Dominik Nitsche ist einer der erfolgreichsten deutschen Turnierspieler. Im Alter von nur 25 Jahren hat er bereits drei Bracelets, eine WPT und knapp 4,5 Millionen Dollar bei Liveturnieren gewonnen. In unserem neuesten Strategieartikel analysiert Dominik exklusiv für PokerZeit.com 10 Hände, die Lee Davy beim Colossus gespielt hat.
Event: WSOP Event #5: The Colossus
Buy-In: $565
Spieler: 22.374
Starting Stack: 5.000
Blind Levels: 40 Minuten an Tag 1, 60 Minuten ab Tag 2
Tag 1:
Hand #1
Level 5: 100/200, Ante 25
Lee Davy: Ich raise am Button mit Q♣ 5♣ (25bb) und der Big Blind (11bb) callt. Der Flop kommt J♦ 3♣ 2♣. Ich mache eine Contibet in Höhe von 600, er check-raist All-In und ich calle. Am Turn treffe ich den Flush und kann meinen Gegner eliminieren.
Dominik Nitsche Feedback: Ich bin mir nicht sicher, ob es eine gute Idee ist mit dieser Hand am Button zu raisen. Das hängt jedoch davon ab, wie gut die Spieler in den Blinds sind.
Wenn es sich dabei um starke Spieler handelt, dann ist es ein Fold. So wie gespielt möchten wir auf dem Flop gegen einen shorten Gegner auf jeden Fall alle Chips in die Mitte bekommen, was du ja auch geschafft hast.
Hand #2
Level 6: 150/300, Ante 25
LD: Ein Spieler (20bb) openraist UTG auf 700, und UTG+1, der ebenfalls noch 20 Big Blinds hat, macht ein Reraise auf 1.500. Ich entscheide mich dafür mit T♠ T♣ in Position zu callen und der ursprüngliche Raiser foldet daraufhin.
Flop: Q♠ J♦ 9♥
Er geht All-In, ich überlege mehrere Minuten, und calle schließlich, da ich davon überzeugt war, dass er AK halt, und versucht eine bessere Hand zum Folden zu bekommen. Erst wollte ich folden, aber ich denke nicht, dass er diesen Move mit einer anderen Hand macht.
Beim Showdown zeigt er AK und nach zwei Blanks auf Turn und River gewinne ich die Hand.
Dominik Nitsche Feedback: Das ist Preflop eigentlich ein ziemlich klarer Fold. Du liegst gegen die Range von UTG+1 hinten und hast noch keine Chips in den Pot investiert.
Kommentar Lee Davy: Dominik bringt ein gutes Argument. Auf einem unkoordinierten Flop mit kleinen Karten wäre ich bei einem gegnerischen All-In vor einer schwierigen Entscheidung gestanden.
Deshalb habe ich hier praktisch darauf gespielt ein Set zu treffen, aber hätte ich in dieser Situation auch mit einem kleineren Pocket Pair wie 44 gecallt? Wohl nicht, darum ist es ein Fehler, gerade weil ich realisiert habe, dass ich gegen seine Range hinten bin und trotzdem bezahlt habe. Alles, was ich gesehen habe war, dass ich mit Pocket Tens eine gute Starthand hielt.
Hand #3
LD: Ich eröffne mit einem Raise vom Hijack (86bb) und Pocket Queens auf 675, und werde sowohl vom Button (33bb) als auch vom Big Blind (33bb) gecallt.
Flop: 8♥ 8♦ 7♥
Es wird zu mir gecheckt und ich bette 700. Nun check-raist der Big Blind auf 2.100 und der Button foldet. Er war extrem aggressiv und es war bereits das zweite Mal, dass er auf einem gepairten Board gecheckraist hat, also habe ich gecallt.
Turn: T♣
Er checkt. Es sind ein paar Straight Draws angekommen, und wenn ich bette und geraist werde, dann befinde ich mich in einem eckligen Spot. Zudem schlägt mich jede 8x-Hand. Deshalb habe ich mich dafür entschieden behind zu checken und eine Riverbet zu callen.
