Die Variante
Im folgenden Artikel geht es um €1/€2 No-Limit Hold'em, im Grunde das billigste Limit, das beim Livepoker in Casinos angeboten wird. Das Mindest-Buy-In ist €40 und das Maximum beträgt €200. Wir sagen euch, wie ihr dieses ohne großen Aufwand schlagen könnt.
€1/€2 ist in den meisten Casinos nicht nur die niedrigste No-Limit-Partie, sondern auch die mit Abstand schwächste.
Die Gegner
In diesen Partien sitzen von 60-jährigen Nits, Anfängern, Verrückten, die jede Hand raisen, über junge Möchtegernprofis mit Sonnenbrille alle Sorten von Spielern, die man sich vorstellen kann.
Einige dieser Spieler sind gut, doch die meisten davon sind es eben nicht. Sie denken auf der niedrigsten Ebene und sehen nur ihre Karten.
Sie bekommen nicht mit, dass du die letzten 30 Hände gefoldet hast und jetzt auf einmal setzt wie ein Bekloppter.
Alles, was sie sehen, ist ihr Paar Buben, und sie wollen einfach nur wissen, wie viele Chips sie in die Mitte legen müssen.
Diese Spieler sind dein Angriffsziel und woher deine Gewinne kommen.
Loose-passive Spieler haben zwei große Schwächen: Sie callen zu oft vor dem Flop und wollen auf Teufel komm raus die nächste Karte sehen. Oft beschweren sich andere Spieler, dass es so schwer wäre, Fische zu besiegen, da diese alles callen.
Das entbehrt jedoch jeder Grundlage, denn genau die Spieler, die zu oft callen, sind die Bankautomaten der Pokerwelt und händigen jedem berietwillig Geld aus, der geduldig auf eine gute Hand und seine Chance wartet.
Die optimale Strategie für €1/€2 No-Limit Hold'em
Spiele tight, und wenn du Top Pair oder eine noch bessere Hand hast dann setze! Nichts Außergewöhnliches also. Spiele ABC-Poker, triff gute Hände und setze groß mit ihnen.
Loose-passive Calling Stations tun das, was sie am besten können: Sie bezahlen. Aus diesem Grund solltest du mit deinen guten Händen erbarmungslos setzen und sie callen lassen.
Auf Bluffs solltest du dagegen weitestgehend verzichten, denn sie werden nicht folden!
Wenn du vor dem Flop tight spielst und eine gute Starthandauswahl triffst, dann sind die Entscheidungen nach dem Flop deutlich einfacher. Mit soliden Preflop-Händen bekommst du meistens auch nach dem Flop solide Hände.
Streichst du marginale Hände aus deinem Repertoire, stehst du nach dem Flop vor weniger schweren Entscheidungen.
Dein Ziel ist, Top Pair mit gutem Kicker oder eine noch bessere Hand zu floppen. Lass dich nicht vom allgemeinen Gedonke am Tisch anstecken. Nur weil der halbe Tisch limpt, ist das noch lange kein Grund, es ihm mit K♥ 3♠ gleich zu tun. Sei geduldig und diszipliniert und konzentriere dich auf Hände, die den Flop gut treffen können.
Spielbare Hände auf €1/€2
Hohe Paare (AA bis TT)
Diese Made Hands sind häufig schon stark genug, um die Hand beim Showdown zu gewinnen. Meist brauchst du dann gar keine Hilfe vom Board mehr.
Hohe Paare sind Preflop derart klare Favoriten, dass du damit immer raisen solltest, wenn noch niemand vor dir geraist hat. Mit Assen, Königen, Damen und Buben solltest du nach einem Raise auch reraisen.
Größere Gewinne erzielst du mit diesen Händen, wenn du ein Overpair oder sogar ein Set floppst. Ist dies der Fall, solltest du groß betten. Deine loose-passiven Gegner sind gerne bereit, dich drei Setzrunden lang mit schlechteren Händen zu callen.
