Mit seinen 14 Bracelets ist Phil Hellmuth nicht nur der erfolgreichste Spieler bei der World Series of Poker, er ist auch jemand, der stets polarisiert und nicht bei allen beliebt ist. Wer allerdings glaubt, der sogenannte Poker Brat wäre ein schlechter Pokerspieler, der sollte sich diese Hand gegen JC Tran ansehen, in der Hellmuth enormen Mut demonstriert und am Ende einen spektakulären Call auspackt.
Mit seinen 14 Bracelets ist Phil Hellmuth nicht nur der erfolgreichste Spieler bei der World Series of Poker, er ist auch jemand, der stets polarisiert und nicht bei allen beliebt ist. Wer allerdings glaubt, der sogenannte Poker Brat wäre ein schlechter Pokerspieler, der sollte sich diese Hand gegen JC Tran ansehen, in der Hellmuth enormen Mut demonstriert und am Ende einen spektakulären Call auspackt.
Ausgangslage und Spiel bis zum River
Wir steigen ein in die Vorrunde der Partypoker Premier League, in der JC Tran und Phil Hellmuth das Finale erreicht haben. Tran hat mit 388.000 Chips zu 212.000 Chips eine recht klare Führung inne, als die folgende Hand bei Blinds von 7.000./15.000 ausgetragen wird.
Vom Button limpt Hellmuth mit
in den Pott. Tran checkt, damit sind 30.000 Chips im Pott, und die effektiven Stacks betragen 197.000.
Der Flop bringt
8♣
Tran checkt, Hellmuth setzt 15.000 und Tran checkraist auf 30.000. Hellmuth callt, damit sind 90.000 Chips im Pott, und die effektiven Stacks betragen 167.000.
Der Turn bringt den
Tran setzt 35.000, Hellmuth callt. Damit sind 160.000 Chips im Pott, und die effektiven Stacks betragen 132.000.
Der River bringt die
Tran setzt Hellmuth mit 132.000 All-in, worauf dieser länger nachdenkt. Am Ende callt Hellmuth mit seinem Third Pair und gewinnt den Pott, denn Tran hatte
Die ganze Hand gibt es hier in bewegten Bildern noch einmal anzusehen:
Analyse und Bewertung
Phil Hellmuth hat hier wahrlich nicht viel, doch am Ende dieser spektakulären Hand macht er einen scheinbar verrückten Call und verdoppelt seinen Stack.
Hatte er einfach nur „im Gefühl“, dass er die beste Hand hatte, oder steckt hinter dem Wahnsinn Methode – dieser Frage wollen wir hier nachgehen.
Zunächst ist festzuhalten, dass Hellmuth mit seinem Stack schon ziemlich unter Druck steht, denn er hat nur noch gut 14 Big Blinds.
Ein Fold auf dem Button mit einer Hand wie 85s kommt aber nicht infrage, da sie zwar selten Top Pair macht, aber halbwegs verbunden und immerhin gleichfarbig ist.
Als Tran im Big Blind checkt, sagt das zumindest ein bisschen etwas über seine Hand aus. Er hat kein hohes Paar und auch kein starkes Ass, denn damit hätte er den Druck sicher erhöht und geraist. Gut möglich, dass er auch mit einer Hand wie KQ oder KJ geraist hätte.
Der mysteriöse Check-Raise auf dem Flop
Da Trans Spektrum nur bedingt Asse enthält, ist der Flop für Hellmuths Hand ziemlich günstig. Er hat Middle Pair getroffen – also eine Hand, die im Heads-Up stark ist.
Nach Trans Check bringt Hellmuth daher eine klassische Value Bet mit dem Ziel, schlechtere Hände wie Flush Draws mit zwei Kreuz, Gutshots mit 76, 75 oder Bottom Pair mit einer Vier abzukassieren, erlebt dabei aber eine Überraschung, denn Tran kontert mit einem niedrigen Check-Raise.
Was bedeutet dieser Spielzug, bei dem Tran nur das Minimum raist und Hellmuth Pot Odds von 5 zu 1 bietet?
