Unkenrufer sind meistens Trittbrettfahrer. Als PokerStars sein VIP-Programm änderte, um Hobbyspielern mehr und den Profis weniger Anreize zu bieten, war das eine richtige Entscheidung.
Die VIP-Sache
Der Großteil derer, die sich danach lauthals beschwerten, war von den Änderungen gar nicht betroffen.
Die wenigen Regulars, die sich zu Recht angegriffen fühlten und PokerStars verließen, gaben an, sie seien diejenigen, die am meisten Rake für den Pokerraum generierten.
Viel mehr als das wog jedoch die abschreckende Wirkung, die es hatte, wenn Dutzende von Tischen mit Bumhuntern belegt waren, die auf „Opfer“ warteten und sich grundsätzlich weigerten, gegeneinander zu spielen.
Alle anderen sprangen lediglich auf den Zug auf, um ihren Frust loszuwerden. Wenn man verliert, muss ja jemand anders Schuld sein.
Es macht eben Spaß, den Erfolgreichen ans Schienbein zu treten, selbst wenn man deren Angebot in der Vergangenheit gerne genutzt hat.
Problematisch war vielmehr die Art, wie die Änderungen kommuniziert wurden.
Zunächst wurde die Veröffentlichung verschoben, wie auch Daniel Negreanu erläuterte, dann gab es ein Informationsleck, und schließlich ging man überhastet an die Öffentlichkeit, und das auch noch so ungeschickt, dass die Änderungen als Angriff auf die eigene Klientel verstanden werden konnten.
Dabei erklärten Profis wie etwa Ike Haxton unisono, wie sehr sie PokerStars immer geschätzt haben und wie schwer ihnen der Abschied fiel.
Die Konkurrenz reagierte sofort. 888poker verbesserte sein Programm umgehend, auch wenn das ohne größere Folgen blieb.
Auch die Doppel-EPT-Siegerin Vicky Coren erklärte, ihren Vertrag nicht verlängern zu wollen, obwohl sie PokerStars für den mit Abstand besten Pokerraum hielt.
Grund war vielmehr die Entscheidung, das Angebot auf Online-Casinos auszuweiten, mit der sie sich nicht identifizieren konnte.
Das Wort einer so angesehenen Journalistin wie Coren hat Gewicht und hätte den Verantwortlichen ein Warnsignal sein sollen.
Es ist eben nicht so einfach, Poker als Geschicklichkeitsspiel im Unterschied zu den Casinospielen zu bewerben und dann beides anzubieten. Eine angemessene Reaktion blieb jedoch aus.
Vielleicht hat man ja mehr Loyalität von den Spielern erwartet. Das wäre allerdings naiv, wie z. B. die Reaktionen während der EPT Prag ziegten, als verschiedene Spieler wie z. B: Sam Greenwood mit einem "Protest-T-Shirt" antraten.
PokerStars ändert die Strategie, sagt aber nichts dazu
Mangelnde öffentliche Kommunikation ist beim Marktführer inzwischen nichts Ungewöhnliches mehr.
Wenn PokerStars sich – im Oktober 2014 – aus Regionen wie dem Sudan, Afghanistan oder dem Vatikan zurückzieht, hat das auf die Branche natürlich keine größeren Auswirkungen und ist insofern keine Sensation.
Hier aber gab es eine Pressemeldung, allerdings ohne Angabe von Gründen und nur eine Woche, nachdem man öffentlich erklärt hatte, in allen Märkten präsent bleiben zu wollen.
Wenn PokerStars die PR-Strategie ändern und statt Pokerturniersiegern lieber Promis aus dem Sport wie Rafael Nadal, Neymar oder Ronaldo als Werbefiguren vermarkten will, ist das legitim.
Dafür müssen dann Team-Profis eben weichen. Wenn wie im Jahr 2014 nacheinander aber Spieler wie „Nacho“ Barbero, Joe Cada, Humberto Brenes, Angel Guillen, Marcel Luske, Michael Keiner, Pierre Neuville, Alex Kravchenko und Jonathan Duhamel aus dem Team ausscheiden und das hauptsächlich durch die Spieler selbst bekannt wird, wirkt das doch eher merkwürdig.
Vor allem, da dies direkt nach der Übernahme von PokerStars durch Amaya begann, hätte sich auch hier eine öffentliche Erklärung ganz gut gemacht.
So aber erfuhren nur wenige, dass etwa Joe Cadas Abgang erfolgte, nachdem er nach eigenen Angaben 100% Rakeback gefordert hatte, was abgelehnt worden war, und dass auch Kravchenko erklärte, er habe „nur Gutes über PokerStars zu sagen, aber alles Gute endet irgendwann“.
New Jersey gegen die Rake-Erhöhung
Als PokerStars nun bekanntgab, dass mit New Jersey endlich die Rückkehr in den US-Markt gelungen sei, sollte das eigentlich ein triumphaler Moment werden.
Doch dann wurde am gleichen Tag eine Erhöhung des Rake angekündigt, und plötzlich wirkte es so, als wollte man diese hinter der guten Nachricht verstecken.
Dass so etwas bei der aufmerksamen und gut vernetzten Poker-Community nicht funktioniert, hätte man eigentlich wissen müssen.
Besonders unangenehm fiel dabei auf, wie man meinte, mit dem Finger auf die Konkurrenz zeigen zu müssen, weil diese ja immer noch teurer sei. Das hat ein Marktführer normalerweise nicht nötig und ist auch nicht ganz richtig, wie selbst Daniel Negreanu eingesteht.
Und jetzt also die Vorwürfe wegen Insider-Handels gegen Amaya-Chef David Baazov.
Gut ein Jahr, nachdem die Behörden in Quebec die Büroräume von Amaya in Montreal durchsuchten, wird jetzt bekannt, dass mehrere hundert Investoren auf einen Wertanstieg der Amaya-Aktien wetteten, kurz bevor die Übernahme von PokerStars öffentlich wurde.
Bisher ist nicht klar, ob an der Anschuldigung etwas dran ist. Baazov sagt nein - natürlich. Wir werden sehen, was die Ermittlungen ergeben.
Wurde hier etwas lanciert, um PokerStars zu schaden? Gibt es möglicherweise sogar einen Plan, den Preis von PokerStars zu drücken, um eine weitere Übernahme kostengünstiger zu machen?
Das sind Spekulationen. Fakt ist, PokerStars ist noch immer der unumstrittene Marktführer im Bereich Online-Poker.
Aber es wird höchste Zeit für eine Charme-Offensive, denn irgendwie wirkt der Vorsprung heute kleiner als früher.
Top geschrieben!!!
POKERSTARS IST SEIT BAAZOV EINSTIEG NICHT MEHR SICHER … BETRUG !!!