Simone Andrian gewinnt das World Series of Poker Europe Main Event
Der Italiener Simone Andrian spielte erst drei Jahre lang online Poker, bevor er sich erstmals 2021 an die Live-Tische wagte. Er hatte so gut wie keine Erfahrung in Live-Turnieren und räumte direkt ab, er gewann sein erstes WSOP-Bracelet und ein Preisgeld über 158.616 Euro. Damals im 1.650 No-Limit Hold’em 6-Max-Event der World Series of Poker 2021. Am vergangenen Mittwoch (9. Oktober) setzte er dann noch einmal einen drauf, denn er sicherte sich das Main Event der diesjährigen WSOP Europe im King’s Resort zu Rozvadov / Tschechien, genau dort wo seine Live-Pokerreise einst begann. In diesem Jahr erspielte sich erneut das begehrte Bracelet und ein Preisgeld über 1.300.000 Millionen Euro.
Andrian setzte sich gegen 768 andere Teilnehmer durch. In einem packenden Heads-up-Duell besiegte er Urmo Velvelt aus Estland. In diesem Artikel berichten wir über die Geschehnisse rund um die World Series of Poker 2024.
Der finale Tisch
Andrian ging in den finalen Tag mit einem massiven Vorsprung und mehr als doppelt so viele Chips wie Urmo Velvelt, der als Zweiter startete. Andrians italienischer Landsmann, Enrico Camosi, begann den Tag mit dem kleinsten Stack und hatte weniger als 20 Big Blinds. Und so sah es im Detail aus:
- Simone Andrian (Italien) – 33.500.000 Chips
- Urmo Velvelt (Estland) – 15.600.000 Chips
- Mariusz Golinski (Polen) – 13.525.000 Chips
- Ran Ilani (Israel) – 6.425.000 Chips
- David Hochheim (Deutschland) – 4.525.000 Chips
- Enrico Camosci (Italien) – 3.675.000 Chips
Es dauerte nur wenige Hände, bis Camosci seine Chips mit Ass-Bube gleichfarbig gegen Velvelt Pocket-Achter einbringen konnte. Camosci galt als leichter Favorit, nachdem er den Nut-Flush-Draw zusammen mit seinen beiden Overcards flopte, aber weder der Turn als auch der River waren auf seiner Seite und so schied er als erster aus.
David Hochheim aus Deutschland ging zu Beginn des Tages mit dem zweitkleinsten Stack ins Rennen, aber er verdoppelte recht fix, nachdem er Andrians Small Blind Shove aus dem Big Blind mit Dame-Zehn gleichfarbig gecallt hatte. Hochheim hatte Andrians zehn-sieben Offsuit dominiert und blieb vorne, anschließend verdoppelte er erfolgreich gegen den Chip-Leader. Eine Runde später fand sich Hochheim in einer weiteren blind-on-blind-Konfrontation gegen Andrian wieder. Dieses Mal mit schlechteren Karten Ass-Vier gegen Andrians Pocket-Damen. Hochheim konnte jedoch mit dem Board nicht mithalten und wurde auf dem fünften Platz nachhause geschickt.
Mariusz Golinski begann den Tag auf dem dritten Rang, aber danach ging nicht mehr viel für den polnischen Poker-Profi. Er zahlte eine Value Bet von Velvelt im ersten Level mit Pocket Siebenen, aber Velvelt drehte Triple Buben um. Kurz darauf setzte er eine Vierfachwette auf Ass-Dame und wurde von Ran Ilani gecallt, der Pocket-Damen hatte. Diese Hand ließ Golinski mit weniger als zehn Big Blinds zurück, und er war bald gezwungen, den Rest seines Stacks mit Ass-Bube zu setzen. Andrian deckte mit Ass-Dame auf und hielt diese, womit er Golinski eliminierte.
Ilani ging als Außenseiter mit 6.000.000 Chips ins Spiel, als das Three-Handed-Spiel begann. Während Andrian und Velvelt jeweils mit über 30.000.000 Chips aktiv waren. Er verlor recht schnell die Hälfte seines Stacks, nachdem er mehrfach zum Fold gezwungen wurde, aber er gab nicht kampflos auf und startete ein Comeback. Ilani verdoppelte, nachdem er Velvelts Small Blind Shove mit Dame-Bube gecallt und gegen Velvelts Acht-Sieben gehalten hatte. Danach verdoppelte er sofort wieder, dieses Mal mit Ass-Dame gegen Velvelts Ass-Bube. Nach dem Gewinn brauchte Ilani jedoch noch weitere erfolgreiche Runden, um wieder ins Spiel zu kommen. Unter anderem fand er seine Chance in einem klassischen Preflop-Race mit Ass-König gegen Volvelts Pocket-Damen. Ilani konnte kein drittes Mal gegen Velvelt verdoppeln, nachdem er das Board nicht getroffen hatte. Im Anschluss schied er auf dem dritten Platz aus, während Velvelt mit einem leichten Vorsprung vor Andrian ins Heads-up-Spiel ging.
