Seit Anfang Februar läuft auf Sport1 die bereits zwölfte Staffel der German High Roller. Nach anfänglichen Kinderkrankheiten sucht die Sendung mittlerweile sogar im weltweiten Vergleich ihresgleichen – geboten wird absolute Weltklasse. Das zeigt schon die Beteiligung bei der aktuellen Staffel.
Mit dabei sind die erfolgreichen Turnierspieler Martin Finger, Ex-Weltmeister Pius Heinz und George Danzer sowie die erfahrenden Cashgame-Spezialisten Quirin Zech und Jonas Kronwitter sowie der Player of the Year des Global Poker Index, Ole Schemion.
Von Schemion wollen wir uns eine Hand aus der aktuellen Staffel anschauen, in der der erfolgreichste Spieler des Vorjahrs von einem spielfreudigen Amateur herausgefordert wird.
Ausgangslage und Spiel vor dem Flop
Gespielt wird mit Blinds von €50/€100, wie üblich bei den German High Rollern erhält ein Spieler, der mit 72, der schlechtesten Pokerhand überhaupt, einen Pot gewinnt, von jedem anderen Spieler €100. In früher Position raist der Online-Qualifikant Daniel Urland mit A♦ 8♦ auf €300. Dahinter nimmt Ole Schemion
auf und reraist auf €1100. Hinter ihm sitzt Bülent Uzun, ein angriffslustiger Amateur, der bislang sehr viele Hände spielte und dabei sehr aktiv war. Er nimmt
auf und callt. Alle anderen Spieler, auch der ursprüngliche Raiser Daniel folden. Im Pot sind somit €2650 und Ole und Bülent sind im Heads-Up.
Ole zeigt Bülent die Grenzen auf
Der Flop bringt
und Ole bringt mit €1.050 die erwartete Continuation Bet. Hinter ihm raist Bülent auf €2.300, worauf Ole callt. Somit geht es mit €7.250 in der Mitte geht es auf den Turn mit der
Ole checkt, Bülent setzt €3.100, Ole checkraist auf €8.000 und Bülent überlegt. Schließlich foldet der Schweizer und der Pot mit €18.350 geht an Ole Schemion.
Analyse und Bewertung
Obwohl der Pot nicht besonders groß war, haben wir es mit einer sehr interessanten Hand zu tun, die einige lehrreiche Momente bereithält.
Die Action vor dem Flop ist dabei nicht sonderlich erwähnenswert, Ole zockt mit seiner schwachen Hand und versucht sich möglichst schon vor dem Flop die Prämie von €100 pro Mitspieler zu sichern.
Bülents Call mit Zehnen ist nachvollziehbar. Trotz Raise und Reraise aus frühen Positionen kann er in diesem sehr loosen Umfeld die fünftbeste Starthand nicht folden.
Interessant wird es auf dem Flop. Ole bringt auf einem solchen Flop praktisch immer eine Continuation Bet, schließlich hat er mit seinem Reraise eine starke Hand annonciert. Bülent jedoch begeht nun einen schwerwiegenden Fehler, indem er raist.
Warum ist dies ein Fehler? Das Problem an Bülents Move ist erstens, dass er seine Hand in einen Bluff verwandelt, und zweitens, seinem Gegner viel über sein Blatt verrät.
Aus seiner Range verschwinden praktisch alle Asse, denn warum sollte er damit raisen und seinen Gegner vertreiben wollen?
Ole kann die gegnerische Range dadurch besser eingrenzen und die Information zu seinen Gunsten ausnutzen. In der Aufzeichnung ist zu sehen, wie Ole seinen Gegner kurz prüfend anschaut und anschließend seinen durchtriebenen Plan ausheckt.
Dieser Plan sieht vor, auf dem Turn zu Bülent zu checken und ihm dann den Pot zu stehlen. Ole checkt und Bülent begeht erneut einen Fehler.
Warum? Weiterhin bekommt er mit seiner Bet kaum eine bessere Hand zum Folden, und noch viel schlimmer, er gibt Ole die Chance zu dessen elaborierten Bluff. Hätte Bülent ebenfalls gecheckt, hätte Ole ziemlich sicher auf dem River hoch angespielt.
Dann hätte Bülent abwägen müssen, ob Ole tatsächlich blufft oder nicht. So aber müsste er zwei Bets bezahlen, um dies herauszufinden.
Von Ole Schemion dagegen war die Hand ausgezeichnet gespielt. Auf dem Flop bekam er die entscheidende Information, dass sein Gegner mit größter Wahrscheinlichkeit kein Ass hält.
Das nutzte er anschließend erbarmungslos aus und nahm seinem Gegner nicht nur den Pot, sondern sogar noch weitere €3.100 ab.