Praktisch mit dem letzten Turnier des Jahres 2016 gelang es David Peters, seinen Vorgänger Fedor Holz von Platz 1 des Global Poker Index zu verdrängen. Seither thront der Amerikaner über allen Konkurrenten und bestätigte seine gute Form auch im neuen Jahr. Bei der $100.000 Challenge der Aussie Millions allerdings konnte er sich nicht von seiner Hand trennen und schied kurz vor dem Preisgeld aus.
Ausgangslage und Spiel bis zum River
Die $100.000 Challenge der Aussie Millions ist ein exklusives Turnier, bei dem in diesem Jahr lediglich 18 Entries getätigt wurden.
Wir steigen ins Finale ein, in dem noch sechs Spieler um die drei bezahlten Plätze und eine Siegprämie von A$882.000 kämpfen.
Die Blinds betragen 3.000/6.000 plus 1.000 Ante, die Stacks sind recht ausgeglichen, aber David Peters ist mit seinen 178.000 im Big Blind einer der kleineren Stacks.
Vor ihm raist Mike Watson, der mehr als doppelt so viele Chips hat, im Cut-off auf 14.000, Petrangelo und Trickett folden, und Peters callt mit
Im Pott sind 37.000, und der Flop bringt
Peters checkt, Watson setzt 15.000 und Peters callt. Im Pott sind 67.000, und der Turn bringt den
Peters checkt, Watson setzt 45.000 und Peters callt. Im Pott sind 157.000, und der River bringt den
Peters checkt, Watson setzt ihn mit 110.000 All-In und nach längerem Nachdenken callt Peters.
Watson dreht
um und gewinnt mit den geriverten Second Nuts den Pott. Peters scheidet aus und verpasst damit die bezahlten Plätze. Hier die gesamte Hand noch einmal in bewegten Bildern:
Analyse und Bewertung
Auf den ersten Blick sieht David Peters’ Call auf dem River bei zwei Overcards zu seinem Top Pair vielleicht sehr verwegen aus, doch bei genauerer Betrachtung werden wir feststellen, dass es doch einige gute Gründe für diesen Hero Call gab.
Gehen wir zu diesem Zweck die Hand noch einmal durch.
Vor dem Flop bekommt Peters eine der klassischen Hände, mit denen man im Big Blind einen Eröffnungs-Raise callt.
Watsons Spektrum ist hier recht breit, da er mit einem recht großen Stack vom Cut-off, also mit der zweitbesten Position am Tisch raist, und auf einen Steal aus sein könnte.
Insofern ist der Call von Peters absoluter Standard, seine Hand für einen Fold viel zu stark.
Top Pair auf dem Flop, Second Pair auf dem Turn
Der Flop ist natürlich sehr günstig für Peters, da er mit seinem Top Pair nur gegen die allerstärksten Hände aus Watsons Spektrum – konkret AA, KK, QQ, JJ sowie AT, KT und natürlich die Sets mit TT, 77 bzw. 22 – hinten liegt.
Da Watsons Spektrum weit mehr Hände umfasst, kommt gegen die obligatorische Continuation Bet, die der Kanadier praktisch mit allen Händen bringt, ein Fold auf keinen Fall infrage.
Kritischer ist da schon der J♠ auf dem Turn, der eine unerwünschte Overcard aufs Board bringt, die aber noch nichts heißen muss.
Gleichwohl setzt Watson so viel, dass Peters sich ernsthafte Gedanken machen muss, ob er auf dem River überhaupt noch folden kann – mit den 45.000 des Kanadiers sind 112.000 im Pott, und wenn Peters callt, geht es mit effektiven Stacks von 110.000 mit 157.000 im Pott auf den River.
Gegen einen Weltklassemann wie Mike Watson kann man aber nicht bei jedem Windhauch eine gute Hand aufgeben, zumal, und das ist sehr wichtig!, der Pik Bube enorm viele Draws und Combo Draws auf das Board gebracht hat und damit die Wahrscheinlichkeit eines Semi-Bluffs recht hoch ist.
Die große Frage auf dem River
Nach Peters‘ Call bringt der River mit dem K♣ eine Karte, die für einige Draws wie A♠ Q♠#, K♠ Q♠ oder Q♠ 9♠ eine entscheidende Verbesserung darstellt.
Andere Draws wie reine Flush Draws oder Combo Draws mit Gutshot und Flush Draw dagegen sind nicht angekommen.
Als Watson All-in geht, stellt sich für Peters weniger die Frage, ob sein Gegner einen Buben oder einen König hat, sondern ob er tatsächlich die Straight getroffen hat bzw. ein Set hält.
Mal im Ernst, wer würde auf diesem Board an Stelle von Watson mit einem König oder gar einem Buben seinen Gegner All-In setzen?
Peters‘ Spektrum ist nach zwei Calls recht stark, und daher steht man wieder einmal vor der entscheidenden Frage, ob Watson ein Monster oder einen Bluff hat.
Nach einem Fold hätte Peters noch einen recht intakten Stack mit etwa 20 Big Blinds, aber wenn er die Hand gewinnt und verdoppelt, ist er richtig dick im Geschäft.
Letztlich haben die Spieler bei diesem Format mit sehr wenig Bedenkzeit kaum die Möglichkeit, alle möglichen Kombinationen durchzurechnen, daher hat für Peters vermutlich den Ausschlag gegeben, dass der Flush Draw auf dem River nicht ankam.
Und aus Watsons Sicht?
Schauen wir uns nun die Hand aus Watsons Sicht an. Er hat auf dem sehr trockenen Flop rein gar nichts außer Backdoor Draws und einer Overcards, bringt aber dennoch die normale C-Bet, mit der einen Teil des gegnerischen Spektrums zum Folden bringen kann.
Auf dem Turn kommt mit dem J♠ so etwas wie Watsons Traumkarte an. Sie bringt ihm einen Flush Draw und Oben-unten, und falls seine Overcard auch noch ein Out ist, könnte er bis zu stolze 18 Outs haben.
Nicht nur für einen Spieler wie Watson ist dies die perfekte Situation für einen Semi-Bluff, der neben einer Menge Pot Equity auch noch viel Fold Equity und recht gute Implied Odds bietet.
Ob der Kanadier auch All-in gegangen wäre, wenn der River eine Blank gebracht hätte, ist natürlich pure Spekulation, aber zuzutrauen ist ihm ein solcher Move allemal.
Und das wiederum ist der Grund, warum Peters hier callt – zu Recht, auch wenn er dieses Mal auf dem Holzweg war.
Fazit
Mike Watson und David Peters ziehen sämtliche Register, die Weltklassespieler zur Verfügung stehen.
Der eine maximiert den Druck und die Fold Equity, während der andere sich einfach nicht abschütteln lässt.
Am Ende hat Mike Watson das bessere Ende für sich und belegt im Endklassement der A$100.000 Challenge schließlich den 2.Platz!