Bei Poker Night in America darf man sich als Zuschauer in der Regel auf spannende Cashgame-Partien freuen, doch mit dem „King of the Hill“, bei dem sich vier Spieler in Heads-Duellen bekriegten, ließ man sich etwas Besonderes einfallen.
Phil Hellmuth setzte sich erst gegen Doug Polk und anschließend gegen Dan Cates durch und kassierte die Siegprämie von $200.000, doch dafür musste er eine äußerst kritische Situation überstehen.
Ausgangslage und Spiel bis zum River
Wir steigen ein in das dritte und entscheidende Duell zwischen Dan Cates und Phil Hellmuth, bei dem sich entscheidet, wer die $200.000 gewinnt.
Cates hat Hellmuth bisher klar dominiert und bis auf 34.900 Chips heruntergegrindet, während er selbst mit 165.100 fast fünfmal so viele Chips hat.
Die Blinds betragen 800/1.600, als Cates auf dem Button/Small Blind
bekommt. Er raist damit auf 3.200 und bekommt den Call von Hellmuth. Damit sind 6.400 im Pott, und Hellmuth hat noch 31.700.
Der Flop bringt
Hellmuth checkt, Cates setzt 2.200 und Hellmuth callt. Im Pott sind 10.800, und Hellmuth hat noch 29.500.
Der Turn bringt die
Hellmuth checkt, Cates setzt 7.600 und Hellmuth checkraist auf 19.600. Cates callt. Im Pott sind genau 50.000, und Hellmuth hat noch 9.900.
Der River bringt die
Hellmuth geht direkt All-In und Cates wirft ohne Nachdenken wutentbrannt seine Karten weg.
Hellmuth hatte mit
gar nichts und hätte bei einem Call die Hand, das Duell und die $200.000 verloren. So aber setzte er zur Aufholjagd an und gewann noch.
Hier die Hand in bewegten Bildern:
Analyse und Bewertung
Wie kann es passieren, dass ein so überragender Heads-Up-Spieler wie Dan Cates bei solchen Pot Odds die beste Hand foldet? Hatte er einen Blackout oder war Hellmuths Bluff so stark, dass er gar nicht anders konnte?
Schauen wir uns die Hand von Anfang bis Ende an, um diese Frage zu klären. Vor dem Flop macht Cates mit seiner dürftigen, aber immerhin gleichfarbigen Hand Druck, und natürlich callt Hellmuth mit seinen überdurchschnittlichen QJ.
Aus Sicht von Cates ist Hellmuths Spektrum extrem breit, denn im Heads-Up wird er selbst in seiner bedrängten Lage mit sehr vielen Händen bei Pot Odds von 3 zu 1 seinen Big Blind verteidigen.
Auf dem Flop hat Cates Top Pair und nach Hellmuths Check keinen Grund, nicht zu setzen. Er hat fast immer die beste Hand und kann von vielen schlechteren Händen wie zwei Karo, einer Drei, einer Zwei, einem niedrigen Pocket Paar oder einfach zwei Overcards gecallt werden.
Hellmuth hingegen muss mit seinen beiden Overcards 2.200 Chips für 8.600 bezahlen, er bekommt also Pot Odds von fast 4 zu 1 und kann für diesen Preis noch nicht aufgeben.
Paradoxe Entwicklung auf dem Turn
Nachdem der Turn eine weitere Zehn aufs Board bringt, checkt Hellmuth erneut zu seinem Gegner, und der hat diese Karte natürlich extrem gern gesehen, da keine Overcard kam und er nun sogar einige unwahrscheinliche Slowplay-Hände wie AA bis JJ überholt hat.
Natürlich setzt Cates und mit 7.600 bemisst er seine Bet so, dass er nach einem Call Hellmuths diesen auf dem River mit einer Bet knapp unter Pottgröße (22.000 in 26.000) All-In setzen kann.
Hellmuth jedoch packt in seiner Verzweiflung einen interessanten Move aus. Er checkraist, geht dabei aber nicht All-In, sondern lässt sich noch eine minimale Bet von 9.900 übrig.
