Pokerspieler reden gern über ihre Hände: "Ich habe die Hand geil gespielt" oder "Diese Hand war ekelhaft." Sie meinen damit nicht nur die Karten, sie meinen vielmehr die Gesamtsituation, die wichtigsten Faktoren, die eine Hand bestimmen.
Nur wenn Sie Ihre Hand im Licht dieser Faktoren sehen, können Sie gute Plays machen und langfristig Geld verdienen. Wir präsentieren hier die wichtigen Bestandteile einer jeden Pokerhand im Texas Hold'em. Viele Ratschläge sind dabei aus den Büchern Die Poker Schule und Die Poker Uni übernommen und richten sich hauptsächlich an Anfänger.
Position am Tisch
Die Hand wird maßgeblich von Ihrer Position bestimmt. Je mehr Spieler nach Ihnen an der Reihe sind, desto weniger sind Ihre Karten wert, da Sie eine schlechtere Position haben. Das Problem ist, dass Sie die die Wettrunde nicht abschließen können, wenn noch ein oder mehrere Spieler nach Ihnen an der Reihe sind.
Man muss genau beachten, wo die aggressiven- und wo die passiven Spieler in Relation zu einem sitzen. Man will, dass die aggressiven Spieler rechts von einem sitzen, man also nach Ihnen an der Reihe ist. Umgekehrt ist es gut, sehr konservative Spieler links von einem sitzen zu haben. Es ist auch gut zu wissen, was die aggressiven Spieler gemacht haben, wenn man dran ist.
Anzahl der Mitspieler
Die Zahl der Gegner ist ein wichtiger Faktor in jeder Pokerrunde. Je weniger Spieler am Tisch sitzen, desto mehr ist Ihre Hand wert, weil die Wahrscheinlichkeit, dass jemand ein besseres Blatt hat, bei weniger Spielern geringer ist. Je mehr Spieler am Tisch sitzen, desto weniger Hände sollten Sie spielen. Gerade am Ende eines Turniers, wenn nur noch 3 oder 4 Spieler übrig sind, muss man mehr Hände als gewöhnlich spielen.
Was ist bisher passiert?
Der Wert Ihrer Karten hängt davon ab, wie das Wettverhalten der Spieler war. Gerade Pre-Flop spielt dieser Faktor eine große Rolle. Wenn Sie im Texas Hold’em in Late-Position AJ auf der Hand haben und vor Ihnen alle Spieler rausgegangen sind, ist AJ eine spielbare Hand. Haben Sie aber vor Ihnen eine Erhöhung und eine nochmalige Erhöhung plus zwei Calls, sinken die Karten beträchtlich im Wert, da höchstwahrscheinlich bessere Starthände unterwegs sind.
Odds und Pot-Odds
Wie hoch ist die Chance, dass bestimmte Karten, die Sie benötigen, um zu gewinnen, noch kommen? Wie viel Geld ist im Pot und wie viel müssen Sie einsetzen, um an das Geld zu kommen? Das sind im Poker die entscheidenden Fragen.
Vereinfacht gesagt: Die Chance, Ihre Hand noch zu komplettieren bzw. am Ende zu gewinnen, also die Odds, sollten auf jeden Fall höher sein als die Pot-Odds. Gute Pot-Odds sind immer dann gegeben, wenn Sie wenig zahlen müssen, um einen relativ großen Pot gewinnen zu können. Schlechte Pot-Odds sind gegeben, wenn Sie viel zahlen müssen, um einen relativ kleinen Pot gewinnen zu können.
Hier die Mathematik des Pokerns zu vertiefen, würde den Rahmen des Artikels sprengen. Mit der Zeit werden Sie aber ohne viel Rechnerei die Wahrscheinlichkeiten für bestimmte Standardsituationen beherrschen, z. B. dass ein Flush-Draw auf dem Flop mit 35 prozentiger Wahrscheinlichkeit bis zum River ankommt.
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Wer sind die Gegner?
Eine entscheidende Frage. Sie müssen wissen, ob die anderen eher loose oder tight sind, ob sie passiv oder aggressiv sind. Sie müssen den ganzen Tisch ungefähr einschätzen können, auch wenn Sie die einzelnen Spieler nicht kennen.
Hier gibt es wichtige Indikatoren: Wenn immer sehr viele Spieler in den Händen dabei sind, handelt es sich um einen Tisch der loose ist. Wenn meist fast alle Spieler aufgeben und man selten einen Flop oder einen Showdown sieht, dann hat man es mit einem Tisch zu tun, der sehr tight ist.
Generell kann man sagen, dass man immer einen gegensätzlichen Spielstil wählen sollte als der Tisch. Wenn der Tisch sehr tight ist, so sollte man selber eher loose spielen und so den einen oder anderen Pot „stehlen“ und umgekehrt.
Passiven Spielern begegnet man am ehesten mit moderater Aggression. Man kann Sie ‘herumschubsen’ und sie leicht durch ständiges Setzen in die Defensive drängen. Bei vielen aggressiven Spielern am Tisch sollte man dagegen vorsichtig sein, da Erhöhungen und Wetten oft Erhöhungen nach sich ziehen.
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Wie viele Chips haben Sie vor sich?
Vor allem im Turnier spielt die Anzahl der eigenen Chips und die der Gegner eine wichtige Rolle. Haben Sie z. B. mehr Chips als ein anderer Spieler, bedeutet das, dass Sie theoretisch die Macht haben, ihn in einer Hand zu eliminieren bzw. ihm im Cashgame den gesamten Stack abzunehmen. Gegner mit großem Stack sind potentiell gefährlich und Sie sollten sich gut überlegen, ob ich mich mit ihnen anlege.
Habe Sie dagegen einen kleinen Stack, beschränkt das Ihre Möglichkeiten erheblich. Sie können den Gegnern nicht mehr so viel Angst einjagen und werde in vielen Situationen schon aus mathematischer Sicht meinen ganzen Stack riskieren müssen.
Die eigenen Karten
Natürlich spielen die Karten in Ihrer Hand, die der Gegner und im Hold’em die Gemeinschaftskarten, eine tragende Rolle. Diese Komponente wird hier aber bewusst zuletzt behandelt, um Ihnen klar zu machen, dass ihr Wert relativ ist.
Andere Faktoren sind manchmal wichtiger als Ihre Karten. Wenn z. B. der Button in der ersten Wettrunde erhöht, nachdem alle anderen aufgegeben haben und so die Blinds zum Aufgeben bringt, so waren seine Karten mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht das ausschlaggebende Moment. Sein Play hat eher funktioniert, weil er eine gute Position hatte und das Wettverhalten der anderen Spieler nach einer Erhöhung geradezu "geschrien" hat.
Viel Glück an den Tischen!