Das spektakuläre Heads-up zwischen Velvelt und Simone Andrian
Zum ersten Mal seit Mitte des 4. Tages hatte Andrian nicht mehr die Chip-Führung inne. Als das Heads-up-Spiel begann, hatte er 36.425.000 Chips, Velvelt ging mit 40.375.000 an den Start. Kurz darauf holte sich Andrian die Führung zurück und begann, sich abzusetzen, nachdem er einige Pötte ohne Showdown für sich entscheiden konnte. Kurz darauf drehte Velvelt eine Straße um und wurde von Andrians Top-Paar ausbezahlt. So wurden die Stacks etwa wieder auf Gleichstrand gebracht.
Im Anschluss callte Velvelt dann zwei Straßen von Andrian mit einem Paar Vieren und ging dann am River raus. Andrian, der mit einem hohen Buben geblufft hatte, musste den Pot aufgeben, sodass Velvelt zum zweiten Mal die Führung übernehmen konnte. Das Momentum war nun auf seiner Seite, als Velvelt mit Pocket-Achten eine Fünffach-Wette setzte und Andrian dazu zwang, seine Ass-Acht zu folden und seine Führung weiter auszubauen.
Velvelt hatte im Laufe der Zeit mehrere kleinere Runden gewonnen, aber nachdem er zwei Straßen lang mit König-High geblufft hatte, nur damit Andrian Asse aufdecken konnte, waren die Stacks fast wieder ausgeglichen. Als Velvelt mit einer relativ aggressiven Spielweise weiter davonzog, versuchte Andrian zurückzuschlagen, indem er das untere Paar auf dem Flop mit König-High check-raiste. Am Turn setzte er eine weitere Wette, aber Velvelt, der ein Top-Paar hielt, ging All-In. Andrian war gezwungen, zu verdecken, worauf Velvelt etwa drei Viertel der gesamten Chips im Spiel hielt.
Andrian hatte das Momentum auf seiner Seite und gewann immer wieder kleinere Runden. Nach einigen weniger spannenden Runden ging es dann wieder ab, als Andrian ein Pärchen Fünfer auf der Hand hatte, aber Velvelt sich beim Bluffen mit einem Siebener-Pärchen erwischen ließ, so blieb Andrian dann doch im Rennen. Kurz darauf wettete Andrian am Turn auf ein Board mit einem Buben-High, doch Velvelt checkte und stellte Andrian vor eine weitere wichtige Entscheidung. Andrian callte mit einem Top-Paar und hatte es mit Velvelts weniger wertvollen Paar zu tun. Als der River kam, hatte Andrian mit 63.000.000 Chips gegenüber 14.000.000 Chips von seinem Gegenüber erneut die Nase vorn.
Der stets aggressive Velvelt begann mit einem weiteren Comeback, nachdem er Andrian auf dem Flop mit Zehn-High gecheckt hatte und auf dem River All-In gegangen war. Andrian hatte ein Top-Paar, ging aber nicht mit. Ein paar Hände später wurde Andrian mit Ass-Zehn von Velvelt mit einer Fünffach-Wette gepusht. Andrian hatte zwei Zehner auf der Hand und antwortete sofort mit einem Call. Andrian stand somit in der Rail, nachdem der saubere Runout Andrian die Siegerhand beschert hatte. Velvelt musste sich mit dem zweiten Platz zufriedengeben, während Andrian sich verdienterweise den Europe World Series of Poker 2024 Titel sicherte.
Und so sieht das Gesamtergebnis aus:
- Simone Andrian (Italien) Preisgeld: 1.300.000 Euro
- Urmo Velvelt (Estland) Preisgeld: 854.000 Euro
- Ran Ilani (Israel) Preisgeld: 590.000 Euro
- Mariusz Golinski (Polen) Preisgeld: 415.000 Euro
- David Hochheim (Deutschland) Preisgeld: 297.000 Euro
- Enrico Camosci (Italien) Preisgeld: 217.000 Euro
- Robin Berggren (Schweden) Preisgeld: 161.000 Euro
- Luka Bojovic (Serbien) Presigeld: 122.000 Euro
Die Reaktion des Gewinners
Nach dem Triumph kam Andrian zum Interview und gab das eine oder andere Statement ab. „Es ist unglaublich. Das ist bei weitem der höchste Gewinn in meiner Karriere. Ich könnte nicht glücklicher sein“. „Ich habe hier schon oft gespielt, und so ein Ergebnis hier zu erzielen, ist etwas ganz Besonderes“.
