Wir konzentrieren uns in diesem Artikel auf die psychologischen Faktoren, die der komplexen Strategie des Post-Flop-Spiels zugrunde liegen - insbesondere in No Limit Hold'em.
In vielen Pokerbüchern, die ich gelesen habe, wird großer Wert auf die Analyse und Strategie für das Spiel vor dem Flop gelegt.
Das ist verständlich und auch sehr vernünftig. Eine solide Pre-FlopStrategie verhindert viele Probleme von vorneherein und begrenzt außerdem die Zahl schwieriger Entscheidungen auf dem Flop.
Wer eine solche Strategie beherrscht, kann meiner Meinung nach allein deswegen schon ein Winning Player sein - oder zumindest jemand, der nicht viel verliert.
Es ist erstaunlich, wie viele regelmäßige Spieler sich dessen nicht bewusst sind.
Die besten Strategieanalysen untersuchen jedoch die Nuancen, die gutes von schlechtem Spiel auf bzw. Nach dem Flop unterscheiden. Auf den höheren Levels ist in letzter Zeit ein neues Phänomen zu beobachten. Dabei empfehlen viele gute Spieler, die grundlegenden Regeln guten Pre-Flop-Spiels absichtlich zu brechen.
Der Grund dafür ist ebenso einfach wie treffend. Wenn man ein guter Post-Flop-Spieler ist, will man so viele Hände spielen wie möglich. Warum? Weil sie auf dem Flop Situationen erleben, in denen sie sich noch wohlfühlen, aber ihre Gegner nicht mehr.
Ein Experte des Post-Flop-Spiels spielt Flops einfach profitabler.
Die fundamentalen Elemente des Postflop-Spiels
Beginnen wir mit einem Überblick über die fundamentalen Elemente des Post-Flop-Spiels. Wir werden sie nicht in allen Einzelheiten behandeln, sondern nur ein paar Grundlagen ansprechen. Jeder Spielzug würde eine tiefere Analyse verdienen, als hier Platz dafür zur Verfügung steht, aber ich werde auf jeden Fall versuchen, Sie etwas nachdenklich zu machen.
Anmerkung: Manche Strategien sind für Cash Games eher relevant als für Turniere und umgekehrt. Ich unterscheide zwischen diesen hier nicht explizit, es sei denn, es ist absolut notwendig. Im Allgemeinen ähnelt sich gutes Post-Flop-Spiel aber in beiden Disziplinen.
Position ist das A und O, der Durchmarsch und die stille Hochzeit zusammengenommen.
Machen Sie sich zu allem, was Sie hier in der Folge lesen, diese Gedächtnisnotiz: je nach Position. Je später Sie agieren müssen, desto looser werden Sie und desto größer wird Ihre Wahl der Möglichkeiten. Man kann diesen Punkt gar nicht oft genug betonen.
Die Standardregel lautet, dass die Position vor dem Flop wichtiger ist als danach. Das ist natürlich grundsätzlich richtig, aber man muss sich auch überlegen, welche Konsequenzen das Post-Flop-Spiel je nach Position auf dem Flop nach sich zieht.
Auf dem Flop als erster an der Reihe zu sein, ist immer etwas unangenehm und bringt oft Probleme mit sich. Sie entstehen hauptsächlich durch die verschiedenen Aktionen, die die Gegner danach noch vornehmen können.
Je später Sie an der Reihe sind, desto weniger Probleme werden Sie haben ... und wenn wir etwas aus der Psychologie genau wissen, dann dass die Fehlerquote analog zur Zahl der möglichen Probleme sinkt.
Aggressivität ist nicht alles
Dass die besten Post-Flop-Spieler besonders aggressiv sind und ihre Gegner ständig aus der Hand drängen, ist ein Mythos. Im besten Fall ist es eine Vereinfachung der Gegebenheiten, denn Timing, Reads und das Board spielen dabei wichtige Rollen.
Mike Caros Motto („Aggressivität ist selten ein Fehler, und wenn es doch einer ist, dann ist es kein sehr großer.") gilt auch weiterhin, und aggressive Spieler werden immer einen Vorteil haben, aber die Aggressivität muss sich nach der Position richten, nach dem Spielniveau am Tisch, nach der Zahl der Spieler in einer Hand usw.
Wer einfach nur aggressiv spielt, läuft irgendwann in die Falle eines aufmerksamen Gegners. Spielen Sie also selektiv aggressiv.
Aggressivität ist auch eine Frage des Geschlechts (das ist kein Vorurteil, also auch nicht politisch inkorrekt). Untersuchungen belegen, dass Männer grundsätzlich ehrgeiziger sind als Frauen, auch beim Pokern.
Frauen, die sich diesen Umstand zunutze machen, sind offensichtlich im Vorteil.
Ein Fold ist keine Schande
Wer viele Flops sieht, erkennt, dass er diesen meistens verpasst oder nur marginal trifft. Man muss wissen, wann es Zeit ist, aufzugeben und die Verluste zu minimieren.
Chips, die man nicht verliert, sind gewonnene Chips. Als Psychologe beobachtete ich immer wieder fasziniert, wie viele erfahrene Spieler nicht in der Lage sind, diesen Punkt zu verinnerlichen.
