Allerdings ist der Job auch für Profis mit einigen Schwierigkeiten verbunden. Dafür hat der Poker-Fotograf soviel Platz wie nirgends sonst. Es sei denn, die Bubble platzt.
Die beiden Fotografen Tomas Stacha und Neil Stoddart sind schon so lange bei Turnieren der European Poker-Tour dabei, dass sie dort ebenso selbstverständlich hinzugehören scheinen, wie diverse „Stammspieler“. Und ebenso, wie für die Player sind es auch für die Poker-Fotografen lange und anstrengende Arbeitstage.
Dabei agieren die beiden EPT-Fotografen wie ihre Kollegen aus der Sportberichterstattung. Ein normaler Arbeitstag dauert da schon mal 12 bis 16 Stunden.
„Und wenn man den fünften Turniertag erreicht hat, kommt man auf eine extrem lange Arbeitszeit“, so der Engländer Neil Stoddart. „Es gibt kaum einen Bereich in der Fotografie, wo man über so viele Tage hintereinander konzentriert bei der Sache bleiben muss.“
Dabei sind, so seine Kollege, der Tscheche Tomas Stacha eine Menge Spezifikas zu beachten, die so auch nur bei Pokerturnieren auftreten.
„Die Beleuchtung ist das größte Problem aller Poker-Fotografen. Auf der einen Seite versucht man an den Spielorten für die Spieler eine gemütliche Atmosphäre zu schaffen, was automatisch immer bedeutet, dass nicht das maximale Licht eingesetzt wird.
Und auf der anderen Seite können wir nicht mit Blitzen arbeiten, weil das die Spieler in ihrer Konzentration stören würde.“
Da hilft nur der Einsatz kostenintensiver Technik. „Teure Objektive und eine ruhige Hand sind oftmals das Einzige, was dich ein gutes Bild schießen lässt“, so Stacha.
„Allerdings werden gerade wir Vertragsfotografen auch gut bezahlt, so dass wir einen Teil unseres Honorars in das Equipment stecken können.“
Für andere Poker-Fotografen, die nicht auf jedem Turnier dabei sind und nicht wie Stoddart, Stacha oder deren amerikanischer Kollege, der WSOP-Fotograf Joe Giron, stündlich Bilder abliefern müssen, kann ein Pokerturnier allerdings auch Erholung bedeuten.
Der Franzose François-Xavier Thiébaud beispielsweise hat über die beiden EPT-Berlin Turniere 2010 und 2011 einen Porträtband angefertigt und dabei die besondere Atmosphäre eines Pokerturniers genossen.
„Normalerweise musst du bei ähnlichen Terminen für die Mainstream-Medien um jede freie Sekunde und um jeden freien Zentimeter hart kämpfen“, so Thiebaud. „Dagegen ist das Fotografieren auf einem Poker-Turnier eine überaus beruhigende und entspannende Angelegenheit.“
Das gilt allerdings nur, bis die Bubble platzt. Dann geht auch hier der Ringkampf mit den sich drängelnden und übereinander stolpernden „Kollegen“ los. Dann werden die „Profis“ konfrontiert mit den vielen Amateurfotografen und Fans, die auf so einem Turnier auch unterwegs sind.
Und kaum ist das richtige Bild geschossen, muss sich der Weg zurück zum Media-Room gebahnt werden.
Für den Prager Tomas Stacha eine der größten Herausforderungen des Poker-Fotografen. „Ähnlich wie die Poker-Blogger sind auch wir im Aktualitätsdruck. Ich schieße auf einem großen Turnier hunderte Fotos und muss diese in regelmäßigen Abständen auf meinen Computer laden, bearbeiten und ins Netz stellen. Eine Event-Woche wird da schnell zum Hochleistungssport.“
Allerdings, und das will Stacha nicht auslassen, genießt der Poker-Fotograf auch außergewöhnliche Privilegien. So kann er beispielsweise die schönsten Casinos dieser Welt von innen fotografieren, was ihm außerhalb der Poker-Turniere nur schwerlich möglich wäre.
„Außerdem ist man als Pokerfotograf oftmals an sehr exotischen Orten, die man in einem normalen Berufsleben wahrscheinlich auch nicht gesehen und fotografiert hätte.“
All das bedeutet natürlich auch Stress. Und das unstete und aufreibende Leben eines Poker-Fotografen lässt sich nur unter einer Bedingung lange durchhalten: Man muss das Spiel lieben.
Der Lohn ist vor allem, dass der Pokerfotograf eine unvergleichliche Palette an menschlichen Charakteren zu sehen bekommt. Diese kommen bei einem großen Pokerturnier aus der ganzen Welt, aus allen Kulturen und aus allen erdenklichen Milieus zusammen.
Und trotz der Online-Revolution mit ihren manchmal etwas farblosen Protagonisten ist das Universum eines Poker-Turniers immer noch außergewöhnlich schillernd.
„Man ist am Ende meist selbst erstaunt“, so François-Xavier Thiébaud, „dass bei diesem angeblich so kontrolliertem, emotionslosen und eiskaltem Spiel so viele urmenschliche Gesichtsausdrücke entstehen.“
Coole Pokerjobs – die Serie
Teil 1 – Masseurin
Teil 2 – Dealer/in
Teil 3 – Coach
Teil 4 – Blogger
Teil 5 – Ernährungsberater
Teil 6 – Pokerroom-Manager
Teil 7 - Journalist
Teil 8 - TV-Moderator
Teil 9 - Pokeragent
Teil 10 - Floorman
Teil 11 - Consultant
Teil 12 - Fotograf
Teil 13 - Turnierleiter
Teil 14 - Video-Presenter
Teil 15 - Livestream-Kommentator