20. Die WSOP Europe kommt nicht aus den Puschen
2006 war das wohl größte Boom-Jahr beim Poker und die World Series of Poker war an vorderste Front dabei.
Damals zog das Main-Event die absurde Zahl von 8.773 Mitspielern an und Jamie Gold kassierte 12 Millionen Dollar.
Die European Poker Tour war grade aus der Taufe gehoben und natürlich wollte auch die WSOP nach Europa expandieren.
Das erste WSOP-Experiment außerhalb der USA wurde 2007 in London gestartet. 362 Spieler kamen und es wirkte wie ein ordentlicher Auftakt der ersten WSOP-Europe. Aber danach konnte die Tour nie so richtig abheben.
Noch drei Mal wurde das Turnier in London ausgetragen, dann versuchte man sich an anderen Standorten – Cannes, Enghien-les-Bains und jüngst in Berlin.
Aber keines dieser Events erinnerte auch nur im Ansatz an das Spektakel, welches Las Vegas sonst bietet. Das Turnier fühlte sich stets wie ein Außenseiter im Turnierzirkus an.
Wer weiß, vielleicht wird ab 2017 im King‘s Casino alles besser.
19. Erick Lindgrens tiefer Fall
Der Schwarze Freitag der Pokerwelt und der anschließende Ausfall von Full Tilt produzierte viele traurige Geschichten. Eine der tragischsten war der tiefe Fall des Erick Lindgren.
Von 2006 bis 2009 war Lindgren eines der wichtigsten Gesichter im Team Full Tilt. Er gewann Turniere, absurde Wetten auf dem Golfplatz und machte Millionen mit Sportwetten. Jeder wollte wie Lindgren sein, er war der Boss.
Dann fiel alles zusammen.
Der Schwarze Freitag entriss Lindgren sein Einkommen und in Windeseile häufte der E-Dog einen riesigen Schuldenberg an.
Es kam ans Tageslicht, dass sich Lindgren 4 Millionen von Full Tilt geliehen hatte, ohne es je zurückzuzahlen und viele andere Pokerspieler reihten sich ein und machten öffentlich, dass Lindgren ihnen Geld schuldete.
Es stellte sich heraus, dass Lindgren, Posterboy von Full Tilt und Gesicht so vieler Werbebanner komplett pleite war und wegen Glücksspielsucht in Behandlung musste.
Lindgren war nur eines der Gesichter von Full Tilt, aber es zeigte sich, dass man dieser Gruppe nicht ohne weiteres so viel Geld hätte anvertrauen dürfen. Die Scharade war mit dem Schwarzen Freitag vorbei.
18. Kalifornien und New York schaffen die Poker-Regulierung nicht
New York und Kalifornien sind in den USA die größten Bundesstaaten für Online-Poker – zumindest waren sie das bis zum Schwarzen Freitag. Jetzt liegen sie seit 2011 brach.
Reguliertes Online-Poker in einem der Staaten wäre für Online-Poker in den USA eine enorme Hilfe und könnte einen neuen, wenn auch kleineren, Boom auslösen.
Aber 2016 schafften es die Regierungen beider Staaten wieder nicht, Online-Poker zu regulieren, obwohl man schon so nahe dran war. In New York fand der Regulierungsvorschlag zwar eine überwältigende Mehrheit im Senat, wurde dann aber vom Kongress komplett ignoriert.
In Kalifornien wurde die Regulierung wegen der Bad-Actor-Klausel abgelehnt. Diese würde es PokerStars verbieten, in dem Bundesstaat Poker anzubieten.
Für New York besteht 2017 noch Hoffnung, doch der Regulierungszug in Kalifornien scheint zunächst für die nächst Jahre abgefahren zu sein.
17. Das Ende von High Stakes Poker-Moment
High Stakes Poker war mit Sicherheit die bekannteste und am meisten Geschaute Poker-Serie im amerikanischen Fernsehen.