Im Grunde polarisiert er bereits auf dem Flop Trans Spektrum. Wie erwähnt, befinden sich darin kaum hohe Asse, aber natürlich könnte Tran mit A8 oder A4 Two Pair und damit ein veritables Monster haben.
Die Anzahl der starken Hände ist aber sehr begrenzt, denn mit den meisten Assen wie etwa A7 oder A3 würde Tran fast sicher nicht so spielen, da gute Spieler ihre Hände selten ohne guten Grund in einen Bluff verwandeln.
Klarer Call
Natürlich setzt Hellmuth die Hand nach Trans Check-Raise fort, da er sich erstens nicht beim ersten Windstoß vertreiben lässt und zweitens die gegnerische Aktion schwer nach Semi-Bluff aussieht.
Jeder starke Spieler weiß, dass gerade ein Check-Raise auf dem Flop oft ein Semi-Bluff ist, um die Initiative zu übernehmen, und auf diesem Board gibt es recht viele Möglichkeiten für Draws: Flush Draws mit zwei Kreuz, Gutshots mit 76, 75, 52, 53.
Nach Hellmuths Call bringt der Turn den K♠, der normalerweise an den bestehenden Kräfteverhältnissen nichts verändert und deswegen auch nicht Hellmuths Paar schwächt.
Hatte er bisher die beste Hand, ist dies fast immer weiterhin so, andersrum gilt dies ohnehin.
Als Tran setzt, bestätigt sich dies, denn mit einem König hätte er vermutlich nicht gesetzt, sondern billig den Showdown angestrebt.
Weiterhin gilt also, dass Tran entweder einen Draw oder ein Monster hat, doch da sein Spektrum immer noch vor allem aus Draws besteht, bleibt Hellmuth fast nichts anderes übrig, als mit Pot Odds von 3 zu 1 erneut zu callen.
Alles oder nichts auf dem River
Schauen wir uns aus Trans Sicht die Entwicklung auf dem River an. Auf dem Flop hat er mit einem Gutshot die Initiative übernommen und mit einer weiteren Bet auf dem Turn versucht, eine gute, aber nicht überragende Hand zum Folden zu bekommen.
Gleichzeitig muss er sich überlegen, welches Spektrum ihm sein Gegner zuweist, und darin enthalten sind neben starken Händen eben auch die Flush Draws in Kreuz.
Mit seinem All-In bringt Tran somit einen Hintergedanken seiner Spielweise zum Abschluss. Mit seinem Check-Raise auf dem Flop verfolgte er mehrere Ziele:
- Er kann auf Turn oder River die Straight bekommen und ein extrem gut verstecktes Monster treffen.
- Er kann Hellmuth bei überschaubarem Risiko mit einer mäßigen Hand sofort oder später zum Folden bekommen.
- Er kann auf dem River eine Hand repräsentieren, die er nicht hat, die aber plausibel ist.
Und Hellmuth?
Aus Hellmuths Sicht war die River-Karte nicht schön, denn viele Semi-Bluffs, die Tran angesichts seiner Spielweise haben kann, sind nun angekommen.
Trotzdem entscheidet sich Hellmuth nach längerem Nachdenken für einen Call und zeigt damit, dass er sich auch von einer äußerst gefährlichen Karte nicht unbedingt einschüchtern lässt.
Natürlich besteht Trans Spektrum weiterhin als vielen Bluffs (unter anderem den Gutshots), doch mag die Turniersituation den Ausschlag gegeben haben, dass er sich zum Call durchrang: Nach einem Fold hätte Hellmuth weniger als 10 BB übrig gehabt und wäre erst recht zum Spielball seines aggressiven Kontrahenten geworden.
Dennoch ist dieser Call (nicht nur wegen des Resultats) sehr stark, denn mal im Ernst, wie viele Spieler hätten an dieser Stelle überhaupt solange darüber nachgedacht?
Fazit
JC Tran gibt in einer Konfrontation mit Phil Hellmuth alles, um diesen mit einer mittelmäßigen Hand aus dem Pott zu treiben.
Hellmuth jedoch bleibt bis zum Schluss hartnäckig und lässt sich auch nicht vertreiben, als der River eine äußerst unangenehme Karte bringt, die vielen Semi-Bluffs geholfen hat.