River: 2♠
Er setzt 2.100 und ich snapcalle. Beim Showdown zeigt er Pocket Zweien für ein gerivertes Full House.
Dominik Nitsche Feedback: Der Turn ist der interessante Teil dieser Hand und die Frage ist: Bekommen wir mehr Value, wenn wir setzten oder wenn wir behind checken?
Ich würde hier auch eher checken und eine Bet auf dem River bezahlen. Pocket Queens sind in dieser Situation nicht stark genug, um jeglicher Art von Aggression standzuhalten. Man könnte gegen einen guten Spieler auch den Flop behind checken, aber gegen den Standardgegner bei einem Low-Buy-In-Turnier wie dem Colossus halte ich eine Bet für besser.
Hand #4
LD: Ich raise UTG (70bb) mit A♠ 6♠ und UTG+1 (15bb) callt.
Der Flop bringt 5♥ 4♥ 3♠
Ich checke, er pusht All-In, und ich calle.
Er hat ein Paar Sechsen und ich gewinne die Hand, nachdem ich Runner-Runner Flush mache.
Mit dieser Hand bin ich nicht zufrieden. Ich hätte ihn direkt auf dem Flop All-In stellen sollen, aber wenn ich setzte und er All-In geht, dann sollte ich wohl folden.
Dominik Nitsche Feedback: Da stimme ich dir zu. Ich nehme an, dass es sich bei deinem Gegner um einen unerfahrenen Spieler handelt, sonst hätte er dein Preflop-Raise mit einem so kleinen Stack nicht bezahlt.
Auf dem Flop stelle ich ihn All-In, da unsere Hand zu stark ist um zu folden, und du gegen seinen Stack den richtigen Preis bekommst. Außerdem bringst du damit einige bessere Ax-Hände zum Folden.
Hand #5
LD: Ein looser Spieler (65bb) raist aus früher Position auf 1.050 und eine tighte Dame (38bb) callt in Middle Position. Ich finde A♦ Q♦ am Button und will erst callen, um einen Flop in Position zu spielen, entscheide mich dann aber doch für einen Squeeze auf 4.000. Daraufhin geht eine andere Frau hinter mir mit 100bb All-In und ich instafolde auf ihren Push.
War es richtig hier zu 3-betten, oder wäre es besser gewesen einen Flop in Position zu spielen?
Dominik Nitsche Feedback: Ich bevorzuge in dieser Situation eine 3-Bet. Dein Ziel sollte es sein Heads-Up in Position gegen eine schwächere Hand zu kommen. Das Reraise finde ich etwas zu groß, aber das ist hier nicht ausschlaggebend. Nice hand.
Hand #6
Level 8 300/600, Ante 75
Ich habe zuvor einen Flip mit AJ gegen 1010 verloren und bin runter auf 43bb. Der Button (23bb) opened auf 1.200, der Small Blind (33bb) callt, und ich bezahle im Big Blind mit 7♠ 4♠.
Flop: 6♥ 5♠ 4♥.
Der Small Blind, ein älterer Regular, spielt 600 an, ich calle und der Button foldet.
Turn: T♣
Er bettet 2.300 und ich calle.
River: 4♣
Er checkt, ich setzte 4.500 und er foldet.
Dominik Nitsche Feedback: Das ist eine Art und Weise die Hand zu spielen und die ist völlig in Ordnung, dennoch würde ich hier am Flop raisen. Das Board kommt sehr gut für dich und du hast jede Menge Equity. Außerdem sind deine Implied Odds nicht sonderlich gut, was ein weiteres Argument für ein Raise ist.
Hand #7
Level 10: 400/800, Ante 100
LD: Ich habe lange keine Hand mehr gespielt und zu viel geredet. Zum ersten Mal bin ich abgelenkt und unkonzentriert. In Middle Position bekomme ich T♦ 9♦ und raise auf 1.675. Der Cut-Off geht daraufhin mit 2.400 All-In und der Big Blind callt mit nur noch 9bb behind.