Der Mix aus Highstakes-Pros, dem legendären Gabe Kaplan am Mikrofon und absurd hohen Limits setzte ganz neue Maßstäbe und war fast perfekt. Wer einen spektakulären Move im Fernsehen machte, konnte über Nacht zum Star werden.
Traurig war es für alle, als 2011 das Format eingestellt wurde. Es war aber nicht nur High Stakes Poker, welches abgestellt wurde.
Auch Poker After Dark verschwand nach dem Schwarzen Freitag, das Million Dollar Cash Game wurde eingestellt und selbst das britische Format Late Night Poker schaffte es nicht, zu überleben.
Diese Sendungen wurden auch nicht durch andere Formate ersetzt und bis heute gibt es kaum gute Cash-Game-Sendungen im Fernsehen. Die WSOP-Übertragungen von ESPN sind inzwischen so mit das einzige Poker im Fernsehen, das regelmäßig gute Qualität bietet.
16. Gus Hansen verliert 20 Millionen Dollar
Der große Däne war für Spieler rund um den Globus Ansporn und sein looser, aggressiver Spielstil machte ihn bekannt. Drei Mal gewann Hansen die WPT und als Lebemann war Gus einer der beliebtesten und bekanntesten Spieler aller Zeiten.
Man muss einen Spieler einfach lieben, der von Table-Selektion nichts hält, gegen jeden zockt und gnadenlos kompetitiv ist.
Online wurde Hansen allerdings deswegen von den Haien komplett auseinandergenommen. Tracking-Software war ein Fremdwort für Hansen und während er sechs Tische auf den höchsten Limits parallel spielte, lief nebenbei der Fernseher mit Sportsendungen.
In Summe akkumulierte der Däne Verluste von über 20 Millionen Dollar online und damit ist er hinter Guy Laliberté der größte Verlierer der Online-Szene.
Viele Spieler profitierten von Hansen nicht mehr aktuellen Spielstil bis er Ende 2014 ein Einsehen hatte und das Online-Spiel sein ließ. Den Pokerfans fehlt er seitdem an den Tischen, aber es besteht Hoffnung, will er doch zumindest Live wieder aktiv werden.
15. Die ewigen Attacken der Mainstream-Medien auf Poker
Was ist falsch daran, ein Kartenspiel im Internet zu spielen? Glaubt man vielen Mainstream-Medien und Casino-Mogul Sheldon Adelson: Alles.
In der Vergangenheit hat es so viele Attacken auf Online-Poker gegeben, dass es ganz nett wäre, wenn die Fraktion wenigstens grundlegende Fakten richtig benennen würde.
Newsweek hat 2014 eine der dümmsten Attacken auf Online Poker veröffentlicht. Auf dem Titelblatt war ein Bild mit einem traurig dreinblickenden Kind, das ein Tablet mit einem Royal Flush hält, zu sehen. Die Überschrift lautete "Pokerface".
In dem Artikel wurde argumentiert, dass Online-Gambling mittlerweile ein riesiges Problem für Eltern in den USA sei, da jetzt "alle Dämme gebrochen" seien. Gemeint war die Legalisierung in den US Bundesstaaten New Jersey, Nevada und Delaware.
Der Artikel ignorierte die verschiedenen Sicherheitsfunktionen der Online-Poker-Seiten komplett, es ging nur um die knackige Headline. Unterdessen singt Casinomogul Sheldon Adelson seit Jahren das ewig gleiche Lied vom bösen Online-Poker.
Auch wenn mittlerweile klar ist, dass durch die Legalisierung Einkünfte für die Bundesstaaten generiert werden und das Ganze in vernünftige Bahnen gelenkt wurde, hören solche Artikel einfach nicht auf.
Der regulierte Markt im Jahr 2016 hat nichts mehr mit dem "wilden Westen" des Jahres 2003 gemein. Wann verstehen die Medien das endlich?
14. Aufstieg der Bully-Kultur in den Pokerforen
Die Pokerforen haben eine große Rolle beim Online-Poker-Boom gespielt und über die Jahre jede Menge Value für die Spieler geliefert. In den Foren sind lebenslange Freundschaften entstanden, es wurde über Pokerstrategie diskutiert und Action verkauft.