Auch hier kommt wieder das Geschlecht ins Spiel. Folds werden gerne als schwächlich und unmännlich angesehen. Wer mehrfach Hände gegen mittlere Bets aufgibt, gerät leicht in den Ruf, ein Weichei zu sein.
Keine Sorge. Sollten Ihre Gegner fälschlicherweise so denken, ist das Ihr Vorteil.
Es ist auch keine Schande, mehrfach gegen denselben Spieler aufzugeben. Allzu leicht verwickelt man sich in ein Privatduell gegen einen einzelnen Gegner.
Jemand drängt Sie zwei oder dreimal aus einer Hand. Das verletzt das Ego. Sie sind verärgert und versprechen sich, diesen Typen noch zu erwischen.
Fast immer ist dieser Gedanke ein großer Fehler, der meistens sehr unangenehme Konsequenzen hat: Man lässt sich nämlich mit schlechten Händen ohne Position in Hände verwickeln, bezahlt zu viele Bets und Raises, die man besser nicht bezahlt hätte und - die schlimmste Konsequenz - man achtet nicht mehr aufmerksam genug auf die anderen Spieler am Tisch.
Natürlich kann man versuchen, Spieler zu isolieren, die auf dem Flop schwächer sind, aber es gilt unbedingt, das eigene Ego im Zaum zu halten.
Vermeiden Sie Coin Flips
Man sollte nicht viele Chips riskieren, wenn der Zufall entscheidet, vor allem dann nicht, wenn man eigentlich taktisch besser ist als der Gegner.
Ich weiß, ich weiß. Coin Flips haben einen leicht positiven EV (man bekommt theoretische 50:50 Chancen und das zusätzliche, von anderen Spielern gesetzte Geld wird geteilt), aber auf lange Sicht ist das nicht der Fall, denn manchmal bekommt man eben keinen Coin Flip, sondern ist dominiert.
Wenn Sie eine dieser Hände verlieren, müssen Sie eine Menge dieser kaum profitablen Coin Flips gewinnen, um den Verlust wieder wettzumachen.
Wenn Sie auf dem Flop besser spielen als Ihre Gegner, sollten Sie sich nicht auf Glück verlassen. Vielmehr schaffen Sie nach Möglichkeit Situationen, in denen Sie Ihren Vorteil ausspielen können.
Das ist einfache Psychologie ... und noch einfachere Spieltheorie.
Kontrollieren Sie die Potgröße
Jetzt wird es kompliziert, sogar noch etwas komplizierter als Sie nun erwarten.
Zu Potkontrolle gehören natürlich zwei diametrale Elemente: den Pot klein halten oder aufbauen. Sind Sie auf einem Draw, tendieren Sie dazu, den Pot klein zu halten (natürlich kommt noch die Fold Equity dazu).
Es gibt ein paar kleinere Tricks dabei, vor allem, wenn man aus erster Position agiert. Dazu gehören Block Bets (Bets, die kleiner sind als die wahrscheinliche Bet des Gegners) und zeitlich angepasste Checks (Checks nach einer angemessene „Bedenkzeit"), um einen Check des Gegners zu induzieren.
Außerdem sollten Sie in vielen Fällen den Pot klein halten, wenn Sie Top Pair haben, sogar wenn ein guter Kicker dabei ist. Jetzt runzeln Sie mal nicht die Stirn, ich meine das ganz ernst.
TPTK (Top Pair Top Kicker) verliert mehr Geld als jede andere gute Hand (ausgenommen vielleicht Bottom Two Pair). Wird der Pot zu groß, könnten Sie sich plötzlich als committed betrachten müssen und halten nur die zweitbeste Hand. Passiert Ihnen das auch nur einmal pro Session, sind Sie höchstwahrscheinlich bereits ein losing Player.
Haben Sie dagegen eine wirklich starke Hand gefloppt, möchten Sie den Pot aufbauen und müssen deshalb genau überlegen, was Ihr Gegner wahrscheinlich noch bezahlen wird. 2/3 oder 3/4 des Pots sind normalerweise ausreichend, um einen dominierten Gegner zu "committen" und zum finalen Call zu zwingen.
Manche Spieler werden gierig und überbetten einen Pot. In einigen Fällen funktioniert das sogar, aber man muss den Gegner sehr gut lesen und die Situation einschätzen können.
Kann man den nicht Gegner dazu bringen, einen Bluff anzunehmen, wird er in den seltensten Fällen bezahlen. Wenn der Gegner die schlechtere Hand foldet, weil man zuviel gesetzt hat, hat man sich das selbst zuzuschreiben.
Achten Sie auf die Größe der Stacks, Ihres und dem Ihres Gegners
Oft sitze ich am Tisch und studiere die anderen Spieler. Ich bin immer wieder überrascht, wie viele Spieler setzen, ohne nachzusehen, was der Gegner eigentlich vor sich liegen hat.
Es gilt, hier ein paar grundlegende Regeln zu beachten.