Der Weg an die Spitze war alles andere als einfach. Andrian musste eine Reihe von Höhen und Tiefen überstehen und auch im Heads-up gegen Velvelt wurde mehrmals aus einem Big Stack ein Short Stack.
„Es war sehr sehr hart. Wir waren super Deep. Wenn man mit 100 Big Blinds pro Spieler gegeneinander spielt, ist das schwierig. Normalerweise kommt man nicht dazu „supergroße Pötte zu spielen“ fügte er hinzu. Dazu fand er Worte für die Unterstützung seiner Freunde und italienischen Profikollegen.
Andrians Pokerkarriere hat seit seinem ersten Barcelet-Gewinn einen langen Weg zurückgelegt, der mit dem Sieg beim Main Event seinen Höhepunkt fand. In dieser Zeit sicherte er sich sechs weitere sechsstellige Gewinne, wodurch sich sein Gesamtgewinn bei live-Turnieren auf knapp über 1.300.000 US-Dollar erhöhte – eine Zahl, die sich mit dem Sieg bei der WSOP mehr als verdoppelt hat.
Bisherige Sieger des WSOP Main Events
Die WSOP Europe wurde bislang 15 Mal ausgetragen. Das sind die bisherigen Gewinner:
- 2007 – London: Annette Obrestad, 1.000.000 Britische Pfund
- 2008 – London: John Juanda, 868.800 Britische Pfund
- 2009 – London: Barry Shulman, 801.603 Britische Pfund
- 2010 – London: James Bord, 830.401 Britische Pfund
- 2011 – Cannes: Elio Fox, 1.400.000 Euro
- 2012 – Cannes: Phil Hellmuth, 1.022.376 Euro
- 2013 – Enghien-les-Bains: Adrián Mateos, 1.000.000 Euro
- 2015 – Berlin: Kevin MacPhee, 883.000 Euro
- 2017 – Rozvadov: Martí Roca de Torres, 1.115.207 Euro
- 2018 – Rozvadov: Jack Sinclair, 1.122.239 Euro
- 2019 – Rozvadov: Alexandros Kolonias, 1.133.678 Euro
- 2021 – Rozvadov: Josef Guláš, 1.276.712 Euro
- 2022 – Rozvadov: Omar Eljach, 1.380.129 Euro
- 2023 – Rozvadov: Max Neugebauer, 1.500.000 Euro
Alle Bracelet Gewinner der WSOP 2024
Die begehrten Bracelets wurden noch in 14 weiteren Tournaments ausgespielt. Auch hier haben wir eine Statistik vorbereitet.
Event | Entries | Prize Pool | Champion | Prize |
Event #1: The €350 NLH Opener | 3.509 | 1.039.014 € | Przemyslaw Szymanski | 115.350 € |
Event #2: €550 Pot-Limit Omaha | 642 | 301.740 € | Volodymyr Kokoulin | 56.100 € |
Event #3: €1,350 Mini Main Event | 1.286 | 1.500.000 € | Christopher Campisano | 213.350 € |
Event #4: €2,000 Pot Limit Omaha | 229 | 398.231 € | Vivian Saliba | 91.400 € |
Event #5: €550 NLHE Colossus | 2.799 | 1.500.000 € | Michal Schuh | 171.350 € |
Event #6: €5,000 Pot Limit Omaha | 141 | 629.594 € | Dennis Weiss | 159.897 € |
Event #7: €1,650 NLH 6-max | 351 | 494.910 € | Ermanno Di Nicola | 111.250 € |
Event #8: €25,000 NLH GGMillion€ | 38 | 1.000.000 € | Alessandro Pichierri | 335.900 € |
Event #9: €1,100 NLH Mystery Bounty | 515 | 484.100 € | Amir Mozaffarian | 69.050 € |
Event #10 €2,000 8-Game Mix | 90 | 156.510 € | Patrick Bueno | 43.400 € |
Event #11: €1,100 NLH Turbo Bounty Hunter | 458 | 430.520 € | Darius Neagoe | 63.650 € |
Event 12: €50,000 NLH Diamond High Roller | 30 | 1.395.900 € | Martin Kabrhel | 529.000 € |
Event #13: €10,350 Main Event NLH European Championship | 768 | 7.219.200 € | Simone Andrian | 1.300.000 € |
Event #14: €1,000 NLH Turbo Freezeout | 152 | 150.000 € | Zewei Ding | 35.351 € |
Event #15: €550 NLH Closer | 473 | 222.310 € | Marius Schneider | 44.000 € |