Es gibt aber auch eine dunkle Seite: Wie in vielen anonymen Online-Communities häufen sich Beleidigungen, die Atmosphäre ist zum Teil vergiftet. Schnell entsteht eine Art Lynchjustiz und in vielen Fällen stürzten sich Foristen auf vormalige Helden. Das Ganze kann höchst unangenehm sein.
Das schlimmste Ereignis passierte wohl im Jahr 2008, als die junge Pokerspielerin Brandi Hawbaker Selbstmord beging. Als attraktive, junge Spielerin war Hawbaker in den Foren omnipräsent, viele hielten sie aber für eine Betrügerin und die Kommentare waren dementsprechend fies.
Egal was man über die Frau denkt, ihr Selbstmord war ein unglaublich tragisches Ereignis und ein grauenvolles Ende der ganzen Geschichte. Man sollte sich der Konsequenzen bewusst sein, bevor man Böses im Internet schreibt.
Das ganze betrifft natürlich nicht nur Online-Poker, es ist aber definitiv ein Problem, mit dem viele Spieler schon zu kämpfen hatten.
13. Betrügereien während der EPT
Wer verdirbt beim Poker allen den Spaß? Die Betrüger. Es gab in den letzten zehn Jahren mehrere Vorfälle, die dem Pokerspiel und der Community extrem geschadet haben.
Die dreistesten Aktionen waren wohl der Angle-Shoot von Ivan Freitez im Jahr 2011 und auch Constant Rijkenberg, der zu viel Action von sich selbst verkauft hatte und deswegen durch seinen Sieg im Jahr 2013 Schulden machte.
Freitez hatte beim EPT Grand Final 2011 ein Full House getroffen. Nach einer Wette seines Gegners auf dem River annoncierte er einen Raise, legte aber nur Chips für einen Call. Er murmelte dann: “No, sorry. I meant call.”
Der Turnierdirektor wurde gerufen, da Freitez das wohl schon die ganze Zeit gemacht hatte. Freitez rettete sich mit "No english" raus. Der Gegner machte den verheerenden Call und tappte in die Falle. Natürlich hat Freitez das Turnier hinterher für 1,5 Millionen Euro gewonnen.
Was Constant Rijkenberg getan hatte, war simpler: Er hatte zu viel Action von sich verkauft und durch seinen 1,5-Millionen-Euro-Sieg Schulden generiert. Er prägte dadurch sogar einen Begriff, wenn man zu viel Action von sich verkauft 'rijkenbergt' man.
Dies waren nur zwei Betrugsfälle im Poker und es gibt natürlich noch viel mehr. Man sollte deswegen nie vergessen, dass es da draußen jede Menge Gauner gibt.
12. Brian Hastings beendet Isildurs Mega-Run in wenigen Stunden
Eins gleich vorweg: Dies war mit Sicherheit kein schlimmer Moment für Brian Hastings. Für alle anderen war die komplette Vernichtung von Viktor “Isildur1” Blom für über 4,2 Millionen das Ende einer Ära.
Ein Drehbuchautor hätte sich den Aufstieg von Isildur1 nicht besser ausdenken können. Isildur1, dessen Identität bis 2011 nicht klar war, betrat die Welt der Highstakes Ende 2009 und legte sich mit Schwergewichten wie Phil Ivey, Patrik Antonius, Tom Dwan und Cole South an.
Der junge Schwede spielte quasi den ganzen Tag und hatte bis zum 15. November 2011 über 6 Millionen Dollar gewonnen. All das endete aber am 8. Dezember, als Hastings dem Schweden in wenigen Stunden satte 4,2 Millionen Dollar abknöpfte.
Später wurde bekannt, dass Hastings, Brian “sbrugby” Townsend und Cole South Informationen ausgetauscht hatten, um Isildur1 zu schlagen. Dies führte dazu, dass der Red-Pro-Status von Townsend von Full Tilt auf Eis gelegt wurde.