Bluffen Sie niemals einen Small Stack. Hat Ihr Gegner nur noch zehn oder weniger BBs und außerdem bereits bezahlt, um den Flop zu sehen, wird er seine Hand wahrscheinlich auch auf ein All-in nicht mehr wegwerfen - es sei denn, er hat den Flop komplett verpasst und würde auch auf eine kleinere Bet folden.
Vorsicht ist auch bei großen Stacks geboten. Diese fühlen sich meistens ziemlich wohl und bezahlen möglicherweise mit schlechteren Händen, als sie es normalerweise tun würden, nur um mal zu sehen, was Sie so haben.
Manche Hände gewinnen an Wert, wenn sie gegen große Stacks gespielt werden, z. B. kleine Paare und Gut Shot Draws. Trifft man mit einer solchen Hand, ist diese meist sehr gut versteckt. Dagegen verlieren solche Hände an Wert gegen kleine Stacks.
Die Größe der Stacks gewinnt auch in Turnieren gelegentlich an Bedeutung, vor allem in kritischen Phasen wie auf der Bubble oder auf der Final Table Bubble.
Setzen Sie Ihre Gegner nicht auf eine Hand, sondern auf eine Handrange, die von Straße zu Straße kleiner wird
Eigentlich ist das ja so klar, dass man gar nicht darüber reden muss. Oder eben doch. Achten Sie einmal darauf, wie oft jemand am Tisch so etwas sagt wie „ich setze ihn auf einen Flush Draw" oder „ er muss Siebenen oder Achten gehabt haben".
Manchmal ist eine solch konkrete Annahme richtig, aber meistens liegt man damit daneben. Oft liegt das daran, dass man sich nicht gut genug in das Spiel des Gegners einfühlen kann, gelegentlich aber auch daran, dass man zuviel Poker im Fernsehen gesehen hat.
Spieler haben sich reihenweise davon beeindrucken lassen, wie gewisse Topspieler wie Daniel Negreanu oder Mike Matusow gegnerische Hände mit geradezu unheimlicher Präzision lesen.
Sieht ja auch toll aus, wenn Daniel über den Tisch herüber sieht und sagt, "ok, ok, du hast also die Neun zu deinem Paar Asse getroffen. Nice hand, I fold" - und dann zeigt uns die Hole Card Kamera tatsächlich A-9.
Bevor Sie allerdings ebenfalls versuchen, solche Wunder zu vollbringen, überlegen Sie Folgendes.
Erstens sind das absolute Spitzenspieler mit eine Unmenge Erfahrung. Zweitens sind ihre Gegner oft entweder Spieler, die sie gut kennen oder Amateure, deren Spiel recht durchsichtig ist. Und drittens handelt es sich um Fernsehen(!), und alle Szenen sind passend zurecht geschnitten.
In der wahren Welt ist es nicht nur unheimlich schwierig, Gegner auf eine Hand zu setzen, es ist sogar ein Fehler. Beginnen Sie lieber damit, ihn auf eine sinnvolle Reihe von Händen zu setzen und schließen Sie dann eine nach der anderen aus, wenn Sie mehr Informationen erhalten.
Merken Sie sich außerdem, dass jede Made Hand und überhaupt jede gute Hand auf dem Flop von Straße zu Straße an Wert verliert.
Eine Made Hand kann logischerweise nur an Wert verlieren, bei Drawing Hands verhält es sich entgegengesetzt. Bewerten Sie Ihre Hand deshalb auf jeder Straße neu.
Der Float
Dieser Post-FlopTrick hat in letzter Zeit zunehmend Aufmerksamkeit erhalten, sogar so viel, dass Sie ihn möglicherweise selbst gerne anwenden möchten.
Der Spielzug versucht, daraus Kapital zu schlagen, dass der Pre-Flop-Raiser den Flop wahrscheinlich verpasst hat.
Der Float ist ein gefährliches Spiel.
Angenommen, es gibt einen Raise aus früher Position auf vier BBs. Sie sitzen auf dem Button und bezahlen mit eher mäßigen Karten. Auf dem Flop kommen nur Karten, die ungefährlich aussehen, z. B. 9-3-5 Rainbow.
Der Raiser macht seine Continuation Bet, weil er (wahrscheinlich) damit rechnet, dass Sie den Flop ebenfalls verpasst haben. Sie bezahlen und zeigen damit, dass Sie den Flop entweder getroffen oder das Raise mit einem Pocket Paar bezahlt haben.
Spielt der Raiser ein starkes Ass, wird er den Turn wahrscheinlich checken. Nun setzen Sie etwa 2/3 des Pots. Die Wahrscheinlichkeit, dass Sie den Pot gewinnen, ist relativ groß. Ihre Karten sind dabei vollkommen irrelevant.
Allerdings ist dieser Spielzug bereits so zur Selbstverständlichkeit geworden, dass der ursprüngliche Raiser gerne mit einem Checkraise kontert. Die Lektion, die daraus zu lernen ist, lautet: Vorsicht ist geboten, vor allem, wenn Sie nicht genau wissen, wie trickreich Ihr Gegner ist. Einen Float sollten Sie nicht leichtfertig einsetzen.
