Der Norweger Per Hagen ist innerhalb der europäischen Pokerszene zweifellos ein Pionier. 2006 gründete der heute 37-Jährige die Firma Poker Icons und begann im Internet nach Online-Talenten zu suchen, um sie an Sponsoren zu vermitteln.
Nach monatelanger Vorarbeit brachte der Betriebswirt und Kommunikationswissenschaftler Ende 2007 Anette Obrestad mit betfair zusammen. Wenig später gewann sie den Main Event der WSOP Europe und war Hagens erster Volltreffer.
Nur drei Jahre später hatte Poker Icons Agenten in 14 verschiedenen Ländern und Büros in Norwegen, Schweden und Malta. Poker Icons war schnell die größte Agentur dieser Art weltweit und ihr Gründer laut der berühmten Bluff-Liste, einer der 20 einflussreichsten Personen der Poker-Industrie.
Trotzdem gab es auch zu den Hochzeiten des Poker-Sponsorings nicht wenige, die behaupteten, dass solcherlei Agenturen völlig überflüssig seien und ein in Wirklichkeit nicht existierendes Bedürfnis suggerierten.
Ein Vorwurf, über den Per Hagen nur lachen kann. „Wer so etwas sagt, hat von Vermarktung gar keine Ahnung. Seit das Business mit dem Online-Poker ein wenig stagniert doch die mediale Aufmerksamkeit der Mainstream-Medien ungebrochen scheint, stehen die gesponserten Spieler unter gewaltigem Druck. Und zwar von beiden Seiten. Agenten, die diese Berufsbezeichnung wirklich verdient haben, unterstützen ihre Schützlinge in der Medienarbeit, harmonisieren das Verhältnis zum Sponsor und sorgen letztlich dafür, dass die Investition in einen Spieler ihre volle Wirkung entfaltet.
Per Hagen, der den Beruf des Poker-Agenten quasi erfunden zu haben scheint, hat Poker Icons im Jahr 2011 verkauft.
„Mir war irgendwie klar, dass sich der Pokermarkt ändern würde und damit auch die Sponsoring-Strategie der großen drei Marktführer. Ich hab meine Agentur auch deshalb verkauft, weil ich innerlich nicht mehr bereit war, diesen Schwenk noch mal mit zu vollziehen. Nur ein paar Wochen später kam es dann zum Black Friday.“
Von der Notwendigkeit eines Sponsorings innerhalb des Poker-Business und der Vermittlung und Betreuung durch Agenturen ist Per Hagen dennoch überzeugt. Die baldige Regulierung des amerikanischen Pokermarktes würde in dieses Segment des Marketings schon bald wieder richtig Bewegung bringen.
„Allerdings dürfte es schwierig werden eine eigene Agentur zu gründen. Ich habe Poker Icons zum Weltmarktführer gemacht und in den USA ist Poker Royalty unangefochten die Nummer 1. Da passt nicht mehr viel dazwischen. Aber innerhalb dieser beiden Firmen kann man als Poker Agent nach wie vor sehr erfolgreich sein.“
Hinsichtlich der beruflichen Anforderungen an einen erfolgreichen Poker-Agenten ergibt sich für den Norweger, der mittlerweile Verkaufs-Manager und andere Spitzenkräfte für große internationale Firmen ausbildet ein klares Bild.
„Um ein guter Poker-Agent zu sein, musst du kein guter Pokerspieler sein. Da gibt es eigentlich gar keinen Zusammenhang. Aber du solltest sehr gut verstehen, was das Leben eines professionellen Pokerspielers ausmacht. Wenn du von diesem sehr speziellen Lifestyle keine Ahnung hast, kannst du eigentlich keine guten Deals aushandeln und erlebst schnell ein böses Erwachen.
Der Agent ist die Schnittstelle zwischen Spieler und Sponsor.
Treib dich also ein bisschen innerhalb der Szene herum. Dann wähle für dich ein paar Spieler, deren Gesamt-Performance dir gefällt. Versuche herauszufinden, ob du mit ihnen gut klarkommst und wenn ja, dann schneidere ihnen eine Vermarktungs-Strategie auf den Leib. Der Rest kommt dann von ganz alleine.“
Das Investment in die Spieler, so Hagen sei nur dann gut, wenn du gerade auch als Agent die Struktur zur optimalen Vermarktung schaffst. Ansonsten sei es zum Fenster rausgeschmissenes Geld.
Am Ende ginge es darum den Marketingplan noch vor Vertragsabschluss zu konkretisieren, und Kontakte zu Verlagen und Fernsehanstalten herzustellen.
„Ein guter Poker-Agent erläutert im Detail, wie Spieler per Twitter, Blogs, Kolumnen und Artikeln ihre Medienarbeit selbst gestalten. Viele begreifen gar nicht, dass das von ihnen verlangt wird. Am Ende ist das Ganze auf eine Formel zu bringen: Sponsoren und Spieler haben gewisse Ansprüche aneinander. Poker-Agenten sorgen dafür, dass diesbezüglich nicht zu viele Missverständnisse auftreten.“
Coole Pokerjobs – die Serie
Teil 1 – Masseurin
Teil 2 – Dealer/in
Teil 3 – Coach
Teil 4 – Blogger
Teil 5 – Ernährungsberater
Teil 6 – Pokerroom-Manager
Teil 7 - Journalist
Teil 8 - TV-Moderator
Teil 9 - Pokeragent
Teil 10 - Floorman
Teil 11 - Consultant
Teil 12 - Fotograf
Teil 13 - Turnierleiter
Teil 14 - Video-Presenter
Teil 15 - Livestream-Kommentator