Was will er damit bezwecken? Nun, natürlich soll dieser Move dadurch noch stärker aussehen, als wenn er direkt All-In ginge, wonach Cates in der konkreten Situation natürlich ohne Umschweife callen würde.
Mit seinem niedrigen Check-Raise sagt Hellmuth praktisch: „Bitte, bitte call mich mit guten Pot Odds, damit du auf dem River nicht mehr folden kannst.“
Cates muss also befürchten, dass er entweder gegen ein Monster rennt, gegen das er schon Drawing Dead ist (33 oder 22) oder weit hinten liegt (eine bessere Zehn), aber natürlich könnte Hellmuth auch einfach auf einem Board, auf dem Cates nur selten eine gute Hand hat, schlicht bluffen oder mit einem Flush einen verzögerten Semi-Bluff starten, wie man ihn aus dem Cashgame kennt.
Nach Hellmuths Move denkt Cates lange nach und trifft dann die ziemlich sicher beste Entscheidung. Offenbar überlegte er neben einem All-In sogar einen Fold, doch ist der Call gegen Hellmuths konkrete Hand eindeutig am besten: nach einem All-In könnte der Poker Brat mit einem reinen Bluff (wie er ihn hat…) sogar folden und sich mit sechs Big Blinds auf die Hinterbeine stellen, anstatt seinen gesamten Stack zu verlieren.
Exekution auf dem River
Auf dem River vollzieht Hellmuth dann seinen Move, der an ein Stop and Go in Shortstack-Situationen erinnert: ein Motiv, bei dem man immer All-In geht, es aber in zwei Etappen tut, damit der Gegner sich noch zu einem (inkorrekten) Fold entscheiden kann, der bei einem direkten All-In aufgrund der Pot Odds ausgeschlossen wäre.
Nach seinem All-In bekommt Dan Cates Pot Odds, die sich gewaschen haben: Im Pott sind fast 60.000 Chips, und er muss nur 9.900 bezahlen, d.h. er bekommt 6 zu 1 für seinen Call.
Streng mathematisch genommen, bedeutet dies, dass er die Hand in ca. 14 Prozent der Fälle gewinnen müsste, doch solche Überlegungen stellt der Jungleman gar nicht mehr an, sondern foldet seine Hand mehr oder weniger sofort.
Zweifellos beeinflusste das Karo auf dem River Cates Entscheidung, seine Hand zu entsorgen, denn er traute Hellmuth offenbar keinen reinen Bluff zu.
Entscheidend ist dabei, dass Cates nur eine einzige gute Hand Hellmuths schlägt, ansonsten aber nur reine Bluffs.
Schauen wir uns als Beleg Hellmuths Spektrum an:
- Starke Hände: 33, 22, 99, AT bis T2, zwei Karo
- Bluffs: Rest
Von den starken Händen schlägt Cates immerhin T4, aber das ist zu vernachlässigen angesichts der vielen besseren Monstern.
Ist der Fold also korrekt? Falls Cates davon ausgeht, dass Hellmuth zu einem solchen Bluff nicht fähig ist, muss er die Hand tatsächlich wegwerfen, da er nur eine einzige Hand aus dessen Spektrum schlägt.
Ein wesentlicher Faktor ist aber die Turniersituation. Bei einem Call mit wohlgemerkt Pot Odds von 6 zu 1 gewinnt Cates entweder sofort das Turnier oder Hellmuth verdoppelt auf 69.800 und liegt immer noch 2 zu 1 hinten. Der Unterschied zu einem Fold, nach dem Hellmuth 59.900 Chips hätte, ist dabei ziemlich marginal.
Fazit
Durch einen elaborierten Move von Phil Hellmuth lässt sich Dan Cates austricksen und foldet gegen ein zugegeben starkes Spektrum auf dem River die beste Hand.
Hätte er sich mehr Zeit genommen, anstatt auf dem River frustriert sofort zu folden, hätte er sicher den Call gefunden, da sich die Turniersituation nicht maßgeblich geändert hätte.