Cashgame mit den höchsten Einsätzen und den besten Spielern der Welt präsentieren wir dieses Mal in unserer Hand der Woche. Parallel zur WSOP wurde im Aria an drei Tagen Cashgame gespielt und mittendrin waren absolute Top-Stars wie Antonio Esfandiari, Sam Trickett, Doug Polk und Patrik Antonius, das Meisterstück der zehnstündigen Session lieferte aber Andrew Robl ab!
Ausgangslage und Spiel bis zum River
Gespielt wird mit Blinds von $400/$800 plus einem Ante von $200. In unserer Hand hat Patrik Antonius zudem einen Straddle von $1.600 gesetzt. Nach lauter Folds raist Paul Newey, ein reicher Geschäftsmann, auf $4.500.
Polk foldet, aber Matt Kirk (Stack: $275.000), ein extrem looser und aggressiver Spieler, reraist im Small Blind auf $18.000. Hinter ihm bringt Andrew Robl (Stack: $1,3 Millionen) die Cold 4-Bet auf $50.000.
Newey foldet, aber Kirk erhöht noch einmal auf $100.000. Robl überlegt und callt. Im Pot sind $207.700 und die effektiven Stacks betragen $175.000.
Der Flop bringt
Kirk setzt $35.000, Robl denkt nach und callt. Mit $277.700 im Pot und Stacks von $140.000 geht es auf den Turn. Der bringt das
Kirk setzt $50.000 und hat noch $90.000 übrig. Robl lässt sich Zeit und setzt seinen Gegner schließlich All-In. Kirk foldet sofort und der Pot mit $467.700 geht an Robl. Anschließend zeigt er seine Hand:
Analyse und Bewertung
Eine nahezu unfassbare Hand, die ohne Kontext kaum zu verstehen ist. Schauen wir uns genauer an, wie das passieren konnte.
Vor dem Flop raist Newey, und der extrem loose Matt Kirk reraist aus der schlechtesten Position am Tisch, dem Small Blind. Sein Spektrum ist breit, der Australier ist mit sehr vielen Händen zu diesem Move imstande.
Hinter ihm hat Andrew Robl Position und bringt eine sogenannte Cold 4-Bet, also einen Reraise gegen zwei noch aktive Spieler. Normalerweise bzw. in den guten alten Zeiten deutete ein solcher Spielzug auf ein sehr enges Spektrum mit AA, KK, QQ und vielleicht AK hin. Dies gilt hier aber nur bedingt, da Kirks Spektrum so loose ist und Robl die ganze Hand über Position auf ihn hat.
Nach Neweys Fold setzt Kirk noch einen drauf und bringt die 5-Bet auf $100.000. Damit sind über $157.000 im Pot und Robl bekommt Pot Odds von über 3 zu 1 für einen Call.
Sein Call ist deshalb folgerichtig, worauf der Flop mit 7♣ 2♣ 2♠ aufgedeckt wird, der aller Voraussicht an den Kräfteverhältnissen nichts geändert hat. Bevor wir uns um die nächsten Aktionen kümmern aber noch eine generelle Anmerkung. Im Pot sind mittlerweile $207.700 und Kirk hat noch $175.000 übrig, d.h. dass er nach weiteren Bets kaum noch folden kann. Das muss er, aber auch Robl bedenken.
Mit $35.000 setzt Kirk extrem wenig, etwa ein Sechstel des Pots. Das kann zweierlei bedeuten. Entweder ist er sehr stark und will seinen Gegner mit sehr guten Pot Odds weiter im Pot halten oder er ist schwach und versucht einen billigen Angriff auf den Pot. So polarisiert sind die Spektren extrem looser Spieler, deren Stärke teilweise darauf beruht, dass man nie wissen kann, ob sie etwas haben.
Robl callt – wie wir wissen mit Dame hoch – diese Bet. Er hat schon jetzt einen teuflischen Plan, den er auf dem Turn umsetzt. Dort kommt mit dem A♥ eine Karte, die beiden Spektren hilft, aber dem von Robl ein wenig mehr. AX ist eine Hand, mit der man gern preflop blufft, weil AX-Kombinationen bei den anderen Spielern unwahrscheinlicher sind.
Kirk setzt mit $50.000 wieder sehr niedrig, gibt seinem Gegner damit aber dennoch zu verstehen, dass er nicht mehr folden wird. In einem Pot mit über $300.000 hat er nur noch $90.000 Rest, daher bringt ein Bluff nichts – so seine Botschaft.
Und doch geht Andrew Robl All-In und bringt damit einen phänomenalen Bluff. Da Kirk nicht mehr folden kann, muss er davon ausgehen, dass Robl auf jeden Fall ein Ass hat. Eine Hand wie JJ oder sogar KK, die sich durchaus im Spektrum von Kirk befinden, sind nach diesem Move nichts mehr wert.
Mit seinem Bluff bringt Robl, der nicht einmal König hoch schlägt, also extrem viele bessere Hände zum Folden, er geht aber auch ein enormes Risiko ein. Wäre Kirk auf dem Turn selbst All-In gegangen, hätte er folden müssen.
Fazit
Andrew Robl bringt einen sensationellen Bluff auf allerhöchstem Niveau, der nur gegen einen Weltklassemann funktioniert. Auf niedrigen Limits sollte man so etwas besser nicht ausprobieren – es kann nämlich teuer werden…