Ob es Ihnen gefällt oder nicht, bei Texas Hold'em dreht sich alles um Odds. Jede Ihrer Aktionen am Tisch, jede Hand, die Sie spielen, jede Bet, der Sie sich gegenübersehen, hat mit Odds, Wahrscheinlichkeiten und Statistiken zu tun.
Falls Sie zu denjenigen gehören, die mit Mathematik nicht viel am Hut haben, machen Sie sich jetzt keine Sorgen. Sie brauchen kein Mathematiker zu sein, um gut Poker zu spielen.
Es gibt eine Reihe ausgezeichneter Spieler, die nicht einmal wissen, was ein Nenner ist. Hold'em ist zwar ein komplexes Spiel, basiert aber auf ganz einfachen Prinzipien.
Und genau deshalb sind unsere mathematischen Gleichungen auch ganz simpel.
Wie man seine Pot Odds bestimmt
Pot Odds sind die Odds, die Ihnen „der Pot bietet", um den Call zu machen. Es handelt sich dabei um die Summe, die bereits im Pot liegt im Vergleich zu der Summe, die Sie investieren müssen, um in der Hand zu bleiben.
Ein Beispiel:
Sie gehen heads-up auf den Flop. Es befinden sich $10 im Pot, und Ihr Gegner setzt $5. Da diese Bet nun zum Pot gehört, müssen Sie $5 bezahlen, um $15 zu gewinnen. Das Verhältnis zwischen den beiden Summen ist also 15:5.
Um die Sache zu vereinfachen, kürzen Sie den Faktor auf der rechten Seite der Gleichung auf „1" (Sie werden gleich sehen, warum). In unserem Beispiel teilen Sie also 5:5 = 1.
Wie Sie schon in der Mittelstufe gelernt haben, müssen Sie immer auf beiden Seiten einer Gleichung kürzen. Also teilen wir auch den Faktor auf der linken Seite durch 5. 15:5 = 3.
Das Verhältnis der beiden Summen beträgt also 3:1. (Sie können die Rechnung auch um einen Schritt verkürzen, indem Sie einfach den linken Faktor durch den rechten teilen. Das Ergebnis ist wiederum der linke Faktor unseres Ergebnisses, in diesem Fall also 3).
Ihre Pot Odds betragen in der momentanen Situation 3:1.
Bestimmen Sie Ihre Equity
Wenn Sie Ihre Pot Odds kennen, müssen Sie lernen, Ihre Equity zu bestimmen. Dabei handelt es sich um Ihre Chance, den Pot zu gewinnen, im Vergleich zu den Gewinnchancen Ihres Gegners.
Wenn Sie Ihre Equity berechnen wollen, nehmen Sie die Zahl Ihrer Outs und multiplizieren Sie diese Zahl mit dem Faktor 4 auf dem Flop (bzw. mit dem Faktror 2 auf dem Turn).
So erhalten Sie Ihre prozentuale Gewinnchance.
Nehmen wir z. B. an, Sie hätten einen Flush Draw. Damit haben Sie auf dem Flop 9 Outs. 9x4 = 36. Ihre Gewinnchance liegt bei 36%.
Wenn wir die Gewinnchance als Quote ausdrücken wollen, erhalten wir ein Verhältnis von 64:36. In 100 Fällen gewinnen Sie also 36 Mal und verlieren 64 Mal.
Jetzt kürzen wir den Divisor, also den Faktor rechts auf 1. Damit erhalten wir ein Verhältnis von 1,7:1 (64:36 = 1,7). Das bedeutet, für jeden Fall, in dem Sie Ihre Hand vervollständigen, gibt es 1,7 Fälle, in denen dies nicht geschieht.
Sie müssen Ihre Pot Odds nicht auf zwei Stellen hinter dem Komma genau kennen. Ob das Ergebnis jetzt 1,6 oder 1,7 oder 1,8:1 ist, hat nur wenig Bedeutung. Selbst wenn Sie hier auf 2:1 aufrunden, genügt das immer noch für Ihre Entscheidung, ob Sie den Call machen oder nicht.
Vergleichen Sie Pot Odds und Equity
Wann also sollten Sie den Call machen und wann nicht? Vergleichen Sie einfach die beiden Faktoren auf der linken Seite.
Wenn die Pot Odds höher sind als die Equity, ist ein Call die richtige Entscheidung. Sind die Pot Odds niedriger, ist der Call schlecht.
Damit haben wir im Grunde das Prinzip der Odds schon vollständig erfasst.