Der Naked Raise auf dem Flop
Dieser Spielzug ist eine Variante des Floats, denn man nutzt die Aggressivität eines Spielers aus, der den Flop wahrscheinlich verpasst hat.
Die Idee dahinter ist im Grunde dieselbe wie bei einem Float: In der Mehrzahl der Fälle verpasst man den Flop unabhängig von der eigenen Hand. Statt aber die C-Bet des Gegners flat zu callen, erhöht man.
Dieser Spielzug ist entweder ein Bluff oder ein Semi-Bluff, je nachdem, ob man selbst irgendetwas auf dem Flop getroffen hat oder nicht.
Wie bei einem Gambit hängt der Erfolg des Spielzugs maßgeblich von der Textur des Boards und der Range ab, die man dem Gegner für einen Pre-Flop-Raise gibt. Da es sich eigentlich um einen Steal handelt, eignen sich dafür am besten ungleichfarbige, unverbundene Boards.
Interessanterweise ist das eigene Tischimage dabei gar nicht so wichtig. Gilt man als looser Spieler, fragt sich der Gegner bei einem Flop T♣ 8♦ 5♠, ob man vielleicht zwei Paare getroffen hat.
Hat man sich dagegen ein tightes, konservatives Image aufgebaut, lässt der Spielzug den Gegner über ein möglicherweise geflopptes Set nachdenken.
Es gibt auch andere Boards, die zu diesem Spielzug einladen. Dabei handelt es sich um Boards, die auf den ersten Blick gar nicht geeignet scheinen, z. B. drei gleichfarbige oder drei verbundene Karten. Immerhin muss sich der Gegner fragen, ob man den Flop nicht sogar sehr gut getroffen hat.
Wie hoch man erhöhen sollte, bleibt eine offene Frage, die nicht einfach zu beantworten ist. Faktoren wie Tischimage, gegnerische Spielweise, Position, Stackgröße und mehr kommen hier ins Spiel.
Grundsätzlich versucht man, den Raise gerade so niedrig zu halten, dass er noch funktionieren müsste, denn wenn man sich einem Call oder einem Re-Raise gegenübersieht, muss man in den meisten Fällen die Hand aufgeben.
Tells von links
Darüber ist schon viel geschrieben worden. Trotzdem vergessen überraschend viele Spieler, darauf zu achten, vor allem, wenn mehrere Spieler den Flop sehen.
Am teuersten wird es, wenn man erst einmal eine mittelmäßige Bet ansetzt, z. B. in halber Potgröße, und dann nach links schaut, um zu erfahren, wie die anderen Spieler darauf reagieren. Dann sieht man plötzlich, wie einer von ihnen bereits die Chips für sein All-in zusammen schiebt.
Solche Bets, die man anschließend aufgeben muss, können die Session schnell zu einem Minusgeschäft machen.
Hände verlieren an Wert
Ich kann diese Aussage nicht durch empirische Daten belegen, aber wie bereits erwähnt verliert man in NLHE am meisten Geld, wenn man entweder Top Pair Top Kicker oder Bottom Two Pair auf dem Flop trifft.
Mit keiner Hand verliert man mehr Geld in NLHE als mit Top Pair Top Kicker oder Bottom Two Pair auf dem Flop.
Diese Hände sind sehr verwundbar, denn sie verbessern sich selten, und es gibt immer eine ganze Reihe von Händen, die sie schlagen können - und wenn das passiert, wird es sehr schmerzvoll.
Das Problem ist, dass man sich von starken Händen sehr schwer trennt. Man spricht gern davon, mit einer Hand „verheiratet" zu sein. Die Lösung besteht darin, sich zu erinnern, dass die Stärke der Hand von Straße zu Straße abnimmt.
Denken Sie deshalb jede Situation genau durch. Wie wahrscheinlich ist es, dass Ihre Hand noch immer die beste ist? Floptextur, Setzverhalten, Position und die Handrange des Gegners könnten die Alarmglocken läuten lassen.
Gewappnet gegen Standardspielzüge
Winning Players kennen gemeinhin die grundlegenden Spielzüge und verstehen sie auch gewinnbringend einzusetzen. Allerdings wissen viele nicht, wie man diese Spielzüge kontert.
Es gibt keine Allgemeinformel, aber ein paar Tricks, die auch funktionieren. Wenn Sie z. B. davon ausgehen können, dass ein Call auf dem Flop für Ihren Gegner die Vorbereitung auf einen Float ist, checken Sie den Turn nicht, sondern feuern eine weitere Bet ab oder - was noch effektiver ist -- entscheiden Sie sich für den Checkraise.
Der oben erwähnte „Naked Raise" kann auch als Gegenangriff auf eine C-Bet eingesetzt werden. Erhöht man die C-Bet eines gewissen Spielertyps, erreicht man damit gleich mehrere Dinge.
Zum Einen schärfen Sie Ihr Image als konzentrierter und aggressiver Spieler. Sie machen dem Tisch klar, dass niemand mit einer C-Bet so einfach an Ihnen vorbeikommt.
