Das große Problem mit hohen Paaren ist, dass sich die eigene Hand fast nie verbessert und ihr relativer Wert bis zum River immer weiter abnimmt. Gerade bei sehr großen Stacks kann dies zu extrem schwierigen Situationen führen, wie auch Chance Kornuth bei Poker Night in America in einer äußerst dramatischen Hand gegen Matt Berkey feststellen muss.
Ausgangslage und Spiel bis zum River
Wir steigen ein in eine hochklassig besetzte Cashgame-Runde von Poker Night in America, bei der neben Weltklassespielern wie Jason Mercier, Chance Kornuth und Mustapha Kanit auch betuchte Amateure wie Bill Perkins und Joey DiPascale mitmischen.
Gespielt wird mit Blinds von $100/$200, außerdem hat DiPascale einen Straddle gesetzt. Vom Cut-Off raist Bill Perkins ($74.000) auf $2.000, Kanit foldet, und Berkey ($270.000) im Small Blind callt.
Chance Kornuth ($95.000), aus dessen Perspektive wir die Hand verfolgen, bekommt
und reraist auf $10.000. Perkins foldet, aber Berkey callt. Im Pott sind damit $22.575, die effektiven Stacks betragen $85.000.
Der Flop bringt
Berkey checkt, Kornuth setzt $12.000 und Berkey raist auf $35.000. Kornuth callt. Im Pott sind damit $92.575, die effektiven Stacks betragen $50.000.
Der Turn bringt den
Berkey checkt, Kornuth setzt $20.000, und Berkey callt. Im Pott sind damit $132.575, die effektiven Stacks betragen $30.000.
Der River bringt die
Berkey geht mit Kornuths restlichen $30.000 All-In und Kornuth überlegt. Schließlich callt er und verliert gegen Berkeys
Berkey gewinnt den Pott mit $192.575.
Die gesamte Hand könnt ihr euch im Video ab 1 Std. 55 Minuten ansehen:
Analyse und Bewertung
Eine wirklich dramatische Hand mit vielen interessanten Momenten, die wir hier noch einmal genauer unter die Lupe nehmen wollen.
Bevor wir uns die Action vor dem Flop anschauen, werfen wir einen Blick auf die Stacks. Bei Blinds von $100/$200 sind diese extrem groß – Bill Perkins hat mit $75.000 schon 375 Big Blinds vor sich stehen, und die Stacks der anderen sind sogar noch größer.
Solch große Stacks begünstigen spekulative Hände wie niedrige Paare, Suited Connectors oder sogar Hände wie A♥ 2♥, die die Nuts (oder fast Nuts) machen können.
Unter diesen Vorzeichen bekommt Chance Kornuth nach einem Raise von Bill Perkins und einem Call von Matt Berkey im Big Blind die zweitbeste Starthand.
In Position hätte er sich vielleicht zu einem trickreichen Call entschieden, aber ohne Position ist ein Reraise sicher der beste Spielzug.
Gewinnt er die rund $5.000, die schon im Pott sind, ist das kein schlechtes Ergebnis.
Action auf dem trockenen Flop
Nach Kornuths Reraise auf $10.000 foldet zwar Perkins, aber Matt Berkey callt. Noch ist das Spektrum eines so trickreichen und hartnäckigen Spielers nicht sonderlich stark einzuschränken, aber natürlich befinden sich darin viele Broadway-Kombinationen und mittlere Paare.
Der Flop mit 844 in zwei Farben konnte kaum trockener sein – und das bedeutet, dass die Hand, die vor dem Flop vorn lag, fast immer weiterhin vorn liegt und meist gewinnen wird.
Ein sehr guter Flop also für Könige!
Berkey checkt mit seinem Flush Draw, und natürlich setzt Kornuth. Er kann von vielen Händen ausbezahlt werden, wie etwa 99, TT oder AQ.
Mit $12.000 setzt er etwas mehr als halben Pott, um schwächere Hände auf keinen Fall zu vertreiben.
Auch aus Berkeys Sicht war der Flop ziemlich gut. Er hat zwei Overcards und einen Nut Flush Draw, der ihm trotz des gepaarten Boards gegen das Spektrum von Kornuth fast immer die beste Hand bringt.
Ein idealer Zeitpunkt für einen Semi-Bluff, da er viele Hände von Kornuth wie AK oder AQ, mit denen dieser seine Standard-C-Bet gebracht haben kann, zum Folden bringen könnte.
Starker Check von Berkey auf dem Turn
Mit seiner konkreten Hand hat Kornuth natürlich alles andere im Sinn als zu folden. Viele Amateure würden hier All-In gehen, um ihre Hand zu beschützen, doch ein Profi sieht das ganz anders.
Mit einem Call in Position hält Kornuth sämtliche Bluffs in der Hand und kann vielleicht noch mehr Geld gewinnen.
Nach dem Buben auf dem Turn spielt Berkey sehr stark. Hätte er nichts getroffen, hätte er Kornuth vielleicht sogar All-In gesetzt, aber so ist dessen Spektrum einerseits sehr stark (und enthält deswegen auch AA bis JJ) und außerdem könnte es schlechtere Hände enthalten, die nach einer Bet folden.
Mit anderen Worten bekäme Berkey keine bessere Hand zum Folden, womit er seine Hand in einen Bluff verwandeln würde, und das tun Profis mit guten Händen fast nie.
Es geht interessant weiter, denn Kornuth bringt nun eine sehr kleine Bet. Er setzt $20.000 in den Pott mit $92.575 und will damit Hände wie TT, aber auch Draws zur Kasse bitten.
Berkey hat hier sicher über einen Push nachgedacht, aber es gilt weiterhin, dass er damit nur schlechtere Hände zum Folden bekäme.
Kann man das noch folden?
Der River bringt mit $132.000 im Pott und effektiven Stacks von $30.000 das dritte Karo aufs Board.
Recht zügig geht Berkey All-In und repräsentiert damit nichts anderes als einen Flush oder ein Full House.
Kornuth muss $30.000 für $162.000 bezahlen, d.h. er bekommt unfassbare Pot Odds von 5,4 zu 1, doch ein Fold kommt dennoch in Frage.
Nur in 15 Prozent der Fälle muss Kornuth gewinnen, damit sein Call profitabel ist, aber was schlägt er hier?
Möglich sind natürlich Hände wie AJ, KJ oder sogar QQ, aber es ist fraglich, ob Berkey damit nicht eher checkcallen würde.
Ein weiteres Problem ist, dass Berkeys Spektrum nach der bisherigen Action eigentlich keine geplatzten Draws und damit auch keine Bluffs enthält.
Kornuth hat hier trotz der abstrus großen Pot Odds einen Fold erwogen, sich dann aber wegen der extrem niedrigen Gewinnquote, die er braucht, für einen Call entschieden.
Hätte er gefoldet, wäre das die Krönung einer tollen Hand gewesen, aber man mag sich nicht ausmalen, wie Kornuth sich geärgert hätte, wenn Berkey wirklich AJ oder QQ gehabt hätte.
Fazit
Chance Kornuth und Matt Berkey begegnen sich auf allerhöchstem Niveau, und am Ende ist Berkey mit dem geriverten Flush in einem riesigen Pott der Glücklichere.
Einmal mehr zeigt sich, wie schwer es mit einem Overpair bei großen Stacks ist, bis zum River zu kommen.