Wahrscheinlich wäre der Höhenflug von Isildur1 irgendwann ohnehin beendet gewesen, dies war aber mit Sicherheit ein ekelhaftes Ende für eine der größten Siegesserien im Poker überhaupt.
11. Sicherheitsprobleme der EPT in Berlin und Barcelona
Die European Poker Tour war insgesamt ein voller Erfolg, wo Licht ist, ist aber auch Schatten. Die Sicherheit ist immer ein großes Thema bei Pokerveranstaltungen, in zwei Fällen gab es leider Probleme.
Der erste Vorfall ereignete sich im Jahr 2010 im Grand Hyatt Hotel in Berlin. Die EPT wurde überfallen, bewaffnete Männer in schwarzen Ski-Jacken und Masken stürmten den Turniersaal und raubten eine erhebliche Geldmenge.
Die Action wurde augenblicklich gestoppt, nach 90 Minuten ging es aber weiter. Einige Spieler, darunter auch der spätere Sieger Kevin MacPhee, stellten die Frage, ob es wirklich klug war, nach einem solch schrecklichen Erlebnis einfach weiter zu machen.
Ein anderer Vorfall passierte im Jahr 2013 als Jens “Jeans86” Kyllonen davon berichtete, dass jemand während der EPT Barcelona in sein Hotelzimmer eingebrochen war und versucht hatte, seinen Laptop zu hacken.
Das Ganze ist eine lange Geschichte, Kyllonen erzählt sie in einem Thread auf Twoplustwo mit dem Namen My Unbelievable EPT Barcelona Story. Hotel Rooms in Arts Barcelona Broken into to Plant Trojans.
PokerStars half den Pokerspieler, dass örtliche Casino war darauf aber nicht so erpicht, eine schreckliche Vorstellung.
10. Hille und Baumann verpassen die November-Nine
2012 steuerte das Main-Event der WSOP auf einen bemerkenswerten Final-Table zu. Erstmals standen zwei Frauen ganz kurz davor, einen Platz am wichtigsten Turnier-Tisch des Jahres zu ergattern: Elisabeth Hille und Galle Baumann hätten Geschichte schreiben können.
Hätten.
Sie haben aber nicht – Hille und Baumann schieden auf den Plätzen elf und zehn aus und verwährten der Pokerlandschaft die erste Dame unter den November Nine.
Warum war das so bedeutsam?
Die WSOP gibt es seit über 45 Jahren und nur ein einziges Mal schaffte es eine Dame in das Finale des Main-Events: Barbara Enright 1995. Mit anderen Worten: Es wird wirklich wieder Zeit!
Ein Spielerin am Finaltisch wäre eine willkommene Abwechslung von den ganzen Männern. Es scheint sehr wahrscheinlich, dass Hille oder Baumann – hätten sie es nur in das Finale geschafft – bei verschiedenen Talkshows herumgereicht worden wären und viel mehr Frauen für das Pokerspiel begeistert hätten.
Eine Dame unter den November-Nine könnte auch die Beteiligung der weiblichen Spieler am Main-Event erhöhen. Derzeit liegt diese bei unter fünf Prozent.
9. Verlangsamung des Spiels durch zu viel Bedenkzeit
Wenn es einen Punkt gibt, der Pokerturnieren den Unterhaltungsfaktor beim Publikum raubt, dann ist es die unnötig lange Bedenkzeit, die sich viele Spieler nehmen.
Man möchte meinen, dass dies eher ein Problem bei älteren Spielern ist, aber tatsächlich sind es vor allem die jungen Pokerspieler, die übertriebene Bedenkzeit als strategisches Element einsetzen und so das Spiel unnötig verlangsamen.