Vor dem Flop wirft mir der Big Blind einen tiefen Blick zu, um mir zu signalisieren, dass er das Board herunterchecken möchte.
Flop: Q♠ T♣ 3♣
Wir checken.
Turn: 7♦
Er checkt, ich setzte 2.400 und er bezahlt.
River: 2♠
Nach seinem Call auf dem Turn denke ich, dass ich geschlagen bin. Er checkt und ich checke behind. Er zeigt 76 für ein Paar Sieben, der All-In-Spieler muckt und ich gewinne mit einem Paar Zehnen den Pot.
Dominik Nitsche Feedback: Hier solltest du entweder auf dem Flop eine kleine Bet machen, um deine Hand zu schützen, oder das Board herunterchecken. Diese Spots sind tricky und es ist nicht einfach die richtige Entscheidung zu treffen. Ehrlich gesagt überrascht es mich auch sehr, dass du in dieser Situation von einer schlechteren Hand gecallt wurdest.
Hand #8
Level 11: 500/1000, Ante 100
LD: Ein neuer Spieler wird an unseren Tisch gemoved und openlimpt mit einem Stack von 14bb aus später Position. Der Small Blind hat nach einem verlorenen All-In nur noch 4bb und callt ebenfalls. Ich (51bb) checke im Big Blind mit T♠ 9♦.
Flop: T♣ 7♣ 3♣
Ich spiele 2.000 an und der Limper raist sofort auf 4.500. Sowohl der Small Blind als auch ich folden. Anschließend sagt er, er habe den Nutflush gefloppt.
Dominik Nitsche Feedback: Ich habe diese Hand mit Freunden diskutiert und wir waren allesamt sehr überrascht über die Reaktion deines Gegners. Ich würde hier nicht selbst setzen, da sich deine Hand perfekt dafür eignet, um Check-Call zu spielen.
Tag 2:
Hand #9
Level 12: 600/1200, Ante 200
LD: Ein sehr aktiver Spieler limpt mit 15bb aus früher Position. Der Small Blind hat ebenfalls 15bb und callt, ich checke im Big Blind mit 8♠ 6♠ und 39bb.
Flop: K♦ 8♥ 6♥
Es wird zum Limper gecheckt, der daraufhin 2.400 anspielt. Der Small Blind foldet und ich raise auf 6.700 in der Absicht alle Chips in die Mitte zu bekommen, aber er callt nur.
Turn: K♣
Ich bin konsterniert als ich den zweiten König sehe, und es wirft mich total aus der Bann. Ich checke, er bettet 5.000 und ich calle.
Der River ist die 4♠
Ich checke und er geht All-In. Ich überlege lange, und weiß, dass ich eigentlich am Turn hätte folden sollen, aber irgendwie habe ich mir eingeredet, dass er mein Check-Raise mit einem Draw gecallt hat.
Das macht aber keinen Sinn, da er mit einem Draw und einem Shortstack am Flop All-In gegangen wäre, also bleibt eigentlich nur noch ein hohes Paar. Mit dieser Hand bin ich sehr unzufrieden.
Dominik Nitsche Feedback: Der Turn ist eine furchtbare Karte für dich, aber das kommt manchmal einfach vor. Ich check-folde hier den Turn und gehe zur nächsten Hand über.
Hand #10
Ich pushe mit AK und 15bb All-In und werde von Pocket Jacks gecallt. Das Board von QT6AK bringt ihm die Straight und ich bin ausgeschieden, was nach diesen zwei langen Tagen sehr hart für mich war.
Schlussendlich habe ich beim Colossus Platz 1.664 für $1.800 belegt.
Dominik Nitsche Feedback: Das geht jedem so. Bei einem großen Turnier auszuscheiden tut einfach weh. Bezüglich der Hand, sie ist absoluter Standard und da kann man nichts anderes machen. Nice run Lee!