Sie verschenken immer wieder Geld, indem Sie setzen oder erhöhen, wenn sie eigentlich einfach den Showdown annehmen sollten.
Wenn man eine Hand mit Showdown Value hält, besteht die Equity darin, den Showdown zu erreichen und zu gewinnen.
Also muss das Ziel darin bestehen, den Showdown (möglichst günstig) zu erreichen.
Showdown Value erkennen und bewerten
Eine Hand mit Showdown Value ist eine Hand, die nicht wirklich stark genug ist, um sie for Value zu betten, aber stark genug, um im Showdown die beste Hand zu sein.
Aber wie so oft in Poker lautet die Antwort auf die Frage „welche Hand hat Showdown Value?“ mal wieder „es kommt darauf an“.
Es kommt auf die Textur des Boards an, die Action, den Gegner, das eigene Tischimage, letztlich auf alles Mögliche.
Die Goldene Regel für eine Hand mit Showdown Value lautet, sie muss stark genug sein für den Showdown, ist aber nicht stark genug für die Value Bet.
Die Frage, die man sich stellen muss lautet: Wird mich eine schlechtere Hand als meine callen oder eine bessere als meine folden?
Ein Beispiel:
Wir halten J♣ J♥, erhöhen in unserer $1/$2 Partie auf $6, und der Big Blind bezahlt.
Der Flop fällt A ♥ 3♦ 2♥. Der Big Blind checkt und wir setzen $10.
Call. Der Turn ist der K♣. Er checkt und wir checken hinterher.
Auf dem River fällt die Q♦, und der Big Blind checkt noch einmal.
Die Frage lautet für uns nun: „Wenn ich diesen River bette, werde ich dann von einer Hand bezahlt, die schlechter ist als mein Paar Buben?
Bei diesem Beispiel lautet die Antwort eindeutig NEIN.
Ok, was passiert bei einem Check? Ist es möglich, dass unsere Buben noch gut sind?
Absolut ja. Unser Gegner kann einen Draw halten oder ein niedrigeres Paar. Damit halten wir auf jeden Fall die bessere Hand.
Also sollten wir in diesem Fall hinterher checken und den Showdown annehmen, denn für eine Bet hat unsere Hand nicht genug Value.
Ein etwas komplizierteres Beispiel:
Wir halten 7♥ 8♥ und erhöhen aus dem Cut-off auf $8. Der Big Blind bezahlt.
Der Flop fällt 4♥ J♣ 3♣.
Der BB checkt, und wir setzen $12. Call. Auf dem Turn fällt die 8♦, und der Big Blind checkt. Was tun wir?
Auf dem Flop haben wir eine Continuation Bet gespielt. Zu diesem Zeitpunkt haben wir keinerlei Showdown Value, also können wir Equity nur aus einer C-Bet gewinnen.
Wir versuchen damit, den Gegner zum Fold zu zwingen, weil wir die Hand nur so gewinnen können.
Auf dem Turn verrändert sich die Situation allerdings komplett.
Wir halten nun plötzlich ein Paar Achten und haben damit Showdown Value. Das gibt unserer Hand „echte“ Equity. Fold Equity ist nicht mehr unser einziger Trumpf.
Sollten wir auf dieser Straße setzen? Nein!
Selten, fast nie wird ein halbwegs guter Spieler hier eine Bet mit einer schlechteren Hand als einem Paar Achten bezahlen. Und erst recht wird er mit einer besseren Hand nicht folden.
Also ist hier ein Check angesagt mit der Absicht, zum Showdown zu kommen.
Warum Barrelling keinen Sinn macht
Zur Erklärung: Unter Barrelling versteht man mehrfaches Setzen auf aufeinanderfolgenden Straßen.
Das ist ein gutes Beispiel, weil reihenweise Spieler hier in 100% der Fälle weiter setzen. Pokertechnisch gesehen macht das aber keinen Sinn.
Diesen Turn zu setzen ist Blödsinn.
Hier können wir nur Geld gewinnen, wenn der Gegner foldet. Und sollte er folden, dann hatten wir sowieso die bessere Hand.
Eine Bet auf diesem Turn kann nur dann profitabel sein, wenn unser Gegner besonders schlecht spielt und auch zwei Straßen mit einem Draw bezahlt, oder wenn es ein Spieler ist, der hier auf die zweite Bet auch einen Buben folden kann.