Es steht natürlich außer Frage, dass wichtige Entscheidungen beim Poker wohl überdacht werden müssen, aber wenn derselbe Spieler bei jeder Entscheidung stets fünf Minuten nachdenkt, dann ist dies ein großes Problem. Hier muss man als Spieler auch ein wenig über das eigene Wohl hinausdenken und berücksichtigen, wie das Überstrapazieren der Bedenkzeit dem Pokerspiel schadet.
Gerne würden wir sagen, dass dieses Problem mit dem Fortschreiten des Spiels besser geworden ist, aber es scheint, das Gegenteil sei der Fall. Tatsächlich gibt es sogar Spieler, die Bedenkzeit gezielt einsetzen, um Gegner zu tilten.
8. Aufkommen der Bots, HUDs und Skripte
Die wohl größte Angst, die eine neue Spieler hat, ist, dass die Spiele unfair sind. Man schaue sich einfach nur einmal eine reine Spielgeldseite wie etwa Zynga Poker an und werfe einen Blick auf die Kommentare der Nutzer: "Rigged", "Unfair", "Dubios".
Neue Spieler sind gegenüber erfahreneren Spielern ohnehin im Nachteil und die Vorstellung, ein unschlagbares Spiel zu spielen, dürfte sie vollends abschrecken.
Insofern ist es katastrophal, dass online Poker mehr und mehr von Bot-Netzwerken, Seating-Scripts und ausgeklügelten HUD's durchsetzt ist. Neue Spieler, die auch nur den Hauch einer Idee davon bekommen, dass die Spiele unfair sind, nehmen ihr Geld und hauen ab.
Nun mögen einige HUD's und Skripte nicht per se unfair sein und viele sind von den Anbietern weiterhin erlaubt, aber für neue Spieler sind diese ein Buch mit sieben Siegeln und geben Ihnen das Gefühl, ungleich behandelt zu werden.
Mehr und mehr Seiten bieten deswegen anonyme Tische an, welche zumindest HUD's unbrauchbar machen. Vielleicht wäre es langsam an der Zeit, diese Hilfsmittel komplett zu verbieten oder zumindest einzudämmen.
7. USA zwingen Pokerspieler ins Exil
Als das amerikanische Justizministerium und das FBI 2011 die drei größten Pokeranbieter (PokerStars, Full Tilt, Absolute Poker) vom Netz nahmen, zwangen sie gleichzeitig tausende Profi-Spieler zu einem Leben im Ausland.
Die ersten Jahre schien es so, als wäre es für die meisten professionellen Spieler okay, mehr Zeit in Mexiko oder Kanada zu verbringen. Man erwartete, dass Poker in den USA reguliert und legalisiert würde, so das man zeitnah zurückkommen könnte.
Dies ist aber bis heute nicht passiert.
Gut, inzwischen mag es in den USA legalisiertes Poker geben, aber eben nur in kleineren Märkten, wie etwa Nevada und New Jersey. Die dortigen Anbieter sind jedoch so klein, dass sie für professionelle Spieler, die ihren Lebensunterhalt mit Poker verdienen, uninteressant sind.
New York und Kalifornien schaffen es einfach nicht, Poker zu regulieren und deswegen sind die amerikanischen Berufsspieler weiterhin zu einem Leben im Exil gezwungen.
Einige Spieler versuchten sich, dem zu widersetzen, indem sie über VPNs auf PokerStars zockten. Dies ist aber verboten und so wurden unter anderem Brian Hastings und Sorel Mizzi wegen dieser Praktiken gesperrt.
Inzwischen haben viele Online-Pros den Traum aufgegeben und haben sich einen neuen Beruf gesucht. Einige halten aber nach wie vor aus und sagen sich jedes Jahr „vielleicht wird nächstes Jahr was mit der Legalisierung".
Vielleicht, aber wahrscheinlich ist das im Moment leider nicht.
6. PokerStars streicht die Supernova Elite
Das eigene Geschäftsmodell radikal zu verändern ist eine Sache, eine andere ist es, Änderungen durch die Hintertür einzuführen, ohne langjährige loyalen Kunden adäquat zu informieren.
