Es ist eine hitzige Diskussion: Sind Sonnenbrillen gut für Poker oder nicht, oder sollte man sie nicht sogar verbieten?
Wir erläutern, warum Pokerspieler Sonnenbrillen tragen und was für beziehungsweise gegen ein Verbot von Sonnenbrillen spricht.
Warum tragen Pokerspieler Sonnenbrillen?
Der Grund hierfür ist ganz einfach: Die Augen eines Spielers werden häufig als Orientierungspunkt genutzt.
Es gibt viele Tells, die an den Augen erkannt werden können und das wollen die Spieler natürlich vermeiden.
Diese Reaktionen und Verhaltensweisen lassen nämlich Rückschlüsse auf die Stärke der eigenen Hand zu und machen den Spieler leichter lesbar.
Zu den gängigsten Tells gehören ein kurzer Blick auf den eigenen Chipstapel, nachdem der Flop aufgedeckt wurde.
In den meisten Fällen bedeutet dies eine starke Hand und dass eine Bet oder ein Raise unmittelbar bevorsteht. Mehrmaliges und langes Betrachten der Karten deutet dagegen eher auf ein schlechtes Blatt hin.
Darüber hinaus versuchen viele Spieler, durch Anstarren des Gegners Stärke und Selbstvertrauen vorzutäuschen.
Oft steckt dahinter aber eine schwache Hand oder ein Bluff. Wer gelangweilt drein oder wegschaut hält hingegen oft eine sehr gute Hand.
Was spricht für das Tragen von Sonnenbrillen?
Wenn man eine Sonnenbrille trägt, dann gibt man keine Eye-Tells mehr von sich und das kann gerade bei Anfängern und Amateuren zu mehr Selbstbewusstsein und weniger Nervosität führen. Dadurch fühlen sie sich sicherer und sind sie eher in der Lage, ihr A-Game zu spielen.
Aber auch einige sehr erfolgreiche Spieler wie Sammy Farha, Humberto Brenes und Jonathan Little schwören auf Sonnenbrillen: „Ich denke Sonnenbrillen sind generell gut für das Spiel. Sie geben den Spielern einfach die Fähigkeit besser zu spielen“, erklärt Little.
Dieser Meinung ist auch der professionelle Pokerspieler und Autor Frank Wiese: „Zu wissen, dass die eigenen Augen geschützt sind und keine Eye-Tells abgeben, schafft ein Gefühl der Sicherheit, was im gesamten psychologischen Kontext sehr wichtig ist.“
Darüber hinaus ermöglichen sie, den Gegner genau zu studieren, ohne dass dieser es bemerkt. Oft fallen einem durch intensives Beobachten bestimmte Verhaltens- und Setzmuster auf, die man im weiteren Spielverlauf zu seinem Vorteil nutzen kann.
Da Sonnenbrillen auf viele sehr einschüchternd wirken, geben sie einem zudem die Möglichkeit, ein dementsprechendes Image aufzubauen und davon zu profitieren. Gleichzeitig schützen sie dich davor selbst eingeschüchtert zu werden.
Was spricht gegen das Tragen von Sonnenbrillen?
Viele Legenden des Pokersport wie Doyle Brunson und Daniel Negreanu finden Sonnenbrillen lächerllich und setzen sich entschieden für ein Verbot ein. Sie sind der Meinung, dass sie den Trägern einen unlauteren Vorteil verschaffen und das Spiel verfälschen:
„Das Verbot dieser Dinger hilft die Integrität des Sports gegen Schummeleien zu verteidigen. Alleine das sollte reichen, um Sonnenbrillen aus dem Pokersport zu verbannen“, so Negreanu.
Weiter argumentieren sie, dass jeder ambitonierte Pokerspieler in der Lage sein sollte seine Emotionen zu kontrollieren. Nicht umsonst spricht man vom Pokerface.
Abgesehen von dieser Grundsatzdiskussion haben Sonnenbrillen auch noch andere Nachteile. Fakt ist, dass man mit Sonnenbrillen schlechter sieht und man deshalb die Hole- und Community Cards, aber auch die Mimiken und Gestiken der Gegner nicht so einfach erkennen kann.
In manchen Sonnenbrillen spiegeln sich zudem die Karten und ein aufmerksamer Spieler könnte dadurch die eigenen Hole Cards sehen. Wer sich für das Tragen einer Sonnenbrille entscheidet, der sollte sich deshalb ganz genau überlegen welche Gläser er verwendet. Verspiegelte Brillen sind wohl gänzlich ungeeignet.
Sonnenbrillen deuten zudem häufig auf fehlende Live-Erfahrung und darauf hin, dass es sich beim Träger um einen unsicheren und schwächeren Spieler handeln könnte, da die meisten professionellen Spieler auf Sonnenbrillen verzichten.
Fazit
Wie ihr seht gibt es sowohl Argumente, die für als auch welche die gegen das Tragen von Sonnenbrillen sprechen.
Die Befürworter pochen darauf, dass Sonnenbrillen einen davor schützen, Tells abzugeben und leichter lesbar zu werden, und man dadurch sicherer wird und besser spielt.
Die Gegner von Sonnenbrillen behaupten dagegen, dass Sonnenbrillen schlecht für das Spiel sind und den Trägern einen unfairen Vorteil bringen.
Dieser Meinung bin ich auch und ich finde, dass man Sonnenbrillen aus Fairnessgründen verbieten sollte, um Chancengleichheit für alle zu gewährleisten. Doch solange sie erlaubt sind muss jeder selbst entscheiden, ob er eine Sonnenbrille trägt oder nicht.
Hersteller
Pokersonnenbrillen sind so beliebt, dass es Produzenten gibt, die sich darauf spezialisiert haben.
Der offizielle Ausrüster der WSOP ist Blue Shark Optics, und das schon seit 2006.
Auf die Brillen von Royal Eyewear schwören z. B. Phil Hellmuth und Dave „Devilfish“ Ulliott, und Jerry Yang trug eine Brille von Hold’em Shades, als er im Jahr 2007 den Main Event gewann.
Aber auch Marken wie Ray Ban oder Armani und die Trash-Hazardeure von Ed Hardy haben Sonnenbrillen im Programm, die bei den Spielern auf Interesse stoßen.
Wer sich trotz aller Vorbehalte näher mit dem Tellschutz am Pokertisch befassen will, kann die Brillen problemlos online auf den jeweiligen Seiten beziehen.
Anprobieren kann man die speziell auf Pokerspieler getrimmten Augengläser z. B. in Läden wie dem Gambler’s Store in Regensburg oder dem Pokershop in Hamburg und Wien.