Anfang Februar verpflichtete Party Poker John Duthie als Präsidenten der neu geschaffenen Party Poker LIVE Event-Serie. Vor 13 Jahren gründete er die European Poker Tour und bis 2012 war er CEO der EPT.
Das Interview mit Jon Duthie
Lee Davy hat den Briten zu einem Interview getroffen und ihm auf den Zahn gefühlt:
Warum nimmst du das auf dich?
John Duthie: Die ganzen Jungs von Party Poker waren in Puna Cana für ein Turnier. Eines Nachts floss eine Menge Alkohol und dabei entstand die verrückte Idee, mich an Bord zu holen. Ich wurde an Ort und Stelle angerufen und man hatte mir ein Angebot gemacht.
Nachdem ich mit meiner Frau Rücksprache gehalten und ein paar Tage darüber geschlafen hatte, dachte ich mir: Warum nicht? Das klang nach Spaß.
Dabei waren unter anderem Tom Waters, Rob Young und Simon Trumper und kein Typ, der mir nicht sympathisch war.
Warum jetzt?
John Duthie: Ich sage dir, wie ich das sehe – nicht unbedingt in den USA, denn ich glaube Matt Savage hat dort mit der WPT den Nagel auf den Kopf getroffen: Es geht um den Respekt vor den Spielern.
Bei den europäischen Pokerturnieren sehe ich eine komplette Respektlosigkeit den Spielern gegenüber. Seit meinem Abgang war ich bei zwei EPT-Events und ich hatte einfach keinen Spaß. Erst dachte ich, es läge an mir, aber nicht nur ich fühlte mich so.
Die Spieler hatten keine Freude, es wirkte wie Arbeitsalltag, ein Tag im Büro. Da war keine Atmosphäre, kein Spaß.
Damals in Dublin hatten wir kostenlose Getränke. Zugegeben, dass war eine schlechte Idee, aber es war nie langweilig. Wenn Spieler ausschieden, konnten sie an die Bar und ein wenig Karaoke singen. So etwas fehlt heutzutage und ich glaube, deswegen bin ich wieder eingestiegen.
Es war irgendwie traurig, so hatte ich mir die EPT nicht vorgestellt. Sie war einfach zu groß für ihre Schuhe. Die Schuld ist hier nicht bei einer Einzelperson zu suchen, da laufen viele Dinge zusammen, die mich stören. Ich möchte einfach zu einem Pokerturnier gehen können und dort die gleiche Atmosphäre haben, wie bei den Irish Open im letzten Jahr.
Wir hatten Spaß, die Leute haben gelacht, es war unterhaltsam und irgendwie haben wir das bei den großen Turnieren in Europa verloren.
Dusk Till Dawn ist ein Paradebeispiel dafür, wie Poker Live ablaufen sollte. Die Jungs haben den Nagel auf den Kopf getroffen und wenn wir dieses Konzept auf andere Turniere ausweiten, machen wir wenig falsch.
Ist es denn möglich, professionellen Spielern und Freizeitspielern gleichzeitig gerecht zu werden?
John Duthie: Das ist ein interessanter Punkt. Ich glaube, Freizeitspielern können wenig mit Spielern anfangen, zu viel und zu lange über das Spiel nachdenken. Solche Spieler spielen keine Ranges, sie schauen einfach auf ihre Hand und wollen einen Schlag landen. Verlieren oder den Flop verpassen ist ihnen nicht so wichtig, aber was sie nicht mögen, sind Spieler, die bei jeder Entscheidung eine halbe Minute vertrödeln.
Es ist schwierig, hier den richtigen Mix zu finden. Ich verstehe ja, was solche Spieler machen. Für sie sind die Entscheidungen eine geistige Herausforderung und ich respektiere ihr Spiel. Aber das ist vielleicht tatsächlich ein wichtiger Punkt – vielleicht ist es schwierig, beiden Spielertypen gerecht zu werden.
Wir können die Profis von den Turnieren ja nicht einfach aussperren. Wir wollen ein Turnier schaffen, zu dem sie gerne kommen, aber wir müssen sicherstellen, dass sie die anderen Spieler nicht Fische nennen, nicht zu lange nachdenken und ihre Kopfhörer weglassen.
Wie wichtig ist es, auf Rückmeldungen der Spieler einzugehen?
John Duthie: Ich hab mich schon nach Software für Umfragen umgesehen und will viele Spieler ausgiebig befragen. Wir können es nicht jedem recht machen, doch ich will das anbieten, was die Leute wollen. Ich möchte zahlreiche Spieler zusammenbringen und über Deals, Auszahlungsstrukturen und so weiter Meinungen einholen und abstimmen lassen.
