllisch aufpassen, was man am Ende veröffentlicht, da man so viele Interessen verletzen kann. Spieler wollen sich beim Poker nicht zu genau in die Karten gucken lassen und natürlich trägt auch die komplizierte Gesetzeslage nicht gerade zu extremer Transparenz innerhalb der Poker-Community bei. Hat man sich mit ein paar wichtigen Figuren überworfen, wird es sowieso schwierig noch an bestimmte Informationen zu kommen. Es bleibt also ein spezieller Drahtseilakt.“
Was für Jürgen Bachmann den größten Reiz ausmacht, ist das viele Reisen. Allerdings sind die Abnehmer der Texte weniger geworden, seitdem mit dem allgemeinen Abflauen des Booms auch die meisten Magazine wieder von der Bildfläche verschwunden sind. Geblieben sind die Webseiten.
Und auf deren Honorare baut Jürgen Bachmann mehr als früher. Trotz guter Live-Ergebnisse wollte sich der große Gewinn nie wirklich einstellen. Den Weg zum Berufsspieler hat der Regensburger deshalb nie geschafft.
Das Spielen ist für den 37-Jährigen in den Hintergrund getreten. Was bleibt, ist die Leidenschaft fürs Schreiben. Und dort kann man immer noch besser werden.
„Man merkt einfach in den Texten, ob jemand Ahnung von Poker hat oder nicht. Und wo man sich vom reinen Blogger unterscheidet, ist, dass man ein größeres Bild, ein bigger picture von etwas vermitteln kann. Man muss einfach die besondere Geschichte innerhalb eines relativ einförmigen Ablaufes finden.“
Und, so Jürgen Bachmann, man müsse sich auch entscheiden, in welcher Sparte man aktiv sein möchte. „Udo Gartenbach zum Beispiel macht absolut verrückte Sachen. Das ist natürlich Comedy. Auch Poker-Journalisten wie Götz Schrage haben sich in dem Fach längst eine Nische geschaffen. Eine seriöse Turnierberichterstattung würde denen ja keiner mehr abnehmen.“
Mittlerweile haben sich aber auch für Jürgen Bachmann andere Türen geöffnet. „Über den Poker-Journalismus bin ich auch in Kontakt mit den Main Stream-Medien gekommen. Und ich habe gemerkt, dass ich innerhalb meines Hobbys durchaus Erfahrungen gemacht habe, die mir nun innerhalb eines ganz regulären Marktes vielfach weiterhelfen.“
Coole Pokerjobs – die Serie
Teil 1 – Masseurin
Teil 2 – Dealer/in
Teil 3 – Coach
Teil 4 – Blogger
Teil 5 – Ernährungsberater
Teil 6 – Pokerroom-Manager
Teil 7 - Journalist
Teil 8 - TV-Moderator
Teil 9 - Pokeragent
Teil 10 - Floorman
Teil 11 - Consultant
Teil 12 - Fotograf
Teil 13 - Turnierleiter
Teil 14 - Video-Presenter
Teil 15 - Livestream-Kommentator