Zum Anderen führen Sie damit ein Element ein, dass auf der Meta-Ebene des Spiels noch von Bedeutung sein wird. Sie erspielen sich eine freie Karte, die Ihnen ein aggressiver Spieler sonst nicht geben würde.
Zusätzlich können Sie auf diese Weise in manchen Fällen die Potkontrolle und die Initiative übernehmen.
Was glaubt er, was ich habe?
Ich bin nicht sicher, woran es liegt. Vielleicht daran, dass ich gestern ein paar Fische ausgenommen habe und mich deshalb so stark fühle. Fangen wir jedoch mit dem Offensichtlichen an:
„Man braucht Nerven aus Stahl"
In fast jedem Wettbewerb bringt Aggression Vorteile mit sich.
Einer meiner Lieblingssprüche stammt von dem hochverehrten Mike Caro: „Aggressivität ist in Poker selten ein Fehler, und wenn es einer ist, ist es kein großer."
„Nerven aus Stahl" zu haben bedeutet aber nicht zwangsläufig nur Aggressivität. Jeder Sozialwissenschaftler wird bestätigen, dass blindes Angreifen irgendwann von einem taktischen Schachzug ausgekontert wird.
Aggressivität zieht ihre Vorteile nicht daraus, dass man damit einzelne Pots gewinnen kann, sondern vielmehr aus ihrer Bedeutung für das Spiel auf Meta-Ebene. Wenn Sie als aggressiver Spieler bekannt sind, löst das in Ihren Gegnern zwei Emotionen aus: Furcht und Verwirrung.
Ab und zu müssen Sie eben nicht nur einmal, sondern zwei oder drei Mal feuern. Oder Sie spielen, als ob Sie ein Set gefloppt hätten, obwohl Sie gar nichts haben.
Manchmal wird das funktionieren, manchmal nicht.
Ihre Varianz wird dadurch steigen. Wenn Sie damit fertig werden, sehr schön, denn richtig angewandt wird Ihr Profit auch steigen.
Aggressivität ist situationsabhängig. Das ist eine logische Konsequenz des obigen Arguments. Es gibt eine Reihe von Situationen, in denen Ihre Karten praktisch irrelevant sind. Das hört sich zwar übertrieben an, ist es aber oft nicht.
Ein Nit limpt UTG und ein schwacher, vorsichtiger Spieler callt aus mittlerer Position. Hier ist ein Raise obligatorisch. Ihre Hand spielt dabei keine Rolle, wohl aber die Höhe des Raises, und diese wird wiederum davon abhängen, welche Position Sie spielen und wie Sie die Situation einschätzen.
Kurz gesagt, konzentrieren Sie sich und kontrollieren Sie die Aggressivität. Blinde Angriffslust ist am Pokertisch nicht effizient. Besonnene, unvorhersehbare Aggressivität funktioniert am besten.
Greifen Sie gute Spieler an. Jawohl, Sie haben richtig gelesen. Attackieren Sie die soliden Spieler häufiger als die schwachen.
Mein Standardrat lautet, jagen Sie die Fische, verstören Sie die Ängstlichen, stellen Sie den Maniacs Fallen und schüchtern Sie die Schüchternen ein. Daran ist nichts Falsches, aber meistens ist es gar nicht notwendig, die fischigen Gegner zu attackieren.
Die machen ihre Fehler nämlich, ohne dass Sie sie dazu bringen müssen.
Wenn Sie in der Stimmung für ein bisschen Risiko sind, werden Sie die größten Profite aus geschickt angelegten Angriffen auf starke Spieler ziehen, vor allem dann, wenn diese Sie nicht kennen und keinen Read auf Sie haben.
Ein starke Spieler wird viel eher eine gute Hand weglegen können als ein schwacher. Die Chance ist viel größer, dass ein Bluff gegen einen Topspieler funktioniert als gegen einen Gelegenheitsspieler.
Der Standardrat lautet, folgen Sie den Fischen, aber geschickte Angriffe auf gute Spieler zahlen sich aus.
Die Fische werden nämlich bezahlen, weil sie nicht geblufft werden wollen oder weil sie sehen wollen, womit Sie eigentlich erhöht haben. Solide Spieler achten stärker darauf, ihre Stacks zu behalten.
Spiele Sie auf Level 3. Level 1: meine Hand. Level 2: Mein Read auf die gegnerische Hand. Level 3: Mein Read darauf, was mein Gegner von mir denkt.
Solide Spieler wissen, dass sie genau so spielen müssen. In einer Drucksituation tendiert man jedoch schnell dazu, auf Level 2 zurückzufallen und nicht weiter zu denken als „auf welche Range kann ich ihn setzen?"
Häufiger (als Sie sich vorstellen können) ist die wichtige Frage jedoch, „was glaubt er, was ich habe". Sie bestimmt seine Handlung.
Stakebasierte Entscheidungen. Wie die Regel oben ist auch diese ganz einfach, wird aber in der Hitze des Gefechts schnell vernachlässigt.
Sehen wir uns ein paar Beispiele dazu an, wenn die Stakes den Erwartungswert des „Standardspiels" beeinflussen.