Hände für gute Top Pairs (AK, AQ, AJ, KQ)
Diese Hände können starke Top Pairs mit gutem Kicker treffen.
In einer Partie mit vielen loose-passiven Gegnern wird dir ein guter Kicker viel Geld einbringen.
Hast du zum Beispiel K♣ Q♣ und das Board bringt einen König, kannst du gegen einen loose-passiven Spieler in allen drei Setzrunden for Value betten.
Er zahlt dich bereitwillig mit K♦ 9♠ bis zum Ende aus und stellt dann fest, dass sein Kicker nicht ausreicht.
Diese Hände sind stark genug, um zu raisen, wenn noch niemand geraist hat. Außerdem spielen sich diese Hände am besten, wenn du nur einen Gegner hast. Behalte das im Hinterkopf, wenn du deine Einsätze festlegst.
Spekulative Hände
Diese Hände gewinnen nur selten ohne Verbesserung, aber wenn sie treffen, kannst du richtig große Pötte gewinnen. Zu diesen Händen zählen Sets, Full Houses, Straights und Flushes. Mit solch starken Händen solltest du bis auf einzelne Ausnahmen immer bereit sein um deinen ganzen Stack zu spielen.
Spekulativ sind diese Hände, weil sie etwas treffen müssen, um überhaupt etwas wert zu sein. Ihre Qualität beruht auf den Implied Odds, also die Anzahl der gegnerischen Chips, die sie bei einem Treffer gewinnen können.
Am liebsten möchtest du den Flop mit diesen Händen so billig wie möglich sehen. Spekulative Hände sielen sich am besten in Position, in frühen Positionen sollte man sie deshalb eher folden.
Mittlere und niedrige Paare (99 bis 22)
Mit diesen Paaren hast du ein Monster, wenn du ein Set triffst. Sets sind für den Gegner oft schwer zu erkennen, daher kann es durchaus sein, dass du einem Gegner all seine Chips abnimmst, wenn er Top Pair oder ein Overpair hat.
Aus diesem Grund ist es in Ordnung, mit diesen Paaren aus jeder Position zu limpen.
Nach einem Raise entscheidest du anhand deines Gegners und dessen Stacksize. Ist er tight und zahlt dich vermutlich nicht aus, wenn du triffst, oder hat er nicht genügend Chips dann solltest du folden.
Ist er dagegen loose oder du hast mehrere Gegner, kannst du ein normales Raise callen, um auf ein Set zu spielen.
Entscheidend bei diesen Paaren ist, dass du mit einem getroffenen Set auf jeden Fall den optimalen Weg finden solltest, wie du dein ganzes Geld in die Mitte bekommst.
Suited Connectors und Suited One Gappers (QJs bis 76s, KJs bis T8s)
Suited Connectors sind großartige Hände, wenn man sie mit Verstand spielt. Sie können Straights und Flushes treffen und damit große Pots gewinnen.
Das Problem ist nur, dass das viel seltener passiert, als man denkt.
In früher Position sollte man alle niedrigen Suited Connectors einfach folden. Spielst du nicht viele Hände, kannst du mit Suited Connectors wie J♥ T♥ oder Q♠ J♠ limpen, alle anderen Hände solltest du aber folden.
Suited Connectors lassen sich vor allem in Position gut spielen. Meist trifft man den Flop gar nicht oder bekommt ein schwaches Paar.
Ohne Position landet man nach dem Flop häufig in schwierigen Situationen, daher sollte man sie in früher Position nicht spielen. Und auch nach einem Raise sollte man sie außer auf dem Button fast nie spielen.
Am besten spielen sich Suited Connectors und Suited One Gappers in Position!
Gleichfarbige Asse (A9s bis A2s)
Gleichfarbige Asse sind gute spekulative Hände, da man mit ihnen den Nut Flush Draw floppen und dank des Asses auch Top Pair machen kann.