Darauf basierend werde ich Entscheidungen treffen.
Für wen wird diese Tour sein?
John Duthie: Für die Spieler. Als es damals um die EPT ging, entstand diese auf den Wunsch der Spieler. Ich hatte die Tour damals an meinem Küchentisch entworfen und habe dann Spieler verpflichtet. Ich hatte dabei stets die Spieler hinter mir.
Ich bin kein professioneller Spieler. Glücklicherweise, denn ansonsten wäre ich bettelarm. Ich liebe das Spiel und ich kann mit vielen Leuten viel Spaß haben, das ist fantastisch.
Soll Party Poker Live so ablaufen wie ein lokales Home-Game?
John Duthie: Ich glaube die Leute haben keinen Bock mehr darauf, so weit fahren zu müssen. Nehmen wir das Turnier Sotchi zum Beispiel - ich glaube 85 Prozent der Spieler werden aus Russland kommen.
Ich stelle mir eine gestaffelte Event-Reihe vor, bei der die wirklich coolen Turniere lokal sind, so dass die Spieler nicht weit fahren müssen.
Sprache ist auch ein Problem. Manchmal bekommt man einen Tisch an dem neuen Spieler fünf verschiedene Sprachen sprechen. Wie soll denn da Atmosphäre aufkommen? Das ist ein großes Problem.
Es geht vor allem um die Lokalisierung. Lasst uns ein Home-Game in deinem Land machen und die Sieger kommen zu einem riesigen Turnier irgendwo und dann nehmen wir uns dieses Problems an.
Wie erschafft man ein Turnier, das den Spielern Spaß macht und gleichzeitig Gewinn abwirft?
John Duthie: Die Spieler wollen natürlich am liebsten ein Turnier ohne Rake, aber die sind ja auch nicht blöd. Sie wissen, dass wir Geld verdienen müssen.
Im Hippodrome hat PokerStars mehr Geld verdient als der Sieger des Turniers. Das ist falsch, warum sind die so bescheuert?
Wir müssen unsere Kosten reduzieren. Müssen wir wirklich 15 Leute aus unserem Büro nach Russland schicken, wenn sie nicht einmal Russisch sprechen? Was sollen die denn da?
Ich will hier nicht sein, aber es gibt keinen Grund vor Ort sein, wenn man die Sprache nicht spricht. Bei den EPT-Turnieren von PokerStars waren so viele Leute und ich hatte keine Ahnung, was die da eigentlich gemacht haben.
Party Poker war in Europa stets mit der WPT verbandelt, hatte jedoch nie den gleichen Erfolg, wie die EPT. Was wird jetzt anders werden mit Party Poker Live?
John Duthie: Es geht voll und ganz um die Spieler und darum, keine trübseligen Mitarbeiter einzustellen. So einfach ist das. Ich möchte Leute, die Pokerspieler mögen.
Wenn ich jemanden sehe, der keine Pokerspieler mag, wird er zu keinem weiteren Event kommen. Da werde ich schonungslos sein. Ich weiß, Pokerspieler können Dreckskerle sein, aber einige von ihnen mag ich, gerade weil etwas zwielichtig sind. Das ist es, was ich an Poker so mag – all diese Persönlichkeiten und interessanten Leute.
Siehst du PokerStars oder 888 als Konkurrenten?
John Duthie: Nein, keine Konkurrenten. Ich mag Unibet und ich glaube, die haben gute Events veranstaltet. Das liegt auch daran, dass Eva [Eva Calado, Veranstalterin der Unibet Open Tour, Red.] so gut mit Menschen umgehen kann. Sie ist ein guter Mensch und deswegen sind die Turniere so beliebt.
Hättest du drei oder vier langweilige Männer oder Frauen in Anzügen mit verschiedenfarbigen Einstecktüchern – wie um alles in der Welt sollen die Leute denn so Spaß haben?
Wie wichtig war dir der Fünfjahresvertrag?
John Duthie: Die Jungs hatten einen Plan für fünf Jahre und ich wollte mitmachen. Ich bin nicht mehr 27 und ich weiß, dass eine Verpflichtung auf fünf Jahre eine gute Sache ist. Ich kann nebenbei immer noch andere Sachen machen, etwa schreiben oder Filme drehen.
Aber es ist wichtig, sich langfristig zu verpflichten. Wenn es am Ende nicht funktioniert, gehen wir eben wieder getrennte Wege. Aber ich glaube, da muss schon viel zusammenkommen, damit es nicht funktioniert. Denn ich mag die Leute, mit denen ich zusammen arbeite und habe ein sehr gutes Gefühl bei der Sache.