Es war eine der umstrittensten Änderungen, die PokerStars 2015 ohne Ankündigung vornahm, als man mit nur wenigen Monaten Frist das höchste VIP-Level zusammenstrich. Eigentlich hätte es für das gesamte Jahr 2016 noch spezielle Boni für die Supernova-Elite-Spieler geben müssen, doch diese wurden im Rahmen einer Rationalisierung reduziert.
Dies sorgte Ende 2015 für den größten Spieler-Streik, den PokerStars je erlebte. Es half allerdings nichts, den loyalen Vielspielern kam das Unternehmen nicht entgegen, stattdessen bestätigte man, dass der weitere Fokus auf Freizeitspielern liegen wird.
Viele Jahre war es für viele Grinder ein Traum, das höchste VIP-Level auf PokerStars zu erreichen und nur wenige hundert Spieler schaffte dies pro Jahr. Dabei generierten sie zigtausende Dollar Rake und waren die aktivsten Spieler auf der Seite. Die fleißigsten Grinder konnten sich sogar einen Porsche auf PokerStars erspielen.
All das gibt es inzwischen nicht mehr, denn PokerStars hat seine Ausrichtung radikal geändert und ist nunmehr an diesen Grindern nicht mehr interessiert.
5. Lederer, Bitar und Co. ruinieren Full Tilt
Der Schwarze Freitag war horrend für alle Pokerspieler, die Geld auf Full Tilt hatten.
Anders als die PokerStars-Spieler, die ihr Geld sofort ausgezahlt bekamen, mussten die die Full-Tilt-Opfer fast drei Jahre warten, bevor sie ihr Geld wiedersahen. Und dabei war lange Zeit nicht klar, ob das Geld überhaupt gezahlt würde.
Bei einem privat geführten Unternehmen, wie es Full Tilt damals war, ist es schwierig, von außen zu beurteilen, wer wie sehr woran die Schuld trägt, aber wie Lederer und Bitar mit dem Schwarzen Freitag und der Company umgegangen sind, war haarsträubend.
Es gab keine Informationen, keine Updates, nur Stille und Schweigen. Die Kunden wurden monatelang im Dunkeln gelassen, was mit dem Unternehmen und ihrem Geld war.
Das Motto von Full Tilt war stets „Spiel mit den Profis“ und auch deswegen wiegten sich viele in Sicherheit, dass ihre Einlagen professionell behandelt würden, hatten doch namhafte Spieler wie Ivey, Ferguson und Co. ihren Namen für die Seite hergegeben.
Am Ende zeigte sich, dass kaum jemand Verantwortung übernehmen wollte. Eine Schande für die gesamte Online-Poker-Welt!
4. EPIC Poker Tour, EPIC Fail
Annie Duke und Jeff Pollack überraschten die Pokerwelt 2011 direkt nach dem Schwarzen Freitag mit einer abenteuerlichen Ankündigung. Ähnlich der PGA annoncierten sie die EPIC Poker Tour, welche Profis und Amateure anziehen wollte.
Die Tour offerierte zum Ende der Saison ein $1m Freeroll und sorgte zunächst während einer sehr dunklen Zeit im Pokersport für viel Interesse und Begeisterung. Nur eine Frage stellte sich: Wo sollte das Geld herkommen?
Ein knappes Jahr später gab es die Antwort: Nirgendwo.
Im Februar 2012 meldete EPIC Insolvenz an und war siebenstellig verschuldet. In Anbetracht dessen, was noch im Vorjahr vollmundig angekündigt war, ein Reinfall auf voller Linie.
Das Freeroll mit der versprochenen Million? Gab es nie.
Die Spieler, die an den Turnieren teilnahmen und einen Aussicht auf Preisgelder in diesem Turnier hatten waren entsprechend angefressen.
Pollack zog sich in Folge aus dem Poker-Business zurück und Duke tat es ihm gleich, nachdem sie bei der WSOP ausgebuht wurde. Ein Glück.
3. Superuser auf Absolute und Ultimate Bet
Online Poker basiert auf Vertrauen.