Der Nut Flush Draw kann sehr wertvoll sein, da man kleineren Stacks das gesamte Geld abnehmen kann. Das Problem bei Flushes ist, dass sie sehr offensichtlich sind. Jeder Spieler am Tisch merkt, wenn ein Flush ankommt, daher ist es manchmal schwierig, adäquat ausbezahlt zu werden.
Gleichfarbige Asse sind gute Hände, aber nicht stark genug, um aus jeder Position zu limpen. Je näher du am Button bist, desto besser.
Nach einem Raise solltest du diese Hände nur selten spielen. Du triffst einen Flush nicht annähernd so oft wie ein Ass, weshalb du oft von einem besseren Kicker dominiert wirst.
Solche Top Pairs müssen sehr vorsichtig gespielt werden, sonst können sie dich eine Menge Geld kosten.
Schwächere Top Pair-Hände (KJo, QTo, etc.)
Um diese Hände solltest du meist einen großen Bogen machen. Sie werden leicht dominiert und sollten daher nur in später Position gespielt werden.
In frühen Positionen oder nach einem Raise sollte man einfach die Finger von ihnen lassen.
Mit diesen Händen kann man Straights machen, aber kaum Flushes, meist trifft man aber Top Pair und muss sich dann sorgen, ob man am Ende von einem Gegner dominiert wird.
Alle anderen Hände
Alle anderen Hände sind Schrott und sollten deshalb gar nicht erst gespielt werden, auch dann nicht wenn sie suited sind.
Viele Spieler geraten immer wieder in Schwierigkeiten, weil sie gleichfarbige Trash Hands spielen, um einen Flush zu treffen.
Man trifft einen Flush viel seltener, als man denken mag, und in den restlichen Fällen verpulvert man einfach sein Geld. Also Finger weg!
Position, Position und noch mal Position
Die Wichtigkeit der Position kann gar nicht genug betont werden.
Viele Spieler meinen, sie hätten das Konzept der Position verstanden, callen dann aber regelmäßig mit mäßigen Händen und spielen den Rest der Hand ohne Position.
Solche Fehler kosten eine Menge Geld. Ohne Position muss man herumraten und ahnen, was der Gegner womöglich tun wird.
Wer Position hat, der hat einen enormen Informationsvorsprung und kann daher gute Entscheidungen treffen, ob er Geld setzen will oder nicht.
Genau deswegen ist Position so wichtig. Hast du sie, sitzt du am Ruder und gibst den Takt vor. Du hast immer das letzte Wort.
Willst du günstig zum Showdown kommen checkst du, willst du setzen, setzt du.
Wer keine Position hat, steht immer vor einem Ratespiel. Und wer Position hat, kann dafür sorgen, dass der Gegner raten muss und Fehler macht.
Abwarten und Geduld bewahren
Mehr muss man nicht tun. Die wichtigste Tugend auf €1/€2 ist Geduld und Disziplin.
Warte ab, bis du eine gute Hand bekommst. Folde 80 Prozent deiner Hände und spiel nur die besten Blätter.
Spiel keine Hand, nur weil du gelangweilt bist. Spiel solide Hände und triff damit solide Hände nach dem Flop.
Kommen keine guten Karten, solltest du dich nicht mit Musik oder deinem Smartphone ablenken, sondern deine Gegner und deren Gewohnheiten genau beobachten.
Erstelle Profile von ihnen, merk dir die schwachen Spieler und deren Neigungen.
Weißt du, wer die loosen Spieler sind und wer die tighten, kannst du deren Einsätze besser einschätzen und entsprechend reagieren.
Sobald du ein klares Bild deiner Gegner hast, geht es nur noch darum, auf die richtigen Spots zu warten. Warte auf eine starke Hand und setze damit.
Nimm den Calling Stations ihr Geld ab und bring sie dazu, mit schlechteren Händen möglichst viel Geld zu investieren.
Berücksichtigst du die Ratschläge, triffst eine gute Starthandauswahl und achtest immer auf deine Position, dann wirst du €1/€2 No-Limit Hold’em live leicht schlagen können!#
schrott