Niedrige Stakes. Hier spielen die meisten Spieler einfach ihre Karten. Sie sind für Steals empfänglich, wenn sie den Flop nicht treffen, und sie können ausgespielt werden, wenn sie ihn ein bisschen treffen.
Die Textur des Boards ist hier besonders wichtig. Aber vorsichtig, denn wenn die Spieler auch auf solche Moves einstellen, verliert man schnell seinen Vorteil.
Mittlere Stakes. Hier bestimmt die Position alles. Standardspielzüge sind weniger effektiv, weil sie oft gekontert werden. Bleiben Sie unberechenbar. Lassen Sie die Gegner im Unklaren.
Je mehr sie raten müssen, desto mehr Fehler begehen sie.
High Stakes. Hier werden Sie ein paar Züge im Repertoire haben müssen, die auf niedrigeren Levels normalerweise nicht vorkommen.
Spieler gehen mit einer großen Range von Händen in den Pot. Sie arbeiten vor allem daran, nicht gelesen werden zu können und ihre Gegner zu überraschen. Strategie und Gegenstrategie stehen sich gegenüber.
Um sich darauf einstellen zu können, sehen Sie sich am besten ein paar Beispielhände an, die hier immer wieder in den Nachrichten vorgestellt werden. Außerdem sollten Sie so oft wie möglich ernsthafte Pokersendungen wie High Stakes Poker, Poker after Dark oder auch die German High Rollers im Fernsehen ansehen.
Strategische Winkelzüge, die hier funktionieren, werden auf niedrigeren Levels scheitern.
Worin liegt also die Psychologie dieser Spielzüge? Sie sind Psychologie.
Praktisch jeder Hinweis, den Sie hier über das Post-Flop-Spiel finden, macht sich ein psychologisches Prinzip zunutze, sei es Einschüchterung, Aggressivität, Ego, Selbstbewusstsein, Zögerlichkeit, Angst, Verwirrung, Entscheidungsfindung.
Sunk Costs beim Poker
Sunk Costs (Versunkene Kosten) sind Investitionen, die nicht mehr zu retten sind. Was das beim Poker heißt und wie man damit umgeht, soll hier erläutert werden.
1. Vermeiden Sie problematische Situationen und problematische Hände
Entscheidend sind hier die vorhergehende Action und die Position. Wenn Sie sich das Leben gerne zur Hölle machen, dann limpen Sie doch einfach mit Händen wie K-J oder A-9 aus früher Position. Und erzählen Sie mir bitte nicht, dass es ja suited Karten waren!
Diverse Hände sind problematisch. Sie sehen ganz gut aus und können sich zu sehr guten Händen entwickeln.
Das Problem ist: Der Unterschied zwischen der Wahrscheinlichkeit, eine starke Hand zu bekommen und der, nur irgenwie das Board zu treffen, ist gewaltig. Der erste Fall tritt nur selten ein, und wenn er es tut, sind die Profite selten groß genug, um die sonstigen Verluste auszugleichen, wenn man nur die zweitbeste Hand hält.
Hier ein Beispiel, wie wir es alle schon gesehen (gespielt!) haben: Aus mittlerer Position limpen wir mit A ♠ 9♠, werden aus dem BB auf das 2,5-fache geraist und zahlen widerwillig.
Der Flop kommt 9♣ 7♠ 2♣. Der BB setzt den halben Pot. Wir bezahlen. Auf dem Turn kommt die 4♥. Eine weitere Bet in halber Potgröße, ein weiterer Call. Der River blankt aus. Bet, ein crying Call. BB zeigt J-J. Also nachladen.
Sehen wir uns diese Situation genauer an und analysieren, wo die Probleme entstehen.
Der anfängliche Limp ist kein komplett falscher Zug. Manchmal kommt man damit durch und kann billig den Flop sehen. Problematisch wird es, wenn wir vor dem Flop geraist werden und bezahlen, und wenn wir dann auch noch den Flop treffen und bis zum River durchzahlen.
Warum machen so viele Spieler diese Calls? Nun, ein Grund ist, dass in dieser Situation gerne etwas eintritt, was Verhaltensökonomen als „Sunk-Cost-Effekt" bezeichnen. Das bedeutet, dass man sich von einer Handlungsfolge mitreißen lässt, weil man ja sowieso schon Geld investiert („Kosten versenkt") hat.
Analog verhält es sich mit dem Begriff „pot-committed". Aber wir sind in dieser Situation gar nicht pot-committed, jedenfalls ganz sicher nicht vor dem Flop und nur selten danach.
Der Impuls, mit einer Hand mitzugehen, die Outs hat, ist jedoch emotional sehr stark, und das liegt daran, weil wir die potenziell positiven Ergebnisse überschätzen.
Das heißt, wenn man erst einmal in den Strudel des „Sunk-Cost-Dilemmas" geraten ist, neigt man dazu, die möglichen Gewinne zu hoch zu bewerten.
Diese Problemstellung ist in der Wirtschaft und Finanz allgegenwärtig. Zufriedenstellende Lösungen wurden bisher nicht gefunden, also wundern Sie sich nicht, wenn Pokerspieler immer wieder in eine solche Lage geraten.
