Gespartes Geld ist gewonnenes Geld. Diese Philosophie machen sich nicht nur Investmentbanker zu eigen, sondern auch Pokerprofis.
In meinem ersten Jahr als Pokerprofi habe ich Nacht für Nacht $4/$8 Limit gespielt. Es gab da einen Profi auf dem $4/$8 Limit, der das Spiel so konsequent schlug, dass es mathematisch dafür keine Rechtfertigung mehr gab.
Im Verlauf eines gesamten Jahres sah ich nur einmal, dass er weniger als das Dreifache seines Buy-ins besaß. Ich war begierig, jeden Rat von ihm anzunehmen, den er mir geben würde. Das ist alles, was er mir mitteilte:
„Du machst in diesem Spiel kein Geld, indem du versuchst, möglichst viel zu gewinnen, sondern indem du möglichst wenig verlierst."
Alle Pokerspieler denken daran bzw. reden und schreiben ständig darüber, wie sie ihre Profite maximieren können. Dabei wird außer acht gelassen, wie wichtig es ist, die Verluste zu minimieren. Es macht eben mehr Spaß, über einen gewonnenen Pot zu reden, der einem einen ganzen Berg Chips eingebracht hat, als darüber, wie man eine Bet durch einen guten Fold gespart hat.
Im Allgemeinen ist das Ziel eines professionellen Limitspielers, eine Big Bet pro Stunde zu gewinnen. Hält man sich dies vor Augen, wird deutlich, welche Bedeutung das Pot Size Management einnimmt. Wenn Sie eine Bet verlieren, müssen Sie zwei gewinnen, um wieder profitabel zu spielen.
Einstellungssache statt Spielstärke
Das Prinzip weniger verlieren statt mehr gewinnen ist eine Frage der Einstellung. Eine Value Bet ist eine Frage der Spielstärke. Wenn Sie die beste Hand halten, überlegen Sie sich, wie viel Ihr Gegner noch bereit ist zu callen, und setzen Ihre Bet dann möglichst nah an dieser Summe an.
Weniger verlieren geht nicht so einfach. Hier geht es um Ihre Grundeinstellung, die Ihr Verhalten am Tisch maßgeblich beeinflusst.
Ein einfaches Beispiel hierfür ist das Free-Card-Spiel:
$2/$4 Limit - Standardpartie, Position: Button
Straße | Situation | Gegner | Sie | Kosten |
Pre-Flop | Suited connectors | Limp | Limp | $2 |
Flop | Flush Draw | Bet | Call | $2 |
Turn | Draw verfehlt | Bet | Call | $4 |
Gesamtkosten, um den River zu sehen: $ 8 (2 Big Bets).
$2/$4 Limit - Free-Card-Spiel, Position: Button
Straße | Situation | Gegner | Sie | Kosten |
Pre-flop | Suited Connectors | Limp | Limp | $2 |
Flop | Flush Draw | Bet | Raise | $4 |
Turn | Draw verfehlt | Check | Check | $0 |
Gesamtkosten, um den River zu sehen: $6 (1,5 Big Bets).
Wenn Sie den Flush auf dem River verpassen, sparen Sie eine halbe Bet.
Wer genau hingesehen hat, wird vermutlich bemerkt haben, dass der Profit bei diesen Draws langfristig derselbe ist, unabhängig davon, ob man das Free-Card-Spiel anwendet oder nicht. Der Unterschied besteht darin, dass die Varianz reduziert wird. In einer No Limit Partie kann man damit viele Chips sparen.
Die Anwendung bei No Limit
All diese Konzepte können auch auf No Limit angewandt werden. Ein Fehler kann in No Limit viel teurer werden. Deshalb ist „weniger verlieren" hier besonders wichtig. Wenn Sie Ihren Stack nicht verlieren, ist das genauso viel wert, als wenn Sie ihn verdoppeln.
Letztlich ist hier noch das Zinskonzept zu erwähnen. Jede Bet, die Sie bei No Limit sparen, entspricht zusätzlichen Chips in Ihrem Stack. Wenn Sie verdoppeln, verdoppelt sich auch das gesparte Geld. Wenn Sie $25 in der letzten Hand nicht verloren haben, werden daraus nun $50.
Je mehr Geld sie sparen (je weniger Sie verlieren), desto mehr Geld bleibt in Ihrer Kasse. So einfach ist das.