Pot Odds: Einige Beispiele für häufig auftretende Situationen
Wahrscheinlichkeit | Odds | Beispiel |
ein Pocket Paar zu erhalten | 17:1 (5,9%) | 7 7 |
Pocket Asse zu erhalten | 221:1 (0,45%) | A A |
AK suited zu erhalten | 331,5:1 (0,3%) | A K |
mit einem Pocket Paar ein Set zu floppen | 8,51:1 (11,76%) | 8 8 - A 8 2 |
Two Pair zu floppen | 48:1 (2,02%) | 10 7 - 10 7 3 |
einen Flush bis zum River zu vervollständigen (mit vier Flush-Karten auf dem Flop) | 1,9:1 (35%) | A Q - A 10 9 4 2 |
eine Straight bis zum River zu vervollständigen | 2,2:1 (32%) | 7 6 [ - K 9 8 5 2 |
ein Set vom Flop bis zum River mindestens zum Full House zu verbessern | 2:1 (33%) | 4 4 - K Q 4 2 2 |
Wie man seine Outs zählt
Wenn Sie jemals auch nur halbwegs gut Texas Hold'em spielen wollen, müssen Sie immer genau wissen, wie viele Outs Sie haben.
Ein Out ist eine Karte, die Ihnen die beste Hand gibt und Sie noch gewinnen lässt. Bevor Sie zu den Outs kommen, müssen Sie natürlich die genaue Rangfolge der Wertigkeiten aller Hände kennen. Falls Sie diese noch nicht im Schlaf aufsagen können, fangen Sie mit den Hand-Rankings an.
Wenn Sie die Rankings verinnerlicht haben, lernen Sie, das Board richtig zu lesen. Sind Straights oder Flushes möglich? Liegt ein Paar auf dem Board?
Diese Umstände beeinflussen, wie Sie Ihre Outs zählen. In der folgenden Tabelle listen wir die Outs für Situationen auf, wie sie häufig nach dem Flop vorkommen. Alle wichtigen Begriffe werden unter der Tabelle erläutert:
Hand | Outs |
Open-ended Straight Draw | 8 |
Gutshot Straight Draw | 4 |
Flush Draw | 9 |
Open-ender & Flush Draw | 15 |
Drilling zum Full House | 6 auf dem Flop, 9 auf dem Turn (ein zusätzliches Out für Quads) |
Pocket Pair zum Set auf dem Flop | 2 |
- Open-ended Straight Draw - Sie haben vier Karten zu einer Straße.
- Beispiel: Hand 9 8 / Board: 7 6 2
- Gutshot Straight Draw - Ihnen fehlt eine Karte in der Mitte zur Straße.
- Beispiel: Hand: 9 8 / Board: 10 6 2
- Flush Draw / Sie haben vier Karten von einer Farbe.
- Beispiel: Hand: 9 8 / Board: K 6 2
- Open-ender & Flush Draw - Sie haben vier Karten von einer Farbe zum Straight Flush.
- Beispiel: Hand: 9 8 / Board: 7 6 2
- Drilling (Set) zum Full House - Sie haben drei Karten des gleichen Werts.
- Beispiel: 8 8 / Board: 8 3 2
- Pocket Pair zum Drilling (Set) - Sie halten ein Paar.
- Beispiel: Hand 8 8 / Board: 7 4 2
Je mehr Zeit Sie damit verbringen, Ihre Outs im Auge zu behalten, desto mehr wird Ihnen dies in Fleisch und Blut übergehen.
Jede Karte, die Ihnen die beste Hand verleiht, ist ein Out. Achten Sie darauf, keine Outs mitzuzählen, die auch Ihrem Gegner helfen könnten.
Wenn Sie z. B. einen Open-ended Straight Draw halten, aber auch zwei Karten von einer Farbe auf dem Flop liegen, haben Sie nur sechs Outs, denn zwei Ihrer potenziellen Outs geben Ihrem Gegner einen Flush.
Wenn Sie die Outs quasi automatisch im Blick haben, können Sie den nächsten Schritt machen.
Beispiele: Outs zählen
Bevor Sie Ihre Outs zählen, müssen Sie Ihren Gegner zunächst auf (hoffentlich die richtige) eine Hand setzen.
Die Hand Ihres Gegners hat entscheidenden Einfluss darauf, welche Outs Sie haben oder eben auch nicht.
Beispiel 1
Ihre Hand: Q J
Board: 9 8 3
Wie viele Outs haben Sie? Je nachdem, auf welche Hand Sie Ihren Gegner setzen, können Sie bis zu zehn Outs haben, möglicherweise aber auch nur vier.
Die vier Zehnen bringen Ihnen die Nuts (ich nenne dies auch gerne einen Nutshot). Wenn Sie also nicht gerade in ein Full House oder einen Backdoor Flush laufen, haben Sie vier felsenfeste Outs.
Setzen Sie Ihren Gegner auf ein Paar, also etwa eine Hand wie A 9 , haben Sie zehn Outs (den Nutshot sowie jede Dame und jeder Bube).
