Vergangene Woche endete in Monte Carlo die PokerStars Championship, und der Deutsche Andreas Klatt war als Sieger der National Championship und Zweiter des Main Event (nach Deal) die große Entdeckung. Bis er über €400.000 gewonnen hatte, musste er aber viele interessante Situationen meistern, so auch gegen den zeitweiligen Chipleader Romain Nardin aus Frankreich.
Ausgangslage und Spiel bis zum River
Wir verfolgen die beiden letzten Tische des Main Event der PokerStars Championship Monte Carlo, und alle zehn verbliebenen Spieler haben bereits €44.280 sicher.
Romain Nardin und Andreas Klatt gehören zu den größten Stacks und sitzen nebeneinander am selben Tisch, die Blinds betragen 25.000/50.000 plus 5.000 Ante.
Nach einem Fold von Kolkowicz raist Nardin (3,88 Mio) auf 125.000. Hinter ihm callt Klatt (3,25 Mio) mit
In den Blinds folden der spätere Sieger Raffaele Sorrentino und Davidi Kitai.
Der Flop bringt mit 350.000 im Pott
Nardin setzt weitere 155.000, die Klatt erneut callt. Damit sind 660.000 im Pott, die effektiven Stacks betragen 2,9 Millionen und der Turn bringt die
Nardin setzt weitere 370.000, die Klatt wieder callt. Damit sind 1,4 Millionen im Pott, die effektiven Stacks betragen 2,5 Millionen und der River bringt die
Nardin setzt weitere 625.000 und Klatt überlegt über zwei Minuten, bis er schließlich callt.
Nardin zeigt
und verliert etwa ein Drittel seines Stacks, während Klatt mit über 4,5 Millionen die Führung übernimmt und später Zweiter wird. Hier die Hand in bewegten Bildern ab 5h 32min:
Analyse und Bewertung
Ein interessantes Duell, in dem Andreas Klatt am Ende über 2 Minuten überlegte, ehe er den Call fand und den Pott gewann.
Schauen wir uns die Hand noch einmal in ihren Einzelheiten an, um die Aktionen der Spieler besser zu verstehen.
Vor dem Flop raist Nardin auf dem Cut-Off mit einer äußerst spekulativen Hand, aber als einer der Chipleader will er die anderen Spieler unter Druck setzen.
Klatt macht nun einen Spielzug, der sich im weiteren Verlauf auszahlen wird, aber gute Nerven erfordert. Er callt mit der starken Hand AQo nur auf dem Button, obwohl er damit auch reraisen könnte.
Warum tut er das? Ein solcher Spielzug hat mehrere Gründe:
- Mit einem Call spielt er in Position gegen Nardins gesamtes und damit schwächeres Spektrum.
- Er vermeidet eine knappe Situation mit viel Varianz gegen einen der großen Stacks, die es bei einem Reraise geben könnte.
- Er animiert die Spieler mit den kleineren Stacks in den Blinds zu einem All-In, das er dann liebend gern callt, falls Nardin foldet.
Normalität auf dem Flop
Nach Sorrentinos und Kitais Fold bringt der Flop mit A♥ J♦ 7♦ drei Karten, die Klatt ohne Frage gefallen.
Zunächst bringt aber Nardin, der mit seinem Preflop-Raise ja eigentlich genau die Hand repräsentierte, die Klatt hat, seine normale C-Bet.
Auf diese Weise kann er viele gegnerische Hände wie 88 zum Folden bringen, daher ist dieser Spielzug keineswegs zu tadeln.
Auch Klatt macht das einzig Richtige. Mit einem Call lässt er weiterhin Nardins gesamtes Spektrum samt Bluffs in der Hand, während er mit einem Raise fast alle schlechteren Hände zum Folden bringen würde.
Die Spannung steigt
Der Turn bringt eine Karte, ohne die Nardin vermutlich aufgegeben und Klatt den Pott überlassen hätte.
Doch die 5♥ ist annähernd perfekt für ihn, da sie ihm einen Flush Draw und einen Gutshot und damit 12 Outs bringt.
Nun ist eine weitere Bet kein reiner Bluff, sondern er hat mit seiner Hand eine Gewinnwahrscheinlichkeit von über 25 Prozent.
Seine Bet mit 155.000 in einen Pott mit 350.000 bietet ein gutes Chance-Risiko-Verhältnis, da er nur in etwa 30 Prozent der Fälle gewinnen muss, um profitabel abzuschneiden, und sicher einige Hände wie einen König zum Folden bekommt.
Gleichzeitig impliziert diese Bet aber auch, dass er eine Spielweise für den River parat haben muss.
Für Klatt gibt es abermals keinen Grund, seine Hand aufzugeben, das Board ermöglicht mittlerweile zwei Flush Draws und Nardin könnte auch ein schlechteres Ass wie AT haben.
Maximale Polarisierung auf dem River
Auf dem River passiert das, was in so vielen Händen passiert. Als sein Draw nicht ankommt, entschließt sich Nardin, sein Spektrum maximal zu polarisieren und mit einem weiteren Bluff einen letzten Versuch zu starten.
Wie schwer es ist, in dieser Situation selbst mit einer so starken Hand wie AQ zu callen, zeigen die über zwei Minuten Bedenkzeit, die sich Klatt nimmt, ehe er callt.
Natürlich bekommt er glänzende Pot Odds und natürlich kann Nardin hier gut dreimal geblufft haben – etwa mit K♦ T♦ oder 9♦ 8♦ – aber es gibt eben auch Hände wie AK, AJ, A7 oder Sets, mit denen er ebenso gespielt hätte.
Wegen der vielen Draws, die nicht angekommen sind, kann Klatt hier eigentlich nicht folden und entscheidet sich schließlich auch richtig für einen Call.
Und Nardin? Hätte er die Hand aufgeben sollen?
Sein Problem ist, dass er nicht einmal eine Hand wie 9♦ 8♦ schlägt (sondern sogar dagegen verliert), damit keinerlei Showdown Value hat und somit gegen praktisch jeden geplatzten Draw verliert.
Da Klatts Spektrum vor allem aus Assen und nur aus wenigen Flush Draws in Karo besteht, wäre es aber sicher kein Fehler gewesen, wenn Nardin an dieser Stelle aufgegeben hätte.
Da sein Stack aber auch nach einem Verlust in dieser Hand intakt bleibt und mit über 50 BB gut spielbar bleibt, ist sein Bluff aber vertretbar.
Fazit
Mit einem harmlosen Bluff mit einer spekulativen und schwachen Hand verpulvert Romain Nardin auf dem Weg zum River fast 1,3 Millionen, weil ihm eine günstige Turn-Karte neue Optionen verschafft.
Andreas Klatt behält mit seiner guten, aber nicht berauschenden Hand auf dem River die Nerven und zeigt wieder einmal, dass nichts erfolgreicher ist als der Erfolg.