Wenn zwei der weltbesten Spieler mit starken Händen aufeinanderprallen, ist große Spannung garantiert. Beim Duell Dan Colman gegen Christoph Vogelsang kommen aber noch einige Wendungen hinzu, die diese Hand zur bisher spektakulärsten des noch jungen Jahres machen. Wer auf den letzten Drücker noch die Wende schaffte, erfahrt ihr hier!
Ausgangslage und Spiel bis zum River
Wir befinden uns in der Bubble-Phase des Main Events der PokerStars Championship Bahamas, von den ursprünglich gestarteten 738 Spielern sind noch 175 dabei und es geht um 143 bezahlte Plätze.
Christoph Vogelsang liegt bei Blinds von 1.000/2.000 plus 300 Ante mit etwa 145.000 Chips gut im Rennen. In zweiter Position bekommt er
und raist auf 4.500. Er bekommt zwei Caller. Erst callt Aaron Paul alias Jesse Pinkman im Hijack (45.000) und dann auch noch Dan Colman (ca. 128.000) im Big Blind. Im Pott sind 16.600 Chips, die effektiven Stacks betragen 40.000 bzw. 130.000.
Der Flop bringt
Alle drei Spieler checken, im Pott sind weiter 16.600 Chips, und der Turn bringt die
Colman checkt, Vogelsang setzt 7.000, Paul foldet, aber Colman raist auf 27.000. Vogelsang denkt kurz nach und callt dann. Im Pott sind 70.600 Chips und die effektiven Stacks betragen 101.000.
Der River bringt die
Colman setzt 80.000, Vogelsang geht All-In, Colman callt und zeigt
Mit seinem Vierling gewinnt Colman den Pott mit 272.000 Chips und wird am Ende 59. Christoph Vogelsang dagegen bleiben nur noch 12.400 Chips und er scheidet vor dem Preisgeld aus. Hier die Hand noch einmal in bewegten Bildern:
Analyse und Bewertung
Eine wirklich dramatische Hand, in der Christoph Vogelsang am Ende optimistisch seine Hand aufdeckt, ehe er die Bescherung sieht und merkt, dass sein Gegner Dan Colman gerade einen Ein-Outer getroffen hat.
Gehen wir die Hand noch einmal durch, um die Aktionen dieser Weltklassespieler besser zu verstehen.
Vor dem Flop raist Vogelsang mit der besten Starthand auf einen Standardbetrag von 2,25 BB. Mit Paul und Colman, dessen Spektrum im Big Blind sehr breit ist, bekommt der deutsche Highroller zwei Kunden.
Auf dem Flop hat Vogelsang den Jackpot getroffen, und es geht im Grunde nur darum, wie er das Maximum aus seinem Monster herausholen kann.
Nach Colmans Check verzichtet Vogelsang auf eine Bet und entschließt sich zum Slowplay, wo viele Amateure vor allem wegen des Flush Draw gesetzt hätten.
Abgesehen von den beiden Pik ist das Board mit A92 aber sehr trocken und ermöglicht nur ganz wenige Draws, daher ist Vogelsangs Entscheidung absolut nachvollziehbar – Flush Draws in Pik oder gar 43 machen nur einen Bruchteil der gegnerischen Spektren aus und haben daher kaum Relevanz oder anders gesagt, bei einer Bet würden die beiden Gegner fast immer folden.
Colman macht Druck
Richtig interessant wird es dann auf dem Turn. Dort kommt mit der 5♥ eine Karte, die dafür sorgt, dass Vogelsang nicht mehr die Nuts hat – 43 ist aber nur eine Hand von sehr vielen, die seine Gegner haben können.
Als er dann setzt, Paul foldet und Colman raist, wird diese Möglichkeit aber ein wenig realer. Daneben gibt es aber noch viele andere Hände, die Colman haben kann, und die sich wie folgt aufteilen:
1. Starke Hände wie die Nuts mit 43, Sets mit 99, 55 und 22 sowie unwahrscheinliche Two Pair mit A9, A5 oder A2
2. Semi-Bluffs mit z.B. 7♠ 6♠ (Flush Draw plus Gutshot) oder einfach nur zwei Pik
Sehr unwahrscheinlich ist dagegen, dass Colman hier einen kompletten Bluff hat.
Call oder All-In?
Die entscheidende Frage ist natürlich, ob Vogelsang callen oder raisen sollte.
Außer den Nuts und den Sets schmeißt Colman aber alles weg, daher ist es besser, in Position zu callen und den weiteren Gang der Dinge abzuwarten.
Als der River eine Zwei und damit Vogelsang das Full House bringt, bringt Colman von vorn eine Overbet.
Sein Spektrum ist immer noch recht groß – er kann 99, 55, sogar A2, eine Kombination mit 22 und vielleicht sogar 43 oder einen Bluff haben.
Drama auf dem River
Aus diesem Grund gibt es für Vogelsang nur eins: All-In.
Er möchte alle Chips von Colman, der hier nicht mehr folden kann, und er verliert lediglich gegen eine einzige Kombination – mehr Pech kann man also kaum haben.
Aus der Sicht von Colman war die Hand aber auch sehr stark gespielt, denn mit der Overbet auf dem River lässt er sein Blatt wie einen Bluff aussehen und hätte dadurch vielleicht sogar einen Call von einer deutlicheren Hand bekommen, wie sie Vogelsang hatte.
Fazit
Nach Slowplay auf dem Flop macht Christoph Vogelsang auf dem River mit den Second Nuts ein Monster und muss blaues Wunder erleben.
Wie so oft in slow gespielten Händen zeigt sich, dass die Chips gegen starke Hände ohnehin in die Mitte wandern.
Wenigstens verlor der unglücklich Unterlegene nicht seinen Humor – sein Lächeln am Ende ist einer der Höhepunkte der Hand.