Eine der spektakulärsten Hände seit Langem ereignete sich diese Woche beim Main Event der PCA. Der Brite Phillipp McAllister bastelte sich auf dem River einen Royal Flush, aber er war längst nicht der Einzige am Tisch, der eine starke Hand hatte. Mit dem Franzosen Paul Tedeschi und dem Chilenen Fabian Chauriye waren gleich drei Spieler waren in dieser denkwürdigen und einzigartigen Hand bis zum Ende dabei – ein Grund mehr, sich dieses Spektakel noch einmal genauer anzusehen.
Ausgangslage und Spiel bis zum Flop
Wir befinden uns an Tag 4 des PCA Main Event. Es sind noch 31 Spieler dabei, die Blinds betragen 8.000/16.000 plus 2.000 Ante.
In UTG+1 raist Paul-Francois Tedeschi (472.000) auf 36.000, die nächsten Spieler folden, aber Phillip McAllister (1,7 Mio) callt auf dem Button. Der Small Blind foldet, aber danach callt Fabian Chauriye (1,59 Mio) ebenfalls. Im Pot sind 130.000.
Der Flop bringt
Chauriye checkt, Tedeschi checkt und McAllister setzt 48.000. Chauriye callt und auch Tedeschi callt. Im Pot sind damit 274.000.
Der Turn bringt den
Chauriye checkt wieder, Tedeschi ebenfalls und McAllister setzt 136.000. Chauriye callt und Tedeschi geht nach einer Minute mit 388.000 All-In. Im Pot sind damit 934.000. McAllister callt, und wenig später callt auch Chauriye. Im Pot sind damit 1,438 Millionen Chips, Tedeschi ist All-In, aber Chauriye und McAllister haben noch über 1 Million.
Der River bringt das
Chauriye setzt von vorn 300.000, worauf McAllister recht prompt All-In geht. Chauriye denkt fast fünf Minuten nach, foldet dann aber, worauf es zum Showdown von Tedeschi und McAllister kommt.
Der Franzose spielte
slow und ermöglichte so, dass McAllister mit
den Royal Flush bastelte.
Die Hand von Chauriye ist leider nicht überliefert, für sein Blatt gibt es viele Möglichkeiten, eine davon ist T9 mit maximal einem Herz oder aber K♣ T♣.
Hier könnt ihr euch das Geschehen noch einmal in bewegten Bildern ansehen:
Hier könnt ihr euch die Hand noch einmal ab 6 Stunden 20 Minuten anschauen:
Analyse und Bewertung
Eine absolut faszinierende Hand, deren wichtigste Stationen wir uns hier noch einmal genauer ansehen wollen.
Vor dem Flop nimmt die Hand einen völlig normalen Verlauf. Tedeschi raist mit seinem hohen Paar und bekommt zwei vernünftige Calls. McAllister hat auf dem Button KTs und Chauriye bekommt im Big Blind exzellente Pot Odds von 5,5 zu 1.
Auf dem Flop schlägt Tedeschi, der schon über 1 Million Dollar an Preisgeldern gewonnen hat, dann eine interessante Route ein. Er entscheidet sich mit Top Set zum Slowplay und hofft darauf, dass der aggressive McAllister einen Angriff auf den Pot startet.
Vom totalen Bluff…
Genauso kommt es auch. McAllister hat den Flop komplett verpasst und versucht einen Bluff. Mit 48.000 in 130.000 muss dieser Bluff nur in etwas mehr als 30 Prozent der Fälle funktionieren, damit er profitabel ist.
Momentan hat der Brite zwar rein gar nichts, nicht ganz unwesentlich ist aber, dass auf dem Turn einige gute Karten für ihn kommen können. Jede Broadway-Karte bringt ihm einen Straight Draw, jedes Herz einen Flush Draw und bei einem Kreuz kann er den Flush repräsentieren.
Was dann folgt, hatte McAllister so aber sicher nicht auf dem Schirm. Erst callt Chauriye im Sandwich und dann geht auch Tedeschi mit dem kleinsten Stack mit.
So geht es mit 274.000 im Pot auf den Turn, der den J♥ bringt. Wieder checken die beiden ersten Spieler, und siehe da, McAllister hat auf einmal einen starken Draw.
Bevor er seinen Open-ended Straight Flush Draw semiblufft, erkundigt er sich aber erst noch nach Tedeschis Stack. Wäre der Franzose schon pot-committed, hätte McAllister vielleicht sogar gecheckt.
So aber gibt es zwei Wege zum Sieg. Die Gegner mit einer Bet zum Folden bringen oder treffen.
Recht obskur bleibt weiterhin das Spiel von Fabian Chauriye, der zunächst erneut im Sandwich callt und dann miterleben muss, wie Tedeschi All-In geht.
Der Franzose hat sein Ziel erreicht. Er wollte mit seinem gefloppten Monster (er hat immer noch die Second Nuts) möglichst viele Chips in die Mitte bekommen, um seine Chancen auf den Turniersieg zu maximieren. Ein kleiner Preisgeldsprung ist nicht sein Ziel, er strebt nach mehr.
Das Board ist allerdings brandgefährlich geworden, und die Pots sehr gut, daher überrascht es auch nicht übermäßig, dass beide Gegner callen.
Aus McAllisters Sicht ist der Call völlig klar. Er muss für einen Pot mit 934.000 nur 252.000 nachzahlen, hat aber 11 sichere Outs (A♥, 9♥, 7♥, 6♥, 5♥, 3♥, 2♥, A♦, A♠, 9♦, 9♠) und selbst gegen Tedeschis konkrete Hand 30 Prozent Pot Equity.
Offenbar hatte auch Chauriye zu gute Pot Odds, um noch folden zu können – kein Wunder, bei über einer Million Chips in der Mitte.
…zum absoluten Monster
Der River bringt tatsächlich die absolute Traumkarte für McAllister, aber nicht nur das. Chauriye, der die ganze Hand nur Rope-a-dope gespielt hatte, spielt auf einmal von vorn an.
Für Tedeschi sind das schon schlechte Nachrichten, aber noch viel schlimmer und aussichtsloser für ihn wird das Ganze, als McAllister recht zügig All-In geht.
Dieser Move ist doppelt stark, denn ein Bluff ist aufgrund der All-In-Situation von Tedeschi ziemlich unwahrscheinlich. Selbst wenn McAllister den Chilenen zum Folden bekäme, müsste er anschließend seine Hand zeigen und würde mit einem Bluff den Main Pot von über 1,4 Millionen Chips verlieren.
Warum Chauriye dennoch so lange überlegt hat, ist fraglich. Ein schwächerer Flush ist eigentlich eher unwahrscheinlich, da man sich fragen muss, mit welcher Hand mit zwei Herz-Karten der Chilene bis zum River gekommen wäre. Am ehesten kommt K♣ T♣ oder vielleicht T9 infrage.
Nach dem unvermeidlichen Fold werden die Hände aufgedeckt, und eine der dramatischsten Hände der letzten Zeit findet mit einem waschechten und blitzsauberen Royal Flush ihr Ende!
Fazit
In einer faszinierenden Hand entschließt sich der Franzose Paul Tedeschi zu einem riskanten Spielzug und öffnet mit seinem Slowplay die Türen für ein spektakuläres Finale.
Seine Spielweise und die des glücklichen Royal-Flush-Gewinners Philipp McAllister sind nicht zu kritisieren, die Aktionen des Chilenen Fabian Chauriye jedoch sehen eher unglücklich aus.
Er callt mehrfach im Sandwich und als er selbst anspielt, foldet er schließlich nach einem saftigen All-In-Raise.