Beide Szenarien sind äußerst unwahrscheinlich.
Das Einzige, was wir hier mit einer weiteren Bet erreichen ist, das ein noch größerer Pot aufgebaut wird, und wir als Underdog um ihn spielen müssen.
Die Acht auf dem Turn ändert unseren Plan, weil sich unsere Equity ändert. Jetzt möchten wir herausfinden, ob unser Paar gegen die Range vorn liegt, mit der unser Gegner auf dem Flop bezahlt.
Den Gegner auf eine Range setzen
Bei jeder Pokerentscheidung steht im Vordergrund, was unser Gegner hält.
Die Range unseres Gegners diktiert, welche unserer Entscheidungen +EV haben. Das gilt für jede einzelne Hand, die wir jemals spielen werden.
Den Gegner auf eine Range zu setzen, ist Mathematik mit zwei Unbekannten. Wir versuchen, eine Hand nach der anderen aus seiner Range auszuschließen, bis nur noch wenige potenziell mögliche Hände übrig bleiben.
Jede ausgeschlossene Hand verbessert unsere Chance, unsere Entscheidungen entsprechend anzupassen.
Beispiel:
Nehmen wir noch einmal die Hand oben mit dem Flop 4♥ J♣ 3♣.
Nachdem er die Flop-Bet bezahlt hat, können wir ihn auf Pocket Buben setzen, Flush Draws, Straight Draws und Paare zwischen 55 und 99. Sets und Overpairs kann man praktisch ausschließen.
Mit der Acht auf dem Turn und der Entscheidung, ob wir hier weitersetzen oder nicht, müssen wir uns mit seiner Calling Range auseinandersetzen.
Sollte unser Gegner mit 99 oder besser bezahlen und alle Draws folden, liegen wir gegen die Calling Range hinten und erreichen mit unserer Bet gar nichts.
Sollte unser Gegner aber mit weniger als einem Paar Achten noch bezahlen, ist die Bet in Ordnung.
Dasselbe gilt, wenn es sich um einen Spieler handelt, der hier bessere Hände foldet. Sollte es ein Spiler sein, der warum auch immer hier einen Buben foldet, ist die Bet absolut angemessen, denn sie gewinnt ja die Hand für uns.
Das Problem mit so mittelmäßigen Händen wie dem Paar Achten hier besteht darin, dass es wenige Hände gibt, die schlechter sind und trotzdem bezahlen würden.
Das bedeutet, dass wir meistens nur die Hände zum Fold bringen, die sowieso schlechter sind.
Die Bet hat deshalb keinerlei Value.
Der bessere Spielzug ist hier ein Check behind, um auf dem River weiterzuspielen oder einen billigen Showdown zu sehen.
Kontrollierte Aggressivität
Oft balanciert man auf einem schmalen Grat, wenn man entscheiden muss, ob man für Value bettet, blufft oder lieber billig zum Showdown kommt.
Deshalb ist es so wichtig, den Gegner auf eine Range zu setzen und sich selbst ein paar einfache Fragen zu stellen:
Worin besteht meine Equity in dieser Hand?
Wird er mit einer schlechteren Hand als meiner bezahlen?
Wird er eine bessere Hand als meine folden?
Besteht die Chance, dass ich den Showdown gewinne?
Wir müssen zunächst abschätzen, wie viel Value unsere Hand hat, und dann entsprechend spielen.
Es ist kein Fehler, aggressiv zu spielen, aber Aggressivität muss kontrolliert werden. Hände mit gutem Showdown Value aggressiv zu spielen und einen Fold provozieren zu wollen, ist einfach nicht profitabel.
Schlussendlich würde uns das mehr Geld kosten, als wenn wir uns damit ein paar Showdowns ansehen.
Setzen Sie Aggressivität sorgfältig ein, z. B. dann, wenn Sie nur Fold Equity haben, oder wenn Sie für Value setzen.
Prägen Sie sich diese Regeln ein, dann werden Sie schnell merken, dass Sie mit diesen Mittleres-Paar-Händen deutlich bessere Resultate erzielen.
Was ist mit der Freikarte für den Gegner bei einem Check im Turn?