Er ist Stammgast bei allen großen europäischen Turnieren und liegt bei der WPT Baden am dritten Turniertag gut im Rennen. Wir treffen den Hamburger Ismael Bojang in einer Turnierpause zum kurzen Plausch. Vor Wochenfrist hat Bojang in Deauville bei der EPT das Highroller-Turnier in seiner Lieblingsvariante Pot-Limit Omaha gewonnen.
Das ist sein größter Cash laut HendonMob, doch dessen Einträge sieht Bojang kritisch. „Die HendonMob-Zahlen lügen ja immer, das weißt du ja selbst, mit verkauften Anteilen usw.“ Auch er selbst hat von den 83.000 Euro Preisgeld, die es für den Turniersieg gab, längst nicht alles in die eigene Tasche stecken können.
„Grundsätzlich ist für viele Spieler das Buy-In bei Live-Turnieren zu hoch, doch sie wollen sich das Ganze nicht entgehen lassen, weil es sehr profitabel ist. Eine gute Möglichkeit, um die Varianz zu verhindern, ist mit Spieler B oder Spieler C je nach Turniergröße 5 Prozent zu tauschen oder Anteile an Leute zu verkaufen, die mehr Geld haben.“
Es gibt also Investoren, die wie Aktienspekulanten in ein hoffentlich positives Investment Geld anlegen und darauf hoffen, dass dieses sich ordentlich verzinst. Teilweise sind die Investoren ehemalige Spieler, die keine Lust mehr auf Poker haben, zum Teil aber auch völlig Branchenfremde, die ihr Geld auf Empfehlung investieren.
„In Russland gibt es riesige Staking-Fonds, die bei Turnieren mit 100.000 Dollar Buy-In bis zu einer Million Dollar investieren. Die Leute dahinter verstehen von Poker eigentlich gar nichts.“
Ismael Bojang spielt sehr viel Poker, doch auf die Frage, ob ihm das Spiel auch mal langweilig oder gar zuwider werde, meint er: „Selten. Ich bin nicht drauf angewiesen, daher spiele ich auch nur ein Turnier, wenn ich drauf Lust habe.
Meist suche ich mir auch Orte aus, an denen man etwas anschauen oder andere Sachen unternehmen kann.“
Gerade die von PokerStars angebotenen Turniere, die an Orten stattfinden, wo die Spieler auch neben Poker noch Dinge erleben können, haben es Bojang angetan. „Wenn so etwas gegeben ist, macht es mir deutlich mehr Spaß, da auch hinzufahren.“
Bojang spielt außerdem viel Cashgame (vor allem Pot-Limit Omaha), doch Turniere machen ihm nach eigenen Angaben deutlich mehr Spaß. „Beim Cashgame treffe ich zwar öfter alte Bekannte, mit denen ich angenehme Gespräche führen kann, doch abgesehen von dieser sozialen Komponente sind mir Turniere eindeutig lieber.“
Die großen Turniere werden vor allem in No-Limit Hold’em ausgetragen, doch im Grunde bevorzugt Ismael Bojang die exotischeren Varianten und freut sich auf jedes H.O.R.S.E.- oder 8-Game-Turnier.
„Auf die EPT London Anfang März freue ich mich besonders, weil es da ein großes 8-Game-Turnier gibt, wie es sonst eigentlich nur in Las Vegas angeboten wird.“
Natürlich hat Ismael Bojang auch den momentan heißesten Trend nicht verpasst. „Ob ich auch vom Open Face Chinese Poker-Virus infiziert bin? Da kann ich gleich den Verweis geben auf das nächste Pokerblatt, für die schreib ich nämlich gerade einen Artikel darüber – also holt Euch die nächste Ausgabe, da steht das Wichtigste über OFCP drin!“