Nach wie vor ist Phil Hellmuth der Pokerspieler, der die meisten WSOP-Bracelets errungen hat und damit einer der erfolgreichsten Turnierspieler aller Zeiten ist, doch beim Cashgame tut er sich traditionell deutlich schwerer. Zuletzt trat der „Poker Brat“ mal wieder in der amerikanischen Fernsehshow „Poker Night in America“ an, aber trotz eines absoluten Volltreffers auf dem Flop machte Hellmuth am Ende wieder ein langes Gesicht!
Spielverlauf bis zum River
Wir verfolgen eine Cashgame-Runde der unterhaltsamen Fernsehshow „Poker Night in America“, in der meist eine gute Mischung aus Amateuren und Pokerprofis antritt.
Gespielt wird mit Blinds von $25/$50 und wir schauen uns im Small Blind eine Hand aus der Sicht von Phil Hellmuth (ca. $13.500) an.
Er hält
und in erster Position raist Matt Glantz (ca. $3.000) auf $150. Alle Spieler folden, aber auf dem Button callt der Immobilienmakler Tony Bracy (ca. $6.400). Hellmuth reraist auf $550 und beide Spieler callen.
Im Pott sind $1.700, und der Flop bringt
Hellmuth setzt weitere $550. Glantz foldet, aber Bracy callt. Im Pott sind $2.800, der effektive Stack beträgt $5.300 und der Turn bringt die
Hellmuth checkt, und auch Bracy checkt. Im Pott sind weiterhin $2.800, der effektive Stack beträgt $5.300 und der River bringt die
Hellmuth setzt $975, Bracy macht eine Menge Theater und raist dann auf $2.450. Hellmuth callt, ohne eine Sekunde zu zögern, und verliert gegen
Wie der „Poker Brat“ die Hand spielt und hinterher lamentiert, könnt ihr euch hier anschauen:
Analyse und Bewertung
Natürlich ist es immer bitter, wenn man mit einer derartigen Hand noch Geld verliert, doch wollen wir uns die Aktionen beider Spieler unabhängig davon noch einmal genauer ansehen.
Vor dem Flop callt Bracy in Position mit einer sogenannten Trap Hand, also einer Hand, die oft dominiert wird und nur selten einen großen Pott gewinnen kann.
In einem loosen Cashgame ist es aber oft korrekt, damit in Position zu callen, zumal die Gleichfarbigkeit die Hand beträchtlich aufwertet.
Hellmuth hingegen bekommt im Small Blind die stärkste Starthand überhaupt und greift damit direkt an. Natürlich möchte er mit Assen den Pott aufbauen und vor allem den Big Blind eliminieren, der bei einem Call extrem gute Pot Odds bekäme. Ideal ist es, mit Assen gegen ein maximal zwei Spieler anzutreten.
Hellmuths Reraist fällt aber mit nicht ganz dem Vierfachen so klein aus, dass beide Spieler noch callen können – schließlich will man sich nicht die Kundschaft vergraulen.
Toller Flop für Hellmuth
Der Flop bringt Hellmuth Top Set und damit weiterhin die Nuts. Zugleich liegen auf dem Board mit A♥ und Q♥ zwei Karten, die den gegnerischen Spektren weitergeholfen haben und neben Middle Pair mit AQ, KQ oder QJ vor allem Straight Draws mit KT, KJ, JT und natürlich auch einige Flush Draws in Herz ermöglichen.
Eine Bet ist folgerichtig, da Hellmuth etwaige Draws oder schlechtere Hände wie AQ, KQ oder gar QQ bzw. 33 zur Kasse bitten möchte, doch mit $550 in $1.700 setzt er ungewöhnlich wenig.
Schlecht ist die Einsatzhöhe deswegen nicht unbedingt, aber $850 hätte sicher keine gute Hand verscheucht und gleichzeitig als hoher Favorit mehr Geld in die Mitte gebracht.
Interessant ist nach Glantz‘ Fold die Frage, ob Bracy mit seinem Straight Flush Gutshot raisen oder nur callen sollte.
Bracy entscheidet sich für einen Call, und liegt damit richtig. Selbst gegen eine Hand wie „nur“ A♠ Q♠ ist er mit seiner Hand Außenseiter und bekäme angesichts des drawlastigen Boards kaum bessere Hände zum Folden, zumal Hellmuths Spektrum nach Reraise vor dem Flop, Bet auf dem Flop vor zwei Spielern sehr stark ist.
Gefährliche Karte auf dem Turn
Als der Flush ankommt, checkt Hellmuth, doch ist sein Konzept, nun zu schauen, ob die Luft rein ist [sprich der Gegner checkt], und dann noch einmal zu setzen, vermutlich suboptimal.
Das Problem ist, dass sein Gegner recht viele Hände mit einem Herz wie K♥ #Qx haben kann, die nun zusätzliche Outs bekommen haben und eine Bet bezahlen würden.
Ein extrem wichtiger Faktor ist natürlich, wie groß die Wahrscheinlichkeit ist, dass sein Gegner blufft. Setzt Bracy nur, wenn er den Flush hat, ist es besser zu setzen [und die Draws abzukassieren] und auf dem River Check-Fold zu spielen, als zu checken und gegen einen Flush eine Bet zu bezahlen und dann auf dem River zu folden.
Eine Bet wäre also besser gewesen, doch gilt das auch für Bracy?
Bei ihm lautet die entscheidende Frage, ob er zwei Bets gewinnen kann, wenn er nun setzt. Das ist wirklich nur gegen sehr starke Hände möglich, daher ist sein Check nicht zu tadeln.
Hellmuth tappt in die Falle
Auf dem River ist für Hellmuth „die Luft rein“, daher versucht er mit einer kleineren Bet noch schwächere Hände abzukassieren.
Knapp $1.000 in einen Pott mit $2.800 ist eine gute Größe, da hier wirklich selbst ein Ass nur widerwillig bezahlt.
Abgesehen von dem völlig überflüssigen Theater, das Bracy aufführt, spricht vorläufig nichts dafür, dass Hellmuth nicht mehr die beste Hand hat.
Als er jedoch auf $2.450 geraist wird, sieht die Sache etwas anders aus. Hellmuth callt hier sehr schnell, und ein Call ist bei Pot Odds von mehr als 4 zu 1 auch nicht ansatzweise zu tadeln, einen Moment hätte er sich aber schon Zeit nehmen können.
Bracys Raise dagegen ist schwach. Hier gibt es nur eins: All-In. Mit diesem Spielzug polarisiert er sein Spektrum maximal und wird wahrscheinlich von ähnlich vielen Händen ausbezahlt – immerhin bietet er seinem Gegner Pot Odds von mehr als 2 zu 1 und kann von Blättern wie Sets oder gar AQ noch auf Auszahlung hoffen.
Fazit
Mit einem Monster rennt Phil Hellmuth direkt ins Verderben und bezahlt seinen Gegner auf dem River willfährig aus.
Tony Bracy dagegen verpasst die Chance, den Poker Brat mal so richtig zur Kasse zu bitten, und ist mit den Nuts allzu bescheiden, weil er nicht erkennt, dass dessen Spektrum sehr stark ist.