„Ich habe mich mit mehreren weltberühmten Spielern unterhalten, die von sich behaupten, dass ihnen ihr HUD einen Vorteil verschafft.
Also haben wir uns zusammengesetzt, und am Ende unseres Gesprächs hatten sie verstanden, dass sie ihr ‚Edge‘ gar nicht dem HUD zu verdanken haben“, sagt McLoughlin.
„Sie sind einfach die besseren Spieler.“
Natürlich ist es so, dass die Datenbank in Kombination mit dem HUD (Heads-up Display) einem Spieler ein Mehr an Informationen verschafft.
McLoughlin weist jedoch darauf hin, dass das nicht automatisch bedeutet, dass man plötzlich ein Spitzenspieler ist.
Die wahre Stärke der Tracking Software, fährt McLoughlin fort, läge allerdings woanders. Es gelte, das eigene Spiele zu analysieren, seine Stärken und Schwächen zu erkennen und die Erkenntnisse dann mit dem HUD zu kombinieren, um die Gegner besser lesen zu können.
„Das HUD wird von vielen überschätzt. Die Selbstanalyse nach der Session ist viel wichtiger.“
Wer sich zu sehr auf sein HUD verlässt, macht sogar zwangsläufig Fehler.
Fehlerhafte Range-Einschätzungen
McLoughlin geht mehrere Szenarien durch, in denen die Daten, die man auf seinem HUD über den Gegner sieht, irreführend sein können, und erläutert, wie man seine Gegner mithilfe eines HUDs auf eine Range setzt.
„Ich war erst kürzlich mit Mason Malmuth, dem Besitzer von 2+2 beim Abendessen“, erzählt McLoughlin. „Wir haben uns darüber amüsiert, wie viele Spieler Ranges völlig falsch einschätzen.“
„Ich holte den Holdem Range Visualizer heraus und filterte ausschließlich nach 3-Bets. Wenn die 3-Bet-Rate eines Gegners bei 9,6% liegt, er also 9,6% seiner Hände 3-bettet, was ist dann seine Range?“
„Malmuth sah mich an und sagte, ‚die meisten glauben, dass es 9,6% der Hände sind, aber es handelt sich hier nicht um eine nicht ausbalancierte Range, die deshalb auch nicht korrekt ist.
Tatsächlich ist die Range breiter und ausgeglichener.“
„Und Mason hat vollkommen recht“, sagt McLoughlin. „Ich habe die Zahlen kontrolliert, und tatsächlich lagen 43% aller Hände innerhalb der Range.“
Um dieser Diskrepanz entgegenzuwirken, erlaubt PokerTracker in der neuesten Version dem Nutzer, die Ranges der Gegner individuell abzuändern, sodass eigene Kenntnisse über deren Spielweise mit einfließen können.
Weitere Probleme entstehen dadurch, dass Spieler aus verschiedenen Gründen von ihrer Standardspielweise abweichen.
„Zum Beispiel kann der Gegner betrunken sein, und man selbst weiß das natürlich nicht“, erläutert McLoughlin.
„Vielleicht ändert Ihr Gegner auch seine Spielweise, weil er versucht, einen anderen, schwachen Spieler am Tisch auszunehmen. Statistiken erzählen nie die ganze Geschichte.“
Die besten Spieler sind die, die am härtesten an sich arbeiten
McLoughlin glaubt nicht daran, dass man mittels eines HUD schnell zum Gewinner wird. Er verweist auf die Superstars und das, was sie dazu gemacht hat.
„Es ist wie mit einer Enzyklopädie. Nur weil man sie besitzt, ist man nicht schlauer.“
„Wenn man PokerTracker nutzen will, um ein Klassespieler zu werden, muss man sich nach der Session hinsetzen und sie haarklein analysieren. Genau das machen nämlich auch die Weltklassespieler.
Sie drucken sich Berichte aus, erstellen Filter usw. und lernen so mehr über ihr eigenes Spiel und das ihrer Gegner.
Sie machen ihre Hausaufgaben.
Anders geht es nicht. Es reicht nicht, zur Uni zu gehen, um gebildet sein. Man muss auch aktiv etwas lernen. Für Poker gilt das gleiche.“