Wenn eine Straight oder ein Flush auf dem Board liegt, spricht alles für einen Split Pot. Schwächere Spieler checken dann meist, abergute Spieler entwickeln Ideen.
In unserer Hand der Woche sehen wir, wie zwei Spieler sich einen Split Pot unter den Nagel reißen wollen – und wie der eine am Ende dumm aus der Wäsche guckt…
Ausgangslage und Spiel bis zum River
Wer verfolgen eine weitere Hand aus dem Super High Roller Cash Game, das im letzten Sommer im Aria abgehalten wurde.
Die Blinds betragen $300/$600, außerdem hat Jean-Robert Bellande in dieser Hand einen Straddle mit $1.200 gesetzt. Aus seiner Sicht wollen wir die Hand betrachten.
In zweiter Position raist Bill Klein auf $6.000. Alle Kontrahenten folden, aber Bellande callt mit seinen
Im Pott sind damit $12.900, der Flop bringt
Bellande checkt, Klein setzt $10.000, Bellande callt. Im Pott sind $32.900.
Der Turn bringt die
Beide Spieler checken, im Pott sind weiterhin $32.900.
Der River bringt die
womit eine Straight auf dem Board liegt.
Bellande setzt von vorn $45.000, worauf Klein auf $115.000 raist. Bellande denkt lange nach und foldet nach längerem Hadern.
Klein hielt
und sicherte sich mit einem Bluff den Netto-Pott von $77.900.
Hier die Hand in bewegten Bildern:
Analyse und Bewertung
Ziemlich verwegen geht es in dieser Hand auf dem River zu. Eigentlich würde der Pott geteilt, doch dann starten beide Spieler einen Bluff und kämpfen mit aller Gewalt um den Pott. Warum Bill Klein am Ende die Oberhand behielt, wollen wir uns hier noch einmal genauer ansehen.
Vor dem Flop bringt Klein in früher Position einen ultra-loosen Raise, der im Grunde nicht viel taugt, weil er fast nie eine gute Hand treffen kann.
Nach lauter Folds hat Bellande einen recht klaren Call mit einer Hand, die geradezu ideal für die Verteidigung des Straddle geeignet ist.
Sie enthält mittelhohe Karten und umgeht damit einen großen Teil des Spektrums eines Preflop-Raisers in früher Position.
Der Flop mit mittelhohen Karten bringt Bellande dann auch Top Pair, unabhängig von konkreten Treffern ist dies aber generell ein Flop, der das Spektrum des Verteidigers begünstigt.
Nach Bellandes Standard-Check bringt Klein dennoch die C-Bet. Deren Erfolgsaussichten sind nicht schlecht, da Bellande mit 44 oder KJ die Hand sicher aufgeben würde und Klein überhaupt nichts hat.
Nach der Ruhe …
Natürlich callt Bellande und kann mit der Turn-Karte auch recht zufrieden sein. Er hat weiterhin Top Pair, dazu hat er einen Gutshot und bekäme mit einer Zehn eine Straight.
Klein nimmt angesichts des hässlichen Boards den Fuß vom Gas und checkt wie sein Gegner.
Mit dieser Aktion gibt er den Pott im Grunde auf, lässt sich aber abhängig vom River noch ein Hintertürchen offen.
… kommt der Sturm
Mit vergleichsweise bescheidenen $32.900 geht es auf den River, wo die 5♦ eine Straight aufs Board bringt.
Jetzt ist eine spannende Situation entstanden, denn wenn Bellande checkt, gibt er klar zu erkennen, dass er keine Zehn hat, und lässt Klein eine gute Chance, seinen Positionsvorteil auszunutzen.
Stattdessen versucht Bellande den Umstand auszunutzen, dass er als Erster dran ist und selbst bluffen kann. Eine Zehn ist durchaus in seinem Spektrum, daher ist eine Bet für Klein schwer zu callen, wenn er das Board nicht schlägt.
Klein eiskalt
Mit $45.000 setzt Bellande etwas mehr als Pott, doch vielleicht war gerade diese Höhe ein Fehler.
Eine Overbet sieht immer eher nach einem Bluff aus als eine Bet mit zwei Dritteln der Pottgröße, was in diesem Fall etwa $20.000 gewesen wäre.
Ein solcher Einsatz hätte gut als Block Bet funktioniert, um Klein von eventuellen Schweinereien abzuhalten.
So aber macht Bellande seinem Gegner einen Call extrem schwer und bringt ihn auf kreative Ideen.
Mit seinem krassen Raise auf $115.000 repräsentiert Klein zumindest eine Zehn (bzw. JT), und obwohl Bellande sich fragen muss, warum der Millionär auf dem Turn mit den Nuts gecheckt haben soll, ist diese Bet extrem schwer zu callen.
Die Pot Odds betragen zwar offiziell 2,75 zu 1, doch ist das Problem, dass Bellande weiß, dass er immer maximal den halben Pott gewinnt!
Somit callt er nicht $70.000, um $192.900 zu gewinnen, sondern nur, um die Hälfte, also $96.000, zu gewinnen.
Ein solcher Call ist extrem schwer, und in einer loosen Runde wie dieser sogar noch ein Stück schwerer.
Fazit
Der spannende Schlussakkord dieser Hand zeigt wieder einmal, wie wichtig die Position beim Poker ist.
Bill Klein hat rein gar nichts – außer ein paar Informationen mehr als sein Gegner und das letzte Wort.
Mit einem mutigen Raise nutzt Klein die skurrile Situation aus und gewinnt einen Pott von fast $80.000 ab, der andernfalls geteilt worden wäre.