Leider gibt es noch mehr Probleme mit diesen Händen. Typische Action Junkies lassen sich gerne in solche Hände verwickeln, weil sie enorme „Verstärker" sein können (floppt man mit A-9 zwei Paare, kann man gegen A-K eine Menge Schaden anrichten).
Wie wir bereits mehrfach diskutiert haben, hat die Erwartung eines kräftigen Gewinns einen großen Einfluss auf unsere Emotionen und unsere Spielweise. Folgt man jedoch grundlegender Spieltheorie, dann hat diese Spielweise einen negativen Erwartungswert.
Noch schlimmer ist, dass diese Hände einen Informationsmangel mit sich bringen. Meistens weiß man nicht, wo man mit einer solchen Hand steht. Die Range des Gegners ist groß, wie so oft, wenn man nur in den Pot limpt.
Außerdem müssen Sie als erster agieren, was nie ein Vorteil ist.
Ersparen Sie sich eine Menge Kopfschmerzen (und finanzielle Verluste) und lassen Sie die Finger von solchen Händen. Auch die besten Spieler kommen damit in Schwierigkeiten. Wenn Sie keinen Flop sehen, müssen Sie sich auch keine Gedanken über Post-Flop Spiel machen.
2. Call oder Fold mit marginalen Händen aus dem SB pre-Flop
Dieses Problem wird seit Jahren heiß diskutiert. Das Standardargument für einen Call sind die guten Odds, vor allem, wenn es mehrere Limper gibt und im BB ein relativ passiver Spieler sitzt.
Das ist kein Quatsch, aber man muss sich dazu ein paar Gedanken machen.
Erstens: Man kennt seine Implied Odds eigentlich gar nicht. Wenn es drei Caller gibt und man sitzt da mit T♠ 2♦, ist es höchst unwahrscheinlich, dass man die 9:1 bekommt, die man für einen Call (gegen eine zufällige Handauswahl) in dieser Situation benötigt - falls der BB nicht auch noch erhöht.
Zweitens: Man ist bis zum River out-of-position. Ich weiß ja nicht, wie Sie damit umgehen, aber ich fühle mich da immer etwas ungemütlich.
Drittens: Hat man den ersten Call gemacht, verstrickt man sich schnell in das „Sunk-Cost-Problem". Und wenn man dann auch noch den Flop trifft, wird es immer schwieriger, loszulassen.
Übrigens habe ich die Hand T♠ 2♦ nicht zufällig gewählt. Es handelt sich hier natürlich um „Doyles Hand", auch „Texas Dolly" genannt, der damit zweimal in Folge die WSOP gewann und sich deshalb emotional an sie gebunden fühlt (ein „Verstärker").
Wenn Sie im letzten Jahr die Serie „High Stakes Poker" verfolgt haben, dann konnten Sie einen magischen Moment erleben: Doyle Brunson sah seine Karten an, erblickte T-2 und warf die Hand mit einem Blick weg, wie ihn ein Vampir angesichts einer Knolle Knoblauch bekommt.
Später sagte er, er wisse gar nicht mehr, wie viel Geld er mit dieser Hand schon verloren hat.
Mit einer schwachen Hand zum Big Blind aufzufüllen, ist auf lange Sicht riskant. Halten Sie sich an eine einfache Regel: Callen Sie nicht mit einer Hand, mit der Sie aus früher Position keine ganze Bet bezahlen würden.
Erkenne dich selbst!
Abschließende Gedanken zu unserer Diskussion der psychologischen Nuancen eines Spiels namens No Limit Hold'em - das Spiel, das erst ab dem Flop so richtig gespielt wird.
Vor einigen Jahren, als NLHE noch nicht von so vielen Spielern bevölkert wurde, lautete eine goldene Regel, dass man sich den Flop nur mit einer Premium-Hand ansehen sollte.
David Sklansky und Mason Malmuth wurden zu den bekanntesten Lehrmeistern dieses Spiels, das sie das Prinzip sehr gut verinnerlicht hatten und es so weiterentwickelten, wie das vor ihnen noch niemand getan hatte.
Heute ist die Situation offensichtlich eine andere. Die Spieler eröffnen heutzutage mit einer viel größeren Handrange als früher. Sie erhöhen und bezahlen Raises mit Hände, die Sie nach allen Regeln der Standard-Pokerliteratur gar nicht erst spielen sollten.
Drei- und Vier-Bets sind zur Normalität geworden, und sie werden mit einer breiten Handrange gespielt.
Die erfolgreicheren Spieler der Moderne beherrschen das Spiel nach dem Flop, und wenn sie glauben, dass sie gegenüber anderen Spielern im Vorteil sind, wenn die Gemeinschaftskarten gespielt werden, versuchen sie, so viele Flops zu sehen wie möglich.
Dabei handelt es sich keineswegs nur um Weltklassespieler. Auch die jungen Internet-Spieler erlernen diese Fähigkeiten schnell. Sie sitzen an $1/$2 oder $2/$5-Tischen und können Sie schnell zur Verzweiflung bringen.
