Die WSOP ist vorbei und allmählich kommen die Highroller wieder aus ihren Löchern gekrochen. Ein Spieler, der vor zwei Jahren noch regelmäßig an den teuersten Tischen für Furore sorgte, gab in der letzten Woche sein Comeback und drehte gleich mächtig auf. Unter den Pseudonymen Eire Abu und AthaCliath (ein Teil des irischen Namens von Dublin) bestritt dieser alte Bekannte die höchsten Partien und gewann – ganz nebenbei – den bislang teuersten Pot des Monats.
Ausgangslage und Spiel bis zum River
In einem Mixed Game, an dem punting-peddler, AthaCliath, Alex alexonmoon Luneau und samrostan teilnehmen, wird gerade Pot-Limit Omaha mit Blinds von $300/$600 gespielt. Der effektive Stack der relevanten Spieler punting-peddler und Atha Cliath beträgt 194 BB bzw. über $116.000.
Im Cut-Off raist punting-peddler auf $1.800, dahinter reraist Atha Cliath mit
auf $4.200. Die Blinds folden, aber punting-peddler callt. Im Pot sind $9.300 und der Flop bringt
punting-peddler checkt, AthaCliath setzt $3.400 und punting-peddler callt. Im Pot sind $16.100 und es geht auf den Turn mit der
Wieder checkt punting-peddler, doch dieses Mal lässt er nach Atha Cliaths Bet von $11.300 einen Check-Raise auf $36.600 folgen. AthaCliath callt und es sind $89.300 im Pot. Der River bringt die
und punting-peddler geht mit seinen restlichen $72.300 All-In. AthaCliath callt mit seinem Full House und gewinnt gegen punting-peddlers totalen Bluff mit
Analyse und Bewertung
Vor dem Flop erleben wir in dieser Hand mit recht großen effektiven Stacks eine ziemliche Standardsituation. Die A♦ 5♥ 5♣ 4♦ von punting-peddler können im Idealfall Set plus Nut Flush Draw floppen und er bringt damit in guter Position einen Raise. Hinter ihm reraist Atha Cliath mit J♥ T♣ T♥ 7♠ – das ist zwar keine berauschende, aber ganz gut koordinierte Hand, außerdem hat er Position bei großen Stacks, was einen unschätzbaren Vorteil darstellt.
Prompt bringt der Flop dem Iren ein Monster. Zwar hat er „nur“ die Second Nuts, doch sind zwei Dreien beim Gegner natürlich extrem unwahrscheinlich. Ein wichtiger Faktor ist, dass Atha Cliaths Spektrum angesichts des Reraise vor dem Flop aus vielen hohen Paaren, verbundenen hohen Karten und doppelt- oder einfach-gleichfarbigen Händen besteht. Das Paar Zehnen, das er hält, macht nur einen sehr kleinen Teil seines Spektrums aus, sein Monster ist daher gut versteckt.
Nach AthaCliaths sehr niedrigen Bet mit etwas mehr als einem Drittel des Pots callt punting-peddler und bereitet damit ohne Position und vor allem ohne nennenswerten Draw – er hat nur zwei Backdoor Draws, die nicht zu den Nuts führen – schon vor, was ihn später den gesamten Stack kosten wird.
Die 2♠ auf dem Turn bringt punting-peddler einen Wrap Draw – jedes Ass, jede Vier, jede Fünf und jede Sechs bringen ihm die Straight – und womöglich hätte er ohne diese Karte, die gut aussieht, nach der er aber faktisch Drawing Dead ist, seine Hand aufgegeben.
So aber packt er nach AthaCliaths Bet den Hammer aus und bringt mit einem Check-Raise den Semi-Bluff. Damit repräsentiert er eine starke Hand wie eine Drei für Trips oder gar ein Full House und kann gleichzeitig auf dem River die vermeintlich (!) siegbringende Straight treffen.
Für AthaCliath ist das natürlich ein Traumszenario. Er hat ein Monster und der Gegner treibt die Potgröße so nach oben, dass auf dem River ein All-In möglich ist. Genau so kommt es auch. Nach einer Blank entschließt sich punting-peddler zu Variante A, dem großen River-Bluff.
Bei Pot Odds von 2,23 zu 1 wäre es AthaCliath schwergefallen, auf dem River mit einer guten, aber schwächeren Hand zu folden, aber mit den Second Nuts, die er nach wie vor hat, ist ein Call natürlich leicht und selbstverständlich.
Fazit
So kunstvoll gelungene Bluffs aussehen, so unglücklich sehen missglückte aus. Die unscheinbare 2♠ motivierte punting-peddler zu einem elaborierten Bluff, der am Ende deutlich über $100.000 kostete. Nur wenige Hände konnten diesem Bluff standhalten, aber Atha Cliath kostete der Call zweifellos nicht mehr als ein Achselzucken.
Wenn Poker doch nur immer so einfach wäre.