Online Poker Anbieter müssen in erster Linie ein sicheres Spielumfeld bieten und ein faires Spiel garantieren.
Viele kleinere Anbieter hatten hier und da Sicherheitsprobleme und es gab schwarze Schafe. Aber kein noch so schwarzes Schaf ist vergleichbar mit Absolute Poker und Ultimate Bet, die zwischen 2004 und 2007 zwei krasse Superuser-Skandale hatten.
Auf beiden Seiten gab es Spieler, welche die Karten ihrer Gegner sehen konnten und entsprechend einen unglaublichen Vorteil hatten.
Auf Absolute Poker war es POTRIPPER, der aufflog, weil er gar zu perfekt spielte und auf Ultimate Bet war es niemand Geringeres als der ehemalige WSOP-Main-Event-Sieger Russ Hamilton.
Beide Skandale wurden durch akribische Arbeit mehrerer Spieler auf 2+2 aufgedeckt und Michael Josem machte sich damals bei der Aufdeckung einen Namen. Unter anderem wurden durch diese Superuser Mike Matusow und Brad Booth um ihr Geld gebracht.
Absolute und Ultimate Bet blieben erstaunlicherweise weiterhin im Geschäft, doch mit dem Schwarzen Freitag verschwanden diese Seiten von der Bildfläche – ohne ihre Spieler auszuzahlen.
2. UIGEA bremst den Online-Poker-Boom
2006 war das wohl verrückteste Jahr, das es im Poker je gegeben hat. Online-Poker war eine Goldgrube, jeder wollte irgendwie auf den Zug aufspringen und wenn man nur bereit war ein Werbeklebchen zu tragen, hat man fast sicher einen Anbieter gefunden, der einen ins Main-Event einkaufte. Über 8.000 Spieler kamen damals zusammen.
In einem Wort: es war episch.
Aber die Party, die gerade angefangen zu haben schien, wurde jäh beendet, denn irgendwer hatte die Bullen gerufen.
Im Herbst 2006 wurde der Unlawful Internet Gambling Enforcement Act von dem amerikanischen Kongress verabschiedet und am 13. Oktober unterzeichnete George W. Bush das Gesetz.
Mit einem Mal war Online Glücksspiel in den USA irgendwie illegal und der größte Anbieter der Zeit, partypoker, musste sich, da das Unternehmen börsennotiert war, vom Markt zurückziehen. Auf einmal war Poker wieder drei Hausnummern kleiner.
Die WSOP 2007 zog 2.400 weniger Spieler an und damit war das Ende des Booms vollzogen. Wer weiß, was ohne den UIGEA passiert wäre. Sicherlich, das Ende wäre auch gekommen, aber wie viel mehr wäre drin gewesen?
1. Der Schwarze Freitag
Das amerikanische Justizministerium und das FBI setzten nun um, was der UIGEA fünf Jahre zuvor androhte. Die drei größten Pokeranbieter, PokerStars, Full Tilt und Absolute/Ultimate wurden angeklagt und des Marktes verwiesen.
Noch heute spüren wir die Umwälzungen, die diese Anklage mit sich brachte. Viele Profis leben im Exil, Online-Poker in den USA ist kaum existent und jeder war betroffen – die Spieler, die Anbieter und auch die Medien.
Die Full-Tilt-Spieler warteten drei Jahre auf ihr Geld, die Absolute-Spieler warten immer noch und PokerStars musste bis 2016 warten, bis man wieder zumindest in New Jersey Online-Poker anbieten konnte.
Der amerikanische Spielermarkt war der softeste der Welt und diese Spieler waren auf einmal dem System entzogen. Damit wurde Poker für den Rest der Welt schlagartig schwerer.
Pokerspieler sind sich selten einig, aber der Schwarze Freitag wird von sicherlich allen als ein katastrophaler Einschnitt und als Zäsur betrachtet.
Uns fällt kein schlimmerer Moment in der Pokergeschichte als dieser 11. April 2011 ein.