Auch wenn Sie die Post-Flop-Strategien, die wir in den früheren Artikeln dieser Serie besprochen haben, nun kennen, heißt das nicht, dass Sie sie auch umsetzen können.
Häufig wird mehr Aggressivität gefordert, manche empfehlen größere Risikobereitschaft und breitere Calling Ranges. Jede dieser Aktionen erhöht die Varianz und wirken sich damit auf die beiden psychologischen Ebenen aus, auf denen man sich bewegt: Emotionales Befinden und Zustand der Bankroll.
Emotion
Wie man sich fühlt, hat einen viel größeren Einfluss auf das eigene Spiel als die meisten Spieler glauben. Emotionale Erregung z. B. ist für die meisten von uns von Nachteil.
Diese Erregung ist ein Stressfaktor, Stress erhöht den Blutdruck, bringt Hormon- und Neurotransmitterhaushalt durcheinander, erschwert die Entscheidungsfindung, und wir fühlen uns, mit einem Wort, miserabel.
Wenn Sie die vorgestellten Spielzüge zum ersten Mal in der Praxis einsetzen, werden Sie wahrscheinlich nicht so viel Erfolg damit haben wie Sie erwarten. Sie funktionieren nicht jedes Mal (Autsch!) und kosten deshalb Geld. Fehler sind auf Dauer teuer.
Vermuten Sie eine C-Bet und versuchen Sie diese, durch einen Checkraise zu bekämpfen, verlieren Sie eine Menge Geld, wenn Ihr Gegner den Flop getroffen hat.
Falls Ihnen das schon ein paar Mal passiert ist, sollten Sie Spielzüge, die besonders große Aggressivität erfordern, eine Zeit lang vermeiden. Das verringert die Varianz und erhält das Wohlbefinden.
Wenden Sie sich zunächst den Zügen zu, die das Post-Flop-Spiel unproblematischer machen anstatt gefährlicher. Die letzteren fügen Sie dann nach und nach hinzu. Diese Strategie ist für den Anfang in Ordnung, hat aber zugegebenermaßen auch einen Nachteil: Die anderen Spieler m Tisch werden das erkennen, und Sie bekommen kaum Action, wenn Sie eine Hand haben.
Mit der Zeit werden Sie mit den größeren Swings umzugehen lernen. Tritt das nicht ein, gibt es immer eine Limit-Partie.
Bankroll
Sie müssen für Ihren Weg gut gerüstet sein. Auch wenn Sie mit der emotionalen Seite zurechtkommen, müssen Sie immer noch mit der finanziellen Seite fertig werden. Wenn Sie mehr Hände spielen, und diese auch noch aggressiver, steigt auch das Risiko für Sie, bankrott zu gehen.
Das Thema Bankroll-Management ist schon bis zum Geht-nicht-mehr diskutiert worden, allerdings zumeist nur sehr oberflächlich. Man sollte das so sehen: Es gibt „Spielkonten" und „Lebenskonten".
Für einen Profi sind die beiden ein- und dasselbe - wir für den Buchhändler an der Ecke. Wenn er seinen Laden verliert, ist er entweder raus aus dem Geschäft oder er muss sich einen neuen Verkaufsraum suchen.
Für die meisten von uns Spielern ist es jedoch ganz anders. Unsere Bankrolls sind viel dehnbarer, denn sie werden ja letztlich extern gespeist.
Der typische Freizeit-Onlinespieler geht wie folgt vor: Man kauft sich für X Dollar ein und hat damit ein „Spielkonto" zur Verfügung. Verliert man das Geld, klickt man auf den Deposit-Button und schwupps! - da ist neues „Spielgeld". Live funktioniert das genauso, nur der Button ist ein Schalter im Vorraum.
Wie hoch das Startgeld sein sollte oder welches Level Sie spielen, wie viel Sie verlieren können, ohne das es weh tut, wann Sie auf ein höheres Limit umsteigen sollten, wenn Sie beginnen zu gewinnen, wann Sie Geld auszahlen sollten - diese und viele weitere Fragen können nur Sie selbst beantworten.
Nur Sie können sie beantworten, und das auch nur für sich selbst.
Mein Rat an Sie? Ich greife da auf einen alten Satz zurück: „Erkenne dich selbst." Finden Sie heraus, welches Risikoniveau Sie psychologisch problemlos verkraften können und wo Ihre Komfortzone liegt. Dafür ziehen Sie auch Parameter wie Ihr Alter, Ihre sonstigen Verantwortlichkeiten und Ihr „normales" Einkommen heran.
Bankroll-Management ist eine knifflige Angelegenheit, und auch eine sehr persönliche. Ich selbst freue mich nur selten über Ratschläge von anderen.
Damit komme ich zum Ende. Ein Großteil der Strategie, über die ich hier gesprochen habe, eignet sich mehr für Cash Games als für Turniere, dessen bin ich mir bewusst. Außerdem habe ich mehr Wert auf Live- als auf Online-Spiel gelegt.
Im Übrigen habe ich mich auf Hold'em konzentriert. Der Platz war begrenzt, und das gilt, wie ich vermute, auch für Ihre Geduld.