Leider ist es fast unmöglich, den Kicker Ihres Gegners abzuschätzen. Er könnte z. B. auch J 9 halten, was die Zahl Ihrer Outs auf sieben reduziert.
Sie müssen alle Möglichkeiten in Betracht ziehen und Ihre Hand entsprechend spielen. Im Zweifel gehen Sie besser von der niedrigsten Zahl Outs aus und nicht von der höchsten. Es ist grundsätzlich billiger, die bessere Hand zu folden, als mit der schlechteren zu callen.
Beispiel 2
Ihre Hand: Q J
Board: 8 6 6
In dieser Hand ist zwischen 15 Outs und drawing dead alles möglich. Alles hängt von der Hand Ihres Gegners ab. Hält der Gegner ein Full House oder Quads, sind Sie drawing dead bzw. so gut wie drawing dead, es sei denn, Sie erwischen noch zwei Buben bzw. Damen für ein höheres Full House.
Hat Ihr Gegner einen höheren Flush Draw, ziehen Sie auf 6 Outs und müssen dabei noch allen Herzkarten sowie sechs höheren Karten ausweichen, die Ihrem Gegner höhere Paare bescheren könnten.
Hat Ihr Gegner dagegen nur ein Paar getroffen, stehen Ihnen 15 Outs zur Verfügung (unter der Bedingung, dass Buben oder Damen dem Gegner kein zweites Paar bescheren).
Um Ihre Outs hier richtig einschätzen zu können, müssen Sie Ihren Gegner gut lesen können. Allen Anfängern sei gesagt: Halten Sie sich zunächst an diese beiden goldenen Regeln:
1. Spielen Sie nur Draws zu den Nuts.
2. Ziehen Sie nicht zu Straights oder Flushs, wenn das Board sich pairt.
Es gibt Situationen, in denen Sie diese Regeln außer Acht lassen können, aber als Anfänger sollten Sie sich praktisch immer daran halten. Auf lange Sicht wird es Sie eine Mange Geld kosten, auf einem gepairten Board zum Flush zu ziehen, und Sie werden schmerzlich erfahren, wie es ist, einen kleinen Pot zu gewinnen oder einen großen zu verlieren, wenn Sie nicht zum Flush Ass hoch ziehen.
Im Allgemeinen sind dies genau die Situationen, die Sie vermeiden möchten. Wenn Sie mit einem niedrigen Flush den River billig erreichen, ist das immer noch eine gute Hand, aber sie ist nicht gut genug, um den ganzen Stack zu riskieren.
Beispiel 3
Ihre Hand: 8 7
Board: Q J 10
In dieser Hand haben Sie einen Gut Shot Straight Draw und einen Flush Draw. Aber wie viele Outs haben Sie wirklich? Sehen wir uns den Gutshot genauer an. Selbst wenn die Boardkarten bunt wären (also nicht alle in Pik), ziehen Sie nur mit einer Karte zum unteren Ende der Straight.
Fällt eine Neun, haben Sie z. B. Q J 10 9 8 . Damit hat jeder Spieler mit einem König die bessere Straight 9-K.
Fällt noch ein Pik, haben sie einen Flush Dame-Bube-Zehn-Acht, die drittbeste bzw. viertbeste Hand.
Das Beste, was passieren könnte, wäre die 9 auf dem River für einen Straight Flush, und selbst dann gewinnt der Pik König noch. Ihre Outs liegen im Grunde um Null, diese Hand ist nichts wert.
Wenn Sie Ihre Outs zählen, schauen Sie nicht nur auf die, die Ihre Hand verbessern. Wenn ein Out Ihre Hand verbessert, aber Ihrem Gegner eine bessere Hand verschafft, dann ist dieses Out sozusagen ein Anti-Out.
Ich habe in einem Video gesehen dass man eine Hand folden soll wenn die Pot Odds
Ich glaube, da hat sich beim schreiben ein Fehler eingeschlichen! “mit einem Pocket Paar ein Set zu floppen 8,51:1 (11,76%)” Also wenn ich 88,24/11,76 rechne, dann bekomme ich 7,503… -> 7,5 raus. Ergo müsste es 7,5:1 sein, wenn man mit einem PP ein Set floppen möchte. 8,5 wären die Gesamtfälle, 7,5 die Fälle, in denen man nicht trifft und 1 Fall, in welchem man trifft. Bei “einen Flush bis zum River zu vervollständigen (mit vier Flush-Karten auf dem Flop)” ist es auch 65/35 = ~1,9. ~2,9 wären beim Flushbeispiel die Gesamtfälle, ~1,9 die Fälle, in denen man nicht trifft und der 1 Fall, in welchem man trifft. Zudem sind beim Flushbeispiel Flop und Turn als Beispielkarten angegeben (im gezeigten Beispiel mit den Karten wäre der Flush am Turn bereits angekommen). 😉